98. Kapitel

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Tyler's Sicht
 
"Sir, wollen sie nicht langsam mal schlafen? Normalerweise dürfte ich sie hier nicht länger drinnen lassen.", murmelte sie mitleidig und stellte etwas an den Geräten ein.
 
"Ich kann sie nicht alleine lassen. Diese Ungewissheit ist das Schlimmste, wissen sie wann sie wieder aufwacht?"
 
"Das kann ich ihnen nicht sagen, denn im Moment steht ja noch nicht einmal fest, ob sie überhaupt wieder aufwacht."
 
Ihre Worte versetzten mir wieder einen Stich ins Herz. Musste sie es gerade sagen? Will sie meine Hoffnung zerstören? Warum muss sie mich daran erinnern? Ich bin kurz vorm zusammenbrechen, ich bin labil, wie kann sie dann noch soetwas sagen?
 
"Sie wird wieder aufwachen, das weiß ich.", murmelte ich leise zu mir selbst. Jedoch sie hörte es und warf mir noch einmal diesen bemitleiden Blick zu. Zum kotzen, einfach nur zum kotzen. Ohne ein weiteres Wort ging sie wieder aus dem Raum und ließ mich bei ihr sitzen.

"Weißt du noch, damals in der Schule, als wir uns das erste mal gesehen und gleich beleidigt haben? Ich hatte damals eine kurze Hose an und du hast gesagt, dass ich behaarter als ein Affe bin. Das hat total an mein Selbstbewusstsein genagt. Du warst die erste die sich getraut hat mich zu beleidigen. Das nehme ich dir immer noch übel. Du hattest schon damals dieses Agressionsproblem, als ich unabsichtlich gegen dich geschubst wurde, hast du mir sofort in meinen Arsch getreten. Weißt du eigentlich, das du einen scheiß harten Tritt hattest, es hat höllisch wehgetan und meine linke Arschbacke war total blau. Ich wünschte du wärst jetzt wach, ich weiß ganz genau das du darüber lachen würdest. Weißt du wieviel ich jetzt dafür geben würde, um dein wunderschönes Lachen zu hören?"
 
Es ist schrecklich keine Antwort zubekommen, als würde man Selbstgespräche führen. Doch ich hoffe das sie mich hört,dass sie indirekt mitbekommt, das sie nicht alleine ist, das ich bei ihr bin.
 
"Oder kannst du dich noch daran erinnern, als ich gesagt habe, das dein Kleid hässlich ist und wie ein Geschirr Handtuch aussieht? Das meinte ich gar nicht ernst, du sahst wunderschön aus, nur du hast mich nun mal beleidigt und ich hätte nie zugegeben das du bezaubernd darin aussahst. Oder als wir mit beiden Klassen einen Ausflug an den Strand zum Volleyballtunier gemacht haben und wir beide anstatt Punkte zumachen immer versucht haben den anderen den Ball gegen den Kopf zuschießen und uns beleidigt haben. Du musst zugeben, wir hatten eine Menge Spaß schon damals zusammen gehabt. Irgendwie konnten wir den anderen auch nie in Ruhe lassen, wir mussten uns immer strieten. Heute weiß ich auch warum, wir mochten uns schon damals, nur wir wussten es da noch nicht. Und keiner von uns hätte damals gedacht, das wir einmal zusammen kommen, du und ich. Doch das Schicksal wollte es so, es hat immer wieder unsere Wege zueinander geführt, wir sind füreinander bestimmt!
Nie hätte ich gedacht, das ich einmal an deinem Krankenhausbett sitzen werde und um dein Leben bangen, dass ich wegen dir weinen werde, deine Nähe, deine Berührungen, deine Stimme, dein Lachen, DICH vermissen werde."
 
Ich hörte auf zu reden, da sich die Tür öffnete und mein Vater hinein kam.

"Du bist jetzt seit heute Nacht hier,Ty.Es ist jetzt bereits später Nachmittag. Fahr nach Hause mein Sohn,versuch wenigstens ein paar Stunden zu schlafen, dich um zuziehen. An deinen Sachen ist überall Blut." Er sagte es als guten Rat und nicht als Anweisung. Er wollte mir es nicht vorschreiben, sondern mir nur gutes tun.
 
"Es ist ihr Blut Dad, ihr Blut, es ist alles ihres. I-ich kann nicht schlafen. Ich muss mich nur umziehen, obwohl mir alles egal ist, ich will nur das sie wieder aufwacht, mehr will ich nicht Dad, ich wünsche es mir so sehr! Und ich kann nicht los, ich will und werde sie nicht alleine lassen! Sie war so lange alleine, da werde ich sie nicht hier alleine lassen, auch wenn sie nicht wach ist, sie merkt trotzdem, ob jemand bei ihr ist."
 
Er klopfte mir auf die Schulter. "Sie ist nicht alleine, wenn du möchtest bleibe ich hier, bei ihr. Ich bleibe so lange, bist du wieder hier bist. Du kannst mit meinem Auto fahren, oder besser ist du rufst dir ein Taxi, wenn du dich nicht so fühlen solltest, das du fahren kannst." Ich bedankte mich bei ihm und stand zum ersten mal seit Stunden wieder von diesem Stuhl auf.
 
"Ich bin nicht lange weg.", sagte ich noch, bevor ich das Zimmer verließ. Ich weiß nicht, ob ich fahren kann, ob ich inder Verfassung dazu bin. Da kam mir ein Gedanke. Niemand außer mein Vater und ich wissen, das sie hier liegt und um ihr Leben kämpft. Niemand weiß, ob sie wieder aufwachen wird, keiner weiß was sie durchgemacht hat. Ich nahm mein Handy aus der Tasche und wählte zuerst Caithy's Nummer.
 
>>Tyler, ist alles okay? Ich hab versucht Lina zu erreichen, nur sie geht einfach nicht ran.<<
 
>>Kann sie auch nicht. Caithy, ist Kyle bei dir? Ich muss euch etwas sagen, was euch auch etwas angeht.<<
 
>>Du hörst dich nicht gut an, was ist los? Darren und Kyle sind hier, ich schalte auf laut.<<
 
>>I-ich kann kaum darüber reden. Es rut so schrecklich weh. Lina..sie, sie schwebt in Lebensgefahr, sie wäre fast gestorben. I-ihr Herz hat für einen kurzen Augenblick schon aufgehört zu schlagen. Sie wurde operiert nur die Ärzte wissen nicht, ob sie wieder aufwacht. I-ich kann doch aber nicht mehr ohne sie...<<

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