Lina's Sicht
Ich schlief sehr unruhig, den Rest der Nacht und wachte des öfteren auf. Immer wieder, selbst wenn ich schlief, sah ich die Bilder vor mir. Er über mir gelehnt. Seine Hände fest um meinem Hals geschlossen. Immer weiter zudrückend, atemlos wache ich dann auf und es fühlt sich so an, als wären seine Hände noch immer an meinem Hals. Tyler war die meiste Zeit der Nacht wach und bekam mit, wenn ich schlecht träumte und aufwachte, doch er fragte mich nicht nach meinem Traum, er wollte mich nicht drängen. Und ich wollte ihm keine weitere Lüge auf tischen, er hat es nicht verdient, angelogen zu werden.
Durch mich konnte er so schlecht schlafen, darum war ich froh, dass er jetzt noch am frühen Morgen etwas Schlaf bekam. Ich beobachtete ihn noch einige Zeit, bevor ich aufstand und verschlafen ins Badezimmer ging. Gestern war ich zu müde um noch zu duschen, dafür hatte ich jetzt dafür genügend Zeit. Ich legte die Sachen, die ich von Ty hatte in dem Wäschekorb und stieg anschließend unter die Dusche. Das warme Wasser prasselte auf meinem Körper und meine Muskeln begannen sich langsam etwas zu entspannen. Doch dafür wurden die Gedanken immer lauter. Dieses mal gelingte es mir nicht diese abzustellen, überall verfolgten sie mich. Nur als ich Tyler gestern zweimal küsste, verschwanden sie für den Moment, er ließ mich all das schlechte vergessen.Wenn er aufwacht, werde ich ihn fragen, ob wir kurz zu mir nach Hause fahren können, damit ich mir schnell einige Dinge holen könnte, wie meine Schulsachen, Kosmetik usw. Nach der Schule werde ich Caithy dann fragen, ob sie mich zum Park fahren kann, damit ich mein Auto abholen kann. Ich wollte nicht Tyler auch noch darum bitten, er hat schon soviel getan, da kann er nicht auch noch den Nachmittag nur mit mir verbringen, er hat auch noch ein eigenes Leben.
Ich tapste aus der Dusche und zog mir meine Jeans von gestern über und ging dann mit leisen Schritten wieder zurück ins Zimmer. Ich wollte ihn nicht aufwecken, darum ging ich in seinem Kleiderschrank und schnappte mir einen Hoodie von ihm und zog ihn mir über. Das Handtuch hatte ich noch immer um meine nassen Haare gebunden, Im Schneidersitz, setzte ich mich zurück auf's Bett und beobachtete ihn beim Schlafen. eigentlich müsste ich es gewöhnt sein, mit ihm in einem Bett zu schlafen und neben ihn aufzuwachen, doch ich konnte mich nicht daran gewöhnen. Es war so ein richtig schönes Gefühl, nicht alleine aufzuwachen, sondern neben einen so tollen Jungen. Doch er schlief nicht so ruhig, wie sonst, nein er war angespannt im Schlaf. Woran er wohl dachte?
Ich streichte ganz sanft mit meinen Fingern, über seine angespannte Stirn, um die Falten glatt zu streichen. Doch sofern ich wieder aufhörte, zog sich seine Stirn wieder in Falten.Gott, wenn er so weitermacht, dann sieht er bald aus wie 60, mit seinen Falten. Als ich wieder drüber streichte, begann er zu lächeln. Letzendlich öffnete er auch seine Augen. Und sah mich durch ihnen verschlafen an. "Was machst du?", fragte er mit seiner sexy Morgenstimme. Ich liebe diese Stimme, die er jeden Morgen nachdem aufwachen hat, warum müssen Typen nur so heiß sein, sogar beim aufwachen? Sie müssen nichts machen und was ist wenn wir Frauen aufstehen? Ja, genau, unsere Haare sehen aus, wie ein verwühltes Vogelnest, dann vielleicht noch, durch den Rest des Augenmake-up's, Panda-Augen, und so weiter. Unfair."Ich wollte dir nur helfen. Da du erst knackige 18 bist, wollte ich vermeiden, dass du schon auf Botox angewiesen bist.", lachte ich und nahm meine Hände von seiner Stirn. "Warum Botox?", fragte er verwirrt nach. "Na, selbst im Schlaf, hattest du deine Stirn in Falten, wenn du so weiter machst, kann man dir beim altern zu gucken.", lachte ich und er schüttelte nur seinen Kopf und stieg in mein Lachen mit ein. Dann drehte er sich zu mir, legte seine Hände auf meinen Hüften und zog mich zu sich ran. "Wie geht's dir?", hauchte er in mein Ohr. Ich schmiegte mich dichter an ihm und überlegte mir eine Antwort auf seine Frage. Wie geht es mir eigentlich? Ich weiß es selbst nicht genau. Ich fühle mich am Abgrund, doch irgendwie ist da noch diese eine Hand, die mich hochzieht, damit ich nicht runterstürze. "Ich weiß nicht Ty, nicht gut, aber auch nicht schlecht. Ich weiß selbst nicht, wie es mir geht.", seufzte ich und versteckte mein Gesicht an seiner Brust. "Ach Süße, wir bekommen das schon hin.", sagte er aufmunternd und strich mir sanft über meinen Rücken, bedacht nicht über meine Wunde zu streicheln. Er ist so vorsichtig und lieb, wie kann ein Junge so sein? Wie kann er in der Schule, den Ruf als rücksichtloses Arschloch haben, das alle Mädchen die Herzen bricht und sie nur für das eine benutzt, aber wenn man ihn näher kennt, ein so toller, schöner Mensch sein? Daran sieht man sich mal wieder, wie man sich in Menschen täuschen kann, da fällt mir ein Sprichwort ein, was mein Daddy damals zu mir gesagt hat, als ich in eine neue Schule kam, ein Mädchen nicht mit mir sprechen wollte und ich mich bei ihm ausgeweint habe und mich darüber beschwert habe. Er sagte zu mir: 'Mein Mädchen, du darfst nicht über einen Menschen voreilig urteilen, wenn du ihn gar nicht kennst. Du hast ihn vielleicht einige Male gesehen, aber weißt nichts über ihn und sein Leben. Lerne die Menschen vorher besser kennen, bevor du dir ein Bild von ihnen machst. Man kann sich so schnell in Menschen täuschen, meine Süße.' Und das was er sagte, dass stimmte. Am nächsten Tag, habe ich wieder versucht mit dem Mädchen zu reden, doch sie sprach wieder nicht mit mir. Dann kam ihre Mutter und erklärte mir, das ihre Tochter taub stumm ist und deswegen nicht mit mir sprechen würde. Weil sie mir nicht antworten kann und mir nie antworten wird. Ich ging nach der Schule oft mit ihr spielen und wir verstanden uns ohne Worte, einige Monate später, brachte sie mit ihrer Mutter, mir die Gebärdensprache bei. Jeden Tag einige Wörter, somit ich endlich mich mit ihr 'unterhalten' konnte. Mein Dad hatte Recht behalten, er hatte immer Recht und bevor ich mir sonst ein Urteil über einen Menschen erlaubt habe, hab ich vorher versucht ihn kennenzulernen. Nur bei Tyler und seinen Freunden, habe ich es nicht getan und ich bereute es zutiefst. Vielleicht wären wir sonst früher befreundet gewesen? Vielleicht wären einige Dinge anders verlaufen. Vielleicht.
"Woran denkst du?", fragt er verschlafen und riss mich damit aus meinen Gedanken. "An meinen Dad. An dem was er einmal zu mir gesagt hat.", antwortete ich wahrheitsgemäß. Er fragte nach, was genau ich meinte und darauf erzählte ich ihm die Geschichte. "Wo ist Elodie jetzt?", fragte er nach. "Sie ist damals von einem Tag auf den anderen verschwunden gewesen. Ihre Eltern sind mit ihr weggezogen, in irgend ein Land, in dem es eine Forschung gab, eine neue Methode, das Gehörlose, hören können. Natürlich war die Chance, das sie wieder hören kann, fast bei null. Doch ihr Vater, wollte sich nie mit dem Gedanken anfreunden, das sein Kind besonders ist. Deswegen hat er sie bei dieser Studie angemeldet, sie wurde angenommen und somit sind sie weggezogen. Sie sollte es nicht wissen und ich auch nicht. Wir klebten förmlich aneinander. Wir waren unzertrennlich. Wir konnten uns nicht von einander verabschieden.", murmelte ich und dachte an die Zeit zurück, in der ich so niedergeschlagen war und selbst Dad nicht wusste, wie er mich wieder aufmuntern konnte."So eine Scheiße. Elodie kam doch damit zurecht und sie hatte dich. Ihr ging es doch gut. Warum musste ihr Vater das zerstören?", sprach er angeschlagen. Es überraschte mich, das es ihm interessierte und so nahe ging. "Tja, er wollte ihr etwas wiedergeben, doch hat es nicht akzeptiert, das sie so, wie sie war, glücklich war.", ich konnte ihn auf einer Art etwas verstehen, aber auf der anderen Art wiederum nicht. "Und was ist mit ihr? Weißt du, ob es angeschlagen hat und sie hören kann?", neugierig sah er zu mir runter. "Naja..., die eine Frau, die mit ihrer Mutter gut befreundet war, meinte das Elodie die Operation nicht überstanden hat, sie ist einfach nicht mehr aus der Narkose aufgewacht.", meine Stimme wurde brüchig, als ich ich die Worte leise aussprach. "Scheiße man, ich könnt kotzen!", sagte er lauter, wie er mit fühlt ist bewundernswert. Andere hätten vielleicht, oh, tut mir leid, ohne Emotionen raus gebracht, doch Tyler fühlte mit mir.
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Show The World Your True Face
Teen Fiction(Me)lina ist ein 16 jähriges Mädchen, von dem alle denken, sie hätte ein perfektes Leben. Doch was alle nicht wissen ist, dass ihr Leben alles andere als perfekt ist. Ihr Stiefvater misshandelt sie und ihre Mutter verlangt von ihr, dass sie nichts...