Kapitel 4

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Sie ging nun zu Bett und schlief, bis am nächsten Morgen der Wecker klingelte. Gut gelaunt fuhr sie mit Liam und Jim zu der Halle und verbrachte dort den gesamten Tag mit Aufräumen, bis alles wieder ordentlich war.
Die nächsten Tage und Wochen waren dann gefüllt mit den tollsten Shootings und einer wunderbaren Zeit mit Jim. Er schaffte es schließlich auch mit nach Spanien zu kommen und sogar nach Dubai flog er mit. Ein Jahr lang blieb Jim und es war ein wundervolles Jahr. Alles, was sie in den acht Jahren verpasst hatten, holten sie nach und es war großartig.
Dann kam jedoch der Tag vor dem Diana so viel Angst hatte.
Fröhlich kam sie nach einem tollen Shooting nach Hause und schloss gut gelaunt die Tür auf. Was sie dann sah, ließ ihre gute Laune allerdings sofort verschwinden. In kompletter Uniform stand Jim vor ihr und sagte traurig: "Hallo, Kleine!"
"Musst du gehen?", fragte sie direkt.
"Ja. Es tut mir leid. Am liebsten würde ich noch bleiben, aber ich muss los. Wir hatten ein wundervolles, gemeinsames Jahr, aber alles hat irgendwann ein Ende.", erklärte er. Sie begann sofort zu weinen und er schloss sie sanft in seine Arme.
So standen sie, bis auch Liam nach Hause kam. Er schaute sich die Situation nur kurz an und verstand direkt, was los war. Tröstend strich er ihr über den Rücken und fragte an Jim gerichtet: "Müssen wir dich irgendwo hin fahren?"
"Nein. Alles gut. Ein Kollege holt mich gleich ab.", sagte Jim jedoch und kurz darauf hielt auch schon ein Auto vor dem Haus.
"Ist er das?", fragte Liam, als ein Mann in Uniform aus stieg. Jim nickte nur.
"Ich will nicht, dass du gehst!", schluchzte Diana und krallte sich an ihm fest.
"Ich weiß, aber ich muss. Es tut mir leid und ich gehe auch wirklich nicht gerne, aber ich muss arbeiten.", sagte er und strich ihr immer wieder tröstend über den Rücken.
"Ich will ja jetzt wirklich nicht stören, aber wir müssen los.", sagte der fremde Mann nun.
"Einen kleinen Moment noch.", sagte Jim und wand sich nun Diana zu. Vorsichtig schob er sie ein Stück von sich weg und ging etwas in die Knie, um mit ihr auf einer Augenhöhe zu sein.
"Ich komme weider. Das verspreche ich dir! Ich weiß noch nicht wann, aber ich komme auf jeden Fall wieder!", sagte er und strich ihr sanft eine Träne von der Wange.
"Wie kannst du das versprechen? Du könntest jede Sekunde erschossen werden!", schluchzte sie.
"Ich komme wieder! Das verspreche ich dir!", sagte er erneut. Sie schluchzte nur leise. Sanft legte Liam nun einen Arm um sie und flüsterte beruhigend: "Alles wird gut. Er wird wieder kommen. Er hat dir das schon einmal versprochen und er wird das Versprechen auch dieses mal halten."
Nun herrschte Schweigen, bis Jim ihr ein letztes Mal über die Wange strich.
"Pass gut auf dich auf! Ich komme wieder!", sagte er.
"Pass du auf dich auf! Ich will dich auch in ganzen Stücken wieder haben!", schluchzte sie.
"Versprochen."
"Ich will mindestens einmal in der Woche ein Lebenszeichen von dir!"
"Wird gemacht!"
"Ich werde dich so schrecklich vermissen!"
"Ich dich auch."
"Pass auf dich auf!"
"Mach ich."
Nun wand er sich Liam zu und sagte: "Pass gut auf sie auf! Du hast jetzt die Verantwortung für sie!"
"Versprochen!", sagte Liam.
"Tschüss! Bis ganz bald!", sagte Jim nun und wand sich langsam von ihnen ab.
Ein letztes Mal fiel Diana ihm nun um den Hals. Sanft schloss er sie in seine Arme und sagte: "Tschüss meine Kleine! Pass auf dich auf!"
"Tschüss!", schluchzte sie und löste sich nun langsam von ihm. Liam schloss sie direkt in seine Arme, während Jim nun mit seinem Kollegen zusammen in das Auto stieg. Ein aller letztes Mal winkten sie ihm hinterher, bevor das Auto am Horizont verschwand.
Kraftlos krallte Diana sich an Liam fest und er zog sie noch etwas näher zu sich.
"Ganz ruhig. Alles wird gut.", sagte er beruhigend und strich ihr immer wieder tröstend über den Rücken.
So standen sie eine Weile, bis er sie vorsichtig hoch hob und rein trug. Dort setzte er sich mit ihr auf dem Schoß auf die Couch und gab sein Bestes sie irgendwie zu trösten. So wirklich klappte dies allerdings nicht, denn sie hörte einfach nicht auf zu weinen.
"Hast du morgen noch Shootings?", fragte er nach einer Weile.
"Ja.", schluchzte sie.
"Kannst du die irgendwie verschieben oder ab sagen?"
"Nein."
"Wirklich nicht? So kannst du doch kein Shooting machen!"
"Ich muss."
"Ach Süße. Alles wird gut. Bitte hör auf zu weinen! Das bringt doch nichts. Er kommt wieder. Das hat er dir versprochen."
"Aber in der Zeit bis dahin kann ihm sonstwas passieren und ich kann ihm nicht mal helfen!"
"Er ist alt genug, um auf sich selber auf zu passen. Er ist der Ältere. Vergiss das nicht."
"Ich vermisse ihn einfach jetzt schon so schrecklich!"
"Ich weiß und du wirst ihn auch noch lange vermissen, aber wir müssen hier auch irgendwie weiter machen. Er wird wieder kommen."
"Ich kann nicht einfach so weiter machen, als wäre nichts gewesen."
"Ich weiß. Das erwartet auch keiner von dir. Ich spreche mit meinem Chef und bleibe erstmal bei dir."
"Danke!"
"Hey. Alles ist gut. Ich hab Jim versprochen auf dich auf zu passen und das tue ich auch. Ich lass dich jetzt nicht alleine. Keine Sorge."
"Ich liebe dich!"
"Ich dich auch!"

Die nächsten Wochen waren sehr schwierig für die Beiden. Diana weinte viel und schaffte ihren Alltag nur mit Liams Hilfe. Dieser unterstützte sie jedoch, so gut er konnte und tat alles für sie. Wochenlang blieb er zuhause, um sich um sie zu kümmern, doch schon bald musste der Alltag wieder einkehren. Liam musste wieder arbeiten und auch Diana musste wieder alleine klar kommen. Bis das so wirklich klappte, dauerte es jedoch einige Wochen. Erst nach zwei Monaten kehrte langsam wieder Normalität ein und es gehörte wieder zur Tagesordnung, dass sie jeden Tag mehrere Male zum Briefkasten ging und einmal in der Woche einen Brief bekam. Einmal in der Woche schrieb sie sich alles von der Seele und schickte ihm einen, oft mehrere Seiten langen, Brief. Darin berichtete sie ihm über alles, was in letzter Zeit passiert war und alles, was sie sonst noch irgendwie beschäftigte. Seine Antworten waren dagegen immer eher kurz. Er war noch nie der Typ gewesen, der viel schrieb. Sie freute sich allerdings auch über ein paar kurze Sätze. Ihr war es nur wichtig zu wissen, dass er lebte.
So verging ein Jahr nach dem anderen und mit jedem Monat fand sie etwas mehr in ihren Alltag zurück. Trotzdem verging kein Tag ohne, dass sie an ihn dachte und ihn vermisste. Liam kümmerte sich allerdings gut um sie und tat alles, damit sie glücklich war. Über jedes Lachen, das sie ihm schenkte, war er extrem glücklich, denn er wusste, wie schwer ihr das viel und wie sehr sie ihren Bruder vermisste.

Etwa zwei Jahre nachdem Jim gegangen war, schrieb Diana ihm den wohl längsten Brief, den sie jemals geschrieben hatte. Diesmal ging es allerdings um eine ganz andere Sorge als sonst. Seit ein paar Wochen beschäftigte sie das schon und sie hatte keine Ahnung, wie sie mit Liam darüber reden sollte. Also schrieb sie es ihrem Bruder. Das tat sie immer, wenn sie etwas so sehr beschäftigte und nicht mehr los ließ. Sie schrieb ihm, dass sie schwanger war. Von Liam. Mit Drillingen. Somit war er der Erste, der davon wusste und er sollte ihr möglichst sagen, wie sie das Liam beichten sollte. Daraus wurde ein zehn Seiten langer Brief, den sie am nächsten Morgen direkt ab schickte. Es dauerte allerdings ein paar Wochen, bis die Antwort kam. Dann kam er jedoch. Der alles entscheidende Brief. Jim schrieb, dass er ihr alles, alles Gute wünschte und das sie einfach mit Liam reden sollte. So wirklich gute Tipps konnte er ihr allerdings auch nicht geben.
Am Abend saß sie dann, wie so oft, mit Liam zusammen an dem See. Fast jeden Abend saßen sie dort auf der Bank und ließen ihren Gedanken einfach freien Lauf. Das war die Entspannung, die sie beide ab und zu mal brauchten.
"Schatz?", fragte Diana nach einer Weile.
"Ja?", fragte er.
"Was hältst du eigentlich von Kindern?"
"Kinder sind toll. Wieso? Bist du schwanger?", fragte er aus Spaß.
"Ja.", sagte sie jedoch ernst und brach in Tränen aus.
"Aber das ist doch toll! Du wolltest doch schon immer ein Kind haben. Warum weinst du jetzt?", fragte er verwirrt.
"Es werden Drillinge.", schluchzte sie.
"Was?"
"Ich bin mit Drillingen schwanger."
"Jetzt ernsthaft?"
"Ja."
"Okay. Das wird stressig, aber wir kriegen das alles hin. Da brauchst du nicht zu weinen. Alles ist gut. Wir kriegen das alles irgendwie hin."
"Danke!"
"Du musst dich für gar nichts bedanken. Ich hab nicht richtig aufgepasst."
"Das haben wir beide nicht. Danke, dass du das so locker siehst!"
"Was soll ich denn sonst machen? Den Kopf in den Sand stecken? Das bringt auch nichts. Es ist nunmal jetzt passiert und dann ziehen wir das jetzt auch zusammen durch."
"Dir ist aber bewusst auf was du dich da ein lässt?"
"Ja. Auf jede Menge Stress und schlaflose Nächte. Aber das ist mir egal. Ich komme damit klar und ich lass dich garantiert nicht damit alleine. Das verspreche ich dir!"
"Danke!"
"Im wie vielten Monat bist du denn?"
"Im Dritten. Die Geburt ist für den 21. Juli ausgerechnet."
"Okay. Und wie geht's dir so?"
"Jetzt, wo du auch bescheid weißt, gut."
"Gut. Weiß dein Bruder schon bescheid?"
"Ja. Der war der Erste, dem ich bescheid gesagt hab."
"Und was meint der?"
"Er meinte, dass er sich für uns freut und dass er versucht zur Geburt zu kommen."
"Das wäre doch toll!"
"Ja. Das hab ich ihm auch geschrieben."
"Dann komm. Lass uns nach Hause gehen."

Missing youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt