Gerade war sie aus Spanien zurück gekommen und freute sich Liam und die Kinder wieder zu sehen, doch als sie zuhause an kam und die Tür öffnete, kam Liam nicht, wie sonst, um sie zu begrüßen. Er saß einfach nur ruhig mit den Kindern in der Küche.
"Hey! Was ist denn hier los? Müsst ihr Drei nicht in die Schule?", fragte sie verwundert. Es war ein ganz normaler Montag Morgen und sie wüsste nicht, dass die Schule ausfiel und von ihnen kam auch keine Antwort. Sie schauten nur bedrückt auf den Boden. Irgendwas stimmte nicht. Da war Diana sich nun ganz sicher.
"Was ist los? Ist irgendwas passiert?", fragte sie alarmiert und Liam stand nun auf, um sie zu umarmen.
"Was ist los?", fragte sie erneut, doch noch immer bekam sie keine Antwort. Ernst schob sie Liam nun ein Stück von sich weg und sagte: "Liam, ich will jetzt sofort wissen, was los ist! Irgendwas stimmt hier doch gewaltig nicht!"
"Jim liegt im Koma.", sagte Liam nun und Diana brach direkt in Tränen aus. Sanft schloss Liam sie wieder in seine Arme, doch sie schob ihn wieder weg und schluchzte: "Wo ist er?"
"In Washington. Ich hab schon alles organisiert. Wir fliegen heute Mittag.", sagte Liam.
"Weiß deine Mutter schon bescheid?"
"Ja. Ich hab eben schon mit Sean telefoniert. Ich hab ihm aber gesagt sie sollen erstmal nicht kommen. Du willst denke ich erstmal deine Ruhe."
"Danke!"
"Kann ich dir sonst irgendwie helfen?"
"Pack bitte mit den Kindern ein bisschen was an Klamotten ein. Ich mach was zu Essen.", sagte sie und machte sich nun daran ein bisschen was zu Essen ein zu packen, während Liam mit den Kindern die Koffer packte. So verging der Vormittag, bis sie dann zum Flughafen fuhren und nach Washington flogen. Dort kamen sie zwei Stunden später dann auch an und riefen sich ein Taxi, um auf direktem Weg zu der Klinik zu fahren. Dort wurden sie dann von einer netten Ärztin aufgeklärt und zu Jim geführt. Von dem, was sie sagte, bekam Diana allerdings nichts mit. Sie war wie im Trance und als sie Jim da zwischen lauter Schläuchen und Maschinen liegen sah, kamen ihr schon wieder die Tränen. Sofort setzte sie sich zu ihm an das Bett und nahm vorsichtig seine Hand. Sanft strich sie immer wieder darüber und schluchzte: "Du darfst nicht sterben! Bitte Jim! Halte durch!"
Liam zeriss es fast das Herz zu sehen, wie fertig sie doch war. Das letzte Mal hatte er sie so gesehen, als ihre Mutter starb. Es tat weh sie jetzt wieder so zu sehen und er hoffte inständig, dass Jim überlebte. Er wusste, dass Diana daran zu Grunde gehen würde. Das würde sie nicht verkraften. Nicht jetzt. Wenn sie das überhaupt irgendwann tun würde. Ihr Bruder war alles für sie. Das wusste er am Besten.
Langsam ging er nun auf sie zu und legte sanft eine Hand auf ihre Schulter.
"Alles wird gut. Da glaube ich ganz fest dran. Er ist ein Kämpfer. Er wird das überleben!", sagte er und versuchte so glaubwürdig wie möglich zu klingen. Wirklich sicher war er sich dabei auch nicht, aber sie brauchte jetzt diese Unterstützung. Das wusste er.
Lange standen sie so, bis es langsam dunkel wurde und Diana sagte: "Such dir irgend ein Hotel und kümmer dich um die Kinder. Ich bleibe hier."
"Kommst du hier auch wirklich alleine klar?", fragte er unsicher. Er hatte kein gutes Gefühl dabei sie alleine zu lassen.
"Ja. Die Kinder brauchen dich jetzt mehr als ich."
"Okay. Aber bitte verspricht mir, dass du hier nicht auf komische Ideen kommst!"
"Versprochen. Hier ist doch sowieso dauernd irgendwer. Da würde ich das eh nicht schaffen."
"Gut. Dann kommen wir morgen früh wieder.", sagte Liam nun und gab ihr zum Abschied noch einen Kuss, bevor er mit den Kindern zusammen die Klinik verließ. Es fiel ihm sehr schwer seine Kleine da alleine zu lassen, aber sie hatte Recht. Die Kinder brauchten ihn jetzt mehr. Sie waren erst 14 Jahre alt und verstanden gar nicht richtig, was los war. So suchten sie sich nun ein Hotel, wo sie sich ein gemeinsames Zimmer buchten und sich dann zusammen in das Bett legten.
"Papa?", fragte Anna nach einer Weile.
"Ja?", fragte er.
"Wird Onkel Jim sterben?", fragte sie nun und sprach damit die Sorge von ihnen allen aus.
"Ich weiß es nicht. Es kann sein, dass er stirbt, aber es kann genauso gut sein, dass er über lebt. Wir können jetzt nichts anderes machen, als hoffen, dass er überlebt."
"Mama würde es nicht verkraften, wenn er stirbt, oder?", fragte Justus nun und das zeigte mal wieder, wie erwachsen die Drei doch schon waren.
"Nein. Wahrscheinlich nicht. Er ist ihr Bruder und der Letzte, den sie aus ihrer Familie noch hat.", sagte Liam ehrlich. Es hatte keinen Sinn sie jetzt noch an zu lügen. Das wusste er.
"Was ist mit ihren Eltern passiert?", fragte Felix nun. Sie hatten dieses Thema nie so wirklich angesprochen, aber jetzt war der Zeitpunkt gekommen es ihnen zu erklären. Das wusste Liam.
"Ihr Vater ist noch vor ihrer Geburt gestorben und ihre Mutter hat sich umgebracht, als sie ungefähr so alt war, wie ihr jetzt. Euer Onkel war zu dem Zeitpunkt schon 18 und hat sich um sie gekümmert. Deshalb stehen sie sich auch so nah. Sie haben sich nur gegenseitig.", erklärte er und es herrschte erst einmal Schweigen, bis Anna irgendwann fragte: "Denkst du Mama begeht auch Selbstmord, wenn Onkel Jim stirbt?"
"Ich weiß es nicht. Es kann gut sein. Deswegen müssen wir jetzt auf sie aufpassen und für sie da sein. Ich weiß nicht, wie es jetzt weiter geht. Ich denke mal, dass ihr dann irgendwann wieder nach Hause fliegt und Allison oder irgendwer anders da auf euch aufpasst. Vielleicht kommt auch eure Oma und kümmert sich um euch. Das müssen wir dann sehen. Ihr werdet in nächster Zeit auf jeden Fall erstmal ohne uns klar kommen müssen. Deswegen müsst ihr jetzt zusammen halten. Ihr seid zu dritt und ich bin mir ganz sicher, dass ihr das schafft. Es ist für uns alle eine schwere Zeit, aber wir schaffen das, okay?", sagte Liam nun. Von den anderen kam nur ein Nicken, bevor dann wieder Ruhe einkehrte und die Kinder kurz darauf dicht an ihn gekuschelt ein schliefen. Liam konnte allerdings nicht schlafen. Ihn beschäftigte das alles viel zu sehr. Was würde passieren, wenn Jim starb? Würde Diana sich dann wirklich umbringen? Und was wäre dann? Was würde dann aus den Kindern? Und was war mit ihm? Er konnte ohne sie auch nicht leben. Wie würde es jetzt weiter gehen? Was machte er mit den Kindern? Wem konnte er sie jetzt am besten anvertrauen? Er hatte da doch keine Ahnung von! Das machte Diana doch sonst immer, aber die konnte nun nicht. Sie war momentan zu nichts mehr fähig und er musste das alles irgendwie organisieren. Aber wie? Wie sollte er das machen?
All diese Fragen schwirrten in seinem Kopf herum und es quälte ihn einfach nicht weiter zu wissen.
Die ganze Nacht lag er wach, bis er dann am nächsten Morgen mit den Kindern wieder in die Klinik fuhr. Diana saß dort unverändert auf dem Stuhl und hielt noch immer seine Hand. Immer wieder strich sie sanft darüber und zuckte leicht zusammen, als Liam nun eine Hand auf ihre Schulter legte.
"Ist alles okay bei dir?", fragte er besorgt. Von ihr kam nur ein Nicken. Sie schaffte es einfach nicht ihm richtig zu antworten. Der Kloß in ihrem Hals machte es ihr unmöglich. Sie konnte und wollte jetzt einfach nicht reden. Er verstand das allerdings und sagte: "Ich gehe und rufe meine Mutter an. Dann soll die kommen und auf die Kinder aufpassen."
Wieder kam nur ein Nicken von Diana. So verließ Liam nun den Raum und kramte sein Handy heraus, um in Irland an zu rufen.
"Gibt's was Neues?", meldete Sean sich direkt.
"Nein. Leider nicht.", sagte Liam.
"Schade. Seid ihr jetzt da?"
"Ja. Seit gestern schon."
"Wie geht's Diana?"
"Na wie schon. Die ist total fertig. Sie hat die ganze Nacht bei ihm gesessen."
"Und was ist mit den Kindern? Wie kommen die damit klar?"
"Es geht so. Die sind natürlich auch fertig und machen sich Sorgen."
"Und du? Schaffst du das auf alle auf einmal auf zu passen?"
"Naja. Es ist alles ein bisschen schwierig. Ich hab keine Ahnung, was ich mit den Kindern machen soll. Am Besten wäre es, wenn die wieder nach Hause fliegen, aber wer passt da auf sie auf?"
"Sollen wir kommen? Wir können uns um die Drei kümmern. Das ist kein Problem."
"Ja. Das wäre glaube ich am Besten. Ist Mum in der Nähe?"
"Ja. Wir sitzen den ganzen Tag vorm Telefon und warten drauf, dass es irgendwas Neues gibt."
"Könntest du die mir mal geben?"
"Ja klar."
Kurz darauf fragte seine Mutter dann: "Liam?"
"Ja. Ich bin's.", sagte er.
"Weißt du was Neues?"
"Nein. Leider nicht."
"Wie geht's Diana?"
"Nicht gut. Die ist total fertig."
"Sollen wir kommen und uns um die Kinder kümmern? Oder können wir irgendwie anders helfen?"
"Ich weiß es nicht. Scheiße man!"
"Ganz ruhig. Nicht verzweifeln. Du schaffst das! Du kriegst das alles hin! Ich weiß, dass es gerade verdammt schwer für dich ist und dass du dir auch Sorgen machst, aber du musst jetzt für sie da sein. Das ist deine Familie und du bist für sie zuständig. Du musst jetzt die Nerven behalten und dich um deine Frau und deine Kinder kümmern. Du kannst das! Das weiß ich! Du bist doch mein Großer!"
"Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll!"
"Pass auf. Wir machen das jetzt folgendermaßen. Wir kommen jetzt mit dem nächsten Flug zu euch nach Washington und dann sehen wir weiter, okay?"
"Danke!"
"Und du verzweifelst in der Zeit bitte nicht komplett! Du schaffst das! Wir kommen mit dem nächsten Flug, den wir kriegen können."
"Okay. Bis dann!"
"Ja. Tschüss!"
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Missing you
Teen FictionAchtung! In diesem Buch werden die Themen Krieg, Drogen, selbstverletzendes Verhalten sowie einige psychische Krankheiten behandelt. Diana ist Pferde Fotografin und wohnt mit ihrem Freund Liam in Ocala. An sich hat sie ein wirklich tolles Leben mit...