Kapitel 34

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Lange unterhielten sie sich noch und lachten viel, bevor Diana und Liam dann nach Hause fuhren.
"Das ist schon ein verrückter Haufen deine Springreiter.", meinte Liam nun.
"Ja. Das sind sie. Ein völlig verrückter Haufen. Aber du musst mal abwarten, wenn die dann nächstes Wochenende alle zusammen kommen. Das wird lustig.", sagte Diana
"Das kann ich mir schon vorstellen. Aber Lucy und Kent. Die sind sich ja nur am ärgern, oder?"
"Ja. Das machen die immer. Aber das ist mehr so ein freundschaftliches Necken."
"Was sich neckt das liebt sich."
"Ja. Das sagen alle und irgendwann kommen die auch noch zusammen! Wart's ab! Das sag ich schon, seit ich die kenne! Irgendwann wird das was! Da wette ich mit dir!"
"Okay. Die sind alle nicht verheiratet oder?"
"Nein. Die sind ja auch alle noch jünger, als wir."
"Echt?"
"Ja. McLain ist der Älteste und der ist zwei Jahre jünger als ich."
"Da haben die aber alle früh angefangen!"
"Das sagt der, der mit 13 erfolgreich S geritten ist."
"Ja ich saß auch mit zwei das erste Mal auf dem Pferd und bin mit fünf in die erste E Dressur rein geritten."
"Mit fünf hab ich gerade mal angefangen zu reiten!"
"Ich bin ja auch mit Pferden aufgewachsen. Ich reite, seit ich denken kann."
"Das war immer mein Traum. Irgendwann mal mit Pferden leben. Ich hatte damals höchstens mal ein Pflegepferd."
"Ja. Ich hab mit vier von meinem Opa ein Pony geschenkt bekommen. Wenn man den ganzen Tag mit Pferden zu tun hat und im Prinzip jeden Tag trainiert, lernt man nunmal sehr schnell. Das ist einfach so. Ich hatte meinen Trainer direkt im Haus und der hat jeden Tag mit mir trainiert. Wir haben fünf Tage die Woche Dressur trainiert, sind einen Tag aus geritten und einen Tag hatten die Pferde frei. Wenn du das jahrelang von zwei Jahren an machst, kannst du ganz schnell sehr gut reiten. Ich konnte schon fast eher reiten, als überhaupt laufen."
"Ist dein Opa eigentlich auch noch richtig Turniere geritten?"
"Ja. Mein Opa ist damals Grand Prix geritten und hat dann ein bisschen gezüchtet. Er hat damals immer die Jungpferde ausgebildet und auf Turnieren vorgestellt. Moonlight hat er ja auch komplett ausgebildet. Die stammt von seinem damaligen Erfolgspferd ab."
"Also kennst du sie im Prinzip vom Fohlenalter an?"
"Ja. Wir sind mehr oder weniger zusammen aufgewachsen. Sie ist auf den Tag genau neun Jahre jünger als ich. An meinem neunten Geburtstag ist sie geboren. Da hat mein Opa schon gesagt, dass sie mal erfolgreich wird und dass das mein Pferd ist. So war es dann ja auch."
"Das heißt die ist mit vier Jahren schon S gelaufen?"
"Ja. Er hat sie ein Jahr lang ausgebildet und dann haben wir bei M angefangen und uns dann in einem Jahr auf S** hoch gearbeitet. Sie konnte mit fünf schon alles außer Piaffe, Passage und Einerwechseln."
"Unglaublich!"
"Ja. Sie ist einfach ein tolles Pferd! Deswegen wurde sie ja dann als ich aufgehört habe auch als Zuchtstute eingesetzt. Sie hat viele tolle Fohlen und ich hab damals immer gesagt, dass ihr letztes Fohlen mir gehört. Das ist Nightsea. Und mein Opa hatte Recht."
"Womit Recht?"
"Er hat früher immer gesagt, dass das letzte Fohlen das Beste ist. Das stimmt auf jeden Fall."
"Ja. Nightsea ist wirklich toll! Aber du reitest sie auch wirklich gut! Ihr beide könnt wirklich was erreichen! Da bin ich mir sicher."
"Erstmal muss ich es schaffen länger als eine halbe Stunde reiten zu können ohne durch zu drehen. Aber es wäre natürlich schon toll, wenn ich wieder Turniere reiten könnte und ich würde lügen, wenn ich sagen wurde, dass ich nicht immer noch davon träume irgendwann mal Grand Prix zu reiten."
"Wir kriegen das hin. Irgendwann reitest du die ganz großen Turniere. Da bin ich mir ganz sicher! Und ich werde dich auf jeden Fall unterstützen! Das verspreche ich dir!"
"Danke! Es tut echt gut dich an meiner Seite zu haben! Du hilfst mir momentan so sehr! Vielen Dank!"
"Lass das sofort sein! Ich hasse es dauernd mit Komplimenten zugeschüttet zu werden! Das weißt du! Es reicht, dass deine Mutter das andauernd macht. Fang du jetzt nicht auch noch damit an! Ich versuche nur dir zu helfen. Mehr nicht. Ich will nur, dass du endlich wieder glücklich bist."
"Du bist echt unglaublich! Du tust so viel für mich und schimpfst dann noch, wenn ich mich bedanke. Das macht außer dir auch keiner."
"Liam, du bist mir einfach unglaublich wichtig. Ich würde alles für dich tun. Genauso wie du für mich. Das ist für mich nichts besonderes. Wenn ich eins damals gelernt habe dann ist es, dass man für alles kämpfen muss und dass man gut aufpassen muss, wenn man es hat. Hätte ich das schon eher gemacht, wäre meine Mutter vielleicht nicht gestorben."
"Hey! Jetzt fang nicht mit so etwas an! Du bist ja wohl die Letzte, die etwas für ihren Tod kann! Mach dir da jetzt bloß keine Vorwürfe! Du hättest sie nicht aufhalten können. Du warst ein Kind und sie war krank! Sie wäre trotzdem gestorben. Egal, was du gemacht hättest. Niemand hätte sie aufhalten können. Sie hatte den Entschluss gefasst zu sterben."
"So wie du damals?"
Nun wusste Liam nicht mehr, was er sagen sollte. Ja. Auch er hatte damals den Entschluss gefasst zu sterben. Auch er konnte und wollte einfach nicht mehr leben, aber er lebte noch und das hatte er vor allen Dingen ihr und Jim zu verdanken. Sie konnten ihm helfen, aber wie sollte er ihr jetzt erklären, dass sie ihrer Mutter nicht mehr helfen konnte? Wie sollte er das anstellen?
"Hast du dir schon jemanden ausgesucht, den du morgen treffen willst?", wechselte Diana nun das Thema, worüber Liam ziemlich erleichtert war.
"Nein. Ich kenn die alle nicht mehr. Da bin ich nicht mehr so im Bilde.", meinte er.
"Du kannst dir dann ja alle in Ruhe angucken. Das ganze läuft genauso ab, wie heute und wir können dann abends mal durch die Ställe gehen. Zu Allison und den anderen muss ich sowieso nochmal. Und kennen tu ich die sowieso fast alle. Wen ich immer sehr nett finde sind so Charlotte Dunjardin, Kathleen Keller, Kristina Bröring-Sprehe und so. Mit denen kannst du dich dann wirklich hin stellen und dich normal unterhalten. Die sind noch so die, die auf dem Boden geblieben sind."
"Ja Charlotte Dunjardin und Valegro kennt ja wohl jeder. Das ist die Elite der Dressur Reiter."
"Die reitet morgen auch. Mit der können wir dann mal reden."
"Kennst du die etwa auch?"
"Ja. Die ist genauso alt, wie ich. Mit der unterhalte ich mich ganz gerne mal."
"Du quatschst einfach mal so mit den berühmtesten Reitern. Es gibt Leute, die alles dafür tun würden, um die live reiten sehen zu können und du stellst dich einfach zu denen in den Stall und unterhältst dich mit denen. Genial!"
"Ja. Was soll ich sonst machen, wenn ich eine Stunde Pause hab und alleine bin? Da unterhalte ich mich eben mit den Reitern. Ich hab von denen zum großen Teil sogar die Handy Nummern und mit Charlotte wolllte ich mich schon seit Jahren mal treffen, um ein paar Fotos zu machen."
"Unglaublich! Du hast wahrscheinlich auch schon mit Edward Gal Kaffee getrunken und Totilas mal gestreichelt."
"Du wirst es nicht glauben, aber ja. Das hab ich. Dieser Hengst ist unglaublich verschmust! Aber der ist ja jetzt nach Deutschland verkauft und wird da kaputt geritten. Das arme Pferd."
"Kennst du den Reiter auch noch?"
"Ja. Das ist ein eingebildetes Arschloch. Ich kann den nicht leiden."
"Gibt es auch Reiter, die du nicht kennst?"
"Ganz wenige. Ich fotografiere jetzt seit 9 Jahren für die Presse. Da lernst du die mit der Zeit alle kennen."
"Und da kannst du dir alle Namen merken?"
"Ja. Ich schmeiß das ab und zu mal durcheinander, aber ich kann die alle und meistens auch noch die passenden Pferde dazu."
"Das könnte ich nicht."
"Alles Übungssache. Ich kann von fast allen meinen Kunden die Namen mit dem passenden Pferd dazu auswendig."
"Man hast du ein Gedächtnis!"
"Das muss ich haben. Sonst würde mein Alltag so nicht funktionieren. Aber das wirst du dann in den nächsten Tagen schon merken."
Kurz darauf kamen sie dann zuhause an, wo sie gemeinsam etwas aßen und dann zu Bett gingen. Diana legte allerdings noch eine Nachtschicht ein, um die ganzen Fotos durch zu sortieren und zu bearbeiten.

Am nächsten Morgen waren sie dann schon früh auf den Beinen und fuhren kurz zum Stall, sodass Liam Nightsea etwas bewegen konnte. Moonlight hatte an diesem Tag noch frei und durfte auf der Weide bleiben. Während Liam ritt, mistete Diana dann schon einmal die Boxen aus und sortierte das ganze Sattelzeug, dass sie noch aus den Koffern geholt hatten, ordentlich in den Spint in der Sattelkammer. Von der Kandarre bis hin zu Schabracken wurde alles ordentlich aufgehängt und als sie dann fertig war, stand Liam auch schon wieder hinter ihr und sie versorgten Nightsea, bevor sie dann direkt zum Turnierplatz fuhren. Dadurch waren sie an diesem Tag doch tatsächlich zehn Minuten vor der Prüfung da.
"Wow! So früh heute! Das bin ich von dir gar nicht gewohnt!", sagte Jack erstaunt.
"Ja. Ab und zu kommt auch mal nichts dazwischen und ich bin tatsächlich mal pünktlich.", erklärte Diana
"Wow! Ich soll dir von Charlotte sagen, dass du dann mal zu ihr kommen sollst. Stall drei die fünfte Box links."
"Gut. Dann machen wir das doch direkt mal."
So gingen sie nun direkt zu den Stallungen und machten sich auf die Suche nach Charlotte, die noch völlig entspannt vor der Box stand und mit ihrem Hengst kuschelte.
"Hey! Da bist du ja!", sagte die Frau und umarmte sie zur Begrüßung. Liam blieb nur erstaunt stehen und schaute durch die Stallgasse. Überall standen die tollsten Dressur Pferde und es war einfach nur grandios!
Erst als Diana mit ihrer Hand vor seinem Gesicht rum fuchtelte, kam er zurück in die Realität.
"Was?", fragte er.
"Wir müssen los. Die Prüfung fängt gleich an.", erklärte Diana und zog ihn hinter sich her zur Presse Tribüne.

Stundenlang fotografierte Diana die ganzen Paare und Liam gab seine Kommentare dazu ab. Für ihn war dieser Tag einfach nur grandios und er wurde noch besser, als sie dann am Abend durch die Ställe gingen und sich mit den Reitern unterhielten. Fast jeden von ihnen kannte Diana und wusste genau mit wem man sich gut unterhalten konnte und von wem man sich lieber fern hielt. Für sie war das ein ganz normaler Arbeitstag, während Liam einfach nur begeistert war.

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