Kapitel 64

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Beezie ging nun wieder während Diana und Liam in Ruhe den Hengst versorgten.
"War das wirklich so gut?", fragte Liam nun.
"Ja! Das war unglaublich! Wirklich ganz großes Kino! Ein paar winzige Fehler sind noch drinnen, aber sonst ist das wirklich perfekt! Diese Kür ist wie geschaffen für euch. Das war einfach nur unglaublich! Ich bin so stolz auf dich und dein Opa wäre es auch. Der sitzt gerade wahrscheinlich oben auf seiner Wolke und feiert eine Party, weil sein Enkel endlich wieder richtig reitet und dann auch noch so verdammt gut!", sagte Diana noch immer absolut begeistert.
"Jetzt übertreibst du aber.", meinte Liam.
"Nein. Das war wirklich so genial! Du kannst uns ruhig glauben! Wenn wir was sagen, stimmt das meist auch. Ich bin mir da ganz sicher, dass du das gewinnen kannst!"
"Du hast aber viel Vertrauen in mich!"
"Ich weiß, dass du das kannst! Du reitest verdammt gut und du kannst das gewinnen! Entweder mit Sunshine oder mit Bonavista. Wobei es mit Bonavista noch realistischer ist, weil du da einfach die bessere Kür hast. Die passt perfekt zu deinem Reitstyl und zum Pferd."
"Jetzt ist aber gut. So viel Lob vertrag ich nicht!"
"Verdient hast du es auf jeden Fall."
"Schluss jetzt!"
"Ich hör ja schon auf."
"Wie geht's eigentlich den Kindern? Sehr schlimm?"
"Ne. Es hielt sich noch in Grenzen. Halt Kopfschmerzen."
"Na dann ist ja gut. Ich dachte es wird schlimmer."
"Ich hab schon aufgepasst, dass sie es nicht gleich übertreiben. Keine Sorge."
"Gut."
"Die richtigen Erfahrungen können sie dann auf ihrem Abnschluss machen. Da dürfen sie das wenigstens so halbwegs. Und sie müssen in den nächsten Tagen nirgendwo hin."
"Der Tag wird sowieso interessant."
"Wieso?"
"Ich kenn dich. Du schießt dich da so richtig ab und ich kann dann sehen, wie ich drei Kinder und dich nach Hause krieg."
"Wenn alles nach Plan läuft, ist Jim dann da."
"Dann trink ich mit. Soll der doch sehen, wie er uns nach Hause kriegt."
"Das klappt schon alles. Notfalls organisieren wir uns irgendwen dazu. Kent würde mir noch eine Nacht schulden."
"Wieso?"
"Wegen der Aktion bei der Aftershow Party."
"Achso. Wehe du revanchierst dich und gräbst ihn an!"
"Da hätte ich aber Ärger mit Lucy!"
"Und mit mir!"
"Ach komm. Ich hab auch nichts gesagt, als du deine Kollegin abgebaggert hast."
"Was? Wann war das denn?"
"Letztes Jahr bei der Weihnachtsfeier von deiner Firma, wo ich dich abgeholt hab."
"Da kann ich mich gar nicht mehr dran erinnern."
"Das kann ich mir vorstellen. So betrunken, wie du da warst, ist das kein Wunder."
"Und ich hab wirklich..."
"Ihr eiskalt an den Hintern gefasst, als ich daneben stand. Ja. Aber keine Sorge. Sie wird sich daran wahrscheinlich genauso wenig erinnern können. Die war mindestens genauso betrunken."
"Oh."
"Ja. Und ich hab da auch nichts gesagt, sondern dich einfach raus gezogen. Also darfst du nicht meckern!"
"Gut. Dann mach was du willst. Aber ich beschütze dich garantiert nicht vor Lucy!"
"Ich pack den schon nicht an. Der ist eindeutig zu jung für mich und außerdem verheiratet. Da brauchst du keine Angst haben."
"Ach und wenn er älter und nicht verheiratet wäre, hättest du da kein Problem mit oder wie?"
"Natürlich nicht! Fremdgehen ist mein großes Hobby! Ich mach mit allem rum, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Was denkst du, was ich den ganzen Tag mache? Garantiert nicht arbeiten!"
"Ha, ha. Sehr lustig!"
"Mein Gott, Liam! Jetzt werd mir hier nicht zur eifersüchtigen Zicke! Ich geh dir schon nicht fremd! Keine Sorge! Ich liebe dich, und zwar nur dich! Sonst hätte ich dich wohl kaum geheiratet! Außerdem bin ich weot über 30. Da haben Stuten bekanntlich keinen Bock mehr auf Hengste. Ich hab meinen Hengst schon gefunden.", meinte Diana und gab ihm nun einen Kuss. Er erwiderte diesen, bevor sie dann nochmal nach den Pferden schauten und schließlich nach Hause gingen.

Der Rest der Woche verlief dann ohne besondere Vorkommnisse. Die Kinder gingen in die Schule und es war eigentlich alles, wie sonst. Mit dem kleinen, aber feinen, Unterschied, dass Liam noch ehrgeiziger trainierte, als sonst und mit jedem Tag, der auf den Sonntag zu ging, nervöser wurde. Am Samstag war er dann gar nicht mehr zu gebrauchen. Am Morgen ritt er unter strenger Aufsicht und als eine Art Generalprobe noch einmal mit beiden Pferden die Kür durch und es klappte gar nichts. Egal, was er ritt, es ging daneben und er war schon wieder komplett am Verzweifeln.
"Das kann doch gar nichts werden! Warum reit ich da überhaupt? Da kann ich gleich absagen!", sagte er verzweifelt.
"Schatz, jetzt bleib mal locker. Du machst das schon. Die Generalprobe muss daneben gehen, damit es klappt."
"Das kann nicht gut gehen!"
"Liam! Jetzt reg dich mal wieder ab! Nur, weil es heute nicht klappt, heißt das nicht, dass das morgen auch nichts wird. Du kannst verdammt gut reiten und du schaffst das! Du bist nur total nervös und kriegst deshalb heute nichts auf die Reihe. Morgen schaffst du das schon. Das ist doch gar kein Problem für dich! Du kannst das doch mittlerweile blind reiten. Gestern hat es doch auch perfekt geklappt. Also mach dich nicht verrückt. Das wird schon alles. Morgen sind das wieder ganz andere Umstände. Da klappt das schon alles."
"Bist du sicher?"
"Sehr sicher. Es ist nur eine stink normale Dressur mit Kür. Du schaffst das!"
"Ich hoffe es."
"Mach dich nicht verrückt. Das wird schon. Diana hat Recht. Du kannst das doch alles und wenn du dich konzentrierst und einfach reitest, wird das auch was. Unsere Trainerin ist nicht so streng. Wenn du dich konzentrierst und die Lektionen vernünftig reitest, nimmt die dich schon. Ich hab die jetzt schon lang genug geimpft. Keine Sorge.", stimmte auch Allison ihr zu.
"Ihr habt ja viel Vertrauen in mich.", meinte Liam.
"Wir wissen einfach nur, dass du reiten kannst und das sogar verdammt gut.", meinte Diana.
"Dem muss ich mich anschließen. Du kannst reiten und du kannst das gewinnen! Ich hab bisher nur wenige Leute so gut reiten sehen, wie dich und ich hab schon viele Leute reiten sehen! Du machst das schon. Du musst nur mal auf deine eigenen Künste vertrauen!", meinte auch Allison.
"Genau!", sagte Diana.
"So. Ich muss los. Ich wünsch dir ganz viel Glück! Du machst das schon! Und ich will einen ausführlichen Bericht!", sagte Allison.
"Wird gemacht, Frau Cheftrainerin!"
"Ich bin gar keine Trainerin!"
"Du hast einen Trainerschein, also bist du eine Trainerin."
"Ja ich hab das Teil vor Jahren mal gemacht, aber das heißt noch lange nicht, dass ich auf Grand Prix Niveau trainieren kann. Ich bring dir nur bei, was ich nach jahrelanger internationaler Erfahrung weiß."
"Und das ist kein Training?"
"Nicht wirklich. Wenn du dann bei uns reitest, siehst du ja dann wie so ein richtiges Training auf Grand Prix Höhe aussieht."
"Wenn ich es schaffe."
"Ach komm. Das Thema hatten wir doch jetzt lang genug! Du machst das schon! Ich sprech gleich nochmal mit meiner Trainerin. Weißt du schon deine Startnummern?"
"Ja, aber jetzt nicht auswendig. Ich weiß nur, dass die so nett waren und ich mit den Beiden direkt hintereinander dran bin. Da ist nur ein Pferd zwischen."
"Ach wie schön! Wie willst du das denn schaffen?"
"Ich hab keine Ahnung. Ich bin nur froh, dass ich mit Nightsea nicht auch noch genannt hab. Das hatte ich zuerst eigentlich vor."
"Mit drei Pferden in einer Prüfung ist nie gut. Zwei sind das Limit. Es sei denn du hast einen Bereiter, der dir zwischen drin schon die Pferde warm reitet und einen Pfleger, der sie fertig macht."
"Das hab ich ja mehr oder weniger. Diana ist halt beides in einem."
"Als ob ich dir deine Pferde vernünftig warm reiten könnte. Ich krieg doch nicht mal eine vernünftige Traversale geritten! Wenn ich da so sehe, was du so beim Abreiten machst, weiß ich von der Hälfte nicht mal, wie man das reiten soll!", protestierte Diana.
"Aber du kannst die Pferde in Bewegung halten und locker vorwärts abwärts reiten. Das reicht ja schon. Und vor allen Dingen bist du die Einzige, die Bonavista ordentlich einflechten kann, sodass es auch gut aussieht.", meinte Liam.
"So. Jetzt muss ich aber wirklich los. Viel Glück! Mach dich nicht all zu sehr verrückt das wird schon. Und ein bisschen Schlaf ist vor so einer Prüfung auch nicht schlecht! Ich weiß, dass das schwer ist, aber es würde helfen!", sagte Allison nun.
"Ich versuch es."
"Du schaffst das! Da mach ich mir bei dir überhaupt keine Sorgen.", sagte Allison und umarmte erst ihn und dann Diana nochmal kurz, bevor sie dann verschwand, um die Pferde zu verladen und los zu fahren.
"Und was machen wir jetzt?", fragte Liam.
"Wir müssen morgen spätestens um fünf hier weg. Ich würde sagen wir packen jetzt alles so weit ein und machen die Pferde schon fertig. Dann müssen wir das morgen nicht mehr machen.", schlug Diana vor.
"Gute Idee. Womit fangen wir an?"
"Ich würde sagen du putzt das Lederzeug und ich gucke, dass ich die Pferde und vor allen Dingen auch Bonavista sauber krieg."
"Okay."
So verschwand Liam nun in der Sattelkammer, während Diana sich nun zuerst Sunshine holte, um sie gründlich zu putzen, den Schweif zu waschen und sie einfach auf Hochglanz zu schrubben. Als sie dann fertig war, war kein Staubkorn mehr an ihr zu finden und ihr rotbraunes Fell glänzte seiden in der Sonne. Sie Band sie nun einfach auf der Stallgasse an und ging dann los, um Bonavista zu holen. Dieser hatte sich in der halben Stunde, die er auf der Weide stand, schon wieder von oben bis unten eingesaut und Diana fing gar nicht erst an ihn zu putzen, sondern ging direkt zum Waschplatz, um ihn erstmal gründlich zu waschen, bis jeder Fleck aus dem Fell entfernt war und er wieder in einem hübschen weiß erstrahlte. Durch die warme Sonne trocknete sein Fell relativ schnell und Diana öffnete nun seine ein geflochtene Mähne, um auch das Langhaar des Hengstes gründlich zu waschen. Am Ende erstrahlte er dann wieder in einem hübschen Weiß und Diana betrachtete zufrieden ihr Werk.
"Wow! So sauber hab ich ihn schon lange nicht mehr gesehen!", sagte Liam, der seine Ausrüstung mittlerweile komplett geputzt hatte, zufrieden.
"Ja zu so einem Turnier muss man auch mit einem sauberen Pferd kommen!", meinte Diana.
"Toll!"
"Hast du das Lederzeug auch alles sauber?"
"Ja. Das sieht auch wieder hübsch aus."
"Gut. Dann würd ich sagen ich flechte die Beiden noch ein und dann gucken wir mal, was wir da sonst so drauf packen.", meinte Diana und ging nun los, um ihr kleines Köfferchen mit ihren Utensilien zum Einnähen zu holen. Dazu durfte auch ein Handtuch, eine große Haarspange und vor allen Dingen Schaumfestiger nicht fehlen. Gerade bei Bonavista ging das nicht ohne. Sie begann allerdings erst einmal mit Sunshine und band sie wieder draußen an, um ihre Mähne erst einmal in gleich große Zöpfe zu teilen. Ordentlich flocht sie daraus nun kleine Zöpfe, die sie am Mähnenkamm hoch rollte und fest nähte. Bei der Stute ging das relativ schnell, denn mit der kurzen Mähne war das kein Problem. Bei Bonavista war das schon komplizierter. Da brauchte es einiges an Erfahrung, um die ellenlange Mähne bändigen zu können. Mit Hilfe von von viel Schaumfestiger funktionierte allerdings auch diese und hübsche Zöpfe zierten schließlich den kräftigen Hals des Hengstes.
"Und? Was sagt der Chef?", fragte sie nun.
"Perfekt, wie immer! Danke!", lobte Liam und gab ihr einen Kuss, den sie erwiderte.
"So. Dann such ich mal Schabracken raus.", meinte Diana schließlich und ging los, um kurz drauf mit einem Stapel Schabracken wieder zu kommen. Dieser wurde nun durch geguckt und sie zog schließlich eine weiße Schabracke mit einer schlichten, bechen Kordel heraus, die am Rand mit Strasssteinen besetzt war. Prüfend legte sie diese nun auf die Fuschsstute und betrachtete sie mit kritischen Blick. So wirklich sicher war sie sich allerdings nicht und legte nun prüfend noch den Sattel der Stute auf, der in einem dunklen braun Ton erstrahlte.
"Doch. So mit dem Sattel, kommt das ganz gut, oder?", fragte sie.
"Ja. Also ich finde es passt.", stimmte Liam ihr zu.
"Gut. Und dazu jetzt noch die weißen Bandagen mit den Strass Steinchen und die weiße Fliegenhaube mit der bechen Kordel."
"Ja. Das müsste passen."
"Das probieren wir gleich aus. Jetzt gucken wir erstmal nach einer Schabracke für Bonavista. Das könnte schon komplizierter werden. Weiß auf weißem Pferd ist nicht so einfach."
"Der große Nachteil an Schimmeln."
Diana hatte sich allerdings schon wieder auf ihren Haufen Schabracken gestürzt und hielt schließlich eine weiße Barockschabracke mit schwarzem Rand heraus. An dem schwarzen Rand war sie mit Strass Steinen und einer glitzernden Kordel besetzt, die doch ziemlich provokant heraus stachen.

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