Kapitel 68

9 0 0
                                    

Gemeinsam putzen sie den Hengst nun gründlich, bis er wieder halbwegs weiß war und Diana seine Mähne öffnete. In tollen Wellen ragte sie lang seinen Hals herunter und Joanne sagte absolut begeistert: "Pass auf, dass ich den nicht klaue! Er ist wirklich traumhaft schön! So ein tolles Pferd hab ich noch nie gesehen!"
"Das würde ich dir nicht empfehlen. Er ist zwar wirklich wunderschön und es macht wirklich Spaß ihn zu reiten, aber ich verbringe jeden Tag mindestens zwei Stunden damit ihn zu putzen und seine Mähne zu pflegen. So eine lange Mähne ist zwar toll, aber sie bedeutet sehr viel Arbeit. Ich kann mittlerweile blind flechten.", meinte Diana, während sie die Mähne nun mit jede Menge Schweifspray einneblete.
"Davon verbrauchen wir übrigens auch ungefähr eine Flasche pro Woche. Wir können froh sein, dass wir die richtigen Sponsoren haben und das für umsonst bekommen.", fügte sie noch hinzu und kämmte die Mähne nun ordentlich durch, bis sie sie dann fest am Mähnenkamm einflocht. Das alles konnte sie mittlerweile in Rekordzeit und Joanne fragte nun: "Warum flechtest du so eine tolle Mähne ein?"
"Weil er sonst zum einen nichts sieht und ich die zum anderen danach stundenlang entknoten kann. Er hat die Mähne eigentlich nur offen, wenn wir Fotos mit ihm machen.", erklärte Diana.
"Und wie macht ihr das beim Turnier?"
"Da wird alles ordnungsgemäß hoch geflochten, wie bei den anderen auch. Bei ihm sind das dann halt etwas größere Zöpfe und es dauert deutlich länger, aber es funktioniert. Mittlerweile sieht es auch halbwegs gut aus."
"So kann man auch zum Flechtkünstler werden."
"Ja. An Menschen üben kann jeder. Ich mach das an Pferden."
Kurz darauf sah Bonavista dann auch wieder ordentlich aus und Diana sattelte ihn nun, um sich dann auf seinen Rücken zu schwingen und mit ihm locker etwas zu arbeiten. Sie versuchte allerdings gar nicht erst ihn aus zu sitzen, denn das würde sowieso nur schief gehen.
"Dieses Pferd ist echt ein Traum!", sagte Joanne die sich nun endgültig in den Hengst verliebt hatte und auch Leo war nicht wenig begeistert von ihm.
"Deshalb haben wir ihn gekauft. Er sieht unglaublich aus, hat extrem viel Talent und dazu noch einen wirklich tollen Charakter. Wenn du zu dem erstmal Vertrauen aufgebaut hast, tut der alles für dich."
"Ich will nicht wissen wie viel der gekostet hat!"
"Es ging eigentlich noch. Also dafür, dass er bis S ausgebildet war, astreine Papiere hat und einfach so ein unglaubliches Pferd ist, war er eigentlich noch wirklich billig. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt das Geld aus zu geben. So ein Pferd findet man nur einmal. Wenn du den mal unter Liam hast laufen sehen, weißt du, was ich meine."
"Ist der so gut?"
"Also die Trainerin von der Nationalmannschaft hat ihn gestern mit Charlotte Dujadin verglichen und die hält bis jetzt den Weltrekord in der Dressur."
"Das ist doch die Engländerin mit dem tollen Hengst. Valegro heißt der glaube ich, oder?"
"Genau."
"Oh mein Gott! Die reitet unglaublich gut! Das ist die einzige Dressurreiterin, der ich wirklich freiwillig und gerne zugucke. Wenn Liam genauso gut reitet, will ich ein Autogramm!"
"Das kannst du dann morgen selber beurteilen. Charlotte kannst du übrigens auch kennen lernen. Die reitet am Samstag wieder hier."
"Und da kann ich die einfach so kennen lernen? Kommt man da überhaupt so einfach hin?"
"Ich arbeite für die Presse und bin sowieso da zum Fotografieren und so, wie es aussieht, jetzt auch mit Liam. Ich komme auf dem Turnierplatz so ziemlich überall hin und bin nebenbei mit Charlotte befreundet."
"Jetzt ernsthaft? Du kennst die?"
"Ja. Ich kenne fast alle großen Reitstars persönlich. Ich bin während der Saison fast jedes Wochenende auf dem Turnierplatz. Da hab ich oft so zwei Stunden Pause zwischen und wenn ich schon die Chance dazu habe, nutze ich das auch aus und unterhalte mich mit den Reitern. Die sind zum größten Teil auch echt nett. Es gibt nur so ein paar Ausnahmen von denen man sich dann doch eher fern halten sollte."
"Das ist ja mal total genial! Du musst mich auf jeden Fall mit nehmen!"
"Dann seid ihr diese Woche genau richtig gekommen. Ich hab jetzt am Mittwoch auch noch ein Shooting mit unserem Spring- und Vielseitigkeitsteam. Da kannst du die auch nochmal alle kennen lernen."
"Wir müssen viel öfter hier her kommen! Das ist ja echt ein Traum! Das nächste Mal komm ich alleine mit Ella."
"Wenn dann müsst ihr aber im Frühjahr kommen und zwei Wochen bleiben. Da könnt ihr dann erst mit mir nach Dubai und Spanien fliegen, dann eine Woche lang hier die Gestüte abklappern und am Wochenende drei Tage ein riesiges Turnier mit allem drum und dran."
"Das machen wir! Ich sprech das mit Ella ab und dann kommen wir! Du musst mir dann nur den Termin sagen, dass ich mir da frei nehmen kann."
"Und du bist sicher, dass die ganze zwei Wochen ohne dich in der Klinik aus kommen?", fragte Leo.
"Das müssen sie dann. Ab und zu will auch ich mal richtig frei haben und nicht noch in meinem Urlaub arbeiten.", meinte Joanne.
"So. Jetzt müssen wir uns aber ein bisschen beeilen. Die Kinder haben in einer Stunde Schluss und vorher wollten wir noch Trixie holen.", sagte Diana und so brachten sie den Hengst schnell auf die Weide und fuhren los, um Trixie und Joannes ganzes Zeug ein zu packen und dann die Kinder ab zu holen. Diese wurden kurz begrüßt, bevor sie dann zurück zum Stall fuhren. Dort kümmerten Joanne und Leo sich dann um Trixie, während Diana mit den Kindern nach Hause ging, um ihnen etwas zu essen zu machen und Justus zum Training zu bringen. Als auch dies erledigt war, ging sie wieder zurück zum Stall, um Flame fertig zu machen und mit ihm zu arbeiten. An diesem Tag blieb es allerdings bei ein bisschen Stangenarbeit, bevor auch er wieder auf die Weide kam. Abschließend longierte sie Sunshine und Bonavista locker noch ein wenig, bevor es dann wieder nach Hause ging. Dort sprang sie allerdings nur kurz unter die Dusche und packte ihr Equipment ein, um dann mit Joanne und Leo zu einer Wiese zu fahren. Dort hatten sie ein unglaubliches Shooting im Sonnenuntergang und Diana schoss jede Menge, tolle Fotos, bevor sie dann wieder nach Hause fuhren. Auf dem Weg besorgten sie noch etwas zu essen und aßen dann alle gemeinsam etwas, bevor Felix dann seinen Laptop hervor holte und sie sich das bereits fertig bearbeitete Video von Liams Ritt anschauten.
"Also das war wirklich unglaublich! Den Sieg und den Platz in der Nationalmannschaft hat er sich auf jeden Fall mehr als verdient! Das war ganz große Klasse!", sagte Joanne begeistert und Leo nickte zustimmend.
"Sag ich doch!", meinte Diana, bevor sie Felix fragte: "Könntest du mir alle Ritte bitte per Mail schicken? Dann kann ich das mit den Fotos zusammen packen und nach Irland schicken."
"Wird gemacht.", meinte Felix und tat dies direkt.
"Super! Danke!", sagte Diana.
Die Kinder gingen nun zu Bett, während Diana sich ihren Laptop holte und sich mit den anderen Beiden zusammen auf die Couch setzte. In aller Ruhe bearbeitete sie nun die Fotos von dem letzten Tag, während sie sich mit den anderen Beiden unterhielt.
"Was machst du da eigentlich die ganze Zeit?", fragte Leo nach einer Weile.
"Die Fotos bearbeiten, die ich gestern gemacht hab. Dann schick ich das zusammen mit den Videos an meine Schwiegermutter.", erklärte Diana.
"Und das machst du mal eben nebenbei? Muss man sich da nicht auch zu konzentrieren?"
"Wenn du das jahrelang jeden Tag machst, kannst du das irgendwann im Schlaf. Und die Fotos hier müssen ja nicht ganz perfekt sein. Die sind ja nur für uns."
"Und wie lang brauchst du da so pro Bild?"
"Also mein Rekord waren fünf Minuten. Da stand ich aber auch wirklich unter Zeitdruck und hab die ganze Nacht durch bearbeitet. Normalerweise so ungefähr zwischen zehn und zwanzig Minuten pro Bild. Wenn ich wirklich viel aus bessere auch mal mehr."
"Was heißt viel ausbessern?"
"Also wenn ich jetzt jede Menge retouchiere oder irgendwie den Hintergrund verändere. Einmal hatte ich auch ein fantasy Shooting. Da hab ich an jedem Bild drei Stunden gesessen, weil überall irgendwelche besonderen Effekte dran kamen."
"Ach du meine Güte! Und das machst du mal eben zwischen drin?"
"Ja. Meistens Abends, weil ich da dann Zeit hab. Ansonsten eigentlich immer wenn ich gerade nichts anderes zu tun hab."
"Also arbeitest du dann abends um neun noch?"
"Ja. Mein Arbeitstag endet meist so zwischen elf und zwölf Uhr abends und fängt um sechs wieder an. Und das auch nur wenn alles gut klappt. Teilweise mach ich auch die Nächte durch."
"Ihr könntet glatt Seelenverwandte sein. Wenn man sie lässt, arbeitet Joanne auch die Nächte durch."
"Tut mir leid, aber ich kann mir nicht aussuchen, wann die Notfälle zu kommen haben. Es gibt eben auch nachts Unfälle.", meinte Joanne.
"Ja. Sie muss. Ich such mir selber aus, wann ich arbeite, aber so komme ich eigentlich am besten klar. Schlafen wird sowieso überbewertet. Das hab ich letzte Nacht auch nicht.", erklärte Diana.
"Jetzt ernsthaft? Warum das denn?", fragte Leo ungläubig.
"Die Siegerehrung war erst irgendwann um neun durch und dann mussten wir erstmal feiern. Wir waren bis zwei Uhr noch auf dem Turnierplatz und danach bin ich vier Stunden nach Hause gefahren. Da war es dann sechs Uhr und ich hab direkt weiter gemacht."
"Du bist doch bescheuert!"
"Für mich ist das völlig normal. Ich hab eben einen ziemlich strammen Alltag. Das werdet ihr diese Woche noch merken."

Missing youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt