Kapitel 14

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Kurz darauf saßen sie auch schon im Auto und fuhren zu dem kleinen Haus.
"Ihr wohnt echt schön. So mitten im Wald. Das ist toll!", sagte die alte Frau begeistert.
"Ja. Vor allen Dingen hat man hier seine Ruhe. Unser nächster Nachbar ist ungefähr 100 Meter entfernt. Das ist ganz gut.", stimmte Diana ihr zu, während sie nun aus stiegen. Mit einem gekonnten Griff holte Diana nun den dreifachen Autositz aus dem Auto und erklärte: "Das sind Anna, Felix und Justus."
"Wie haltet ihr die auseinander? Das Mädchen ist klar, aber wie haltet ihr die beiden Jungs auseinander?"
"Justus hat blaue Augen und Felix grüne. Das ist der einzige Unterschied.", erklärte Diana und ging nun zu der Haustür, um diese auf zu schließen. Gemeinsam betraten sie nun das Haus und der kleine Hund rannte direkt an ihnen vorbei rein, um sich skeptisch um zu schauen. Diana und die alte Frau folgten ihr nun rein, wo Diana sich erst einmal kurz um ihre Kinder kümmerte, während Mrs. Havering sich in Ruhe um schaute und schließlich an der riesigen Foto Wand stehen blieb. Begeistert schaute sie sich die ganzen Fotos an und blieb schließlich an einem Bild hängen. Dianas Hochzeitsfoto. Sie sah darauf so unglaublich glücklich aus und das war einfach schön zu sehen.
Den Rest des Nachmittags verbrachten sie damit sich zu unterhalten und sich jede Menge Fotos von Diana an zu schauen. Die alte Frau war vollkommen begeistert von den Bildern und gerade die Bilder aus Spanien mit den tollen Andalusiern hatten es ihr angetan.
"Diese Pferde sind wunderschön! So tolle Tiere hab ich noch nie gesehen!", sagte sie begeistert, als sie ein Bild von einem besonders hübschen Hengst sah.
"Das lässt sich ändern. In einem Monat bin ich wieder da. Wenn Sie wollen, können Sie gerne mit kommen. Ich kann immer Helfer gebrauchen.", schlug Diana nun vor.
"Liebend gerne, aber was ist in der Zeit mit meiner kleinen Jana?"
"Die kann hier bleiben. Liam muss sowieso arbeiten und hier bleiben. Da hat er bestimmt kein Problem damit auf sie auf zu passen und sich um sie kümmern."
"Und du hast auch wirklich kein Problem damit mich mit zu nehmen?"
"Nein. Ganz im Gegenteil. Ich bin immer ganz froh, wenn ich noch jemanden dabei hab, der helfen kann. Und Sie sind für den Job eigentlich perfekt. Da hab ich auch gleich jemanden, der mal ein Pferd halten kann und der Erfahrungen mit Pferden hat."
"Woher willst du wissen, dass ich Erfahrung mit Pferden hab?"
"Sie haben mir mal erzählt, dass Siw früher ein eigenes Pferd hatten und mit dem gesprungen sind."
"Echt? Hab ich dir das wirklich erzählt?"
"Ja."
"Hab ich schon wieder vergessen."
"Ist ja schon eine Weile her. Was für ein Pferd hatten Sie eigentlich?"
"Ich hab mir damals einen wunderschönen, schwarzen Hannoveraner aus Deutschland gekauft und den hier einfliegen lassen."
"Und mit dem sind Sie gesprungen?"
"Ja."
"Und richtig auf Turnieren?"
"Ja. Ich bin mit ihm die richtig großen Springen geritten. Ich hab mit ihm sogar einmal mit der Mannschaft Gold bei Olympia gewonnen. Das waren noch Zeiten!"
"Wow! Dann sind Sie ja ein richtiger Profi!"
"Ich war. Ich saß schon seit Jahren nicht mehr auf dem Pferd."
"Das lässt sich ganz schnell ändern!"
"Diana, ich bin 90! Ich bin nun wirklich zu alt zum Reiten."
"Für einen entspannten Ausritt ist man nie zu alt. Wenn man schon in Spanien ist, muss man auch auf einem Andalusier reiten. Das gehört einfach dazu."
"Na gut. Aber dann musst du Bilder davon machen."
"Das ist klar. Ohne Kamera werden Sie mich da nicht erleben."
"Diana, wir kennen uns jetzt schon so lange. Sag doch du. Ich bin die Abby."
"Okay."
"Wo hast du eigentlich deine beiden Männer gelassen?"
"Jim ist in Irland und besucht meinen Schwager und mein Mann Liam ist auf einer Fortbildung. Der kommt erst morgen wieder."
In dem Moment hörten sie, wie jemand die Tür auf schloss und kurz darauf stand Liam im Raum.
"Was machst du denn schon hier?", fragte Diana verwundert.
"Überraschung! Wir waren früher fertig und da bin ich schon heute nach Hause gefahren.", erklärte Liam und gab ihr zur Begrüßung einen Kuss, den sie erwiderte.
"Das ist Mrs. Havering. Unsere damalige Nachbarin und eine gute Freundin von uns.", stellte sie ihm nun die alte Frau neben ihr vor. Höflich reichte Liam ihr nun die Hand und sagte: "Ich bin Liam. Der Mann von Diana."
"Abby.", stellte die Frau sich kurz vor und schüttelte seine Hand.
"Und wer ist das?", fragte Liam und deutete auf den kleinen Hund, der zu ihm hoch schaute und freudig mit dem Schwanz wedelte.
"Das ist meine Hündin Jana.", erklärte die Frau.
"Eine hübsche Kleine! Was ist sie für eine Rasse?", fragte Liam und strich ihr über den Kopf. Hunde hatte er schon immer sehr gemocht.
"Das weiß keiner so wirklich. Sie ist aus dem Tierheim. Da ist wahrscheinlich von allem ein Bisschen drin."
"Aber hübsch ist sie. Und voller Energie!"
Liam wand sich nun wieder von der Hündin ab und ging stattdessen zu ihren Kindern.
"Na ihr Drei? Wart ihr schön lieb und habt die Mama auch nicht geärgert?", fragte er mit sanfter Stimme.
"Ne, ne. Die waren ganz vorbildlich und haben mir beim Putzen zugeguckt.", berichtete Diana.
"Du und dein Putzfimmel. Du kannst es echt nicht lassen!"
"Ab und zu muss ich meine Putzwut eben ausleben. Da passte das jetzt ganz gut."
"Hast du was von Jim gehört? Ist der gut angekommen?"
"Ja. Mit dem hab ich gestern noch telefoniert. Mit deinen Eltern übrigens auch. Von denen soll ich dir sagen, dass du gefälligst nicht so viel arbeiten sollst. Deine Mutter ist schon ganz beleidigt. Jedes Mal, wenn sie anruft, bist du am Arbeiten."
"Das liegt jetzt aber an ihr und nicht an mir. Wenn die jedes Mal zu der Zeit anruft ist es kein Wunder, dass ich da nicht da bin."
"Ja. Die hat das mit der Zeitverschiebung noch nicht so ganz raus."
"Ich wohne jetzt seit 20 Jahren hier. So langsam könnte sie das mal lernen."
"Sei lieber glücklich, dass sie nicht nachts anruft. Da ist das noch harmlos."
"Ja. Wie viel Uhr haben wir denn?"
"Wir haben jetzt vier Uhr."
"Dann ist es bei denen neun Uhr. Dann ruf ich meine Mutter mal eben an. Sonst krieg ich wieder Ärger.", meinte Liam und verschwand.
Diana wand sich nun wieder der alten Frau zu, die gerade begeistert ein Foto von einem Hund an schaute.
"Das Foto ist vor zwei Jahren in New York entstanden. Die Besitzerin von dem Hund wollte unbedingt ein Foto von ihm im Central Park.", erklärte Diana.
"Wie machst du so tolle Fotos?"
"Das ist gar nicht mal so schwer. Man muss nur den richtigen Augenblick finden und wissen, wie man ein Bild richtig bearbeitet."
"Und wie läuft dann so ein Shooting ab?"
"Das ist immer unterschiedlich. Meistens sieht es so aus, dass wir klären, was für Bilder gewünscht sind, uns eine passende Lokation suchen, dann haufenweise Bilder machen und ich die dann alle in Ruhe zuhause bearbeite. Wir können ja spontan ein Shooting machen. Dann mach ich dir ein paar Bilder von Jana."
"Geht das denn so einfach und spontan?"
"Ja klar. Ich hab mein Zeug alles hier. Das pack ich mir schnell zusammen und dann legen wir los. Wir müssen nur eben warten, bis Liam wieder kommt. Der muss mit kommen und helfen."
"Warum das denn? Wir sind doch schon zu zweit."
"Ja, aber man muss immer mindestens zu dritt seinen. Einer, der das Tier lockt, einer der die Fotos macht und einer, der den Reflektor hält."
"Und wie machst du das bei den Shootings?"
"Da springt eigentlich immer irgendwer rum, der mal eben helfen kann. Wenn Jim jetzt hier ist, kommt der eigentlich immer mit und ansonsten kommt Liam auch ab und zu mal mit. Irgend ein Helfer findet sich immer."
"Und wie machst du das mit den Kindern? Bringst du die irgendwo hin?"
"Ne. Die kommen immer mit mir. Nach denen guckt Jim dann oder irgend wer anders, der gerade da ist."
"Und wie viele Shootings hast du dann so in der Woche?"
"Meistens von Montag bis Freitag jeden Tag ein bis zwei und gerade im Sommer öfter auch am Wochenende nochmal ein Turnier, wo ich dann Fotos mache."
"Dann bist du ja echt nur auf Achse."
"Ja. Aber es macht total viel Spaß. Du lernst dabei einfach so unglaublich viele, tolle Leute kennen, die du so niemals getroffen hättest und gerade die Arbeit mit den Pferden ist immer abwechslungsreich. Da hast du immer ein neues Pferd vor dir und die reagieren alle anders."
"Was für Pferde fotografierst du am liebsten?"
"Am liebsten fotografier ich Pferde, die sich schon von alleine super präsentieren, also so Araber oder Andalusier. Gerade Dressur Pferde machen das auch immer sehr gerne. Da musst du dann nicht viel machen und kannst trotzdem tolle Bilder machen. Und Fohlen fotografier ich sehr gerne."
"Und auf was für Turnieren bist du so unterwegs?"
"Auf allen möglichen. Hier in Ocala sind ja immer die großen Turniere. Da bin ich fest eingestellt zum Fotografieren und ansonsten bin ich öfter mal auf der Rennbahn und fotografieren da. Ich war aber auch schon in Texas bei einem Western Turnier. Also das ist immer unterschiedlich."
"Wann bist du wieder hier in Ocala zum Turnier?"
"Ich bin jetzt morgen Nachmittag wieder da. Da ist ein großes Springturnier. Wenn du willst, kannst du gerne mit kommen. Helfer kann ich immer gebrauchen."
"Wenn ich darf gerne."
"Natürlich. Das ist gar kein Problem."
"Wie viel kostet denn da der Eintritt?"
"Für uns dann gar nichts. Wir kommen da als Presse Team für umsonst rein."
"Und das geht für mich auch so einfach?"
"Ja klar. Du gehörst dann zu mir. Wir können da sogar extra auf die Presse Tribüne und sitzen dann direkt vor dem Platz. Es hat schon viele Vorteile Fotografin zu sein."
"Ich zieh einfach bei euch ein und mache für dich Helferin."
"Von mir aus kannst du das gerne tun."
"Ist das jetzt dein Ernst?"
"Ja klar. Wir haben hier Platz und eine Helferin kann ich auch immer gebrauchen."
"Das sollte eigentlich nur ein Scherz sein."
"Wenn du willst kannst du das aber wirklich machen."
"Ne du. Ihr braucht den Platz noch, für die Kinder. Da will ich euch nicht dazwischen sitzen."
"Es spricht trotzdem nichts dagegen, dass du meine neue Gehilfin wirst. Damit kommst du dann einmal im Jahr für umsonst nach Dubai und Spanien und ebenfalls umsonst zu den großen Turnieren und Messen."
"Und was hättest du davon für Vorteile?"
"Ich hätte jemanden, dem ich auch mal einen Strick zum Halten in die Hand drücken kann und der einfach mal ein bisschen mit anpacken kann."
"Und du hast da auch wirklich kein Problem mit?"
"Nein. Ganz im Gegenteil. Du hilfst mir damit eher. Es wäre also für uns Beide gut."
"Dann bewerbe ich mich für ein Praktikum als Gehilfin."
"Du bist eingestellt."

Missing youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt