Kapitel 21

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So versorgten sie nun die Pferde und machten sie fertig für den Transport, bevor sie dann auch schon zum Flughafen fuhren. Auch dort kamen als aller erstes die Pferde dran und wurden aus geladen und in einen speziellen Stall gestellt. Erst als alle fünf Pferde in guten Händen und versorgt waren, checkten sie nun selber ein und flogen schließlich zurück nach Hause. Diana kramte nun ihren Laptop hervor und rief die Fotos von ihrem letzten Besuch in Spanien auf. Schon nach dem ersten Bild waren die Springreiter voll und ganz von den wunderschönen Pferden begeistert. Ein Bild nach dem anderen schauten sie sich an, bis sie schließlich bei den letzten Foto von Abby an kamen. Strahlend saß die alte Frau auf dem tollen Andalusier und schon auf dem nächsten Foto ritt sie die tollsten Lektionen.
"Wann sagtest du, bist du wieder da?", fragte Lucy nun sehr interessiert.
"Jetzt im Frühjahr. Ungefähr in zwei Monaten und zwei Wochen. Danach bin ich dann in Dubai.", erklärte Diana.
"Und was für Pferde fotografiert du in Dubai?"
"Da ist ein riesiges Gestüt mit Arabern. Die haben da die tollsten und schnellsten Pferde. Und unter anderem auch Kamele.", sagte sie nun und rief Fotos von den stolzen Vollblütern und den Kamelen auf. Die Fünf waren nun endgültig begeistert und kurz darauf stand fest, dass sie alle Fünf mit fliegen würden.
Diana machte sich nun daran die Fotos von dem Wochenende durch zu schauen und zu bearbeiten. Um sie herum waren alle am Schlafen, während sie konzentriert die noch so kleinen Details aus besserte und perfekte Fotos entstehen ließ.
Als sie dann landeten, hatte sie gerade das letzte Foto bearbeitet und packte ihren Laptop weg, während die anderen langsam wach wurden.
"Hast du jetzt die ganze Zeit noch gearbeitet?", fragte Lucy nun.
"Ja, aber dafür hab ich die Fotos jetzt alle fertig. Die müssen nur noch gedruckt werden und dann könnt ihr die haben.", antwortete Diana.
"Wow! Da hast du aber rein gehauen!"
"Das ist für mich reine Routine. Ich mach das jeden Tag. Da geht das irgendwann ganz schnell. Und die Fotos sind sowieso nicht so aufwendig. Da mach ich ein paar Farbkorrekturen dran und bearbeiten ein paar kleine Details. Da ist das nicht so schwer. Ich hab euch übrigens auch ein paar Fotos vor schwarzen Hintergrund gesetzt. Da könnt ihr dann mal durch gucken."
"Wie machst du das denn?"
"Einfach den kompletten Hintergrund schwarz färben und an Pferd und Reiter ein paar neue Schattierungen setzen."
"Aha."

Kurz darauf kamen sie dann auch schon am Flughafen an und stiegen aus, um ihren Koffer ab zu holen. Die Pferde würden erst in einigen Stunden an kommen und von einem Transport Dienst in den Stall gebracht werden. So nahm Diana alle fünf Springreiter mit und brachte sie auf dem Weg nach Hause eben zum Turnierplatz, wo sie ganz in der Nähe in einem Hotel schliefen. Bevor das eintrat warteten allerdings noch zwei Stunden Fahrt vor ihnen und durch lauter Staus wurden aus den zwei Stunden dann schon fast vier, bis sie endlich an dem Turnierplatz ankamen. Dort stiegen die Fünf nun aus, während Diana nach Hause fuhr. Als sie dort an kam war es mittlerweile halb zwölf und sie war total fertig. Müde schloss sie die Tür auf und ging rein. Ihre Koffer ließ sie einfach erstmal im Kofferraum. Die konnte sie auch am nächsten Morgen noch aus packen. Jetzt wollte sie einfach nur noch ins Bett. Daraus wurde allerdings erstmal nichts, denn als sie rein kam, saß ein völlig fertiger Liam auf der Couch und starrte auf die weiße Wand, deren Farbe er mittlerweile angenommen hatte. Nicht mal als sie den Raum nun betrat, bewegte er sich.
"Ist alles okay bei dir?", fragte sie besorgt, während sie ihre Tasche zur Seite stellte. Er schüttelte nur mit dem Kopf.
"Was ist los?", fragte sie, doch sie bekam keine Antwort. Stattdessen konnte sie erkennen, wie eine einzelne Träne seine Wange entlang rann. Verwundert setzte sie sich nun zu ihm und legte sanft einen Arm um ihn.
"Was ist denn los?", fragte sie besorgt und strich ihm tröstend über den Arm. Ehrlich gesagt war sie allerdings gerade etwas überfordert. Noch nie hatte sie Liam weinen sehen und auch wenn es nur eine einzelne Träne war, machte ihr das gerade ein wenig Angst.
"Er wird sterben.", antwortete Liam nun relativ gefasst.
"Wer wird sterben und warum?", fragte Diana verwundert.
"Mein Vater hatte einen schweren Unfall. Er liegt im Koma. Die Ärzte versuchen jetzt nochmal alles, aber wenn er in zwei Wochen nicht aufwacht, schalten sie die Maschinen aus. Er wird sterben. Ich hab's im Gefühl.", erklärte Liam nun und bei den letzten Sätzen versagte seine Stimme. Wieder erkannte Diana eine Träne auf seiner Wange, doch diesmal wischte er sie schnell weg.
"Komm. Lass uns raus gehen. Ein bisschen frische Luft hilft immer.", sagte Diana nun und stand auf. Liam tat ihr das nach und gemeinsam gingen sie nun in den Garten, wo sie sich in die Hollywood Schaukel setzten.
"Seit wann weißt du es?", fragte Diana nach einer Weile des Schweigens.
"So um neun hat meine Mutter angerufen.", berichtete Liam.
"Dann warst du jetzt die ganze Zeit alleine damit?"
"Ja."
"Ach scheiße! Wär doch bloß nicht so viel Stau gewesen!"
"Du kannst nichts dafür und jetzt bist du ja hier."
"Warum hast du nicht angerufen?"
"Weil ich wusste, dass du im Auto sitzt. Da kannst du schlecht telefonieren."
"Ja, aber es gibt auch so etwas wie Raststätten. Es wäre kein Problem gewesen da eben hin zu fahren und mit dir zu telefonieren."
"Jetzt bist du ja hier."
"Ja, aber vorher warst du fast drei Stunden damit alleine und das ist nicht gut. Wie ich dich kenne, bist du doch nicht auf die Idee gekommen mit Jim zu reden und hast die ganze Zeit über da gesessen und hast apathisch auf die Wand gestarrt."
"Ja, was soll ich denn sonst machen? Jim war schon im Bett."
"Du hättest ihn wecken können. Das wäre bestimmt kein Problem gewesen. Und dann hättest du auch immer noch mich anrufen können! Nach so Nachrichten ist es wichtig darüber zu reden!"
"Ich werde wohl nicht dran sterben."
"Verdammt, Liam! Ich mach mir echt Sorgen um dich! Du bist so bleich, dass du jeder weißen Wand Konkurrenz machst und starrst die ganze Zeit apathisch in die Ferne. Das macht mir Angst!"
"Muss es nicht. Alles gut."
"Nein! Es ist eben nicht alles gut! Dir geht's beschissen. Das sehe ich doch! Du bist psychisch total durch und erinnerst mich gerade schwer an Jim! Und der hatte schwerste psychische Störungen! Du siehst aus als würdest du jeden Moment aufstehen und dich um bringen! Du stehst total unter Schock und ich mach mir gerade echt riesige Sorgen um dich! Also sag mir jetzt verdammte Scheiße nochmal, was los ist! Ich will dir doch nur helfen! Mach nicht den selben Fehler wie Jim und friss alles einfach in dich rein! Das macht dich kaputt! Meine Mutter ist das beste Beispiel. Ich will nicht, dass du so endest, wie sie! Ich liebe dich! Du bist eine der wichtigsten Personen in meinem Leben, wenn nicht sogar die Wichtigste! Du kannst mir vertrauen! Das weißt du ganz genau! Also sag mir jetzt, was los ist!"
Diana konnte nun erkennen, wie eine weitere Träne über seine Wange rollte und wieder wischte er sie schnell weg.
"Lass es einfach raus. Einfach mal eine Runde heulen hilft manchmal auch. Das ist völlig in Ordnung und mir tausend mal lieber, als wenn du wie ein Psycho in die Luft starrst! Du hast gerade erfahren, dass dein Vater im Koma liegt und wahrscheinlich sterben wird. Da hast du die Erlaubnis mir wochenlang die Ohren voll zu heulen.", sagte sie, doch Liam schwieg auch weiterhin. Tatkräftig kämpfte er gegen die Tränen an, bis ihn schließlich die Kraft verließ und er doch in Tränen ausbrach. Kraftlos sackte er in sich zusammen und Diana machte dieser Anblick einfach nur Angst. Sie wusste wie wichtig seine Familie für ihn war und wie schlimm das gerade für ihn sein musste.
Sanft schloss sie ihn in ihre Arme und strich ihm immer wieder beruhigend über den Rücken. Sie wollte ihm einfach irgendwie helfen und sie hatte die Hoffnung, dass sie das so vielleicht tun würde.
Lange saßen sie so, bis Liam irgendwann fragte: "Was machen wir jetzt?"
"Was willst du denn? Sollen wir direkt mit dem nächsten Flug hin oder sollen wir lieber noch warten? Das ist jetzt deine Entscheidung.", sagte Diana.
"Wir müssen beide noch arbeiten. Vielleicht sollten wir bis zum Wochenende warten."
"Also die Arbeit ist ja wohl das Letzte, was dich hier hält. Ich kann und werde meine Shootings ohne Probleme sofort verschieben und du kannst so sowieso nicht arbeiten."
"Na dann erklärte das mal meinem Chef."
"Kann ich gerne tun. Ein Telefonat und ich hab eine Psychologin hier, die dem ausführlichst alle deine Probleme erklärt."
"Woher willst du denn so schnell eine Psychologin her kriegen?"
"Falls du dich erinnerst hab ich Psychologie studiert. Eine ehemals gute Freundin ist danach Psychologin geworden. Die kann ich anrufen und dann macht die das. Das wäre gar kein Problem. Und nebenbei bin ich auch relativ gut befreundet mit einer Ärztin. Die könnte dich sofort krank schreiben."
"Das ist Urkundenfälschung!"
"Ja und? Man darf alles. Man darf sich nur nicht erwischen lassen."
"Das geht nicht!"
"Okay. Dann ruf ich Lilly an. Die erklärt dir dann mal, was du alles für psychische Störungen hast."
"Ich weiß gerade echt nicht, was schlimmer ist."
"Das kann ich dir auch nicht sagen."
"Kann ich nicht einfach zu ihm gehen und mit ihm sprechen? Vielleicht versteht er das ja."
"Okay. Ab wann ist der denn da?"
"Immer schon so um sieben."
"Dann fahr direkt dann los und sprech in Ruhe mit ihm. Ich gucke und verschieben meine Shootings in den nächsten zwei Wochen. Momentan ist sowieso nicht so viel los. Da ist das kein Problem."
"Gut."
"Wann fliegen wir denn dann? Soll ich direkt schon einen Flug buchen?"
"Ne. Ich glaub wir warten erstmal."
"Okay. Und jetzt? Schlafen lohnt sich eigentlich schon fast nicht mehr."
"Du kannst doch noch schlafen. Ich muss doch dann nur los und komme dann wieder."
"Ruhig schlafen kann ich erst wieder, wenn du wieder hier bist."
"Du musst aber auch schlafen. Viel Schlaf hattest du in den letzten Tagen doch bestimmt nicht."
"Ich komme damit klar ein paar Nächte nicht zu schlafen. Seit wir Kinder haben ist mein Schlaf Rythmus sowieso hinüber."
"Hat der jemals existiert?"
"Nicht wirklich. Also mach dir um mich keine Sorgen."
"Und was machen wir jetzt?"
"Du musst ungefähr in zwei Stunden los. Wir sollten uns auf jeden Fall wieder rein setzen. Hier wird es langsam kalt. Und ich hätte dann noch so ein paar Fotos, die ich noch bearbeiten könnte."
"Okay. Dann komm."

Missing youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt