Kapitel 22

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Gemeinsam gingen sie nun rein und setzten sich auf die Couch. Dort begann Diana dann ein paar Bilder zu bearbeiten, während Liam ihr zu schaute. Schon bald war er allerdings eingeschlafen und durch seine gleichmäßige Atmung neben ihr, wäre auch sie bald eingeschlafen, als sie mit einem Blick auf die Uhr wieder hell wach wurde. Es war schon halb sieben. Liam musste los!
"Schatz, du musst los!", sagte sie und schon schlug auch Liam seine Augen auf.
"Du musst los. Wir haben schon halb sieben.", sagte sie. Liam nickte nur und sprang auf. Schnell schnappte er sein Zeug, bevor er dann los fuhr. Diana blieb allein zurück und bearbeitete noch ein paar Bilder. Es dauerte allerdings nicht lange, bis Jim sich zu ihr setzte.
"Na? Auch mal wieder da?", fragte er.
"Ja. Ab und zu bin auch ich mal zuhause.", meinte Diana.
"Wow! Wo hast du denn Liam gelassen? Muss der nicht gleich zur Arbeit?"
"Der ist schon vor fast einer Stunde los und müsste bald wieder kommen."
"Warum? Muss der nicht arbeiten?"
"Gestern Abend hat seine Mutter angerufen und ihm erklärt, dass sein Vater im Koma liegt und wahrscheinlich sterben wird."
"Oh. Warst du dann schon da? Ich hab dich gar nicht mehr kommen gehört."
"Nein. Eben nicht. Das ist ja das Problem. Ich stand stundenlang im Stau und bin erst so gegen zwölf gekommen. Da saß er kreideblich hier und hat wie so ein Psycho auf die Wand gestarrt."
"Warum hat der nichts gesagt? Er hätte mich doch wecken können. Das wäre doch kein Problem gewesen."
"Das hab ich ihm auch gesagt. Er hätte ja auch mich anrufen können. Das wäre auch kein Problem gewesen. Jedenfalls wollte er jetzt nur kurz mit seinem Chef reden und dann wieder kommen."
"Und du machst dir schon wieder Sorgen um ihn."
"Ja. Ich weiß wie wichtig ihm seine Familie ist und ich hab ihn echt noch nie so fertig gesehen."
"Hast du mal mit seiner Mutter telefoniert?"
"Das hatte ich auch schon überlegt, aber bei denen ist es gerade zwölf Uhr mittags. Da wird es ein bisschen schwer die zu erreichen."
"Stimmt auch wieder. Zeitverschiebung und so."
"Ich telefonieren dann heute Nachmittag mal mit ihr."
"Ja. Vielleicht ist es ja alles gar nicht so dramatisch und Liam hat das nur falsch verstanden."
"Wo bleibt der eigentlich? So langsam müsste er doch kommen!", meinte sie und schaute auf ihr Handy. Da sah sie es. Eine Nachricht von Liam. Genervt stand sie auf und sagte: "Ich geh mal eben und hol Liam ab."
"Wieso? Was ist los?"
"Der arbeitet nur noch heute und hat dann zwei Wochen frei. Ja klar! Der kann in dem Zustand garantiert nicht arbeiten!", schimpfte Diana und sprang in ihre Schuhe, um dann zu Liams Firma zu fahren. Dort angekommen betrat sie das Gebäude und blieb brav an der Rezeption stehen.
"Wie kann ich Ihnen helfen?", fragte ein höflicher Mann.
"Guten Morgen. Carter mein Name. Ich würde ganz gerne mal mit meinem Mann reden und wenns geht auch mit eurem Chef!", sagte sie leicht gereizt.
"Liam! Kommst du mal schnell? Ich glaub du hast heftigst Scheiße gebaut!", rief der Mann nun und kurz darauf stand Liam vor ihr.
"Diana. Was machst du denn hier?", fragte er verwundert.
"Ich vermute mal, dass du dir das denken kannst!", sagte sie wütend.
"Nicht wirklich.", meinte Liam jedoch.
"Soll ich dir das jetzt hier vor allen erklären, oder denkst du selber nach und holst ganz schnell deinen Chef?", fragte sie und hebte ihre Stimme gefährlich. Liam nickte nur und verschwand. Er wusste, dass er jetzt lieber ganz schnell verschwinden sollte. Auch sein Kollege an der Rezeption zog den Kopf ein und traute sich nicht mehr auch nur ein Wort zu sagen. Liam musste bei ihr echt nichts zu sagen haben.
Es dauerte nun eine Weile, bis Liam mit einem älteren Mann wieder kam.
"Wollen wir das jetzt hier drinnen diskutieren oder gehen wir lieber raus?", fragte Diana wütend.
"Ich glaube wir gehen mal in mein Büro.", meinte der ältere Mann, der wohl Liams Chef war. Auch er war zielich eingeschüchtert von ihr und führte sie nun zu einem kleinen Raum mit ein Computer und haufenweise losen Zetteln auf dem Tisch, die alle irgendwie durcheinander flogen.
"Liam hat mit Ihnen gesprochen?", fragte sie nun noch immer sehr wütend.
"Ja. Er kriegt die nächsten zwei Wochen frei, aber heute ist alles ein bisschen stressig und da muss er nochmal arbeiten."
"Nein! Das wird er nicht! In dem Zustand ist er doch gar nicht in der Lage vernünftig zu arbeiten!"
"Wieso? Es ist doch alles gut oder nicht?"
"Nein! Eben nicht! Es ist nicht alles gut! Es sieht doch ein Blinder mit Krückstock, dass es ihm total beschissen geht! Nach so einer Nachricht kann er doch nicht vernünftig arbeiten! Da kommt doch nur Schrott bei raus und für die Psyche ist es auch nicht gut! Wenigstens so viel Verständnis könnten sie doch haben!"
"Was für eine Nachricht? Wovon reden Sie überhaupt?"
"Ich denke Liam hat mit Ihnen gesprochen?"
"Ja. Er hat mir gesagt, dass er eine Weile frei bräuchte, weil er so ein paar persönliche Probleme hat."
Ein wütender Blick zu Liam reichte, dass er noch einen Kopf kleiner wurde, als es so schon war.
"Was ist denn jetzt los?", fragte der ältere Mann nun.
"Er hat gestern erfahren, dass sein Vater im Koma liegt und wahrscheinlich stirbt! Er ist mit der Psyche komplett am Ende! Das sieht man ja wohl! Und ich denke sie können verstehen, dass er jetzt mit mir nach Hause kommt und erstmal nicht arbeiten kann! Wenn sie es unbedingt wollen, kann ich ihnen auch einen Psychologen her holen, der ihnen das bestätigt! Ich hab allerdings Psychologie studiert und hab da Ahnung von, also können sie mir ruhig glauben!"
"Nein. Ist schon gut. Das geht klar."
"Gut. Dann wünsche ich ihnen noch einen schönen Tag!", sagte Diana nun und stand auf. Wütend packte sie Liam am Arm und zog ihn mit sich aus dem Raum. Um sie herum hatten alle den Kopf eingezogen und auch Liam trottete nur kleinlaut hinter ihr her.
Kaum hatten sie die Firma verlassen, drehte sie sich nun zu ihm rum und schimpfte stink sauer: "Geht's dir eigentlich noch ganz gut? Ich verschieb meine ganzen Shootings und reiß mir den Arsch auf, damit du hier solche Scheiße verzapfst, oder wie? Du kannst so doch nicht arbeiten! Das kann doch gar nicht gut gehen!"
"Mir geht's gut. Ich kann arbeiten!", meinte er kleinlaut.
"Nein! Das kannst du nicht! Verdammt Liam, dir geht's total beschissen! Warum siehst du das nicht ein? Warum siehst du nicht, dass deine Psyche gerade voll im Arsch ist? Warum kannst du nicht einfach zuhause bleiben und dann ist gut? Warum geht das nicht? Warum..."
Apprupt brach sie ihren Satz ab, als sie plötzlich sah, wie er die Augen komisch verdrehte.
"Liam?", fragte sie vorsichtig und in dem Moment brach er auch schon zusammen und ließ eine blutiges Messer neben sich fallen.
"Ach du Scheiße! Liam! Was machst du denn?", schimpfte sie und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen.
"Liam?", fragte sie, doch von ihm kam keine Antwort.
"Liam? Hörst du mich?", fragte sie erneut, doch wieder kam keine Reaktion von ihm.
"Scheiße, Liam! Kannst du mich hören?", fragte sie noch einmal etwas lauter, doch noch immer kam keine Reaktion von ihm. Vorsichtig packte sie nun seinen Arm und drückte die Blutung der tiefen Schnittwunde ab. Als sie wieder hoch schaute, erkannte sie ein paar Meter entfernt den Mann von der Rezeption mit einem Papierkorb in der Hand stehen. Geschockt schaute er zu ihnen rüber.
"Könnte man mal aufhören mich an zu starren und stattdessen helfen!", schimpfte sie, doch er blieb nur, wie versteinert, stehen.
"Verbandskasten! Sofort!", gab sie nun deutliche Anweisungen und der Mann rannte augenblicklich rein. Sie wand sich nun wieder Liam zu und fragte panisch: "Kannst du mich hören?"
Langsam regte er sich nun und öffnete die Augen.
"Verdammt Liam! Warum machst du solche Scheiße?", fragte sie und fiel ihm erleichtert um den Hals. Er bleib nur schweigend liegen, bis sie sich wieder von ihr löste. Kurz darauf stand der Mann auch schon wieder neben ihr und reichte ihr den Verbandskoffer.
"Danke!", sagte sie und nahm ihm den Kasten ab.
"Soll ich vielleicht auch einen Krankenwagen rufen oder so?"
"Nein. Wenn dann brauchen wir eher einen Psychologen und den besorgt ich schon alleine."
"Okay. Kann ich sonst irgendwie helfen?"
"Erstmal nicht.", meinte Diana, während sie Liams Arm nun fest verband.
"Habt ihr hier so etwas wie ein Waschbecken oder so?", fragte sie nun mit einem Blick auf ihre blutige Hand.
"Ja. Direkt im Eingangsbereich die erste Tür links."
"Okay. Passen Sie mal bitte eben auf, dass der in der Zeit keinen Mist baut."
Sie ging nun rein, um sich schnell die Hände zu waschen und dann wieder raus zu eilen. Dort lag Liam noch unverändert auf dem Boden. Schon kniete sie wieder neben ihrem Mann und fragte: "Kannst du aufstehen?"
Er richtete sich nun auf und hielt in seiner Bewegung inne. Alles um ihn herum drehte sich und, hätte Diana ihn nicht gehalten, wäre er wieder nach hinten gekippt.
"Mach langsam! Du hast einiges an Blut verloren. Dein Kreislauf muss damit erstmal wieder klar kommen.", nahm er Dianas Stimme war. Er wollte jetzt irgendwas sagen, aber kein Wort verließ seine Kehle. Es ging einfach nicht. Er wollte ihr erklären, dass alles gut war und dass das nur eine Kurzschluss Reaktion war. Er wollte nicht sterben. Es war ihm in dem Moment nur einfach alles irgendwie zu viel geworden. Im Nachhinein könnte er sich für diese Aktion ohrfeigen. Wie war er auf die Idee gekommen, dass es dadurch besser werden würde? Damit hatte er alles nur noch schlimmer gemacht. Nun war ihm das bewusst, aber er konnte es nicht mehr rückgängig machen. Es war passiert und sie hatte jetzt alles Recht ihn zu hassen. Er würde es sogar noch verstehen. Doch sie tat es nicht. Nein. Stattdessen umsorgte sie ihn und half ihm schließlich dabei langsam auf zu stehen und in das Auto zu steigen.

Missing youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt