Kapitel 76

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  Die Frau begleitete sie nun noch bis zur Tür und kaum war diese geschlossen, schauten Diana und Liam sich an und begannen zu lachen.
"Oh man! Ich kann nicht mehr! Ich kümmer mich um meine Muschi. Absolut genial!", lachte sie und sie brauchten beide erstmal eine Weile, bevor sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatten und zurück gingen. So richtig kriegen sie sich allerdings immerenoch nicht ein und jedes Mal, wenn sie sich anschauten, lachten sie wieder los.
"Was ist denn mit euch los?", fragte Grace, die ihnen auf dem Hof entgegen kam.
"Wir waren gerade bei Tante Dana und haben uns mit ihr unterhalten. Ich hab sie dann gefragt, was sie so den ganzen Tag macht. Da meinte sie sie kümmert sich um ihre Muschi und dass die ja auch nicht mehr die Jüngste ist.", berichtete Liam und schon waren sie wieder am Lachen. Grace ging nur kopfschüttelnd weiter und sie brauchten erstmal eine Weile, bis sie sich wieder ein gekriegt hatten. Dann gingen sie allerdings los, um George zu suchen, den sie schließlich im Stall fanden, wo er einen hübschen Rapphengst putzte.
"Ach ihr kommt gerade richtig. Liam, könntest du dir gleich mal Ability an gucken? Das ist unsere jüngste Stute und die sollte eigentlich ein geritten werden und mit Sattel und Trense hat sie auch kein Problem, aber sobald ich mich drauf setze, tickt die total aus.", sagte er, als er sie sah.
"Aha. Hast du schon den Sattel und alles checken lassen?", fragte Liam.
"Ja. Der Sattel passt wie angegossen und gesundheitlich fehlt ihr auch nichts. Die hat einfach eine Macke."
"Okay. Ich guck sie mir gleich mal an."
"Super. Danke!"
"Wen hast du denn eigentlich da?", fragte Diana und deutete auf den tollen Hengst.
"Das ist Moondancer. Ein Halbbruder von Moonlight und der Vater von Nightsea.", erklärte Liam stolz.
"Er ist wunderschön!", sagte Diana begeistert.
"Ja. Das ist er. Er war immer der Liebling von meinem Opa.", erklärte Liam.
"Ja. Er hat aber auch die schönsten Fohlen und unter ihm ist er in der Dressur einfach perfekt gelaufen. Es ist eigentlich schade, dass so ein Talent hier im Stall steht und nicht geritten wird.", sagte George.
"Wie alt ist er jetzt?", fragte Liam.
"Als du gegangen bist, war er fünf."
"Also jetzt ungefähr 45."
"Bist du schon so lange weg?"
"Ja. Ungefähr 40 Jahre."
"Wow! Hätte ich so gar nicht gedacht."
"Wurde er in der Zeit noch geritten?"
"Ich hab ihn dann noch weiter geritten und ausgebildet, weil wir ihn eigentlich verkaufen wollten, aber ich hab es einfach nicht über das Herz gebracht ihn weg zu geben. Seit dem steht er hier und ab und zu reitet mal jemand mit ihm aus. Eigentlich wirklich schade. Ich würd ihn gerne nochmal richtig laufen sehen, aber das wird wohl nichts mehr."
"In wie weit ist er ausgebildet?"
"Piaffe und Passage kann er nicht. Sonst alles. Ich weiß nur nicht, in wie weit er das noch weiß. Ich hab ihn wie gesagt schon lange nicht mehr richtig geritten."
"Liam, du könntest dich doch mal rauf schwingen.", schlug Diana vor.
"Also, wenn du das machen würdest, wäre das toll. Dein Opa hätte sich bestimmt gefreut.", stimmte George ihr zu.
Unsicher schaute Liam zu dem Hengst und wieder zurück zu Diana, die ihn erwartungsvoll an schaute.
"Okay.", sagte er noch immer etwas unsicher. Es fiel ihm wirklich nicht leicht sich auf dieses Pferd zu setzten. Er weckte einfach so viele Erinnerungen in ihm und das war wirklich schwer.
"Super! Danke!", sagte George und verschwand direkt, um Sattel und Trense zu holen.
"Dir fällt das nicht so einfach, oder?", fragte Diana nun.
"Er weckt viele Erinnerungen in mir. Das ist nicht so einfach.", meinte Liam.
"Wenn's nicht geht, dann lass es. Das ist mir lieber, als wenn du danach völlig fertig bist."
"Das geht schon. Ich muss ja nicht stundenlang reiten. Einfach so ein bisschen, dass er noch einmal richtig läuft."
"Bist du dir wirklich sicher?"
"Ja."
"Okay. Wenn es nicht geht, dann hör auf! Es bringt nichts, wenn du dich jetzt noch quälst und dann total fertig bist."
"Mach dir keine Sorgen. Das wird schon."
Nun kam George auch schon wieder und gemeinsam sattelten sie den Hengst nun und zu dem besonderen Anlass packten sie auch die weißen Bandagen und die Kandarre aus. Gemeinsam gingen sie nun zu dem Reitplatz, wo Liam sich dann in den Sattel schwang. Der Hengst war direkt hellwach und trabte sofort an. Liam parierte ihn allerdings wieder durch und ritt ihn erst einmal in aller Ruhe warm, um dann locker mit ein paar Seitengängen an zu fangen.
"Er macht das so, als wäre es das normalste der Welt. Der absolute Hammer!", sagte George begeistert.
"Ja. Das ist einfach voll sein Ding. Wenn er zuhause mit Bonavista trainiert, könnte ich ihm wirklich stundenlang zugucken.", stimmte Diana ihm zu.
"Wer ist Bonavista?"
"Der tolle PRE Hengst mit dem ehr dann im Sommer reitet."
"Was reitet er denn im Sommer? Hab ich da irgendwas verpasst?"
"Wir fahren im Sommer nach Rio und Liam wird dort mit ihm reiten."
"Jetzt echt?"
"Ja. Unglaublich, aber wahr."
"Wow! Ich wusste ja, dass er gut ist, aber ich dachte nicht, dass er so gut ist! Hammer! Braucht ihr da noch einen Stallburschen? Ich wollte schon immer mal nach Rio.", fragte George scherzhaft.
"Ja klar. Komm mit."
"Jetzt ernsthaft?"
"Ja klar. Wir können auf so Turnieren immer Hilfe gebrauchen. Vor allen Dingen, weil Liam an so Tagen nicht zu gebrauchen ist. Also wenn du willst, kannst du gerne mit kommen. Komm zu uns nach Amerika und wir nehmen dich mit. Gar kein Problem."
"Und das geht einfach so? Komm ich da überhaupt auf den Platz?"
"Du bist unser Pfleger. Natürlich kommst du da mit rein."
"Und wann ist das?"
"Das weiß ich so jetzt nicht auswendig. Ich hab so viele Daten im Kopf. Da kann ich mir das nicht alles merken. Irgendwann im August."
"Wir können ja dann nochmal telefonieren und in Ruhe sprechen."
"Ja. Das wäre am besten. Dann kann ich dir das auch genauer sagen."
"Und du hast das jetzt so gedacht, dass ich dann zu euch komme und wir von da aus direkt los fliegen?"
"Ja. Wenn du willst kannst du auch ein paar Tage vorher kommen und dich bei uns mal umschauen. Du musst nur damit leben, dass bei uns eigentlich dauerhaft Chaos herrscht."
"Das ist hier auch nicht anders."
"Glaub mir, hier das ist noch voll normal. Bei uns ist es da um Längen chaotischer. Mit drei pubertierenden Kindern und einem Hund in einem Haus ist das nicht so einfach."
"Ihr habt einen Hund?"
"Ja. Jana. Eine alte mischlings Hündin. Die liegt mittlerweile aber die meiste Zeit in der Sonne und lässt sich von irgendwem kraulen."
"Wie alt ist die?"
"Sie müsste jetzt so ungefähr 15 sein."
"Hui! Das ist aber wirklich schon eine alte Dame!"
"Ja. Aber sie ist wirklich toll!"
"Sonst irgendwas, wo ich mich drauf einstellen muss?"
"Wir haben mittlerweile sieben Pferde und bei uns springen eigentlich dauernd irgendwelche Spring- oder Dressurreiter rum. Also wenn du schon immer mal die ganzen berühmten Reiter aus Amerika kennenlernen wolltest, musst du nur zu uns kommen. Eine Woche und du hast alle kennengelernt."
"Wie kommt es denn, dass die bei euch sind?"
"Die Springreiter trainieren Anna und wir haben die Pferde halt in dem Stall von einer berühmten Dressurreiterin stehen."
"Bei welcher, wenn ich fragen darf?"
"Allison Brock. Die trainiert Liam auch zwischen drin immer."
"Jetzt echt? Wie kam es denn dazu?"
"Ich fotografiere ja auch für die Presse und bin dann immer auf den großen Turnieren. Da hab ich zwischendrin aber immer so zwei Stunden Pause und die verbringen ich meist in den Stallungen und unterhalte mich mit den Reitern. Da hab ich so einige berühmte Reiter schon kennengelernt und bin auch mit manchen befreundet. Gerade so, was sie amerikanischen Teams an geht, weil ich da dann auch immer mal beim Training bin zum Fotografieren. So hat sich das dann irgendwie entwickelt."
"Und wen kennst du da noch so alles?"
"So aus Amerika wären das Steffen Peters, Laura Graves, Allison Brock, Kent Farrington, Lucy Davis, McLaian Ward, Laura Kraut, Beezie Madden, Kasey Perry-Glass und und und. Ich hab so ziemlich mit jedem berühmten Reiter schon gesprochen. Das sind jetzt so die mit denen ich wirklich jede Woche zu tun hab. Und das ist jetzt nur Dressur und Springen. Da kommt dann noch Vielseitigkeit, Voltigieren, Fahren und ab und zu auch Western dazu."
"Ich glaub ich muss wirklich mal länger Urlaub bei euch machen und dann musst du mir die mir mal alle vorstellen."
"Wird gemacht. Du kannst jeder Zeit kommen."
"Ich muss mal gucken und mit Grace reden. Vielleicht komm ich dann einfach eine Woche eher."
"Ja. Von uns aus gerne."
"Gut. Dann guck ich mal in Ruhe."
Gespannt schauten sie nun wieder Liam zu und es sah einfach unglaublich aus, wie er mit dem Hengst über den Platz schwebte und die tollsten Lektionen einfach perfekt ritt. Schon bald hatten sie jede Menge Publikum und alle schauten ihm einfach nur begeistert zu. Liam schien das allerdings gar nicht wirklich mit zu kriegen. Er war voll in seinem Element und machte seine Sache einfach nur perfekt. Das sahen scheinbar auch die Anderen so, denn als er dann durch parierte, um seine Arbeit zu beenden, kam tosender Applaus vom Zaun aus.
"Wie kann man nur so perfekt reiten?", fragte Sean ungläubig.
"Oh, du glaubst gar nicht, wie viel er dafür trainiert.", meinte Diana. Grace hingegen hatte schon wieder Tränen in den Augen. Für sie war dieser Moment einfach so unglaublich emotional!
"Ich dachte für einen Moment er würde ihn reiten.", schluchzte sie begeistert und traurig zu gleich, als Liam nun zu ihnen kam.
"Ich bin doch nur ein bisschen Dressur geritten. Da musst du doch nicht gleich weinen.", sagte dieser und umarmte seine Mutter.
"Das war unglaublich! Ich bin so stolz auf dich!", schluchzte sie und so langsam konnte Diana nicht mehr einschätzen, warum sie überhaupt weinte. War sie gerührt, war sie traurig oder war sie einfach nur so glücklich? Sie wusste es nicht.
Nach einer Weile beruhigte sie sich dann allerdings wieder und ging rein, während sie nun den Hengst versorgten und schließlich Ability holten. Sie war ein wirklich wunderschöner Dunkelfuchs mir einer hellen, fast schon weißen Mähne, die allerdings einzelne, schwarze Strähnen beinhaltete.
"Sie ist wunderschön!", sagte Diana ünerwältigt und Liam nickte begeistert.
"Ja. Das ist sie, aber leider unreitbar. Ich hab alles versucht. Keine Chance.", meinte George.
"Das kriegen wir schon hin.", meinte Diana zuversichtlich. Gemeinsam machten sie die Stute nun fertig und das ging auch alles ohne Probleme, bis sie dann zum Reitplatz gingen und Liam sich auf ihren Rücken schwang. In diesem Moment brannte irgend eine Sicherung in ihr durch und sie sprang panisch vorwärts. Wild buckelnd rannte sie über den Platz und stieg immer wieder. Liam saß jedoch wie angeklebt im Sattel doch auch er merkte dass das so keinen Sinn hatte und stieg schließlich wieder ab.

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