Kapitel 79

11 0 0
                                    

  Als dann die Formalitäten geklärt waren, gingen sie raus, wo die junge Frau sie erst einmal über den Hof führte.
"Okay. Dann würde ich sagen fangen wir mit den Bildern vor schwarzen Hintergrund an. Dafür bräuchte ich jeden Hengst einzeln hier auf der Stallgasse. Da geht das immer am Besten.", sagte Diana schließlich und so holte Ashley einen Hengst nach dem Anderen aus der Box, um ihn am Ende der Stallgasse zu platzieren. Dort kniete Diana auf dem Boden und fotografierte jeden einzeln. Das machten sie dann ungefähr eine Stunde lang, bis sie dann alle Hengste fotografiert hatten. Als Nächstes machten sie sich dann an die Fotos in Aktion und wechselten dafür zwischen Reithalle und Weide hin und her, um jeden Hengst kurz laufen zu lassen und in allen Gangarten zu fotografieren. Zum Schluss machten sie dann noch ein paar Fotos vom Freispringen und nach fünf Stunden Shooting waren sie dann endlich fertig und fuhren wieder nach Hause. Dort zog Diana sich allerdings nur kurz um, bevor es dann auch schon wieder in den Stall ging, um dort Flame zu reiten und die tägliche Routine durch zu führen.
Als sie dort dann fertig waren, war es auch schon spät am Abend, doch für Diana war der Tag noch lange nicht vorbei. Ganz im Gegenteil, denn sie hatte noch ein Shooting im Sonnenuntergang. Auch hier kam Sean mit und fragte schließlich: "Ist dein Tag immer so stressig und voll?"
"Ich weiß gar nicht, was du hast. Das ging doch noch. Die nächsten Tage werden schlimmer mit mehr hin und her fahren. Dagegen war das heute ein Spaziergang.", meinte Diana unbeeindruckt.
"Oh Gott! Wie überlebst du das?"
"Für mich ist das mittlerweile völlig normal. Ich mach das jetzt schon so lange. Irgendwann bist du das gewohnt. Ich merk das teilweise schon gar nicht mehr richtig. Meistens erst, wenn Liam dann schimpft."
"Der kann schimpfen?"
"Ja. Nach fast 40 Jahren mit mir, hat er gelernt, dass er meckern muss, wenn er was haben will. Ich hab nunmal immer viel zu tun und wenn er mich da nicht bremsen würde, würde ich wahrscheinlich nur noch arbeiten. Er muss da schon ab und zu mal schimpfen."
"Ich dachte immer der hätte bei dir gar nichts zu sagen."
"So böse bin ich nun auch nicht. Liam kann schon noch mit reden. Unterdrücken tu ich ihn nicht. Nur wenn er komische Ansichten hat. Da muss man ihn manchmal einfach unterdrücken."
"Was heißt komische Ansichten?"
"Dein Bruder ist nunmal ein absoluter Spießer und ist der Meinung, dass die Kinder keinen Spaß haben dürfen. Da muss ich ihn zwischendurch bremsen. Sonst geht das gar nicht."
"Okay. Das kann ich verstehen. Das ist wirklich ätzend."
"So. Jetzt aber los. Sonst ist die Sonne gleich weg."
Sie machten nun noch zwei Stunden lang ein Shooting, bevor sie dann wieder nach Hause fuhren. Dort hatten die Anderen mittlerweile etwas zu Essen besorgt und sie aßen noch etwas, bevor die Kinder und Sean dann zu Bett gingen. Zurück blieben nur Liam und Diana, die sich nun auf die Couch setzten. Diana hatte schon wieder ihren Laptop auf dem Shoß und war am Arbeiten während Liam neben ihr saß.
"Und? Wie war dein Tag?", fragte er.
"Eigentlich ziemlich entspannt. Ich war ja den ganzen Vormittag auf dem Gestüt und hatte dann nur noch eben das Shooting. Von eben die, die kannte ich schon. Mit der hab ich schonmal ein Shooting im Wald gemacht."
"Warst du auf dem Gestüt schonmal?"
"Nein. Da war ich heute das erste Mal. Der Chef da meinte ein Kollege hätte mich weiter empfohlen."
"Und wie war's da so?"
"Toll. Die haben wirklich unglaublich tolle Hengste da stehen! Der Eine wäre was für dich gewesen, aber die sind unbezahlbar. Allein für den Decksprung zahlst du eine halbe Millionen."
"Und das waren Dressur Pferde?"
"Teilweise ja. Zum größten Teil haben die da aber Springpferde. Wirklich tolle Tiere!"
"Das nächste Mal nimmst du mich dann mit."
"Wenn ich da nochmal hin darf. Der Mann soll sehr kritisch sein, was die Fotos an geht. Mal sehen, was der dann sagt. Vielleicht darf ich auch gar nicht wieder kommen."
"Ach komm. Deine Fotos sind doch die Schönsten. Da kann er gar nichts dagegen sagen."
"Das sagst du. Die Frage ist nur, ob er das genauso sieht."
"Bestimmt. Und wenn nicht ist es einfach nicht möglich ihn zufrieden zu stellen. Bessere Fotos, als deine, gibt es gar nicht."
"Doch. Es gibt da schon noch Schönere. Auch meine Bilder sind nicht perfekt."
"Find ich schon."
"Du hast ja auch keine Ahnung."
"Aber ich weiß, was gut aussieht und das tun deine Bilder ausnahmslos immer."
"Du bist süß. Schön, dass es wenigstens dir gefällt."
"Es gibt doch mehr als genug Leute, denen deine Bilder gefallen. Da musst du dir doch gar keine Sorgen machen. Du hast schon genug zu tun. Da brauchst du nicht noch einen kritischen Gestütsbesitzer, der an allem rum meckert. Warum eigentlich? Hat der zu viel Geld?"
"Ja. Viel zu viel. Deinem Bruder sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen, als der die Anlage gesehen hat. Und darauf bildet er sich auch noch was ein. Der Typ ist absolut eingebildet und abgehoben."
"Warum ist es dir dann so wichtig. Dass ihm deine Bilder gefallen?"
"Weil er verdammt viel Einfluss hat und für die Bilder viel Geld bezahlt. Uns zwar wirklich viel. Wir können das Geld gut gebrauchen. Gerade weil wir langsam anfangen müssen Shadow aus zu statten. Das kann ganz schnell ganz teuer werden."
"Ja, aber die meisten Sachen haben wir ja schon. Die Trense kann er von Moonlight kriegen und irgend einer von den Sätteln wird ihm schon passen."
"Du solltest mich mittlerweile so weit kennen, dass ich da komplett ausraste und ihm alles kaufe."
"Okay. Stimmt auch wieder. Du hast da ja so deine Macke. Dann mach, wie du meinst."
"Das tu ich prinzipiell. Das solltest du mittlerweile doch wissen."
"Stimmt. Dann mach einfach alles, wie sonst auch."
"Ja. Das mach ich auch, wenn du es nicht sagst. Ich brauch dazu keine Anweisungen."
"Wie geht's denn Sean? Hast du da noch was raus gekriegt?"
"Es geht so. Er braucht einfach Zeit, um damit klar zu kommen. Du kennst das doch noch von dir. Alles, was mit Psyche und gerade auch Depressionen zu tun hat, dauert lange."
"Aber du kriegst ihn wieder hin, oder?"
"Ja. Das auf jeden Fall. Das kriegen wir alles wieder hin. Er ist noch nicht so weit unten, dass er ein hoffnungsloser Fall sein könnte. Das hält sich alles noch in Grenzen. Er ist halt nur total fertig. Sie war alles für ihn und es tut natürlich weh, dass das jetzt so schlagartig vorbei ist. Das ist wie, wenn ich dich jetzt mit Steffen betrügen würde."
"Das würdest du nie tun und das weiß ich auch."
"Genau das dachte er von ihr auch. Bis vor ein paar Tagen hat er ihr auch blind vertraut und wäre nie auf die Idee gekommen, dass sie so etwas tut. Sie hat es trotzdem gemacht. Du kannst anderen Menschen nicht in den Kopf gucken und du weist nicht, was sie tun, wenn du nicht bei ihnen bist. Rein theoretisch könnte ich dich auch betrügen. Das würde ich nie tun, keine Sorge, aber ich könnte es und du würdest es nicht merken. Das kann ich dir garantieren."
"Jetzt mach mir keine Angst! Vielleicht sollte ich öfter gucken, zu wem du da fährst."
"Na zu meinem Liebhaber. Was denkst du denn? Du solltest doch wissen, dass ich die größte Schlampe überhaupt bin und mit allem vögel, das nicht bei drei auf dem Baum ist. Das ist mein großes Hobby!"
"Ich lass dich nie wieder alleine aus dem Haus!"
"Mensch Liam! Das war ein Scherz! Sowas wie Sarkasmus prallt echt an dir ab. Ich würde nie auch nur einen Gedanken daran verschwenden dich zu betrügen! Ich liebe dich und zwar nur dich! Sonst hätte ich dich wohl kaum geheiratet. Wenn ich sowas vor hab, brauch ich keinen Mann. Außerdem weiß ich ganz genau, was mit dir passiert, wenn ich dich betrüge. Du würdest daran sofort kaputt gehen und dich schneller umgebracht haben, als ich gucken kann. Und genau das will ich nicht! Ich liebe dich und ich will garantiert nicht, dass du stirbst! Ich würde dir das nie an tun. Keine Sorge. Ich weiß selber, wie schrecklich sowas ist."
"Ich bin schon froh, dass ich dich gefunden habe. Es ist gut zu wissen, dass ich dir immer vertrauen kann."
"Das kannst du auf jeden Fall. Versprochen!"
"Ich liebe dich!"
"Ich dich auch!"
Sie verfielen nun in einen Kuss, doch schon bald lösten sie sich wieder voneinander und Liam ging zu Bett, während Diana weiter arbeitete. Erst spät in der Nacht ging auch sie zu Bett, um nur wenige Stunden später auch schon wieder auf den Beinen zu sein.
Die nächsten Tage waren dann schon deutlich anstrengender und vor allen Dingen stressiger. Ein Shooting nach dem Anderen brachte sie hinter sich und Sean fragte sich immer mehr, wie sie nur so einen strammen Zeitplan schaffen konnte. Am Freitag kam dann allerdings das spannendsten Shooting. Nach einer Scheichstochter und einem arroganten Gestütsbesitzer folgte nun eine reiche, Fantasy besessene Frau mit einem Friesen. Sie erfüllte sich an diesem Tag ihren größten und wohl auch teuersten Wunsch und zwar ein Fantasy Shooting mir ihrem Pferd und zusätzlich auch noch Anna als Model. Gewünscht war ein Shooting mit Pegasus und dunkler Magie bei dem Diana sich komplett austoben konnte. Dazu hatte sie noch Anna mit Bonavista als Gegenpol und riesige, grüne Tücher dabei.

Missing youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt