"Was ist denn hier los?" fragte Jim nun, der mittlerweile zu ihnen gekommen war.
"Justus hat sich komplett abgeschossen und Heroin genommen. Beezie hat ihn eben aufgesammelt und aus irgend einem Grund ist deine Schwester komplett ausgetickt und ist jetzt ganz kurz davor ihm an die Gurgel zu gehen.", erklärte Liam. Jim wand sich nun seiner Schwester zu und fragte: "Diana?"
Sie hielt nun kurz inne und schaute ihn an.
"Ich weiß, dass das die Erinnerungen hoch kommen lässt, aber er kann nichts für das, was passiert ist! Er ist nur jung und unerfahren. Lass deine Wut auf ihn nicht an ihm aus!", sagte er und Diana brach nun völlig fertig in Tränen aus.
"Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.", bemerkte Liam.
"Ich erklär dir das dann mal. Guck du mal nach Justus. Ich kümmer mich um sie.", sagte Jim nur ruhig und ging nun zu Diana, um sie fest in seine Arme zu schließen.
"Ich weiß, dass es schwer für dich ist, aber es bringt wirklich nichts deine Wut jetzt an ihm aus zu lassen und ihn komplett fertig zu machen. Vor allen Dingen jetzt nicht. Der kann doch kaum noch stehen.", sagte er und strich ihr immer wieder beruhigend über den Rücken.
"Ich will doch nur, dass ihm nichts passiert! Ich will das nicht nochmal mit ansehen müssen!", schluchzte sie.
"So weit wird es nicht kommen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er das nicht nochmal macht. Er ist wie du. Er weiß schon, wo er lieber die Finger von lässt."
"Ja. Das ist nur nicht so einfach! Als er da stand, hab ich ihn vor mir gesehen. Er sah genauso aus!"
"Kleine, alles ist gut. Das war jetzt ein mal. Von dem einen Mal wird er schon nicht sterben und wenn du mit dem fertig bist, nimmt er das garantiert nicht nochmal. Er wird nicht enden, wie er damals. Das glaub ich nicht."
"Ich hoffe es!"
"Notfalls machen wir mit ihm die Schocktherapie, die Mum damals mit uns gemacht hat. Dann lässt er da schon die Finger von."
"Ich will ihm das eigentlich echt nicht antun."
"Mum hat das damals garantiert auch keinen Spaß gemacht, aber manchmal geht es nunmal nicht anders. Und es ist ja auch nur der letzte Ausweg. Dein Sohn ist vernünftig. Ich glaub nicht, dass er so weit geht."
"Ich hab auch nicht geglaubt, dass er das macht."
"Das wird schon wieder. Wir kriegen das irgendwie hin. Keine Sorge. Ich bin hier und ich helfe dir."
"Danke!"
"Was ist mit Liam? Irgendwer muss ihm das jetzt erklären. Willst du oder soll ich?"
"Kannst du bitte? Ich will das nicht alles nochmal hoch holen."
"Klar. Ich sprech mit ihm."
"Danke!"
"Und wenn was ist, bin ich für dich da! Das weißt du, oder?"
"Ich bin so froh, dass du da bist!", sagte sie gähnend und kuschelte sich noch etwas näher an ihn.
"Du solltest schlafen. Du bist total fertig.", bemerkte er und strich ihr sanft über den Rücken. Sie kuschelte sich als Antwort nur noch näher an ihn. So hob Jim sie nun hoch und setzte sich mit ihr auf dem Schoß auf die Couch. Sie krallte sich direkt an ihm fest und kuschelte sich eng an ihn. Er hielt sie fest in seinen Armen und so saßen sie, bis Liam dann zu ihnen kam und sich neben Jim setzte. Diana schlief mittlerweile und Liam fragte besorgt: "Wie geht's ihr?"
"Es geht so. Das war gerade echt hart.", berichtete Jim.
"Kannst du mir jetzt mal erklären, warum sie so reagiert hat?"
"Ein paar Jahre, bevor Mum starb, gab es da so einen Zwischenfall. Diana war damals mit einem Jungen zusammen. Bill hieß der. Ihre erste, wirkliche Beziehung ,die nicht mit einem absoluten Vollidioten war. Er was alles für sie und damals hatte ich alles drauf gewettet, dass die für immer zusammen bleiben würden. Das wären sie vielleicht auch..."
"Was ist passiert und was hat das mit Justus zu tun?"
"Er war Heroin süchtig. Seine Eltern waren Dealer und er ist damit aufgewachsen. Das war auch nie wirklich ein Problem, bis seine Sucht immer heftiger wurde und er langsam immer mehr an dem Zeug kaputt gegangen ist. Er ist damals daran gestorben. Deshalb reagiert sie auf Heroin etwas über empfindlich und durch das gerade ist das jetzt alles wieder hoch gekommen."
"Oh. Das wusste ich nicht."
"Ich weiß. Sie hat mit niemanden drüber gesprochen. Ihr fällt das total schwer. Er hat ihr unglaublich viel bedeutet."
"Und was machen wir jetzt?"
"Für sie da sein und aufpassen, dass sie Justus nicht an die Gurgel geht. Und bei dem müssen wir aufpassen, dass das wirklich bei dem einen Mal bleibt! Heroin ist heftig! Da brauchst du nicht viel, um süchtig zu werden und dann kommst du nicht mehr davon weg."
"Ist das so gefährlich?"
"Ja. Sonst würde Diana hier wohl kaum so ein Theater machen. Sie hat einfach Angst, dass das Selbe passiert, wie mit ihm damals. Sie sieht das alles jetzt nochmal vor sich und hat panische Angst ihren Sohn genauso sterben zu sehen, wie ihn damals."
"Ach scheiße. Warum macht der sowas überhaupt?"
"Keine Ahnung, aber ich würde behaupten, dass er das nicht ohne Grund macht. Da ist bestimmt irgendwas passiert. Vielleicht irgendwie eine Freundin die Schluss gemacht hat oder so."
"Meinst du wirklich?"
"Warum sollte er sich sonst so abschießen? Ich bezweifle, dass er das aus Langeweile macht."
"Aber warum muss man dann noch sowas nehmen?"
"Was weiß ich. Frag ihn morgen. Wenn er dann ansprechbar ist. Bisher bezweifle ich das stark."
"Ja. So dicht, wie der ist, geht es dem morgen komplett beschissen."
"Selber schuld. Dafür kann nun wirklich niemand was."
"Ja. Er tut mir trotzdem irgendwie leid. In dem Zustand hätte ich keine Lust auf eine Standpauke. Vor allen Dingen nicht von Diana. Wenn die schimpft dann gleich richtig."
"Ist auch richtig so. Nach so etwas muss das sein."
"Ja schon, aber sie über treibt das ein bisschen."
"Nein. Du kannst das nur nicht verstehen, weil du noch nie einen Heroinsüchtigen gesehen hast und nicht weißt, was da alles passieren kann. Sie weiß einfach zu genau, wie es weiter gehen kann und was alles passieren kann. Du tust das nicht. Du hast nicht das hinter dir, was sie durch gemacht hat. Du kannst ihre Panik einfach nicht verstehen. Justus wird morgen den Anschiss seines Lebens bekommen und das ist richtig so."
"Und was soll ich machen?"
"Pass einfach auf, dass sie ihm nicht an die Gurgel geht und sei für sie da, wenn sie reden will. Aber sprich sie lieber nicht auf das Thema an. Ihr fällt es unglaublich schwer darüber zu reden. Wenn sie nicht von alleine mit dem Thema anfängt dann sprech sie nicht darauf an. Das ist besser so. Glaub mir."
"Okay. Was machen wir jetzt?"
"Ich würde vorschlagen wir gehen jetzt ins Bett. Es ist schon spät."
Liam nickte nur und stand nun auf, was Jim ihm, mit samt Diana in den Armen, nach tat. Vorsichtig legte er sie nun in ihr Bett, wo sie kurz ihre Augen öffnete, um sich an Liam fest zu krallen und weiter zu schlafen. Mit einem Lächeln schloss dieser sie in seine Arme, während Jim nun den Raum verließ.
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Missing you
Teen FictionAchtung! In diesem Buch werden die Themen Krieg, Drogen, selbstverletzendes Verhalten sowie einige psychische Krankheiten behandelt. Diana ist Pferde Fotografin und wohnt mit ihrem Freund Liam in Ocala. An sich hat sie ein wirklich tolles Leben mit...