Kapitel 27

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Kurz darauf saßen sie auch schon wieder auf dem Rücken der Stute und ritten im Schritt wieder zurück, wo sie dann ab stiegen und Moonlight auf die Weide entließen. Dort kam ihnen nun Sean entgegen und fragte: "Na? Wieder da?"
"Sag mal ist Nightsea eigentlich ein geritten?", fragte Liam nun.
"Ja. Alan hat die vor ein paar Jahren ein geritten und die komplett ausgebildet. Die hat ungefähr den selben stand wie Moonlight. Wieso? Willst du deine Pferde etwa selber mal wieder reiten?"
"Ja."
"Jetzt ernsthaft? Hast du gerade wirklich gesagt, dass du wieder reiten willst?"
"Ja."
"Das will ich sehen!"
"Wo hängt denn ihr Sattelzeug?"
"In dem Spint ganz hinten rechts."
"Okay."
So gingen Liam und Diana nun los und holten die Stute von der Weide, während Sean noch ein bisschen was erledigte. Gemeinsam putzen sie sie zuerst, bevor sie sie dann sattelten. Diana eilte nun schnell rein, um ihre Kamera zu holen, bevor sie dann zu dem Reitplatz ging, wo Liam die Stute erst einmal im Schritt führte. Sie schloss sich ihm nun an und fragte: "Ist alles in Ordnung?"
"Ja. Die ganzen Erinnerungen kommen jetzt wieder hoch, aber es geht noch.", meinte Liam.
"Okay. Wenn es dir zu viel wird, sag bescheid! Du kannst jeder Zeit auf hören. Das ist kein Problem."
"Ja. Momentan geht's."
"Gut. Dann schwing dich mal hoch."
Routiniert zog Liam nun den Sattelgurt noch etwas fester und stellte sich die Steigbügel auf die richtige Länge ein, bevor er sich dann elegant auf den Rücken der Stute schwang. Man erkannte deutlich, dass er das schon ein paar mal gemacht hatte.
"Alles gut?", fragte Diana, als er dann richtig saß.
"Ja. Ich denke schon.", meinte er.
"Super. Dann viel Spaß!", sagte sie und verließ den Reitplatz, um sich an den Rand zu stellen. Mittlerweile war auch Sean bei ihnen an gekommen und sie schauten gespannt zu, wie Liam die Stute locker warm ritt und dann damit begann ein paar Lektionen zu reiten. Schon hatte Diana die Kamera gezückt und machte jede Menge Fotos.
Nach einer Weile kam auch Grace zu ihnen und fragte: "Was macht ihr denn Schönes?"
Die beiden deuteten nur auf Liam und ihr klappt die Kinnlade runter.
"Ist das etwa... Reitet...", stotterte sie ungläubig vor sich hin.
"Ja. Das ist da gerade wirklich Liam auf Nightsea, der perfekt Dressur reitet. Du hast keine Halluzinationen. Ich weiß nicht wie, aber Diana hat es irgendwie geschafft ihn wieder auf:s Pferd zu kriegen.", sagte Sean.
"Ich glaub es nicht! Er reitet tatsächlich wieder! Wie hast du das geschafft?", fragte Grace.
"Ich hab ihn heute morgen gefragt, ob er schonmal psychische Probleme hatte und ihm dann erklärte dass ich der festen Überzeugung bin, dass er lügt und dass er mir bescheid sagen soll, wenn er so weit ist mir die komplette Wahrheit zu erzählen. Daraufhin sind wir dann auf Moonlight aus geritten und er hat mir seine komplette Vergangenheit erzählt. Ich hab ihn jetzt so weit, dass er wieder reiten will und dass wir Moonlight und Nightsea mit nehmen werden.", erklärte Diana.
"Oh Gott! Ich hätte nie gedacht, dass er jemals wieder auf ein Pferd steigt und jetzt reitet er da Dressur! Danke Diana! Vielen Dank! Du bist echt unglaublich!"
"Ich versuche nur seine Psyche irgendwie wieder hin zu kriegen."
Begeistert schauten sie ihm nun weiterhin zu und Diana macht noch jede Menge weitere Fotos. Die Dressur war zwar noch lange nicht perfekt, aber dafür, dass Liam 20 Jahre nicht auf dem Pferd saß, war das einfach unglaublich!
Nach einer Weile ritt Liam dann wieder zu ihnen und stieg von dem Rücken der Stute. Mit Tränen in den Augen fiel seine Mutter ihm nun glücklich um den Hals, aber Diana erkannte, dass es Liam längst nicht so gut ging.
Sean und Grace gingen nun wieder, während Diana und Liam noch einige Runden um den Platz drehten, um die Stute trocken zu führen.
"Dir geht es gar nicht gut, oder?", fragte Diana nun.
"Nicht wirklich.", meinte Liam.
"Kommen die Erinnerungen alle hoch?"
"Ja. Das ist nicht so einfach."
"Ich weiß. Aber wir schaffen das. Ich helfe dir. Irgendwann kannst du wieder reiten ohne traurig zu sein. Irgendwann hast du das alles überwunden. Das braucht nur ein wenig Zeit."
"Ja, aber irgendwann muss ich auch wieder arbeiten."
"Ich denke dein Chef weiß jetzt, dass er sich mit mir lieber nicht anlegen sollte. Du gehst erst wieder arbeiten, wenn ich der Meinung bin, dass du dazu fähig bist!"
"Und wo soll dann das Geld her kommen? Einer von uns beiden muss auf jeden Fall arbeiten."
"Ja. Aber das bist nicht du. Du kannst so nicht alleine in deinem Büro arbeiten. Da hast du viel zu viel Zeit zum Nachdenken. Das ist nicht gut."
"Und stattdessen lässt du mich dann zuhause alleine oder wie?"
"Nein. Du kommst einfach mit. Das ist doch gar kein Problem. Du bleibst in dieser Zeit garantiert nicht alleine! Ich passe auf dich auf. Das hab ich deiner Mutter und deinem Bruder versprochen. Dich alleine zu lassen wäre das Schlimmste, was ich da machen könnte."
"Hat meine Mutter eigentlich irgendwas gesagt, wegen meiner Vergangenheit?"
"Nein. Sie und Sean haben nur immer sehr deutlich betont, dass ich gut auf dich aufpassen und dich nicht aus den Augen lassen soll. Da dachte ich mir schon, dass das wohl nicht dein erster Versuch war."
"Okay."
"Du reitest übrigens echt verdammt gut! Dafür, dass du 20 Jahre nicht auf dem Pferd gesessen hast, war das echt perfekt!"
"Ich hatte den besten Lehrer."
"Ach Schatz. Jetzt sei doch mal ein bisschen glücklich! Du hast deine Pferde wieder. Das ist doch toll!"
"Einerseits schon, aber gleichzeitig kommt damit alles wieder hoch und das ist verdammt schwer."
"Ich weiß. Ich weiß, wie schwer das ist, aber du darfst jetzt nicht in Selbstmitleid versinken. Damit lässt du deine Depressionen kampflos gewinnen und das willst du doch nicht! Ich weiß, dass du total fertig und mit der Psyche am Ende bist, aber du musst jetzt stark bleiben! Ich bin für dich da und ich gebe mein Bestes, um dir zu helfen. Wir kriegen, dass alles wieder hin, aber dazu musst du anfangen positiv zu denken. Du musst aus diesem absolut negativen raus kommen, das dir die Depressionen vermitteln wollen und anfangen in allem nur das Positive zu sehen."
"Das ist nur leider nicht so einfach."
"Was ist denn an dieser Situation gerade positiv?"
"Dass ich meine Pferde wieder hab und reiten kann. Und dass du bei mir bist."
"Und was noch?"
"Nichts."
"Doch. Du findest doch bestimmt noch mehr positives."
"Nein. Was denn?"
"Na zum Beispiel, dass du zuhause bist und dass du bei deiner Familie bist."
"Das hier ist nicht mein Zuhause. Das war es früher mal, aber heute nicht mehr. Mein Zuhause ist in Amerika."
"Dann einfach so ganz grundlegende Dinge. Du bist gesund, du hast drei wundervolle Kinder zuhause, du hast ein Frau, du hast eine Mutter und einen Bruder, du hast einen vernünftigen Job und genug Geld und und und. Da könnte ich dir jetzt noch stundenlang weitere Dinge aufzählen. Dein Leben ist nicht so schrecklich, wie du denkst! Du hast doch alles, was man braucht, um glücklich zu sein! Irgendwann sterben die Leute um einen herum eben. Das ist nunmal so, aber es bringt nichts, deswegen den Kopf in den Sand zu stecken und nur noch das Negative zu sehen. Ich weiß, dass es schwer ist, aber seh doch auch mal das Positive. Du bist doch eigentlich wirklich glücklich und hast ein tolles Leben! Es gibt Leute, die viel schlimmer dran sind, als du und die können glücklich sein, also kannst du das auch!"

Missing youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt