Kurz darauf verließ die Ärztin mit samt Jim den Raum und Diana war allein mit Liam.
"Wie geht's dir?", fragte er nun.
"Im Vergleich zu eben super.", meinte sie.
"Und allgemein?"
"Es geht so."
"Das heißt?"
"Ich bin komplett fertig, mein Kreislauf ist im Arsch und ich fühl mich allgemein wie ausgekotzt."
"So ungefähr siehst du auch aus."
"Du siehst aber auch nicht gerade gut aus. Geht's dir nicht gut?"
"Ich bin nur mit den Nerven am Ende. Ich hab jetzt ungefähr 16 Stunden schreckliche Angst um dich gehabt und war dauernd kurz vorm Nervenzusammenbruch. Das ist nicht so einfach."
"Ach Schatz. Es ist doch alles gut."
"Ja. Und ich bin verdammt froh, dass es dir jetzt besser geht! Ich dachte zwischendurch wirklich, dass es jetzt vorbei ist."
"Ne. So schnell wirst du mich nicht los."
"Zum Glück!"
"Ich lass dich schon nicht alleine. Was soll denn dann aus dir werden? Dann gibt es ja nur noch verbrannte Tiefkühlpizza."
"Nein. Dann würde es gar nichts mehr geben. Ich kann ohne dich nicht leben."
"Was hättest du getan, wenn ich jetzt gestorben wäre? Das würde mich jetzt mal interessieren."
"Ich hätte mich wahrscheinlich um gebracht. Ich könnte nie mit dem Gedanken leben, dass du gestorben bist und dass ich dich nicht retten konnte. Ich könnte nie ohne dich leben. Das ist einfach nicht mehr möglich und ich würde alles tun, damit du nicht stirbst!"
"Du bist süß!"
"Du bist einfach mein ein und alles. Ich hab heute wieder gemerkt, wie verdammt wichtig du mir doch bist. Ohne dich will und kann ich nicht mehr leben und ich hoffe ich muss dich nie wieder so sehen, wie heute. Das war schrecklich!"
"Hat dich das echt so sehr mit genommen?"
"Ja. Es ist verdammt schwer einfach nur hilflos da zu sitzen und zu wissen, dass man rein gar nichts tun kann. Es hat mir echt im Herzen weh getan dich so zu sehen und dir nicht helfen zu können. Du bist sonst immer so eine starke Frau und ich kenn dich so schwach und zerbrechlich einfach nicht."
"Ich liebe dich!"
"Ich dich auch. Du glaubst gar nicht wie sehr ich dich liebe."
Schon verbanden sich ihre Lippen zu einem innigen Kuss, bis sie Luft holen mussten und sich langsam voneinander lösten.
Nun herrschte Schweigen, bis Diana sah, wie er immer stärker zu zittern begann. Sanft legte sie ihre Hand an seine Wange und spürte, dass er eiskalt war und total fror.
"Komm zu mir unter die Decke. Du frierst total.", sagte sie und rückte etwas zur Seite, sodass er neben ihr in dem Bett Platz hatte. Kurz darauf lag er auch schon neben ihr und schloss sie sanft in seine Arme. Dicht kuschelte sie sich an ihn und bemerkte besorgt: "Du bist ja komplett durch gefroren. Wirst du krank?"
"Ne. Alles gut. Ich bin nur fertig.", meinte er.
"Okay. Dann fährst du gleich nach Hause und schläfst erstmal."
"Garantiert nicht! Ich lass dich hier nicht alleine! Das kannst du vergessen!"
"Dann schläfst du eben hier."
"Da kann ich mich schon eher mit anfreunden."In dem Moment kam nun die Ärztin mit zwei Kindern im Arm rein.
"So. Alle drei Kern gesund und putz munter.", sagte sie und überreichte ihr nun ein Kind nach dem anderen, bis sie alle drei Kinder bei sich hatten.
"Alle drei ganz der Papa.", lächelte Diana, denn alle drei Babys hatten rote Haare.
"Sie haben deine Augen.", bemerkte Liam, denn sie hatten nicht, wie er, grüne Augen, sondern ihre blauen Augen.
"So. Dann würde ich mich mal verabschieden. Wir sehen uns dann in ein paar Stunden zur Visite.", sagte die Ärztin und wand sich schon zum Gehen.
"Wissen Sie, was mit meinem Bruder ist?", hielt Diana sie jedoch auf.
"Ja. Der ist oben in der Chirurgie. Dem werden jetzt erstmal die Knochen wieder gerichtet und dann kommt er wieder."
"Ist es sehr schlimm?"
"Ne. Alles gut. Die Knochen müssen nur wieder gerichtet werden,aber das ist da unten reine Routine. Da kann nichts passieren."
"Na dann ist ja gut."
"Ja. So schnell kriegen Sie den schon nicht kaputt."
"Okay. Vielen Dank!"
"Kein Problem. Das ist mein Job.", meinte die Ärztin und verließ den Raum. Diana und Liam waren nun allein mit ihren Kindern und waren einfach nur glücklich. Der Stress und der Schmerz der letzten Stunden war vergessen.Ein paar Stunden später kam schließlich auch Jim mit einer dick eingegipsten Hand wieder. Diana schlief mittlerweile tief und fest, während Liam neben ihr lag und über sie und die Kinder wachte. Jim ging nun zu ihr und strich ihr sanft über die Wange, bevor er sich neben sie auf den Stuhl setzte.
"Wie geht's ihr?", fragte er nun an Liam gerichtet.
"Es geht so. Sie war immer noch komplett fertig und ihr Kreislauf ist auch noch nicht wieder so super. Sie braucht nur ein bisschen Schlaf und Ruhe.", sagte dieser.
"Und was ist mit dir? Du siehst auch nicht gerade gesund aus."
"Alles gut. Ich bin nur fertig und mit den Nerven am Ende."
"Ich kanns verstehen. War ein langer Tag."
"Und was ist mit dir? Hand wieder ganz?"
"Ja. Wenn ich dir einen Tipp geben darf dann lass sie bloß nicht deine Hand drücken. Die hat verdammt viel Kraft! Das würde man ihr gar nicht so zu trauen."
"Ich weiß. Die ist sehr stark. Das hat schon einen Grund, dass ich ihr meine Hand lieber nicht gegeben hab."
"Ja. Hättest du mir das mal eher gesagt."
"Ich dachte du merkst das dann schon."
"Das hab ich."
"Wie kommt es eigentlich, dass du hier bist?"
"Ich hab ihr versprochen, dass ich versuche zur Geburt zu kommen und zum Glück haben wir heute den Einsatz beendet. Ich bin jetzt erstmal für zwei Jahre frei gestellt."
"Super! Da wird sie sich freuen."
"Wie kam sie denn klar? War sie sehr traurig?"
"Ja. Die ersten Wochen waren wieder ziemlich schlimm, aber es war nicht ganz so schrecklich, wie das letzte Mal. Diesmal warst du ja auch nur drei Jahre weg."
"Nur ist gut. In der Zeit ist ja wohl mehr, als genug passiert."
"Stimmt auch wieder. Aber du hast ja über alles einen Bericht gekriegt."
"Ja. Ich kann mir trotzdem Schöneres vorstellen, als einen depressiven und verzweifelten Brief von meiner Schwester zu kriegen in dem sie mir erklärt, dass sie mit Drillingen schwanger ist und fragt, wie sie das ihrem Mann erklären soll. In so Momenten wünsche ich mir dann einfach bei ihr zu sein und ihr helfen zu können."
"Ja. Aber ich passe schon auf sie auf. Keine Sorge."
"Trotzdem wäre ich manchmal einfach gerne für sie da. Gerade in so Momenten, wie heute, will ich einfach für sie da sein und das geht leider nicht immer."
"Ja. Das stell ich mir sehr schwer vor."
"Genau. Du kannst zwar immer haufenweise Briefe schreiben, aber das ist einfach nicht das Gleiche. Zum einen dauert es eine halbe Ewigkeit, bis die an kommen, und zum anderen kannst du da einfach nicht genauso helfen, wie wenn du dabei bist."
"Ja. Aber jetzt bist du ja erstmal hier."
"Zum Glück. Ich hab euch echt vermisst."
"Wir dich auch. Das kannst du glauben. Stimmungsschwankungen sind verdammt anstrengend!"
"Oh ja! Das war in der Pubertät damals schon schön. Da bin ich dann doch ganz froh, wenn ich das nicht ertragen muss."
"Na danke auch."
"Selber schuld. Ihr müsst ja auch gleich übertreiben. Hätte für den Anfang nicht erstmal ein Kind gereicht? Nein. Ihr müsst gleich drei auf einmal kriegen."
"Ja. Das war's dann jetzt aber auch. Nochmal mach ich den Mist nicht mit. Das halten meine Nerven nicht aus."
"Erstmal abwarten. Das kann sich noch ändern. Hätte man mich noch vor ein paar Jahren gefragt, ob du irgendwann mal mit Diana zusammen kommst, hätte ich dem auch einen Vogel gezeigt. Und jetzt? Jetzt seid ihr verheiratet und habt drei Kinder."
"Ja. Und das, obwohl ich eigentlich immer höchstens ein Kind wollte."
"Tja. Jetzt hast du drei."
"Ja, aber ich muss schon zu geben, dass die echt süß sind! Wäre das davor nicht so verdammt anstrengend und Nerven aufreibend, würde ich glatt noch weiter kriegen."
"Ich glaub ich kann euch nicht mehr alleine lassen. Sonst komm ich wieder und hab haufenweise Neffen!"
"Ne, ne. Ich glaube sie wird mir da zustimmen, dass drei Kinder reichen."
"Ja. Ich denke auch."
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Missing you
Teen FictionAchtung! In diesem Buch werden die Themen Krieg, Drogen, selbstverletzendes Verhalten sowie einige psychische Krankheiten behandelt. Diana ist Pferde Fotografin und wohnt mit ihrem Freund Liam in Ocala. An sich hat sie ein wirklich tolles Leben mit...