Kapitel 44

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Am Fußball Platz angekommen, verschwand Justus direkt mit seinen Mitspielern in der Umkleidekabine, während die anderen sich an den Rand des Spielfeldes stellten. Dort angekommen klingelte plötzlich Dianas Handy.
"Hey Allison! Was gibt's?", meldete Diana sich und entfernte sich ein Stück von den anderen.
"Wir haben da so ein Problem.", meinte Allison.
"Und das wäre?"
"Nervi ist mir ausgebrochen und hat sich mit eurer Stute vergnügt."
"Welche von denen?"
"Nightsea. Ich will mal schwer hoffen, dass die nicht rossig ist."
"Ich will dich ja jetzt nicht schocken, aber das ist sie."
"Scheiße!", fluchte Allison, doch Diana begann stattdessen zu lachen.
"Das ist nicht lustig!", schimpfte Allison.
"Und ob es das ist. Ich zitiere " Meine Hengste machen so etwas nicht!" Scheint als wären deine Hengste doch nicht so brav.", lachte Diana.
"Ach man! Was machen wir jetzt?"
"Ja was sollen wir schon machen? Abwarten und gucken, was bei raus kommt."
"Und wenn sie jetzt trächtig ist?"
"Dann gibt das ein interessantes Fohlen. Eine Mischung aus Holsteiner und PRE. Was da wohl bei raus kommt?"
"Keine Ahnung, aber Liam wird mich umbringen! Jetzt lief sie gerade so toll und dann kommt so etwas!"
"Jetzt bleib doch mal locker und nimm es einfach mit Humor. Jetzt kannst du es eh nicht mehr ändern."
"Kannst du das Liam irgendwie erklären?"
"Ja klar. Er wird dir dafür schon nicht den Kopf abreißen. Keine Sorge."
"Na ich weiß nicht."
"Ich sprech mit ihm."
"Gut. Wir sehen uns dann morgen."
"Ja. Bis dann!"
Sie legte nun wieder auf und ging noch immer lachend zu den anderen.
"Was hast du denn jetzt?", fragte Liam verwundert.
"Das war Allison. Rate mal, was Nervi gerade gemacht hat.", lachte Diana.
"Keine Ahnung?"
"Der ist ihr abgehauen und hat sich sagen wir etwas zu gut mit Nightsea angefreundet."
"Er hat aber nicht..."
"Doch. Genau das hat er."
"Jetzt ernsthaft?"
"Ja."
"Oh. Da kommt was interessantes bei raus."
"Genau das hab ich auch gesagt. Und Allison macht sich mega die Sorgen und meint du würdest ihr den Kopf abreißen."
"Warum sollte ich? Was passiert ist ist passiert. Da kann sie jetzt auch nichts dran ändern."
"Das hab ich auch versucht ihr zu erklären. Das wollte sie mir nicht glauben."
"Ach. Die soll sich nicht verrückt machen. Ist alles gut."
"Ja. Wir fahren dann morgen hin. Da kannst du ihr das erklären."
"Okay."
"Kann mir mal jemand erklären, was los ist? Ich steh gerade auf der Leitung.", fragte Jim verwundert.
"Ist das wirklich so schwer zu verstehen?", fragte Diana.
"Ja."
"Nervi ist ein Hengst und es ist Frühling. Im Frühling haben Tiere den Trieb sich zu vermehren. Bei Nervi war dieser Trieb so ausgeprägt, dass er unsere Stuten besucht hat. Nightsea ist momentan rossig. Das heißt so viel wie, dass sie jeden Hengst gerne begrüßt und an nichts anderes denkt, als sich zu vermehren. Ich denke du kannst dir dann selber vorstellen, was passiert, wenn ein Hengst und eine rossige Stute zusammen kommen."
"Das hast du aber schön erklärt.", lachte Liam.
"Okay. So verstehe ich das jetzt auch.", meinte Jim.
"Na dann ist ja gut.", sagte Diana.
"Und was ist mit Moonlight?", fragte Jim nun.
"Die ist über 30. Die hat keinen Bock mehr auf Hengste.", erklärte Diana.
"Tja Liam. Gelitten. Diana ist über 30. Die hat keinen Bock mehr auf Hengste.", lachte Jim nun.
"Och man! Musst du alles immer gleich falsch auslegen?", schimpfte Diana, während Anna und Felix zusehend weiter von ihnen weg rückten.
"Wir sollten über etwas anderes reden. Wir sind den Kindern schon peinlich.", meinte Diana.
"Ach wieso? Das ist doch was ganz natürliches. Hengste und Stuten spielen nunmal gerne miteinander.", lachte Jim und die Beiden rückten direkt noch ein Stück weiter weg.
"Es sei denn sie sind über 30. Da haben die Stuten keinen Bock mehr auf Hengste.", lachte auch Liam.
"Ihr seid schlimm.", schimpfte Diana lachend.
"Das war jetzt ein Eigentor. Das kriegst du jetzt noch ewig vorgehalten.", meinte Liam und legte sanft einen Arm um sie.
"Pass auf Liam! Die ist über 30! Die hat keinen Bock mehr auf Hengste! Nicht, dass sie noch austritt.", lachte Jim schon wieder.
"Ja. Ich tret gleich mal nach dir aus! Freche Hengste mögen Stuten noch weniger!", schimpfte Diana, doch die beiden Männer brauchten erstmal eine Weile, bis sie sich wieder einkriegten.
Kurz darauf wurde dann allerdings das Spiel angepfiffen und die Kinder kamen auch wieder zu ihnen.
"Ihr seid so peinlich!", flüsterte Anna.
"Tja. Da wirst du mit leben müssen. So sind Eltern nunmal.", meinte Diana unbeeindruckt, bevor sie sich dann auf das Spiel konzentrierte. Es war wirklich schön an zu sehen und auch wenn Diana wirklich gar keine Ahnung von Fußball hatte, war sie der Überzeugung, dass das wirklich gut war, was die Jungs da spielten. Das bestätigte ihr auch Jim, der in der Richtung schon etwas mehr Ahnung hatte. Sie war dann doch nur die Spielermami, die bei allem, was irgendwie richtig aussah, jubelte. So lief es auch an diesem Tag. Diana hatte zwar keine Ahnung, was sie da taten, aber jubelte am lautesten. Felix war schon wieder voll in seinem Element und schoss jede Menge Fotos. Da kam er einfach voll und ganz nach seiner Mutter.
So verlief ein wirklich spannendes Spiel, bis Justus schließlich das Tor schoss und es vier zu zwei stand. Es war nun kurz vor Schluss und die Gegner hatten keine Chance mehr irgendwie auf zu holen. Dafür wurden die nun richtig wütend und begannen zu faulen. Und wie immer bei so etwas war Justus der Erste, der auf dem Boden lag. Diana wagte es gar nicht hin zu sehen und fragte: "Steht er auf oder muss ich hin?"
"Alles gut. Er steht auf.", meinte Liam jedoch und als Diana wieder hin schaute, lief er auch schon weiter.
"Der ist aber hart im Nehmen.", bemerkte Jim.
"Ja. Der kriegt ja auch immer alles ab. Du glaubst gar nicht wie oft wir mit dem schon im Krankenhaus waren.", erklärte Diana.
"So schlimm?"
"Ja. Von Bänderriss bis hin zu gebrochenen Knochen haben wir mit dem schon alles durch."
"Ach du meine Güte! Und da spielt er noch freiwillig?"
"Ja. Es ist unglaublich, aber ja das tut er."
"Ich hätte schon aufgehört."
"Ich auch, aber er ist da zu ehrgeizig. Der macht einfach weiter."
"Da kommt dann doch der Perfektionismus von seinem Vater durch."
"Ich bin nicht perfektionistisch.", meinte Liam.
"Oh doch! Und wie du das bist!", sagte Diana direkt.
"Gar nicht wahr!"
"Doch. Du merkst das selber schon gar nicht mehr. Ich sollte dich wirklich mal beim Training mit Allison filmen. Vielleicht siehst du das dann mal ein."
"Wenn du meinst."
"Wann hast du das nächste Mal Training?"
"Normalerweise morgen. Ich weiß nur noch nicht, ob ich Nightsea da reite. Ich glaub mit der warten wir erstmal ab."
"Ja. Wir können ja dann gucken."
Kurz darauf war das Spiel dann auch schon vorbei und die Jungs verschwanden in der Umkleidekabine, bevor Justus dann zu ihnen kam.
"Alles okay?", fragte Diana direkt, doch Justus nickte.
"Du hast gut gespielt!", lobte Jim stolz.
"Danke!", sagte Justus mit einem Lächeln.
Kurz darauf saßen sie dann auch schon im Auto und fuhren wieder nach Hause.

Die nächsten Tage verliefen dann ohne weitere Vorfälle. Die Kinder gingen zur Schule, während Diana und Liam noch frei hatten und den Vormittag meist am Stall verbrachten. Die Drei machten sich alle samt sehr gut unter dem Sattel und auch Moonlight und Nightsea waren scheinbar wirklich glücklich. Die Beiden wurden allerdings erst einmal geschont. Moonlight, weil sie sich ihre Rente mittlerweile wirklich verdient hatte und Nightsea, weil noch immer nicht ganz sicher war, was nun aus dem kleinen Vorfall geworden war. Einige Wochen später stand dann allerdings fest, dass sie tatsächlich trächtig war. Wirklich glücklich war Liam damit jetzt nicht unbedingt, aber er nahm es einfach hin und machte das Beste draus. Wer wollte denn nicht ein Fohlen von einem großen Dressur Champion? Und dann auch noch ganz für umsonst. Da konnte man nun wirklich nicht meckern. Allison lernte aus der Situation und von da an wurden Stuten und Hengste strickt getrennt. Es war zwar ein riesiger Aufwand, aber sie hatte ja mehr als genug Geld und auch genug Helfer. Da klappte das ganz gut.

Etwa zwei Monate später klingelte dann Jims Handy. Er redete nur kurz, bevor er sich dann traurig den anderen zu wand. Diana konnte aus seinem Blick schon lesen, was los war und fiel ihm weinend um den Hals. Sanft schloss er sie in seine Arme und sagte: "Ich komme wieder. Zum Abschluss von den Dreien bin ich da. Das verspreche ich euch!"
Er schloss nun jeden von ihnen zum Abschied in seine Arme, bevor es dann auch schon an der Tür klingelte. Sie begleiteten ihn noch zur Tür, wo er Diana ein letztes Mal in seine Arme schloss.
"Pass auf dich auf! Eine Heldentat reicht. Ich brauch das nicht nochmal.", schluchzte sie.
"Mach dir nicht zu viele Sorgen! Ich komme schon klar. Kümmer dich lieber drum, dass deine Drei einen vernünftigen Abschluss machen und Liam mit den Beiden Kleinen auch erfolgreich wird. Ich schreibe dir so oft ich kann. Versprochen!"
"Bis hoffentlich bald!"
"Ich geb mein Bestes."
Er ließ sie nun wieder los und fuhr kurz darauf auch schon davon. Liam schloss sie nun in seine Arme und sagte: "Er kommt schon wieder. Er hat das jetzt schon so oft über lebt. Er wird auch dieses Mal wieder kommen."
Trotzdem waren auch dieses Mal die ersten Tage sehr schwer für sie und auch die Kinder hatten schwer damit zu kämpfen, aber mit der Zeit wurde auch das besser.
So vergingen viele Monate. Felix machte immer schönere Fotos, Justus war fast nur noch am Fußball spielen und Anna startete die ersten M und schließlich S Springen mit ihrer Stute. Liam arbeitete erfolgreich mit seinen beiden Neuzugängen und war schon bald erfolgreich in S Dressuren unterwegs. Diana war wieder voll in ihrem Job und arbeitete jede freie Sekunde mit Eternal Flame, der mittlerweile den Spitznamen Flame bekommen hatte. Sie hatte sich mittlerweile komplett in den treudoofen Wallach verliebt und arbeitete erfolgreich mit ihm. Dabei legte sie allerdings eher wert darauf, dass er ihr wirklich vertraute und sich zwischen ihnen eine Partnerschaft entwickelte. Das Springen kam dann ganz von alleine. Moonlight genoss ihr Rentner Leben und stand den ganzen Tag auf der Weide. Nur ab und zu ritt jemand mit ihr aus und ansonsten hatte sie frei. Auch Nightsea wurde nur noch locker und ohne Sattel ein wenig geritten, damit sie nicht komplett aus der Form kam. Schon bald zeigte sie allerdings, dass sie da keinen Bock drauf hatte und so hatte sich das mit dem Reiten dann auch erledigt. Stattdessen machte Diana wann immer sie konnte ein wenig Bodenarbeit mit ihr und fand Spaß daran der Stute ein paar kleine Kunststücke bei zu bringen. Damit infizierte sie dann auch Liam und so wurde das brave Dressurpferd übergangsweise zum Zirkuspony. Als die zierliche Stute dann allerdings immer runder wurde und ihr die Arbeit zusehends mehr zu schaffen machte, durfte auch sie den ganzen Tag auf der Weide bleiben.
So vergingen die Monate. Jede Woche schrieb Diana mit Jim und berichtete ihm von allem, was passierte. Ansonsten arbeitete sie den gesamten Vormittag und verbrachte den Rest des Tages dann im Stall. Alles war längst zur Routine geworden. Morgens wurden die Kinder in die Schule geschickt und sie fuhren zur Arbeit und Mittags war Justus dann meist beim Training und sie trafen sich am Stall.

Missing youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt