Kapitel 57

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Am nächsten Morgen ging es dann allerdings schon früh wieder los. Die Kinder mussten in die Schule und Liam zur Arbeit. Diana blieb wieder zuhause und sortierte die ganzen Klamotten, um dann die nächste Woche zu planen und die Planung auch direkt weiter zu reichen.
Als sie gerade den letzten Karton gepackt hatte, kamen auch schon die Kinder von der Schule.
"Und? Was Schönes dabei?", fragte Anna direkt interessiert.
"Ja. Diesmal sind es wirklich einige, echt schöne Sachen. Ich hab schon gesagt, dass wir einen Großteil direkt behalten.", berichtete Diana.
"Wann dachtest du dann mit uns die Fotos zu machen?"
"Am Wochenende. Unter der Woche wollte ich erstmal die anderen Fotos machen. Also wie immer."
"Okay."
"Könntet ihr mir kurz helfen die Kartons raus zu bringen?", fragte Diana nun und kurz darauf waren alle Kartons sorgfältig ins Auto sortiert. Dann aßen sie erst einmal etwas, bevor Diana dann sagte: "Jetzt bräuchte ich nochmal ganz spezielle Beratung von euch."
"Worum geht's denn?", fragte Justus.
"Musik. Und zwar braucht euer Vater eine neue Kür und ich hab mir überlegt, dass wir mal was ganz neues probieren. Jedenfalls haben wir gestern Abend eine Kür geschrieben und bräuchten da passende Musik zu. Ihr kennt euch da doch aus.", erklärte Diana.
"Was für Musik denn?", fragte Anna.
"Irgendwas aktuelles, wo der Takt passt. Auf jeden Fall nichts klassisches, sondern irgendwas, was raus sticht."
"Was für einen Takt brauchst du denn?", fragte Justus.
"Für den Schritt was ruhigeres mit einem vierer Takt, für den Trab was mit einem zweier Takt und irgendwas, wo der am Besten mit irgendwas hervor gehoben wird für Passage und Piaffe und für den Galopp etwas mit einem dreier Takt. Anna müsste ja wissen, wie das vom Takt her ist. Denk nur dran, dass er Dressur reitet. Da ist alles ein bisschen langsamer und ruhiger."
"Gib uns am Besten einfach die Kür und wir basteln dir was zusammen.", schlug Anna vor.
"Okay. So geht's auch. Dann macht ihr das und ich geh eben los und reite Nightsea.", meinte Diana. So gab sie ihnen nun die Kür und diese verschwanden damit, während Diana zum Stall ging, um Nightsea fertig zu machen und sie locker ein wenig zu reiten, bevor sie sie dann wieder auf die Weide stellte und wieder nach Hause ging. Dort hatten die Kinder mittlerweile die Musik zusammen geschnitten und spielten ihr das ganze vor.
"Das ist perfekt, aber ich bin mal gespannt, ob euer Vater das so freiwillig reitet.", war Dianas Fazit.
"Das muss er! Wir haben jetzt garantiert nicht eine Stunde lang für umsonst da dran rum gebastelt!", schimpfte Justus.
"Der reitet das schon. Notfalls halt gezwungen und nicht freiwillig. Ich krieg den schon dazu, dass er das auch reitet.", meinte sie.
"Wie willst du das denn machen?", fragte Justus.
"Ich sitze immer noch am längeren Hebel. Ich koche für ihn, ich wasche seine Wäsche und er schläft in meinem Zimmer. Wenn er das nicht reitet, fliegt er eben raus."
"Du bist ja nett!"
"Ja. So bin ich halt. Wie viel Uhr haben wir eigentlich?"
"Halb vier."
"Gut. Dann würde ich sagen gehen wir wieder in den Stall und machen in aller Ruhe Sunshine fertig. Der Papa müsste dann auch gleich kommen."
Dies taten sie nun und als sie gerade mit der Stute fertig waren, kam auch schon Liam.
"Hallo! Ihr seid ja schon fertig!", bemerkte er.
"Hey! Ja. Wir haben sie dir schon mal fertig gemacht.", meinte Diana und gab ihm einen Kuss, bevor sie berichtete: "Die Drei haben dir deine Musik zusammen geschnitten. Das kannst du gleich direkt mal reiten."
"Und? Was habt ihr schönes zusammen gepuzzelt?"
"Das siehst du dann schon. Ich bin mal gespannt, was du dazu sagst."
"Wieso?"
"Das siehst du dann schon."
"Mach mir jetzt keine Angst!"
"Wart einfach ab. Du siehst es dann schon."
"Okay."
"Dann wurde ich sagen du reitest Sunshine, Anna Flame und wir misten in der Zeit.", schlug Diana vor und genau so wurde der Plan dann auch umgesetzt. Liam und Anna ritten draußen, während die anderen die Boxen misteten und dann schon mal Bonavista fertig machten. So konnte Liam den Hengst direkt über nehmen und schon mal warm reiten, während Diana Sunshine versorgte und auf die Weide brachte. Als sie dann zum Viereck ging, war Liam gerade fertig mit dem warm Reiten und parierte vor ihr durch.
"So. Ich wäre fertig.", sagte er.
"Gut. Dann würde ich sagen erstmal eine Runde ohne Musik. Ich ruf dir zu, was du reiten musst.", schlug Diana vor.
"Gut.", meinte Liam und so ritt er die Kür einmal durch. Bis auf ein paar Kleinigkeiten war das auch schon wirklich gut. Es sah auf jeden Fall wirklich schön aus und war mal was völlig anderes und vor allen Dingen kreatives.
"Was macht ihr denn schönes?", fragte Allison, die sich nun zu ihnen stellte.
"Wir haben gestern noch eine neue Kür geschrieben und die wird jetzt einmal durch geritten.", erklärte Diana.
"Darf ich mal sehen?"
"Ja klar."
Allison überflog das Ganze nun kurz und meinte dann: "Das ist ja mal was völlig anderes. Total kreativ und wirklich anspruchsvoll."
"Wart ab, bis du die Musik dazu hörst.", meinte Diana und nach einer kurzen Pause ritt er das Ganze noch einmal mit Musik. Er ritt nun also ordnungsgemäß um das Viereck und hob die Hand. Justus drückte kurz an seinem Handy herum, bevor dann der Bass im perfekten Takt ertönte. Liam verharrte in seiner Bewegung und fragte: "Das ist jetzt nicht dein Ernst oder?"
"Und ob es das ist! Passage. Los geht's!", sagte Diana unbeeindruckt.
"Vergiss es! Dazu kann man doch nicht reiten!"
"Natürlich kann man das!"
"Vergiss es einfach! Ich werde dazu nicht reiten! Auf keinen Fall! Das geht doch gar nicht!"
"Doch! Das passt besser als jede klassische Musik! Da kannst du perfekt zu reiten! Und die Kür hier sowieso.", meinte Allison.
"Dann mach du das doch!", schimpfte Liam.
"Okay. Dann gib mir mal dein Pferd."
Kurz darauf saß Allison dann auf dem Hengst und ritt die Kür zu der Musik. Es sah zwar nicht ansatzweise so harmonisch aus, wie bei Liam, aber sie ritt den Hengst ja schließlich auch zum ersten Mal und es war ja nur zum Demonstrieren, dass es wirklich funktioniert.
"Glaubst du mir jetzt?", fragte Diana, als Allison dann bei ihnen wieder durch parierte und abstieg.
"Ich reite dazu trotzdem nicht! Das kannst du vergessen! Ich nicht!", sagte Liam.
"Spießer!"
"Ich hab nur noch ein bisschen gesunden Verstand! Dressur muss einfach zu klassischer Musik geritten werden."
"Mein Gott! Wir leben nicht mehr im 18. Jahrhundert! Heute kann man auch mal was ausgefalleneres reiten!"
"Vergiss es!"
"Du bist einfach zu feige! Du bist zu feige, um mal was anderes zu reiten, als das klassische Zeug, das jeder macht! Das ist doch langweilig! Das kann doch jeder! Wirklich gut ist man, wenn man zu jeder Musik reiten kann und nicht nur zu Mozart und so einer Scheiße! Das ist doch grausam!"
"Das ist Dressur."
"Kannst du mir nicht einmal einfach vertrauen und einmal in deinem Leben was verrücktes tun, das nicht jeder kann?", fragte sie, doch von ihm kam keine Antwort.
"Nein, kannst du nicht! Du bist zu feige! Das sind ja Veränderungen und Veränderungen sind ganz gefährlich! Als ob du direkt dran sterben würdest, wenn du mal was neues ausprobierst! Das wir alle stundenlang dran gearbeitet haben ist dir völlig egal! Wir haben ja sonst nichts zu tun! Mach doch, was du willst! Bleib doch auf ewig ein Spießer! Nicht mein Problem! Aber ich helf dir dann garantiert nicht nochmal!", sagte Diana wütend, machte auf dem Absatz kehrt und ging.
"Diana!", rief Liam ihr noch hinterher, doch sie irgnorierte ihn und ging einfach weiter. Der konnte jetzt ruhig mal ein bisschen zappeln und sich überlegen, wie er das wieder gerade bog. So einfach konnte er das auf jeden Fall nicht wieder gut machen. Vielleicht würde er dann mal auf die Idee kommen, dass er gewaltig was falsch machte.
Liam blieb verzweifelt und mit einem verdammt schlechten Gewissen zurück. Er wollte ihr schon hinterher, doch Allison hielt ihn zurück.
"Ich würde mir erstmal überlegen, wie ich das wieder gut mache.", meinte sie und drückte ihm die Zügel des Hengstes in die Hand, bevor sie ging. Auch die Kinder verschwanden und so blieb nur Liam zurück, der noch immer nicht wirklich wusste, was er jetzt tun sollte. Wie sollte er das nur jemals wieder gerade biegen? So einfach würde sie ihm das nicht verzeihen. Da war er sich sicher. Er hatte allerdings auch keine Idee, was er tun sollte. Nachdenklich versorgte er den Hengst und brachte ihn auf die Weide, bevor er dann beschloss erstmal einfach ab zu warten. Vielleicht beruhigte sie sich ja von alleine wieder. So ging er nun nach Hause, doch Diana ignorierte ihn gekonnt. Die ganze Woche über sprach sie kein Wort mit ihm und Liams schlechtes Gewissen wurde immer schlimmer. Sie zog es allerdings auch weiterhin ohne Erbarmung durch und ließ ihn leiden. Er konnte ruhig mal merken, dass sie wütend war und was dafür tun, dass sie ihm wieder verzieh. So einfach würde das nicht gehen.
Fünf Tage vergingen so, bis er es dann einfach nicht mehr aushielt. Diana war auch an diesem Tag wieder bei Allison im Stall und machte die Fotos für die Kataloge.
Sie war gerade völlig vertieft dabei das Turnieroutfit zu fotografieren, das sie Laura und Verdades verpasst hatte, als plötzlich jemand eine Hand auf ihre Schulter legte. Erschrocken fuhr sie herum und vor ihr stand Liam fein im Anzug und mit einem riesigen Strauß Rosen in der Hand.
"Wenn du glaubst, dass damit wieder alles in Ordnung ist, hast du dich geschnitten! So einfach verzeih ich dir nicht!", sagte sie direkt.
"Bitte, lass mich einfach ausreden.", sagte Liam und als von ihr ein Nicken kam, atmete er noch einmal tief durch, bevor er sagte: "Ich hab Scheiße gebaut. Ich weiß und es tut mir auch wirklich unglaublich leid! Ich wollte dich wirklich nicht verletzen und ich hab ein total schlechtes Gewissen! Ich liebe dich! Du bist mein ein und alles und die letzten Tage waren der absolute Horror für mich. Ich wünsche mir momentan nichts sehnlicher, als einfach wieder normal mit dir reden zu können, dich umarmen zu können und dich einfach wieder zu haben. Ich liebe dich und du glaubst gar nicht, wie sehr ich dich vermisse! Ich ertrage das so nicht länger! Bitte, bitte verzeihen mir! Ich tue alles, wenn du mir dafür verzeihst! Bitte, Diana! Ich liebe dich und ich will dich wieder haben! Bitte verzeih mir!"
Die letzten Sätze waren mehr ein Flehen und man merkte deutlich, wie verzweifelt er war.

Missing youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt