"Ein kleiner, schwarzer Hengst mit einer Schnippe.", sagte Liam erleichtert und stand nun auf.
"Mein Fohlenretter.", meinte Diana glücklich und legte sanft einen Arm um ihn. Er tat ihr das nach und kurz darauf waren sie auch schon in einen Kuss versunken. In dem Moment waren sie einfach nur glücklich, dass alles gut gegangen war und sie so ein wunderschönes Fohlen hatten.
"Der ist aber wirklich ganz schön groß.", meinte Diana schließlich.
"Ja. Im Vergleich zu Nightsea auf jeden Fall."
"Die Arme. So eine zierliche Stute und dann muss man so ein riesiges Fohlen auf die Welt bringen. Das ist schon anstrengend."
"Ja. Das kann ich mir schon vorstellen."
"Du bist ein Mann. Du hast so Probleme nicht."
"Nein, aber du kannst mir glauben, dass es auch wirklich nicht einfach ist dann stundenlang ruhig daneben zu sitzen und einfach nichts machen zu können. Das macht einen schon fertig. Vor allen Dingen, wenn es dann so ist, wie bei dir damals, dass dann noch solche Komplikationen dazu kommen und man noch zu gucken kann, wie es der Frau immer schlechter geht."
"Du und Jim, ihr habt das aber schon gut gemacht. Eine bessere Unterstützung hätte ich nicht kriegen können."
"Das Beste war einfach, als die Ärztin gefragt hat, wer von uns der Vater ist und du nur meintest, dass das doch egal ist. Ihr Blick war einfach zu genial. Die dachte wirklich du weißt nicht, wer der Vater ist."
"Das war mir in dem Moment komplett egal. Ich war einfach völlig fertig und wollte nur noch meine Ruhe und ihr garantiert nicht noch groß was erklären."
"Ja. Nach ein paar Tagen hat sie das ja dann auch verstanden, aber der Blick von ihr war einfach genial!"
"Ärzte verwirren konnte ich schon immer gut."
"Oh ja! Das hab ich an deinem Abschluss schon gemerkt."
"Da war ich dazu noch sturz besoffen. Dann kann ich das noch besser."
"Ich bin jetzt schon gespannt, wenn unsere Drei dann Abschluss haben."
"Oh ja. Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass die nicht so einen Mist machen, wie wir damals."
"Ich mach mir eher Sorgen, was du da anstellst."
"Sie werden mich danach hassen. Das kann ich jetzt schon voraus sagen."
"Ja. Diesmal weiß ich auf jeden Fall bescheid und halte dich von sämtlichen Laternen fern."
"Na das ist ja schonmal gut."
"Ja. Aus Fehlern lernt man."
Ich bin mal gespannt, ob Jim es wirklich schafft zu kommen."
"Bei dem würd es mich auch nicht wundern, wenn der frisch aus dem Krieg mit dem Helikopter anreist, um zwei Tage zum Abschluss zu kommen."
"Das würd ich ihm glatt zutrauen. Der bringt das."
"In der Beziehung seid ihr Beide komplett verrückt. Das liegt in der Familie."
"Ja. Das haben wir von Mum geerbt. Die war auch immer komplett verrückt."
"Oh ja! Ich hab noch nie so viel gelacht, wie in der einen Woche bei euch. Was die sich einfallen lassen hat war echt unglaublich!"
"Ja. Und so Ideen hatte die immer. Und wir mussten das alles mitmachen. Aber im Nachhinein war es eigentlich immer lustig. Ich hätte mir wirklich keine bessere Mutter wünschen können."
"Du hast echt unglaublich viel von ihr! Schon alleine vom Aussehen her und von der Sicht auf Dinge."
"Jim sagt auch immer er hat manchmal das Gefühl, dass sie vor ihm steht. Gerade jetzt mit den Kindern erwische ich mich selber dabei, dass ich genau das mache, was ich bei Mum früher immer gehasst habe."
"Das mache ich aber auch. Von heutiger Sicht aus versteht man das einfach und weiß, dass es wirklich nicht böse gemeint war."
"Genau. Manchmal wünsche ich mir wirklich einfach nochmal zu ihr gehen zu können und ihr sagen zu können, dass ich jetzt weiß, wie schwer sie es damals mit mir hatte und dass ich sie jetzt verstehe."
"Ja. So geht's mir auch. Mit dem Unterschied, dass ich das noch tun kann. Du leider nicht mehr."
"Jetzt hier aber Schluss damit. Ich will kein Mitleid. Das weißt du."
"Oh ja! Das hast du mir damals mehr als deutlich klar gemacht! Ich konnte eine Woche lang nur mit Sonnenbrille raus. Es ist echt peinlich wenn man als 18 jähriger von einem 13 jährigen Mädchen ein blaues Auge verpasst bekommt!"
"Tut mir leid, aber du hast es einfach über strapaziert und wenn ich zu schlage dann eben richtig."
"Ja. Das hab ich gemerkt!"
"Das haben schon einige Leute zu spüren gekriegt. Du bist nicht der Einzige. Keine Sorge."
"Ach ja? Wer denn schon alles?"
"Haufenweise Typen die versucht haben mich zu begrabschen. Unter anderem übrigens auch Kent."
"Jetzt echt? Der hat es getraut dich an zu grabschen?"
"Ja. Das ist sogar gar nicht mal so lange her. Das war, wo ich mit denen in Deutschland war."
"Jetzt echt? Da waren wir doch sogar schon verheiratet."
"Ja. Das war ihm in dem Moment relativ egal."
"Für so dreist hätte ich ihn gar nicht eingeschätzt! Ich dachte immer der wäre ganz nett."
"Ist er eigentlich auch. Da war er betrunken und konnte kaum noch gerade stehen. Als ich ihm das am nächsten Morgen erzählt habe, war es ihm auch sehr peinlich."
"Das will ich ja wohl hoffen! Wenn der das nochmal wagt, kriegt er es aber mit mir zu tun!"
"Ist da etwa jemand eifersüchtig?"
"Nein. Ich kann es nur nicht leiden, wenn man meine Frau begrabscht."
"Und wie du eifersüchtig bist! Musst du nicht. Du darfst mich sogar anfassen ohne direkt ein blaues Auge zu kassieren. Kent hatte danach erstmal meine Faust im Gesicht."
"Meine Frau verprügelt berühmte Springreiter. Das kann auch nicht jeder behaupten."
"Ich hab auch schon fast eine Stunde lang einen berühmten Dressurreiter zur Sau gemacht, weil der sein Pferd in Rollkur geritten ist. So hab ich Charlotte kennen gelernt. Die hat mich irgendwann von dem weg gezogen und meinte, dass das eh keinen Sinn hat."
"Das kann ich mir bei dir gar nicht vorstellen. Du bist doch sonst immer so ruhig."
"Ach du hast mich noch nie so richtig wütend erlebt. Du musst mal mit Jim sprechen. Also ich würde dir raten gar nicht erst auf die Idee zu kommen deine Pferde zu eng zu nehmen. Bei so etwas kenn ich keine Freunde und Verwandten!"
"Das hab ich nicht vor. Ich reite pferdefreundlich."
"Das will ich hoffen! Wenn nicht erlebst du mich dann mal richtig!"
In dem Moment raschelte es neben ihnen im Stroh und sie konnten nun zuschauen, wie der kleine Hengst seine erste Versuche startete auf zu stehen.
"Eindeutig zu lange Beine.", lachte Diana.
"Ja. Und dann gleich vier davon. Die muss man erstmal sortiert kriegen.", stimmte Liam ihr zu, aber es dauerte nicht lange, bis der Hengst auch schon stand und unbeholfen durch das Stroh starkste. Kurz darauf hatte er auch schon das Euter seiner Mutter gefunden und trank gierig. Die Stute blieb geduldig stehen und war einfach komplett entspannt. Diana machte nun erstmal ein Foto von dem Kleinen und schickte es an Anna. Versprochen war versprochen.
"Wie soll er eigentlich heißen?", fragte Liam nun.
"Es ist dein Fohlen. Den Namen musst du dir schon selber aussuchen."
"Ich kann so etwas überhaupt nicht. Da bin ich total unkreativ. Außerdem steht gar nicht fest, wem der Kleine gehört. Vielleicht wird er ja ein kleines Springwunder und du kriegst ihn."
"Das glaubst du bei den Eltern doch wohl selber nicht! Der ist Dressurpferd durch und durch."
"Was für einen Namen findest du denn schön?"
"Ich kannte mal ein Pferd das hieß Skygge Kriger. Das ist dänisch und heißt so viel wie Schattenkrieger. Was hältst du von Shadow Fighter? Das würde doch zu ihm passen."
"Das ist der perfekte Name für ihn!"
"Gut. Dann heißt er jetzt Shadow Fighter."
Glücklich standen sie nun Arm in Arm da und schauten zu, wie der Kleine trank und sich schließlich erschöpft in das Stroh legte. Nightsea legte sich schon bald zu ihm und es kehrte langsam Ruhe ein.
"Meinst du er bleibt schwarz?", fragte Diana nun.
"Keine Ahnung. Es könnte auch sein, dass er ein Schimmel wird, aber ich denke mal er bleibt schwarz. Bei Fohlen weiß man das nur nie so genau. Mein Opa hat immer gesagt dass Fohlen wie ein Überraschungsei sind. Man weiß nie, was bei raus kommt, aber bevor sie sich öffnen, kann man viel Freude mit ihnen haben."
"Stimmt. Wir müssen deine fehlenden Erfahrungen in Sachen Spielen mit Fohlen noch nachholen."
"Erstmal muss der Kleine noch ein bisschen älter werden. Dann sehen wir weiter."
"Ne, ne! Keine Ausreden! Das holen wir noch nach!"
"Meinst du nicht, dass es ein bisschen komisch wirkt, wenn wir als Erwachsene mit einem Fohlen über die Weide springen?"
"Es muss ja niemand zu gucken. Außerdem wissen von mir eh alle, dass ich ein Rad ab hab."
"Von mir aber nicht."
"Dann merken sie es dann eben."
"Du lässt echt nicht locker!"
"Nein! Du kommst da nicht mehr raus. Hättest du mal nicht gesagt, dass du das noch nie gemacht hast."
"Hätte ich das mal gelassen."
"Ja. Selber schuld."
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Missing you
Teen FictionAchtung! In diesem Buch werden die Themen Krieg, Drogen, selbstverletzendes Verhalten sowie einige psychische Krankheiten behandelt. Diana ist Pferde Fotografin und wohnt mit ihrem Freund Liam in Ocala. An sich hat sie ein wirklich tolles Leben mit...