Kapitel 8

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Die gesamte Nacht über unterhielten sie sich, bis am nächsten Morgen die Ärztin zur Visite kam. Sie untersuchte die Vier kurz, bevor sie auch schon wieder ging. Diana war so fertig, dass sie direkt wieder ein schlief und erst am Abend wieder auf wachte.
In dieser Nacht blieb Diana allerdings alleine und Liam fuhr mit Jim nach Hause. Darauf hatte Diana bestanden, denn die Männer waren beide total fertig und bei ihr würden sie keinen Schlaf bekommen. Außerdem würde sie am nächsten Morgen sowieso nach Hause kommen. Ihr Kreislauf war wieder stabil und da in dem Krankenhaus kein freier Platz mehr war, durfte sie nach Hause.
Am nächsten Morgen kamen Jim und Liam gegen Mittag, um sie ab zu holen. Sie war bereits komplett fertig und wartete nur darauf endlich nach Hause zu können.
"Hey!", sagte sie und stand auf. Dann sah sie allerdings Liam, der aussah, wie ein wandelnde Leiche.
"Was ist denn mit dir los?", fragte sie besorgt.
"Ich bin nur ein bisschen krank.", meinte Liam und hob nun eines der Kinder hoch, um sich dann von ihr ab zu wenden. Diana nahm nun die anderen beiden Kinder, um mit den beiden nach Hause zu fahren. Dort angekommen, kümmerte sie sich erst einmal um die Kinder. Diese schliefen allerdings schon bald alle drei und so wand sie sich nun Liam zu. Dieser stand noch immer neben ihr und sah einfach nur schrecklich aus.
"Was ist los? Du siehst echt nicht gut aus.", fragte sie besorgt.
"Mir ist nur ein bisschen schwindelig.", meinte er, als er plötzlich in sich zusammen sackte.
"Ach du Scheiße! Liam!", sagte sie besorgt und ließ sich neben ihn auf die Knie fallen. Er blieb jedoch reglos liegen.
"Hörst du mich?", fragte sie besorgt. Von ihm kam jedoch keine Reaktion.
"Schatz, hörst du mich?", fragte sie erneut und diesmal schon fast panisch.
"Ja. Alles gut.", sagte Liam nun.
"Geht's noch? Du bist mir hier gerade zusammen geklappt! Es ist ja wohl offensichtlich nicht alles gut!", schimpfte Diana. Liam schwieg.
"Was ist los?", fragte sie besorgt.
"Mach dir keine Sorgen. Alles gut.", meinte Liam jedoch.
"Nein! Es ist nicht alles gut! Was ist los?"
"Ich bin nur ein bisschen krank."
"Verdammte Scheiße, Liam! Ist es so schwer mir zu sagen, was los ist? Dir geht es nicht gut! Das sehe ich doch! Sag mir einfach, was los ist! Ich will dir doch nur helfen!"
"Mir ist nur ein bisschen schwindelig."
"Hast du genug getrunken?", fragte sie nun. Von ihm kam keine Antwort.
"Das interpretiere ich jetzt mal als ein nein.", meinte sie und stand nun auf, um ihm ein Glas Wasser zu bringen. Langsam half sie ihm nun sich auf zu setzten und reichte ihm das Glas. Mit zittriger Hand nahm er es entgegen und trank ein wenig.
"Ach Schatz. Was machst du denn für einen Mist? Du musst doch was trinken! Dann ist es kein Wunder, wenn du mir hier zusammen klappst!", schimpfte sie und legte sanft einen Arm um ihn. Erst jetzt merkte sie, wie sehr er doch zitterte.
"Ist dir so kalt?", fragte sie besorgt. Von ihm kam nur ein Nicken.
"Kannst du aufstehen?", fragte sie nun und kurz darauf stand Liam schwankend neben ihr. So gut sie konnte, versuchte sie ihn zu stützen, doch dafür war sie nicht nur zu klein, sondern auch zu schwach.
"Jim!", rief sie laut.
"Was denn?", fragte ihr Bruder und kam zu ihr.
"Könntest du mir mal eben helfen?", fragte sie.
"Ach du meine Güte! Was ist denn hier los?", fragte Jim und half ihr nun Liam zu stützen.
"Der Herr meint er bräuchte nichts trinken und ist mir hier gerade zusammen geklappt."
"Brauchen wir vielleicht irgendwie einen Krankenwagen oder so?"
"Bloß nicht!", sagte Liam direkt.
"Okay.", meinte Jim.
"Es wäre vielleicht doch besser!", sagte Diana ernst.
"Lass ihn. Das bringt nichts. Da ist er zu stur für. Kümmer du dich mal lieber um ihn. Das ist besser.", meinte Jim jedoch.
"Bist du sicher?"
"Ja. Wenn's ihm nicht besser geht, können wir immer noch einen Krankenwagen rufen."
"Okay."
Gemeinsam stützten sie Liam nun, um ihn in das Bett zu verfrachten. Jim ging nun wieder, während Diana sich zu ihrem Mann auf die Bettkante setzte.
"Jetzt mal ganz ehrlich. Wie geht's dir?", fragte sie nun.
"Beschissen.", antwortete er nun ehrlich.
"Wo liegt das Problem?"
"Mir ist total kalt, schwindelig, schlecht und ich hab Kopfschmerzen."
"Und warum kannst du das nicht gleich sagen? Ich will dir doch nur helfen!"
Er schwieg nun wieder.
Sanft strich sie ihm nun über das Haar und ließ ihre Hand auf seiner Stirn liegen.
"Du glühst ja regelrecht!", bemerkte sie besorgt und strich ihm immer wieder beruhigend über den Kopf. Schon bald war er so eingeschlafen und legte im Schlaf seinen Kopf auf ihren Schoß. Sanft strich sie ihm auch weiterhin immer wieder beruhigend über den Kopf.
So saß sie etwa eine Stunde, bis es an der Tür klopfte und Jim in den Raum kam.
"Alles gut?", fragte er und setzte sich zu ihr.
"Ja. Ich mach mir nur ganz schön Sorgen um ihn.", erklärte sie.
"Ich glaub nicht, dass das wirklich schlimm ist. Der ist nur total fertig und krank."
"Er tut mir trotzdem leid. Dem geht es echt nicht gut."
"Das wird schon alles wieder. Mach dich nicht verrückt."
"Ich bemühe mich."
"Was ist eigentlich mit dir? Isst und trinkst du denn auch genug? Du musst immerhin für vier Sorgen."
"Ja. Alles gut. Schlafen die Kleinen noch?"
"Ja. Die sind ganz pflegeleicht."
"Zum Glück. Sonst wäre das noch stressiger, als es so schon ist."
"Das spielt sich schon noch alles ein."
"Ja. Muss es irgendwie. Liam muss nächste Woche wieder arbeiten und ich in einem Monat."
"Und wie wollt ihr das dann mit den Kindern machen?"
"Die kommen mit mir. Das muss dann irgendwie gehen."
"Ich bin jetzt erstmal zwei Jahre hier. Ich kann also auch mit helfen."
"Jetzt echt? Zwei komplette Jahre?"
"Ja."
"Das ist ja klasse! Ich hatte schon Angst du müsstest gleich wieder gehen."
"Ne, ne. Ich bin jetzt zwei Jahre frei gestellt. Danach kann es dann aber passieren, dass ich wieder längere Zeit im Einsatz bin. Da kann ich dich schon mal vor warnen."
"Was heißt längere Zeit?"
"Es kann schon passieren, dass ich dann wieder fünf oder sechs Jahre weg bin."
"So lange?"
"Ja. Das kann schon passieren. Aber jetzt bin ich erstmal hier."
"Ich hab dich so vermisst!"
"Ich dich auch. Das kannst du mir glauben. Ich wünschte ich hätte schon ein Jahr früher kommen und dir helfen können."
"Du warst ja genau zum richtigen Zeitpunkt da. Du hast mir wirklich sehr geholfen! Ich weiß echt nicht, wie ich die letzten Tage ohne dich über standen hätte."
"Du hättest das auch ohne mich irgendwie geschafft. Da bin ich mir ganz sicher. Du bist stärker, als du glaubst. Meine Hand ist der beste Beweis."
"Das tut mir so leid! Ich wollte dir wirklich nicht weh tun!"
"Alles ist gut. Du hast dich jetzt mehr als oft genug entschuldigt. Außerdem bin ich ja selber schuld, wenn ich dir meine Hand gebe. Da hätte ich mit rechnen müssen."
"Tut's denn noch sehr weh?"
"Ich würde lügen, wenn ich nein sage, aber ich hatte schon deutlich schlimmere Schmerzen. Das ist noch erträglich."
"Was heißt schlimmere Schmerzen?"
"Wenn ich dir das jetzt so genau erkläre, lässt du mich nicht mehr weg."
"Dann erklärte es eben ungenau."
"So eine Kugel in der Schulter ist schmerzhafter."
"Hattest du das schon?"
"Ja. Vor ungefähr vier Wochen. Aber keine Sorge. Mir geht's gut. Ich hab's überlebt. War nur sehr unangenehm."
"Das kann ich mir vorstellen. Hast du da noch Schmerzen? Zeig mal her."
"Nein. Alles gut.", sagte er und schob nun den Kragen seines T-Shirts zur Seite, um ihr seine Schulter zur zeigen. Dort klaffte eine recht große Narbe.
Geschockt schaute sie ihn an.
"Ein paar Zentimeter weiter links und du wärst tot gewesen.", sagte sie mit zittriger Stimme und schon lief ihr eine Träne die Wange entlang.
"Ach Kleine. Nicht weinen. Alles ist gut. Ich bin doch hier und ich lebe noch.", sagte er und schloss sie sanft in seine Arme. Sie begann dadurch allerdings noch mehr zu weinen. Tröstend redete er auf sie ein und strich ihr immer wieder beruhigend über den Rücken, bis sie sich schließlich wieder fing und aufhörte zu weinen.
"Komm. Wir setzen uns drüben ins Wohnzimmer. Da können wir besser reden.", sagte Jim nun und stand auf, um mit Diana zusammen in das Wohnzimmer zu gehen. Dort setzte er sich auf die Couch, während sie noch einmal nach den Kindern schaute. Da diese allerdings schliefen, setzte sie sich schließlich auch zu Jim. Sanft legte er einen Arm um sie und sie legte ihren Kopf auf seine Schulter.
"Ich hab dich so vermisst!", sagte sie.
"Ich dich auch. Jetzt bin ich aber erstmal wieder hier und ich hab nicht vor so schnell wieder zu gehen.", sagte er.
"Wie kommt es eigentlich, dass du zwei Jahre frei hast?", fragte sie, als eines der Kinder zu schreien begann. Kurz darauf stimmten die anderen dann mit ein. Damit hatte sich das Gespräch dann erledigt und sie kümmerte sich erst einmal um die Drei. Erst als sie sich wieder beruhigt hatten, setzte sie sich wieder zu Jim.
"So. Wo waren wir jetzt?", fragte sie.
"Du wolltest wissen, warum ich gleich zwei Jahre frei hab.", erklärte er.
"Dann schieß mal los."
Er wollte gerade beginnen zu reden, als eine weitere Unterbrechung folgte.
"Diana?", kam eine qualvolle Stimme aus dem Nebenraum.
"Entschuldigung. Ich muss nochmal eben.", sagte Diana und stand nun auf, um in den Nebenraum zu gehen. Dort angekommen, rannte Liam an ihr vorbei ins Bad. Ruhig ging sie hinter ihm her und betrat das Bad, wo er über der Toilette hing und sich übergab. Schon stand sie hinter ihm und strich ihm sanft über den Rücken.
"Kann ich dir irgendwie helfen?", fragte sie. Er schwieg jedoch.
"Ich komme sofort wieder.", sagte sie nun und ging los, um ein paar Medikamente zusammen zu suchen.
"Was ist denn jetzt los?", fragte Jim, der noch immer auf der Couch saß.
"Liam kotzt sich gerade die Seele aus dem Leib. Um den muss ich mich jetzt mal ein bisschen kümmern.", erklärte sie.
"Mach das. Kann ich irgendwie helfen?"
"Könntest du ein bisschen nach den drei Kleinen gucken und dich um die kümmern?"
"Ja klar. Kümmer du dich mal in Ruhe um Liam. Wenn was ist dann sag bescheid."
"Super! Danke!"
"Kein Problem."
Schnell ging sie nun mit den Medikamenten in der Hand zurück zu Liam, der mittlerweile wieder im Bett lag.
"Hier. Nimm davon mal was. Das hilft.", sagte sie und drückte ihm die Medikamente in die Hand. Er nahm diese brav, während Diana nun noch einmal los ging, um ihm noch einen Eimer zu bringen.
"Kann ich dir sonst noch irgendwie helfen?", fragte sie nun.
"Kannst du hier bleiben?", fragte er.
"Ja klar. Ich bleibe hier. Keine Sorge.", sagte sie und setzte sich nun zu ihm auf die Bettkante.
"Danke!", sagte er.
"Kein Problem. In dem Zustand lass ich dich nicht alleine. Wie geht's dir denn? Sollen wir vielleicht doch einen Krankenwagen rufen?"
"Alles gut. Ich hab nur eine Grippe. Nichts Schlimmes."
"Ich weiß nicht. Ich mach mir gerade echt Sorgen um dich. Du siehst wirklich nicht gut aus. Vielleicht wäre es doch besser, wenn du dich mal untersuchen lässt."
"Schatz, alles ist gut! Ich hab nur eine Grippe. Nichts dramatisches."
"Ich hoffe es."
Sie schwiegen nun, bis Diana schließlich sagte: "Versuch ein bisschen zu schlafen. Vielleicht hilft das ja."
Liam nickte nur und schloss seine Augen. Es dauerte allerdings eine lange Zeit, bis er schließlich ein schlief. Schon bald lag sein Kopf wieder auf ihrem Schoß und sie strich ihm immer wieder sanft über den Kopf.

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