So verging noch weitere Stunden. Liam lief die ganze Zeit über panisch hin und her und war andauernd kurz vorm Nervenzusammenbruch, während Jim ruhig neben Diana saß und sie so gut, wie möglich, unterstützte. Während den Wehen, ließ er sich von ihr die Hand zerquetschen und motivierte sie, so gut es ging. In den Pausen zwischen den Wehen gab er ihr die nötige Ruhe und kümmerte sich darum, dass ihr Kreislauf nicht endgültig ab sackte. Er gab sein Bestes sie zu unterstützen, aber sie schielte trotzdem immer wieder zu Liam rüber. Er wusste, dass sie Liam jetzt brauchte, aber er wusste auch genauso gut, dass Liam einfach nicht die nötige Ruhe hatte, um sich jetzt ruhig neben sie zu setzen. Er brauchte diese Bewegung, um nicht endgültig einen Nervenzusammenbruch zu bekommen. Mittlerweile war es schon spät in der Nacht und sie waren alle absolut fertig.
"Es dauert hier noch einen Moment. Gehen Sie ruhig mal los und holen sich einen Kaffee. Ich glaube gerade Ihr Freund braucht mal eine Pause.", sagte die Ärztin nun. Jim nickte nur und stand nun auf, um mit Liam zusammen den Raum zu verlassen und sich einen Kaffee zu holen. Schweigend setzten sie sich, bis Jim schließlich fragte: "Warum bist su so panisch?"
"Ich mach mir einfach so schreckliche Sorgen um sie! Ich weiß, was alles passieren kann und das macht mir Angst.", erklärte Liam.
"Das bringt doch nichts. Außerdem ist sie doch momentan relativ stabil. Sie ist nur komplett fertig."
"Ja. Es ist immerhin ein Uhr nachts und sie hat jetzt schon seit 12 Stunden höllische Schmerzen. Da wäre ich auch fertig."
"Du siehst aber auch nicht gerade gut aus."
"Ich bin nur fertig mit den Nerven."
"Ja. Das ist alles nicht so einfach."
"Ich fühl mich einfach so verdammt hilflos! Sie hat schreckliche Schmerzen und ich stehe daneben und kann einfach nichts tun! Das ist schrecklich!"
"Ich weiß. Mir geht es da ganz genauso."
"Ich wünschte ich könnte ihr da einfach irgendwie helfen oder irgendwas tun, um ihre Schmerzen zu lindern. Es tut so verdammt weh sie so zu sehen!"
"Ja. Das können wir nur leider nicht. Wir können ihr da einfach nicht helfen. Das ist etwas, was sie alleine durch stehen muss. Da sind wir vollkommen machtlos. Wir können einfach nicht mehr machen, als ihre Hand zu halten und ihr gut zu zu reden. Mehr können wir für sie momentan nicht tun."
"Wie lange dauert das noch? So langsam halte ich es echt nicht mehr aus sie so leiden zu sehen."
"Ich weiß es nicht. Ich hab da doch auch keine Ahnung von. Ich weiß nur, dass sie dich jetzt an ihrer Seite braucht. Ich weiß, dass es verdammt schwer ist neben ihr zu sitzen und zu zu gucken, wie sie leidet, aber sie braucht dich jetzt mehr, als alles andere."
"Aber ich hab doch gar keine Ahnung, was ich tun soll!"
"Einfach nur bei ihr sitzen und ihre Hand halten. Mehr musst und kannst du gar nicht machen."
"Das ist schrecklich!"
"Ich weiß, aber du kannst nicht mehr für sie tun. Das ist leider so."Sie unterhielten sich noch eine Weile, bis sie schließlich wieder zurück zu Diana gingen. Liam ging direkt zu seiner Frau und setzte sich zu ihr. Sanft nahm er ihre Hand und versuchte so ruhig, wie möglich, zu bleiben. Jim saß auf der anderen Seite und hielt ihre andere Hand.
"So. Wenn jetzt die nächste Wehe kommt, pressen Sie mal bitte. Dann haben Sie es bald geschafft.", sagte die Ärztin. Diana nickte schwach.
"Bald hast du es geschafft. Alles wird gut!", sagte Jim beruhigend und strich ihr sanft über das Haar. Kurz darauf setzte auch schon die nächste Wehe ein und Diana stöhnte vor Schmerzen laut auf.
"Komm. Jetzt pressen! Feste! Du schaffst das! Und atmen nicht vergessen! Super! Toll machst du das! Schön pressen!", sagte Jim motivierend, während Liam neben ihr saß und ihr hilflos zu schaute. Es tat ihm im Herzen weh sie so zu sehen und es war einfach schrecklich für ihn, dass er ihr nicht helfen konnte. Am Liebsten würde er ihr sofort jegliche Schmerzen ab nehmen, aber das ging leider nicht. Sie hatte sich gewünscht, dass alles natürlich ab lief und sie musste da jetzt durch. Trotzdem tat sie ihm so verdammt leid!
Sanft strich er immer wieder über ihren Handrücken und hoffte inständig, dass es ihr irgendwie half. Er wünschte sich einfach, dass es ihr so bald, wie möglich, besser ging. Er wollte sie endlich wieder glücklich und ohne Schmerzen sehen. Bis es so weit war, musste er sich allerdings noch gedulden, denn nun stand erst einmal der schlimmste und anstrengendste Teil an. Diana musste nun drei Kinder auf die Welt bringen und das, obwohl sie total fertig war und obwohl ihr Kreislauf komplett im Keller war. Mittlerweile war es drei Uhr nachts und sie waren alle total fertig und wollten nur noch ins Bett. Gerade Liam war mit den Nerven am Ende, aber er blieb stark. Er musste jetzt für sie stark sein und er würde um jeden Preis bei ihr bleiben, bis er ihr besser ging. Das war er ihr einfach schuldig.
Jim saß ihm gegenüber und machte sich genauso sehr Sorgen um sie. Auch er wollte ihr einfach nur helfen und auch er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass es ihr so schnell wie möglich besser ging. Er ließ sich davon allerdings nichts anmerken und motivierte sie so gut er konnte. Mit der Zeit hatten sie eine Art Arbeitsteilung entwickelt. Jim motivierte sie so gut er konnte und ließ sich von ihr bei jeder Wehe die Hand zerquetschen, während Liam sie zwischen den Wehen beruhigte und ihre Hand hielt. Dann war es endlich so weit. Das erste Kind war auf der Welt und es war ein Junge. Die Ärztin verschwand allerdings direkt mit ihm im Nebenraum. Diana hatte nun wieder eine kurze Verschnaufpause. Sie war komplett am Ende und der Gedanke, dass sie nun noch zwei weitere Kinder auf die Welt bringen musste, machte sie fertig. Sie wollte nichts lieber, als einfach nur zu schlafen, aber das ging vorerst nicht. Sie musste jetzt durchhalten. Die Männer an ihrer Seite halfen ihr allerdings sehr und unterstützten sie perfekt. Liam hielt ihre Hand und gab ihr die nötige Ruhe, während Jim sie motivierte und bei jeder Wehe mit ihr fieberte. Sie brauchte beide in diesem Moment und es bedeutete ihr extrem viel, dass sie ihr so sehr halfen. Ohne sie würde sie das niemals schaffen. Das wusste sie.
Kurz darauf setzte allerdings die nächste Wehe ein und es war vorbei mit der Entspannung. Unter unerträglichen Schmerzen presste sie, was das Zeug hielt und zerquetschte Jim die Hand. Diesem schien das allerdings relativ egal zu sein, denn er zuckte nicht mal mit der Wimper. Stattdessen motivierte er sie immer weiter, bis schließlich auch das zweite Kind auf der Welt war. Zur Enttäuschung von Diana war es ein weiterer Junge. Sie hatten sich vor der Geburt nicht sagen lassen, ob es nun Jungen oder Mädchen wurden. Trotzdem hatte sie inständig gehofft, dass es Mädchen wurden und sie war schon ein wenig enttäuscht, dass es nun schon zwei Jungs waren. Liam war das relativ egal. Er wollte einfach nur, dass es seiner geliebten Diana endlich wieder besser ging und dass sie das endlich hinter sich hatte. Das war das Einzige, was ihn momentan interessierte. Jim konzentrierte sich eher darauf sie zu motivieren, denn es folgte schließlich noch ein Kind.
"Ganz ruhig. Alles wird gut. Gleich hast du es geschafft. Alles wird gut.", sagte er immer wieder, bis die nächste Wehe ein setzte. Diana war mittlerweile komplett fertig und konzentrierte sich eher darauf nicht einfach ohnmächtig zu werden.
"Kleine, du musst pressen.", sagte Jim. Er wusste nicht, was sie gerade für Probleme hatte. Woher denn auch? Erst, als ihr die Augen zu fielen, verstand Liam und sagte panisch: "Augen auf! Werd mir hier jetzt nicht noch ohnmächtig!"
Angestrengt öffnete sie die Augen wieder und schaute ihn an.
"Süße, bitte halt durch! Bitte! Du schaffst das! Ich weiß, dass du das kannst! Du hast es bald geschafft. Du musst nur durchhalten!", sagte er panisch.
"Ich kann nicht mehr.", schluchzte sie erschöpft.
"Du schaffst das! Ich weiß, dass du das schaffst! Du bist verdammt stark und das eine Kind schaffst du jetzt auch noch! Wir sind bei dir und wir helfen dir. Versprochen! Aber du musst mit machen! Du schaffst das! Gleich ist es vorbei und dann kannst du schlafen.", versuchte Jim sie zu motivieren. Erschöpft schaute sie zu Liam.
"Süße, er hat Recht. Ich weiß, dass es dir schlecht geht und das du komplett fertig bist, aber du musst jetzt kämpfen! Ich weiß, dass es schwer ist, aber du kannst das! Du bist eine Kämpferin, wie dein Bruder auch. Du bist verdammt stark und du schaffst das! Wir sind alle bei dir und passen auf dich auf. Alles wird gut! Das verspreche ich dir! Ich würde nie zulassen, dass dir irgendwas passiert!", sagte Liam und stich ihr sanft über den Kopf.
"Alles wird gut!", sagte er nun mehr zu sich, als zu ihr und legte sanft einen Arm um sie.
"So. Sie haben von allen Seiten Unterstützung und wir helfen Ihnen. Jetzt nehmen Sie nochmal die letzte Kraft zusammen und bringen das letzte Kind auf die Welt. Sie haben es fast geschafft!", sagte die Hebamme nun und das tat Diana. So gut sie konnte, presste sie und zerquetschte parallel dazu die Hand ihres Bruders.
"So ist gut! Toll machst du das! Weiter so!", sagte dieser motivierend. Er fieberte die ganze Zeit mir ihr und gab alles, um sie zu motivieren. Liam war noch näher an ihr und konnte noch mehr mit ihr fühlen. Er spürte, wie sie sich verkrampfte und mit aller letzter Kraft alles gab. Ihr gesamter Körper glühte nur so und sie war klitsch nass geschwitzt. Er spürte, wie schlecht es ihr ging und es tat ihm weh, dass er ihr nicht helfen konnte.
"So. Jetzt noch ein aller letztes Mal kräftig pressen, dann haben Sie es geschafft.", sagte die Hebamme.
"Komm, Kleine! Noch einmal feste pressen! Dann hast du es geschafft. Nimm nochmal die letzte Kraft zusammen. Du schaffst das!", sagte Jim motivierend. Diana nahm nun noch die letzte Kraft zusammen und gab alles. So gut sie konnte, presste sie und ihr gesamter Körper verkrampfte sich. Das spürte auch Liam und sie tat ihm unglaublich leid, aber er konnte nichts tun. Er konnte nur für sie da sein.
"Los! Noch ein aller letztes Mal!", sagte Jim motivierend und Diana befolgte seine Anweisung. So feste sie konnte, presste sie noch ein aller letztes Mal und drückte zur Unterstützung seine Hand. Plötzlich ertönte ein Knacken und Jim zog mit einem leisen Stöhnen seine Hand zurück. Im selben Moment ertönte das Weinen eines Babys und Diana ließ sich erschöpft in die Kissen fallen.
"Geschafft! Und es ist ein Mädchen!", sagte die Hebamme und zeigte ihr das kleine Mädchen, bevor sie mit ihr im Nebenzimmer verschwand, um sie dort an die Ärztin zu übergeben.
"So. Dann wünsche ich Ihnen noch ganze viel Glück und Spaß mit den Kindern! Tschüss!", sagte sie dann zu ihnen, bevor sie den Raum verließ.
"Was war das für ein Knacken?", fragte Diana erschöpft.
"Nichts dramatisches. Du hast mir nur gerade die Hand gebrochen.", meinte Jim, der seine Hand stützend fest hielt.
"Sorry! Tut's sehr weh?"
"Alles gut. Ich hatte schon schlimmere Verletzungen."
"Kann ich dir irgendwie helfen? Vielleicht einen Arzt rufen oder so?"
"Du bleibst mal schön hier liegen und ruhst dich aus! Ich kann das schon alleine!", sagte Jim und passend in dem Moment stand die Ärztin im Raum.
"Ist hier alles gut?", fragte sie.
"Nicht wirklich.", meinte Liam und deutete auf Jim.
"Ach du meine Güte! Was haben Sie denn angestellt?", fragte die Frau mit einem Blick auf Jims Hand, die doch ziemlich mitgenommen war.
"Ich hab mir nur gerade von meiner Schwester die Hand brechen lassen. Alles gut.", meinte dieser unbeeindruckt.
"Das sieht aber nicht gerade so aus, als wäre alles gut!"
"Ach. Ich hatte schon deutlich schlimmere Verletzungen. Das geht noch."
"Sie kommen jetzt trotzdem mal mit und lassen sich verarzten. Ich denke ihre Schwester kommt jetzt erstmal alleine klar."
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Missing you
Teen FictionAchtung! In diesem Buch werden die Themen Krieg, Drogen, selbstverletzendes Verhalten sowie einige psychische Krankheiten behandelt. Diana ist Pferde Fotografin und wohnt mit ihrem Freund Liam in Ocala. An sich hat sie ein wirklich tolles Leben mit...