Als sie dann fertig waren, las sie vor: "Liebe Ruby, es tut mir so unendlich leid, was passiert ist! Ich wollte das wirklich nicht! Ich weiß selber nicht, was in diesem Moment in mich gefahren ist. Wir hatten alle getrunken und er hat dich begabscht. Du wolltest das nicht, aber er hat einfach weiter gemacht. Ich wollte dich doch nur beschützen! Du bedeutest mir so unglaublich viel und ich konnte nicht zulassen, dass er dir was an tut! In dem Moment sind einfach alle Sicherungen bei mir durch gebrannt und ich wollte dir nur noch helfen. Dich aus dieser Situation befreien. Ruby, ich liebe dich! Das tu ich seit dem ersten Mal, als ich dich gesehen hab. Deine unglaublichen, blauen Augen haben mich sofort in deinen Bann gezogen und es war von Anfang an um mich geschehen. Schon da hab ich alles getan, um zwei wundervolle Monate mit dir zu verbringen und ich hätte alles getan, damit sie niemals enden! Ich habe nie aufgehört dich zu lieben und es ist unglaublich schwer fremde Männer an deiner Seite zu sehen und zu akzeptieren. Ich wünschte es könnte einfach sein, wie früher und ich würde alles dafür geben! Ich würde alles für dich geben! Du bist alles für mich und ich tue alles, um dich zu beschützen! Ich hoffe du kannst mir noch einmal verzeihen und vielleicht kannst du mir ja diese Frage beantworten. Willst du mit mir zusammen sein? Ja, nein, vielleicht."
"Oh Gott! Ich kotze gleich! Das ist ja grausam!", schimpfte Justus.
"Das nennt man Romantik. Das musst du nur erst noch lernen. Wart ab. Sie wird es mögen."
"Wie kann man sowas mögen?"
"Mädchen stehen nun mal auf sowas."
"Du auch?"
"Ich bin da die Ausnahme."
"Und was wenn sie auch eine Ausnahme ist?"
"Ist sie nicht. Glaub mir."
"Und wenn doch?"
"Mach dich nicht verrückt. Das wird schon."
"Und wenn sie nein sagt?"
"Dann ist das halt so und ihr entgeht ein unglaublicher, junger Mann. Aber das wird sie nicht. Insgeheim liebt sie dich auch noch. Sie ist nur verdammt schüchtern und traut sich nicht was zu sagen."
"Woher willst du das wissen? Du kennst sie doch gar nicht!"
"Aber ich kenne ihr Mutter."
"Woher das denn jetzt schon wieder?"
"Sie haben eine schwarze Labrador Hündin namens Jess. Mit der hab ich schon geshootet. Da wart ihr noch zusammen und seit dem tauschen wir uns immer mal aus. Ruby geht es ganz genauso, wie dir. Glaub mir."
"Meinst du wirklich?"
"Ja. Das wird schon wieder. Keine Sorge."
"Und wenn nicht? Was, wenn sie mir nie wieder verzeiht?"
"Du machst dir viel zu viele Sorgen. Das wird schon alles. Wenn sie den Brief liest, kann sie gar nicht anders, als dir zu verzeihen."
"Bist du sicher?"
"Ganz sicher.", sagte sie uns legte sanft einen Arm um ihn. Er legte seinen Kopf auf ihre Schulter und gähnte müde.
"Du solltest ins Bett gehen. Du bist total fertig.", bemerkte sie.
"Ich kann jetzt sowieso nicht mehr schlafen.", meinte er müde.
"Dann bleib hier.", sagte sie und zog ihn noch etwas näher zu sich. Sanft strich sie ihm über den Arm und es dauerte nicht lange, bis er tief und fest schlief. Diana hingegen wand sich nun wieder ihren Bildern zu und arbeitet noch ein wenig.Am nächsten Morgen stand Liam dann schon früh wieder neben ihr und fragte: "Alles wieder gut?"
"Ich denke schon.", antwortete sie.
"Na dann ist ja gut.", sagte er und setzte sich zu ihr.
"Ja. Ich hoffe, dass es jetzt erstmal wieder ruhiger wird."
"Was war eigentlich los? Warum das Ganze? Weißt du das?"
"Tory hat Schluss gemacht und er hatte Streit mir Ruby, weil er da Scheiße gebaut hat. Das war dann wohl zu viel."
"Was war da mit Ruby?"
"Komplizierte Angelegenheit. Das verstehst du nicht."
"Dann erklär es mir."
"Du verstehst es doch eh nicht."
"Vielleicht ja doch."
"Das machen wir mal bei einem entspannten Ausritt. Dafür ist es mal wieder an der Zeit."
"Okay. Machen wir heute."
"Aber erst heute Nachmittag. Ich muss erst noch was klären."
"Okay. Dann geh ich jetzt zum Stall. Die Pferdes warten."
"Was hast du vor? Reitest du einfach nur die Drei und kommst dann wieder?""Ich wollte nur mit Sunshine und Bonavista trainieren und dann eben misten. Dann ist das auch fertig."
"Achso. Okay. Und was ist mit Nightsea?"
"Die hat heute mal frei. Die hat gestern schon genug getan."
"Okay. Reiten wir dann mit Flame aus?"
"Ja. Wenn Anna mit dem nichts vor hat. Ansonsten können wir auch Sunshine oder Bonavista nehmen. Theoretisch eigentlich auch Shadow, aber der ist momentan nicht so super drauf. Der war gestern schon leicht explosiv."
"Das ist er doch immer."
"Ja. Eigentlich schon. Aber momentan wieder etwas extremer. So langsam geb ich meine Hoffnungen auf, dass er ein gutes Dressur Pferd wird. Dazu ist er viel zu unruhig."
"Ich sag ja. Der ist das perfekte Springpferd. Der hat genug Feuer und springen kann er auch."
"Anna lass ich da garantiert nicht drauf!"
"Aber mich oder wie?"
"Auch nicht freiwillig, aber wenn ich dir was verbiete, machst du es ja erst recht. Da hab ich keine Chance."
"Und du bist der Meinung, dass du das bei Anna hast? Wenn die raus findet, dass der Springen kann, hast du da auch keine Chance mehr."
"Eben deshalb wird er kein Springpferd. Und wenn doch wird er verkauft. Das ist mir zu gefährlich. Mit dem lass ich weder dich noch Anna springen."
"Der wird nicht verkauft! Schlag dir das gleich wieder aus dem Kopf! Ich hab den jetzt nicht drei Jahre lang groß gezogen, damit er verkauft wird!"
"Dann muss er wohl oder übel viel ruhiger werden und vernünftig laufen. Bisher seh ich da schwarz."
"Oder er wird Springpferd."
"Vergiss es! Du springst nicht mit dem und Anna auch nicht!"
"Dann musst du eben springen!"
"Auf keinen Fall! Du weist genau, wie ich dazu stehe!"
"Dann lass Anna drauf und wenn schon nicht Anna dann wenigstens mich!"
"Das ist viel zu gefährlich! Den kann man ja so schon kaum reiten. Da springst du mir garantiert nicht mit ihm! Das gibt es nicht! Da lass ich ihn lieber auf der Weide stehen!"
"Das kannst du auch nicht machen!"
"Das hab ich auch nicht vor, aber was soll ich sonst mit ihm machen? So, wie er jetzt läuft, ist er für die Dressur unbrauchbar."
"Er ist kein Dressur Pferd! Sieh das doch endlich ein! Er ist eben ein Pferd, das vorwärts laufen will und nicht brav versammelt im Kreis trippeln! Er braucht Action! Lass mich mit ihm springen! Lass es mich wenigstens versuchen! Und wenn es nichts wird dann eben nicht, aber einen Versuch ist es wert und ich bin fest davon über zeugt, dass das wirklich was für ihn wäre! Du hast ihn doch beim Freispringen gesehen. Da geht er voll drin auf! Er kann springen!"
"Nein! Ich lass dich nicht auf einem völlig bescheuerten Pferd, das so schon nur buckelt und steigt, über irgendwelche 1,80 Hindernisse springen! Das ist viel zu gefährlich! Und selbst, wenn du noch drei Stunden bettelst, wird das nichts! Da kann viel zu viel passieren und ich will nicht, dass dir sonstwas passiert!"
"Und bei dir ist das was anderes oder wie? Dir kann ganz genauso viel passieren und ich stehe garantiert auch nicht mit ruhigem Gewissen an der Bande, wenn du versuchst ihn zu reiten!"
"Aber ich springe wenigsten nicht mit ihm!"
"Nein. Stattdessen versuchst du ihn zu etwas zu zwingen, das er hasst! Er hat nunmal extrem viel Energie und will laufen! Er hasst es im Schritttempo zu galoppieren! Deshalb buckelt und steigt er! Weil du ihn zu etwas zwingst, was er nicht will! Nur, weil seine Abstammung das sagt, ist er kein Dressur Pferd! Sieh das doch endlich ein!"
"Trotzdem wirst du nicht mit ihm springen! Das lasse ich nicht zu! Und wenn ich das Pferd und dich anketten muss! Du wirst nicht mit ihm springen und Anna erst recht nicht!"
"Warum nicht? Nur, weil ich eventuell von ihm runter fallen könnte? Das kann ich von jedem Pferd, das ich reite! Wenn du das so siehst, musst du mich in eine Gummzelle sperren!"
"Ich will doch nur, dass dir nichts passiert! Ich liebe dich verdammt nochmal!"
"Ich liebe dich auch, aber deshalb verbiete ich dir trotzdem nicht alles! Denk doch auch mal an Shadow! Für ihn wäre es das Beste!"
"Du wirst nicht mit ihm springen! Da gibt es keine Diskussionen!"
"Warum musst du eigentlich bei allem und jedem so eine Panik haben? Entspann dich doch einfach mal und bleib mal locker! Das würde einiges deutlich einfacher machen!"
"Ich kann das nunmal nicht! Da musst du mit leben! Ich geh jetzt in den Stall!"
"Ja dann geh doch!"
Ohne ein weiteres Wort ging Liam nun raus und Jim kam unsicher zu ihr. Er hatte wohl alles mit gehört und fragte vorsichtig: "Ist alles okay bei euch?"
"Sieht es so aus?", fragte Diana genervt.
"Nicht wirklich. Deshalb frag ich ja.", sagte Jim und setzte sich nun zu ihr.
"Nein! Es ist nicht alles okay!"
"Was ist denn los?"
"Shadow ist das Problem. Er versteht einfach nicht, dass er nunmal kein braves Dressur Pferd ist und dass er nur so steigt und buckelt, weil er keine Lust hat brav und versammelt zu laufen. Er wäre das perfekte Springpferd, aber Liam will das einfach nicht sehen!"
"Und nur wegen diesem Pferd müsst ihr so streiten?"
"Ja! Weil dieses eine Pferd eben nicht nur irgend ein Pferd ist, sondern ein Familienmitglied! Wir haben dieses Pferd drei Jahre lang groß gezogen und auch wenn du es nicht verstehen kannst, bedeutet er uns unglaublich viel!"
"Und du meinst nicht, dass es vielleicht besser wäre, wenn ihr ihn verkauft? Dann müsst ihr nicht mehr streiten und für ihn wäre es vielleicht auch besser."
"Du hast das immer noch nicht verstanden, oder? Dieses Pferd ist wie unser Kind! Wir haben ihn groß gezogen und wir werden ihn nicht verkaufen! Außerdem kann man ihn doch nicht mal richtig reiten! Wer will den ein Pferd, das nur buckelt und steigt?"
"Aber du willst dann mit ihm springen oder wie?"
"Jim, du hast keine Ahnung. Halt dich da am Besten einfach raus."
"Und stattdessen soll ich hier zugucken, wie ihr euch streitet, dass die Fetzen fliegen, oder wie?"
"Wenn es dir nicht passt, musst du ja nicht zu gucken."
"Mensch Diana, jetzt sei doch nicht gleich wieder so pissig! Ich will doch nur helfen!"
"Das kannst du aber nicht! Wir müssen das schon untereinander klären. Wir sind alt genug! Das kriegen wir schon hin!"
"Da bin ich mir momentan nicht so sicher."
"Bei uns fliegen nunmal ab und zu die Fetzen. Da musst du mit leben."
"Und was ist mir Justus? Ist bei dem wenigstens wieder alles in Ordnung?"
"So gut wie."
"Na das ist ja wenigstens etwas. Ich geh dann mal und sprech mit Liam."
"Na danke auch! Stell du dich ruhig auch noch gegen mich! Halt lieber zu deinem Kumpel als zu deiner Schwester!"
"Diana! Jetzt komm mal wieder runter! Ich halte hier zu niemanden, damit das klar ist! Nur, weil ich mit Liam spreche, heißt das nicht, dass ich mich gleich gegen dich stelle! Obwohl ich ihm schon zustimmen muss. Es ist völlig geisteskrank mit einem buckelnden und steigendem Pferd zu springen!"
"Dann geh doch! Stellt euch ruhig alle gegen mich! Hab ich kein Problem mit!"
"Ach, weißt du. Das hat so gar keinen Sinn. Ich geh jetzt. Sag bescheid, wenn du dich wieder abgeregt hast.", sagte Jim nun und schon war auch er weg.
"Ihr könnt mich alle mal! Als ob ich nicht wüsste, was ich tue!", fluchte Diana wütend und nun öffnete Justus seine Augen. Verschlafen schaute er sie an und fragte: "Was ist los?"
"Nichts!", schimpfte Diana nur wütend.
"Das klingt aber nicht so."
"Halt dich einfach daraus! Es reicht, wenn dein Onkel sich noch einmischen muss!", sagte sie nun wütend und stand auf, um in ihr Büro zu verschwinden. Justus blieb nur völlig perplex sitzen und hatte keine Ahnung, was er jetzt schon wieder falsch gemacht hatte. Diana interessierte das allerdings relativ wenig. Wütend ließ sie sich auf ihren Stuhl fallen und schaute ihre Mails durch, um erstmal wieder ein wenig runter zu kommen.
DU LIEST GERADE
Missing you
Teen FictionAchtung! In diesem Buch werden die Themen Krieg, Drogen, selbstverletzendes Verhalten sowie einige psychische Krankheiten behandelt. Diana ist Pferde Fotografin und wohnt mit ihrem Freund Liam in Ocala. An sich hat sie ein wirklich tolles Leben mit...