Little Hangleton, 1993
Es war ruhig im alten Herrenhaus. Staub und Spinnenweben hatten das Haus seit Jahren bereits unterworfen und das einzige Geräusch das man hörte, war allein das Knarren der alten Fenster und der Wind der durch ihnen pfiff. Doch das Haus war nicht so verlassen wie man es auf dem ersten Blick annahm. Über den alten Parkettboden hörte man ein Tier hinüberschleichen. Ihre grün-schwarz gesprenkelte Schlangenhaut glitzerte im Licht des Mondes. Nagini hatte Hunger und konnte diesen stillen, indem sie im Haus Ratten fand und diese mit ihren grossen, scharfen Zähnen zerfetzte und hinunterschlucke. Sie hatte Erfolg und kehrte satt wieder zurück ins Zimmer, wo ihr Gebieter auf sie wartete.
Ein grosser Sessel stand vor einem flackernden Feuer. Es war angenehm warm, doch nicht warm genug für die menschenähnliche Kreatur, die auf dem Sessel sass. Beim ersten Blick könnte man meinen, es wäre bloss ein Haufen alter Wäsche, die jemand auf dem Sessel geworfen hatte. Doch würdigte man dem Sessel einen zweiten Blick, so erhaschte man das glitzern der müden roten Augen des einst grossen und mächtigen dunklen Lord Voldemort.
Der einst mächtigste Zauberer der Welt konnte sich nun nicht mal selbst wärmen. Ohne seinen erbärmlichen Diener, wäre er sogar zu schwach, allein bei Kräften zu bleiben. Er verfluchte sich. Er verfluchte sich, dass er es so weit kommen liess. Er hätte es wissen müssen. Doch er wird sein Werk schon beenden. Der Junge der überlebte, wird schon sehr bald der Junge der gestorben ist heissen. Und wenn es das letzte ist, was er tun würde.
In einem anderen Raum hörte man einen keuchenden Mann, der müde den Inhalt eines schmutzigen Kessels rührte. Er murmelte vor sich hin, obwohl sein Verstand wach war. Sein Meister erlaubte keine Beschwerden, egal wie ekelhaft die Aufgabe auch sein mochte. Und für Wurmschwanz war die Aufgabe mehr als abstossend.
Kaum in der Lage, sich in dieser erbärmlichen Form von einen Körper warm zu halten, verfluchte Voldemort sich selbst. Er hatte sich schon eine ganze Weile selbst verflucht, aber jetzt mehr denn je. Er wusste, dass Weihnachten bald bevor stand. Aber die Feiertage waren nicht der Ursprung seiner Sorge. Weihnachten bedeutete mehr Kälte und in seinem Zustand, bedeutete es mehr Schmerz. Er überlegte oft, ob er Wurmschwanz bitten sollte, ihn in einfach das verdammte Feuer zu werfen, aber dann war die ganze Arbeit die nötig gewesen war, um diese schwache momentane Leiche zu erschaffen als die er lebte, vollkommen vergeblich.
Wurmschwanz war in Voldemorts Augen beinahe nutzlos. Der Dunkle Lord war nicht in der Verfassung gewesen, das nötige Gebräu für seinen aktuellen, behelfsmässigen Körper zu erschaffen und Wurmschwanz hatte praktisch keine Erfahrung in der Schöpfung eines solchen Körpers. Voldemort war also in einem Körper gefangen, der keinerlei Wärme produzierte und oder absorbierte. Lieber bevorzugte er Schlangen. Wenigstens konnte er sich dann frei bewegen und spüren, wie die Hitze des Feuers auf die schuppige Haut drückte.
Der Diener kam plötzlich und blockierte das Licht des Kamins, das auf dem Dunklen Lord fiel, während er Voldemorts Gedanken unterbrach.
"Mein-Mein Herr?", fragte er nervös. Voldemort spürte, dass Wurmschwanz ständig annahm, dass sein Meister gestorben wäre. Es war sehr wahrscheinlich, dass er den Ernährungsprozess verabscheute, der Voldemort das Überleben ermöglichte. So hatte der fette, verdorrte Mann immer das Gefühl prüfen zu müssen ob er noch am Leben war, bevor er das in alte Lumpen gehüllte Ding aufheben musste."Ja Wurmschwanz, ich lebe noch", antwortete der Dunkle Lord mit seiner eisigen Stimme. Es kam oft vor, dass Wurmschwanz dachte er wäre gestorben, da man ihm kaum atmen hörte. Und auch sonst machte er sich keine Mühe auch nur ein Wort mehr mit ihm zu wechseln.

DU LIEST GERADE
Heirs
Fanfiction(WARNING: MATURE CONTENT!) - The Life of Tom Riddle - Storyline: 1942 - 1981 Die Wahl zwischen seinem ultimativen Verlangen nach Weltherrschaft und dem, was ihm schon immer verweigert wurde: Liebe. Die Geschichte erstreckt sich von seinen Schuljahr...