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Zum Tropfenden Kessel,
3. Juni 1947

Ich las den Zettel immer und immer wieder.

Das ... das musste von Tom sein!

Ich las den Brief noch einmal. Ein Lächeln kroch auf mein Gesicht, was nicht schien, wieder mehr weggehen zu wollen. Er gab nie eine bestimmte Zeit an, aber ich wusste, dass es Mitternacht war. Es war immer Mitternacht. Und ich war begeistert. Er hat meine Erwartungen wieder mal übertroffen und ich wusste, dass ich den richtigen Mann gewählt hatte zu folgen.

Als ich auf meine Taschenuhr blickte, sah ich den Zeiger auf Viertel vor Zwölf. Schnell zog ich mein Nachthemd aus und schlüpfte in ein Sonntagskleid. Ich war nicht dabei, Tom nach all den Jahren in meinem Pyjama zu treffen, das war sicher. Wer wusste, was wir machen würden? Ich ging aus der Kneipe auf die Strasse und wickelte meine Jacke um meinen Körper herum. Es war kälter, als ich erwartet hatte. Die ganze Stadt schien wie leer gefegt zu sein. Mein Blick wanderte die Strasse rauf und runter, doch ich sah niemanden.

Plötzlich hörte einen kleinen Schrei und drehte mich um. Die gleiche kleine Eule sass auf dem Boden, einsam und verlassen. Ihre weissen Federn leuchteten im Schein der einzelnen Strassenlaterne. Ich lief zu ihr und sah erneut eine Notiz an ihrem Fuss. Sie wartete geduldig auf mich. Ich beugte mich zum Tier hinunter und entnahm ihr das Stückchen Pergament.

- Biege rechts ab und geh zwei Blöcke weiter -

Ich war eifrig das zu tun was er befahl, und wandte mich zu meiner Rechten. Ich beschleunigte mein Tempo gegen die Kälte, in der Hoffnung mir würde wärmer werden. Doch es änderte sich nichts, ausser dass ich mein Ziel etwas früher als erwartet erreichte. Sobald ich das letzte Mal abbog und in eine leere Strasse gelangte, fühlte ich plötzlich eine Anwesenheit, die ich nur annehmen konnte, dass es Tom Riddle sein musste.

Gegenüber von mir sass eine dunkle Gestalt, allein auf einer Bank und wartete. Er starrte mich genauso an, wie der Mann aus der Kneipe es getan hatte. Die Gestalt stand auf und überquerte die Strasse und kam auf mich zu. Er muss die Laternenposten ausgelöscht haben, denn das einzige Licht das uns gespendet wurde, war vom Vollmond selbst. Er sah gleich aus, wie ich ihn im Ministerium gesehen hatte. Jetzt, da ich einen besseren Blick auf ihn richten konnte, konnte ich sehen, dass sein Gesicht seit Hogwarts etwas älter und reifer geworden ist. Natürlich liess ihn das nur noch hübscher aussehen. Bevor ich wusste was ich tat, hatte ich meine Arme um Tom Riddle geschlungen. Sobald ich es realisiert habe, was ich eigentlich tat, liess ich ihn schnell wieder los. Er war definitiv in den zwei Jahren grösser geworden.

Tom war ein voller Kopf grösser als ich.

Seine Statur war ebenfalls um einiges gewachsen. Er war nicht mehr der schmale junge Teenager, den ich gekannt und gelernt hatte zu lieben. Er war jetzt ein erwachsener junger Mann, der schon um die zwanzig gewesen sein musste. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn immer noch mit der gleichen Leidenschaft liebte aber ich fühlte, wie sich mein Herz für ihn Sprünge nahm und ich wollte nie wieder seine Seite verlassen.

Nachdem ich ihn losgelassen habe, konnte ich erkennen, dass er von meiner Handlung überrascht war. Trotzdem lächelte er mich höflich an.

"Ich bin froh, dass du gekommen bist, Eva", sagte er mit seiner wunderschönen Stimme. Gott wie ich diesen Klang vermisst hatte.

"Wie ... wie hast du mich gefunden?", lächelte ich voller Glücksgefühle.

"Ich dachte mir schon du würdest nach mir Ausschau halten, nachdem du deinen Abschluss in Hogwarts hattest. Und ich arbeitete in Borgin und Burkes für eine Weile, also... hier sind wir." Ich wusste, dass dies nicht die volle Wahrheit war.

HeirsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt