Albanien,
21. Dezember 1950Tom war beleidigt, so lange wie noch nie. Die Wahl für Nott war gescheitert.
Obwohl mir Tom am Anfang seines Plans sagte, dass er nicht damit rechnete, dass Nott tatsächlich gewinnen würde und sein eigentliches Ziel wäre, die Reaktion der Öffentlichkeit zu sehen, nahm Tom die Niederlage sehr schlecht hin. Aber es war nicht weil Tom wollte, dass Nott gewinnt - sondern weil Tom wollte, dass Voldemort gewinnt. Seit unserem ersten Treffen mit Nott bis hin zum letzten Tag nach der Wahl, hatte Tom viel Zeit und Geld in seine Wahlkampagne investiert. So viel, dass er irgendwie eine Art Belohnung für seine Bemühungen erwartete. Ich versuchte ihn zu trösten, indem ich erklärte, dass Nott sich dreizehn Prozent der Wählerschaft sichern konnte. Wir könnten mit diesem Ausgangsresultat die Anhängerzahlen vergrößern - Die Leute waren interessiert.
Tom allerdings hielt das Ganze für eine schlechte Investition. Nott hatte sich als zu unglaubwürdig herausgestellt. Obwohl Tom jedes mal dafür gesorgt hatte, dass er all seine Wahlkampfveranstaltungen und andere gesellschaftliche Ereignisse besuchte, gelang es Nott jedes mal irgendwie zu spät aufzutauchen - falls er überhaupt auftauchte. Tom hatte ihn sogar einige Male unter den Imperius Fluch geworfen, aber der Zauber hielt nunmal nicht ewig an.
Als die Ergebnisse bekanntgegeben wurden, wurde Tom klar, in was für einen grossen Fehler sich sein Plan verwandelt hatte. Seine gesamte investierte Zeit war fast völlige Verschwendung gewesen. Weil es Nott nicht gelang, die richtigen Ideen zu verbreiten, wurde er von der allgemeinen Bevölkerung einfach ignoriert. Niemand war gegen ihn oder seiner Politik, weil sich niemand um Nott scherte.
Am Tag nach der Wahl erhielt Tom eine frische Kopie des Tagespropheten von einer Eule, die ich nicht kannte. Augenblicklich las die Nachrichten auf der Titelseite. Ich war nicht in der Lage zu sehen, wie die Ergebnisse waren, da das Papier in seinen Händen in Flammen aufging und zerfiel. Nur noch Asche blieb auf dem Boden zurück. Dann stampfte er zur Tür hinaus und knallte sie hinter sich zu und dann hörte ich nur noch das Geräusch der Disapparation. Stunden später kehrte er noch wütender zurück. Ich blieb zu meiner eigenen Sicherheit im Haus.
Das Versagen ist für Tom so fremd, dass er schmerzhaft die Stufen der Verleugnung, der Wut, der Frustration und vielleicht sogar der Traurigkeit hinabstürzt. Ich glaube, ich habe ihn nur einmal traurig gesehen - und dann niemals wieder. Nachdem er sein Elend genährt hat, wird Tom schließlich den harten Boden der Realität treffen, der ihn zu Sinnen bringt - so hoffte ich zumindest.
Er kampierte seit dem Tag, an dem er die Nachricht erhielt, in seinem Arbeitszimmer im Häuschen nebenan. Jeden Morgen brachte ich ihm seine Mahlzeit und jeden Abend kam ich zurück, um seine leeren Teller zu holen. Ich machte mir keine Sorgen mehr über seine Abwesenheit. Ich verstand, dass er nicht sauer auf mich war - ich hatte alles getan, was er von mir verlangt hatte. Er war wütend auf sich. In diesem Zustand rettete er mich vielleicht so vor sich selbst.
An einem bestimmten Abend, nicht viele Tage nachdem er die düsteren Nachrichten erhalten hatte, war ich das Geschirr im Waschbecken am waschen, während die Sonne in der Ferne unterging und goldenes Licht durch den herbstlichen Wald tropfte.
Mein Blick fing etwas in Draussen. Es war seine kleine Arbeitshütte und ein helles rotes Licht, wie die Farbe einer Ringelblumenblüte, drang durch die Risse der Wände. Ich hielt inne und sah, wie das Licht unter der Tür und dem Fensterrahmen hervorschoss. Es spähte durch alle Risse zwischen den Holzlatten der Fassade. Das Licht flackerte auf die Schatten der Ostseite der Mauer. Mein Herz sprang in meine Kehle, besorgt um Toms Wohlbefinden, doch meine Füsse waren wie am Boden festgeklebt.

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Heirs
ספרות חובבים(WARNING: MATURE CONTENT!) - The Life of Tom Riddle - Storyline: 1942 - 1981 Die Wahl zwischen seinem ultimativen Verlangen nach Weltherrschaft und dem, was ihm schon immer verweigert wurde: Liebe. Die Geschichte erstreckt sich von seinen Schuljahr...