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Albanien, 17. Oktober 1948

Der Tag danach hatte ganz normal begonnen und genau wie Tom es mir befohlen hatte, hatten wir die letzte Nacht einfach vergessen. Ich dachte schon genug darüber nach, nachdem er mich weggeschickt hatte, aber ich kam zum Schluss, dass ich niemals wirklich verstehen würde, was in ihm vorging. Er hatte so ein Feuer in seinen Augen, als er mich so ansah... die einzige Erinnerung an Tom, wo er genauso aussah, war in der Kammer des Schreckens damals.

Aber dieses Mal hatte er mich nicht geküßt. Er streichelte mich nur an den Armen. Auch hatte er mir erlaubt, ihn zu umarmen, was so seltsam war... Ich wusste wie gefährlich es sein konnte, Tom auf das Thema anzusprechen, also beliess ich es dabei. Ich war bereit ihn zu lieben, doch bis dahin war ich einfach glücklich seine engste Freundin zu sein.

Heute war Montag, was bedeutete, dass es Zeit war, den Wald wieder stundenlang durchsuchen zu müssen. Ich hatte unser Mittagessen letzte Nacht gemacht, daher apparierten wir gleich nach einem stillen Frühstück zurück zum Ort wo wir aufgehört hatten.

Nachdem die Arbeit im Wald gemacht war, natürlich wieder ohne Diadem in der Hand, haben wir zu Abend gegessen. Ich hatte ein mariniertes Huhn mit einer gebackenen Kartoffel und geröstetem Paprika vorbereitet. Es war köstlich und Tom stimmte still zu, indem er alles auf seinem Teller aufass.

Nachdem fast vierundzwanzig Stunden zwischen uns und dem "Ereignis" vergangen waren, schien Tom endlich wieder er selbst geworden zu sein. Seit heute Morgen, war er zappelig und verloren in seinen Gedanken. Er hat nur mit mir gesprochen, wenn es nötig war, dies tat er oftmals dann, wenn er über etwas verärgert war. Beim Abendessen aber wurde sein Verhalten ruhiger und wir hatten sogar ein kleines Gespräch geführt.

Ich setzte mich hin und fing an, einige Socken zu flicken als Tom nach draussen ging um offenbar 'etwas Frische Luft zu schnappen'. Einige Nächte würde er überhaupt nicht mehr zurückkommen und die ganze Nacht in seiner Studie verbringen.

Es verging fast eine Stunde bis er heute wieder ins Haus trat.

Er hatte zwei große Bücher in den Händen, die Titel für mich unlesbar wegen der Entfernung. Er schlug sie auf den Tisch. Im nächsten Moment setzte er sich hin und steckte den Kopf in das Erste und suchte intensiv nach etwas ohne ein Wort mit mir zu wechseln. Er behauptete immer, dass das Licht hier im Haupthaus besser war um zu lesen, aber heimlich fragte ich mich, ob er nur meine Nähe suchte.

Für eine Weile saßen wir friedlich im gemütlichen Haus. Das Feuer knackte im Kamin und das Sonnenlicht verblasste langsam draußen. Ich hatte heute Morgen die Hühner und die Ziege gefüttert und sah aus dem Fenster welches ich schloss, da es viel zu kalt war, um es jetzt offen zu lassen.

Als ich meinen Weg zurück zur Couch machte, sprach Tom.

"Vermisst du manchmal Hogwarts?" fragte er aus dem Nichts.

Ich sah ihn an.

Er sass gerade in seinem Stuhl, seine Hände auf dem Buch vor ihm, aber seine Augen zu mir gerichtet und wartend auf meine Antwort. Ich habe diese Frage nicht erwartet, deshalb musste ich einen Moment nachdenken. Nach einer Pause antwortete ich:

"Nun, ich glaube, das tue ich manchmal... obwohl ich das Studium an sich nicht wirklich vermisse, da mich die meiste Zeit meine Mitschüler ärgerten. Aber es war ein lustiger Ort zum leben und zum erkunden. Hauptsächlich war Hogwarts für mich besonders, weil du da warst." gab ich etwas peinlich berührt zu.

HeirsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt