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London,
15. Mai 1950

Als ich es zu Macnairs Haus geschafft hatte, dämmerte es bereits draussen. Ich musste den Fahrenden Ritter nehmen, um zur Adresse zu gelangen, die auf Romules Pergamentstück stand. Da ich vollkommen orientierungslos war, brauchte zwei Versuche, um die Adresse zu finden, da ich den Namen des Dorfes am Anfang falsch ausgesprochen hatte. Der Fahrer war so weit Glückseligkeit entfernt, als er den Bus wegen mir umdrehte, während ich mich an den Stühlen festklammerte, als wir über die Landschaft schleuderten. Vollkommen zerzaust stieg ich aus diesem Höllenfahrzeug und richtete meine Frisur. Dann sah ich auf und erblickte mein Ziel.

Das Haus von Macnair war ein malerisches Häuschen, obwohl ich nicht so viele Details erkennen konnte, da das Sonnenlicht langsam schwand. Der Vorgarten war überfüllt von Sträuchern, Gradhalme und war ziemlich wild gehalten. Ich musste vorsichtig sein, dass ich nicht über das Gestrüpp lief als ich den kleinen mit Stein gepflasterten Weg zur Tür überquerte. Mein Herz pochte und ich merkte, dass ich nervös wurde. Was, wenn ich zu einem unangemessenen Zeitpunkt ankam? Was, wenn er Gäste hatte?

Doch jetzt ist es zu spät, um sich Sorgen zu machen, sagte ich mir. Tom hat mich losgeschickt, um dies für ihn zu tun und um ehrlich zu sein, war es so eine einfache Aufgabe. Wenn irgendwelche Probleme auftreten würden, werde ich mich sicherlich darum kümmern können.

Sobald ich die Tür klopfte, durchflogen Gedanken über mein größtes Problem in meinem Gehirn. Wie sollte ich Tom von Voldemort in der Öffentlichkeit trennen?

Zuerst, dachte ich, musste ich das Problem richtig identifizieren. Unsere verworrene Beziehung erreichte die Öffentlichkeit bei der Hochzeit von Macnair und Walburgas Valentinstag - und bei beiden Versammlungen war ich es, die Tom angefleht hatte sie besuchen zu dürfen, wurde mir gerade bitterlich klar. Bei beiden öffentlichen Veranstaltungen nahm ich getrennt mal mit Tom und mal mit Voldemort teil.

Jetzt brauchte ich eine Lösung. Sollte ich die Zauberer und Hexen die uns damals sahen, davon überzeugen, dass sie tatsächlich falsch mit ihren Vermutungen lagen? Wie sollte ich das tun? Keine achso hartnäckige Verweigerung würde bestimmte Leute vergessen lassen, was sie gesehen haben; es würde nur andere davon überzeugen, dass ich verrückt geworden bin. Die Vergangenheit konnte nicht rückgängig gemacht werden, es war die Zukunft, die ich formen musste.

Die Tür öffnete sich endlich, aber ich war zu tief in meinen Gedanken, um zu wissen, wie lange ich gewartet hatte.

"Guten Abend Macnair", sagte ich so höflich wie möglich, als ich meinen ehemaligen Schulkameraden ansah. Ich hatte ihn nicht sehr gut gekannt, aber er war damals eine Klasse über Tom.

"Oh, wenn das nicht Eva Murrey ist? Was bringt dich heute Abend hierher?", Arthur Macnair fragte wie ein Gentleman, doch sein Erscheinungsbild war etwas belustigend. Seine dunkelbraunen Haare flogen in alle Richtungen, er hatte dunkle Ringe unter den Augen und sein Gesicht trug ein Dreitagebart. Als ich ihn schnell untersuchte, sah ich, dass sein Arm in einer Schlinge lag, die in leicht verblichene Verbände gewickelt war. Bevor ich antworten konnte, heulte ein beunruhigender Schrei durch das Haus.

Ich war etwas überrascht und fragte Macnair: "Hast du vielleicht ein Todesengel im Haus?"

Er lachte trocken. "Es ist das Baby, und jeden Abend um diese Uhrzeit fängt der Sturm an zu wüten. Als hätte der kleine einen Wecker im Kopf."

HeirsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt