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Berlin,
30. Juli 1950

Ich sah die Felder und fernen Wälder an den Zugfenstern vorbei ziehen. Es war ein sonniger Sonntag, grün und gelbe Felder verschwammen wie ein Gemälde miteinander ein. Ich war allein an der Bar und wartete darauf, dass mein Begleiter zurückkehrte. Schnell überprüfte ich meine goldene Taschenuhr: Es war 16:23 Uhr. Jetzt war die Zeit gekommen, um meinen Schachzug zu machen. Tom hatte mir die hübsche Taschenuhr zur Verfügung gestellt, da unser Raub bis auf die Minute genau geplant war. Ich musste meine Zielperson um 16:45 Uhr in den hintersten Zugwagon bringen.

Ich beobachtete, wie die Tür des Toiletteneingangs aufging und ein stämmiger, rothaariger Gentleman in einem feinen, dunkelroten Anzug austrat. Die Roben hatten komplizierte Details, die im gedämpften Sonnenlicht des Restaurantwagons glitzerten. Währenddessen reinigte der Barkeeper das Geschirr auf der anderen Seite der Theke. Ich lächelte dem Zauberer zu, als er auf dem Barhocker neben mir wieder platz nahm. Wir waren die einzigen an der Bar, da der Zug weniger als eine Stunde von der Endstation Berlin entfernt war.

Ich hörte dem hellen Akzent des deutschen Mannes zu, als er sich laut entsann, wo doch unser Thema aufgehört hatte. Er sprang enthusiastisch zurück und machte deutlich, welche Art von Transportmittel das beste war, um von Hongkong nach Amerika zu gelangen. Ich beobachtete seine Hände, als er mit seinem ganzen Körper die Abenteuer ausdrückte, die er mit einem grossen Muggelschiff durch einen monströsen Sturm überstanden hatte. Seine Hand flog gepackt von den Erinnerungen durch die Luft, um seinen Abenteuer Ausdruck zu verleihen. Er trug an fast jedem Finger einen Ring. Das war meine Zielperson:

Albert Heinrich.

Albert Heinrich war ein außerordentlich wohlhabender Zauberer, der den Großteil seines Geldes dafür ausgab, um die Welt zu bereisen und um alles zu sehen, was es für den Menschen zu sehen gab. Er wurde in den späten 1800ern in Deutschland geboren. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie alt er wirklich ist, aber er könnte leicht als ein Mann mittleren Alters geschätzt werden. Nichtsdestotrotz war er begeistert, mir und dem Barkeeper all die vielen großartigen Exkursionen und den abscheulichen Infernos zu erzählen, die er bis zu diesem Zeitpunkt auf sich genommen hatte.

Ich hatte die letzten fünf Stunden unserer neunstündigen Reise mit ihm gesessen. Der Zauberer hatte unzählige Geschichten zu erzählen, denen ich höflich aber auch innerlich etwas gelangweilt zuhörte. Ich gab mich als eine alleinstehende Hexe aus, die in ein Dorf außerhalb von Berlin fuhr, um einer Tante zu helfen. Ich behauptete, ich hätte es mit Portschlüsseln zu reisen gehasst und Fliegen mit Besen wäre für eine zerbrechliche Frau wie mir viel zu viel Mühe. "Sie ist völlig wankelmütig - wahrscheinlich wird sie mich fragen wie ich die Reise hierher überhaupt geschafft habe", sagte ich und redete über meine erfundene Tante in Berlin. Der Zug war der einzige Weg, den ich bestreiten würde um sie zu besuchen.

Albert genoss den Muggel-Zug sehr und beeindruckte mich mit seinem Wunsch, mehr Zauberer und Hexen sehen zu wollen, die das Transportmittel der Muggel nutzen würden. Er fand es so praktisch und er konnte nicht verstehen, warum viele sich weigerten den Zug zu nehmen. Ich hatte vorgeschlagen, dass manche einfach nichts mit Muggeln zu tun haben wollen, was er halbherzig verstand und respektiert hat. Doch sagte er, wir dürften die Muggel nicht unterschätzen. "Ich habe seit vielen Jahren versucht, in mein Heimatland zurückzukehren, aber es gab einen großen grausamen Muggelkrieg, der mich so lange in Britannien festhielt, dass die zerstörerischen Kräfte jetzt fast unaufhaltsam geworden sind. Wir dürfen sie nicht unterschätzen", erklärte er.

Albert hatte mir in der vergangenen Stunde unseres Plauderns und Trinkens zugestimmt. Per Toms Befehlen sollte ich keinen Alkohol trinken, also musste ich den Whisky den ich mir bestellte, ständig wegzaubern oder in den Topf der Pflanze neben mir schütten. Albert wurde im Laufe unseres späten Morgens zum Nachmittag immer freundlicher und freundlicher. Er ließ mich schließlich wissen, dass der Zug im Auftrag von Gringotts sein Vermögen von der Gringotts Niederlassung in der Winkelgasse zu einer deutschen Niederlassung in der Zauberergemeinde Berlin verlegt wurde. Ich war froh, die Informationen zu hören, da sie mit allem übereinstimmte, was Tom mir erzählt hatte. Seine Quelle war wohl sehr zuverlässig, dachte ich mir.

HeirsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt