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              Albanien, 3. Juli 1947

Die Sonne ging langsam unter, während ich die Hühner fütterte. Ich habe während meines letzten Besuches im Dorf nochmals ein Huhn stehlen können. Niemand hatte mich gesehen, da ich in der Nacht diese Spritztour machte. Allerdings gab es Wachhunde, auf welchen ich einen Schlafzauber werfen musste, damit sie endlich Ruhe gaben.

Die Hühner hüpften im Zaun herum, welchen Tom und ich vor kurzem gebaut hatten. Und ich betrachtete wie die süssen Tiere ihr Korn assen.

Der von der Abenddämmerung beschattete Himmel wurde vom Licht des heutigen Vollmondes erhellt.

Eine glänzende Perle in den Himmeln, so nannte ich diese erste Nacht. Ich war aufgeregt, weil Tom und ich wegen des Mondes heute Abend irgendeine Mission unternahmen. Tom hatte mir nicht genau gesagt, wen genau wir besuchen werden. Aber ich hatte da schon eine Ahnung. Wenn Tom will, dass ich für ne Woche eine Knoblauchkette trage, war es ziemlich offensichtlich, dass unsere Gastgeber Vampire sein werden.

Ich hatte noch nie einen Vampir getroffen, aber in Hogwarts hatten mich diese Kreaturen der Nacht schon immer interessiert. Ich vermutete, dass Tom sie als alliierte für seine Weltherrschaft überzeugen wollte. Sie schienen gute Kandidaten zu sein, denn sie töteten Feinde und schufen Verbündete in einem schnellen Biss.

Ich war sehr aufgeregt zu gehen und fühlte mich geehrt, dass Tom mich mitnahm.

"Bist du bereit?", fragte Tom und schlich sich an mich heran.

Ich packte meine Brust und drehte mich um, um ihn zu sehen.

"Meine Güte Tom, hast du mich erschreckt!". Er sah mich unbeeindruckt und zweifelhaft an. Sein schönes Gesicht wurde von den letzten Strahlen der Sonne beleuchtet. "Warum solltest du Angst vor was haben?".

"Nichts ... ich glaube, warte, was hast du gesagt?"

"Ich sagte: Bist du bereit?", wiederholte Tom langsam und überhaupt nicht angenehm.

"Oh, ja, ich bin fast fertig. Lass mich kurz hineingehen und mich etwas auffrischen." entgegnete ich und ging zum Haus. Als ich meinen Weg in die Kerzen beleuchtete Hütte machte, hörte ich Tom Seufzen und Murmeln, "... Angst ... lächerlich."

Einmal drinnen lief ich ins Badezimmer, um mich so schnell wie möglich vorzubereiten. Dies wäre das erste Mal in diesem Monat, dass ich unsere Hütte verlassen würde. Ich beschloss, dass ich etwas eindrucksvollere Kleider tragen sollte, also habe ich mich in meine schöneren Roben umgezogen. Der Abend war schon ein bisschen kühl, also trug ich auch meinen Mantel und meine Spitzen Handschuhe. Zusammen mit dem Hühnern hatte ich auch einen Spiegel von meinen Feldzug ins Dorf mitgenommen. Es war eine gesegnete Erleichterung, mich endlich zu sehen und richtig pflegen zu können. Ich sah, dass meine Haare ihre schokoladen braunen Locken behalten haben und versuchte sie etwas zurechtzulegen.

Allerdings war ich etwas blass, da ich während des Tages seit einer Woche nichts essen durfte. Tom liess mich erst nach Einbruch der Dunkelheit essen, aber ich war natürlich immer hungrig und konnte es nicht lassen wenn er nicht hinsah, ein paar Früchte in meine Taschen zu schmuggeln. Nichts desto trotz, erschien ich definitiv unappetitlich genug, um die Vampire daran zu hindern, mich zu beissen.

Ich ging hinaus und sah Tom in den schwärzenden Himmel mit seinem Zauberstab in seiner rechten Hand und dem Aeroglider 2 in seiner Linken. Normalerweise konnten wir die Sterne sehen, aber der Nachthimmel war hell genug und beleuchtete das Tal. Die Gipfel der Berge waren fast so sichtbar wie bei Tageslicht und die Wälder funkelten im weichen, hellen Licht. Der Ozean leuchtete eine unvollkommene Reflexion des weissen Mondes zurück. Eine kalte Brise eilte vor uns, und ich drückte meinen Besen an meine Brust. Ich konnte fast die Magie in der Luft riechen. Tom bemerkte mich und drehte sich um, um mir eine kleine Knoblauchhalskette zu geben. "Hier", sagte er und streifte sie mir über.

HeirsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt