07 | 1943

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Plattform 9 3/4,
1. September 1943


Während ich durch die dicke Ziegelmauer lief, welche die Plattformen 9 und 10 trennte, nahm ich einen tiefen Atemzug. Es roch nach Rauch und Schmutz und war überhaupt nicht angenehm. Ich musste etwas husten und ich stoppte mich sofort, als ich bemerkte wie empfindlich ich auf so kleines Zeug reagierte. Über dem Sommer hindurch war ich so von der Zauberwelt abgesondert, dass ich mich irgendwie bei Laune halten musste. Ich sah mir Filme an, Filme die von einem fernen Leben in Amerika spielten, in Hollywood um genau zu sein. Ich konnte mich kaum erinnern jemals so viel Zeit im Kino verbracht zu haben, wie diesen Sommer. Ich nutzte jede Gelegenheit um so wenig wie möglich zuhause zu sein.

Ausserdem hielten sie mich auf dem neusten Stand was den Muggelkrieg anging. Obwohl ich mir etwas mehr Informationen von diesen Filmen erhofft hatte, waren die meisten sehr schön zu schauen. Die Bilder des Krieges verwandelten sich in glamouröse Liebesgeschichten. Die Schauspielerinnen waren immer so hübsch, gross und wunderschön gekleidet. Sie lebten das romantische schöne und aufregende Leben. Verbotene Liebe zwischen Soldaten und Landfrauen des Feindes. Das Pfeifen des Zuges riss mich aus meinen Gedanken. Plötzlich hörte ich wieder die vielen Leute die sich lautstark mit ihren Familien unterhielten.

Nach meinem zweiten Jahr in Hogwarts bemerkten die Nachbaren, dass ich nicht mehr dieses kleine unbeholfene Mädchen war. Die meisten liessen mich mehr in Ruhe weil sie wussten, dass ich in einer Schule ging, die meine Fähigkeiten verbesserte. Natürlich erzählten das die Eltern nicht ihren Kindern. Sie sagten ihnen bloss, dass sie sich von mir fernhalten mussten. Der einzige der mir noch auf die Pelle rückte, war Luke Gollart, der Sohn des Dorfmetzgers. Ein schrecklicher Junge der nie ein Blatt vor dem Mund nahm, mich beleidigte und verhöhnte. Mit seinem stumpfen sandblonden Haar und seine dämlichen Sommersprossen. Ich verabscheute ihn so sehr.

Zu allen Übel dazu, vergingen die Ferien quälend langsam.

Der gesamte Sommer verbrachte ich alleine und ich sehnte mich danach, dieses Jahr neue Freundschaften zu knüpfen. Genauso wie letztes Jahr... was allerdings nicht wirklich geklappt hatte.
Aber wie sagt man so schön, alle guten Dinge sind Drei. Hier auf der Platform 9 ¾ zu sein, war ein ziemlich grosser Unterschied im Vergleich zu dem stillen, alten Dorf Alfriston. Jeder sah aus als würde er schreien, rufen, spielen und scherzen. Es gefiel mir sehr inmitten einer solchen Gesellschaft zu sein, es gab mir das Gefühl, zu etwas Grossem, Tolles dazu zu gehören.

Ich liess meine Hände über meine Jacke und Rock gleiten und glättete die Falten, bereit um erneut die Reise nach Hogwarts anzugehen. Schnell packte ich mein Koffer und verstaute sie im Hogwarts Express. Viele Viertklässler hatten sich eine Eule zugelegt. Ich hatte leider immer noch nicht genügend Geld, um mir eine besorgen zu können. Ich beobachtete im Wirr Warr von Leuten, Verwandten und Freunde wie sie sich gegenseitig zuwinkten. Ein Teil von mir wünschte sich, auch Eltern zu haben denen ich zuwinken konnte, doch der Gedanke verschwand als ich eine Hand an meinem Oberarm spürte.

"Hallo Eva, wie gehts dir?", hörte ich eine bekannte Stimme. Ich drehte mich um, um sie zu sehen. Ein blondes Mädchen mit langen feinen, welligen Haaren grinste mich an. Es war Meredith Selwyn.

Ich war zu geschockt vor ihrer plötzlichen Nettigkeit und Nähe für das, dass ich sofort antworten konnte.

"Uhm, gut danke und du? Hattest du schöne Ferien?", antwortete ich schlussendlich etwas zerstreut.

Sie packte meinen Arm fester und zog mich Richtung Zug. Sie hatte nur eine kleine Tasche bei sich, wahrscheinlich hatte sie ihr Zeug schon verstaut.

"Oh sie waren sehr angenehm! Aber sie waren Grossteils langweilig. Meine Eltern flogen beruflich nach Argentinien und liessen mich alleine. Es war so still ohne sie. Alles was ich hatte um mich abzulenken war unser Hauself Kiry. Doch misst die Gesellschaft eines Hauselfs kaum ein Drittel eines Zauberers", blubberte sie drauf los.

HeirsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt