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London,
15. Mai 1950

Es war ein sonniger Montagmorgen und eine kühle Brise floss durch das Haus. Ich öffnete heute Morgen alle Fenster, nachdem ich aufgewacht war und Tom war bereits bei meinem Erwachen aus dem Haus verschwunden. Ich nahm an, dass er schon in seinem Arbeitszimmer weilte.

Nachdem ich angefangen hatte, einige Reste vom Vorabend aufzuheizen, hörte ich wie die Haustür sich öffnete. Tom schritt mit seinen Händen voller Pergament, Bücher und ein paar Federn in das Haus. Er warf alles auf den Tisch und setzte sich, um es zu sortieren. Ich kochte weiter, als er über das Chaos auf unserem Esstisch griff und anfing Die losen Blätter zu stapeln.

Gestern hatte Tom sich nicht auf unsere übliche Routine des Lernen von Zaubersprüchen eingelassen, sondern hatte sich in seinem Arbeitszimmer eingeschlossen. Er erklärte mir, dass ich frei war zu tun, was immer ich wollte. Ich konnte es kaum glauben. Natürlich nutzte ich es etwas aus und habe meistens auf dem Bett gelegen und eines der Bücher gelesen, die er mir letztes Jahr gekauft hatte: Ist der Mann die letzte Zutat? von Muckroy Puter. Es war schön alleine zu entspannen, aber ich war neugierig was Tom vorhatte. Er war beschäftigter als sonst, seit William Nott sich zu seiner Marionette als Minister bereiterklärt hatte. Das natürlich nur, wenn William die Wahl auch gewinnen würde.

Tom hatte von Anfang an deutlich gemacht, dass es ihm egal war, ob William gewann oder verlor. Ich kam jedoch nicht drumrum zu bemerken, wie viel Zeit Tom in William's Kampagne investierte, um sicherzustellen, dass alles nach Plan verlief.

Zum Beispiel war dies nicht der erste Sonntag, den er mir frei gegeben hatte. Nach dem dritten Sonntag, als er mich 'tun ließ, wie ich wollte', begann ich den Überblick zu behalten. Bis jetzt hatte er mir zehn freie Sonntage hintereinander gestattet. Ich hatte sogar genug Zeit, um mein Erinnerungsalbum durchzugehen und weitere Einträge hinzuzufügen. Die meiste Zeit jedoch habe ich nur Bücher gelesen. Nach ein paar Sonntagen fühlte ich mich ein wenig schuldig, ihm bei nichts zu helfen, aber nie genug, um mich selbst aus dem Bett zu holen, um zusätzliche Arbeit zu leisten.

Bei mehreren Gelegenheiten wurde es mir langweilig ständig faul rumzuliegen. Damals ging ich hinaus, um mein Duellieren gegen den Bäumen zu üben. Ich weiß nicht, ob Tom jemals zuschaute, und es war mir um ehrlich zu sein egal. Ich habe nicht für seine Aufmerksamkeit geübt. Ich praktizierte, weil ich entschlossen war, ihn endlich mal in einem Kampf wenigstens mal angreifen zu können. Endloses Verlieren in unseren Duellen hatte mich ängstlich für jeden Sonntag machen lassen.

Ich brachte Tom seinen Teller mit Essen, aber als ich den Tisch absuchte, um einen Platz zum daraufstellen zu finden, hatte ich keine Lösung. Überall, wo ich es hingelegen wollte, würde ich seine Notizen verdecken oder auf einem Buch stehen. Nach einem Moment, in dem ich dastand und überlegte, ob ich das Essen neben ihm auf den Stuhl legen sollte, bemerkte er mich.

"Gib mir das", sagte er und griff nach seinem Teller, "und setz dich hier hin."

Er deutete auf den leeren Stuhl neben sich. Ich tat es, aber ich konnte nicht anders als daran denken, dass mein eigener Teller mit Essen auf der Küchentheke kalt wurde. Ich legte eine Gabel auf seinen Teller und er begann zu essen. Ich ließ meine Augen zu den Pergamenten wandern und dem offenen Buch, dass sich in der Mitte des Tisches ausbreitete. Zwei andere große Bücher wurden in der Ecke gestapelt. Das aufgeschlagene Buch hatte antike Runensymbole und besondere Zauberformen, die in fortgeschrittener Magie notwendig waren. Ich erkannte nur die Hälfte davon. Auf dem Pergament war Toms Handschrift über die Runen zu sehen, Formen und gelegentlich seine eigenen Zeichnungen und Konfigurationen waren an den Rändern gekritzelt.

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