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Albanien,
19. Januar 1949

Tympanios stiess ein tiefes, kehliges Lachen aus.

"Was?", fragte ich wieder schwach.

Tom's irritiertes Gesicht war in meinem Blickwinkel, als ich mich zu ihm wandte. Ich konnte nicht sagen, ob er wirklich so wütend war oder ob er nur eine Show abzog. Doch ich habe nicht mal ganz verstanden, warum er überhaupt in erster Linie so wütend wurde.

Nach ein bisschen Nachdenken, nahm ich einen tiefen Atemzug und verstand worüber die ganze Aufregung war.

"Ich soll also das Opfer werden?"

"Es ist bloss ein Vorschlag, wenn das dir hilft, dich besser zu fühlen. Aber ja, zwei Drittel der Party ist damit einverstanden." war Petars Antwort.

Lord Voldemort war nicht dabei, ruhig zu bleiben: "Warum sie? Warum nicht ein Gegenstand? Ich kann nicht an das Mädchen gebunden werden und aufpassen, dass sie sich nicht umbringt. Das ist Torheit." rief er.

"Sagt der Narr", antwortete Petar.

"Wie bitte?", atmete Tom kochend vor Wut aus.

Petar und Tom fuhren fort zu streiten, während Tympanios und ich einfach beobachteten und zuhörten. Sie hatten beide sehr entgegengesetzte Meinungen. Und hier war ich, intensiv in das Gespräch involviert. Mein Schicksal hing von ihrer Entscheidung ab. Tom schien heftig gegen den Vorschlag, mich als Bundträger zu nehmen, zu sein. Obwohl ich nicht sicher war, warum. Ich konnte aus seinem Ton heraushören, dass er versuchte, sich von mir zu distanzieren. Da erinnerte ich mich an seine Worte heute Morgen, wie ich ihn angeblich langsam zerstörte.

Als ich Tympanios ansah, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück, fummelte mit dem leeren Becher in den Händen herum und ein gelangweilter Blick spielte auf seinem Gesicht. Er fing meinen Blick und blitzte mit den Zähnen. Etwas erschrocken wandte ich mich sofort wieder dem lebhaften Gespräch zwischen Petar und Tom zu.

"Ihr seid ein Narr, denn das ist eine perfekte Gelegenheit für euch. Lasst nicht zu, dass Emotionen euch blenden. Mit einem Objekt wäre kein echtes Engagement vorhanden. Wir müssen sicherstellen das Ihr, Lord Voldemort, dieses Engagement auch an den Tag legt. Eva wird nicht anders behandelt, ausser uns drei - Pardon - vier, wird niemand von dieser Bindung erfahren. Mein guter Mann, Ihre einzige Verantwortung in dieser Materie ist es bloss, das Mädchen vor dem Tod zu schützen. Wenn sie sich wirklich auf eurer Seite gestellt hat, wie ich vermute, wird sie sich aus Gefahren fernhalten." beendete Petar.

Tom verstummte ab seinen Worten.

Ich konnte sehen, wie er sich über anderen Möglichkeiten den Kopf zertrümmte. Eine tiefe Kerbe zeichnete sich auf seinem hübschen frustrierten Gesicht. Ich war nervös, doch Petar erklärte es einfach und deutlich. Auch ich konnte ihm zustimmen. Das war meine Chance, Tom noch wichtiger zu werden, als ich ihm bereits schon war.

"Ich tu es", sagte ich leise.

Augenblicklich drehte sich Tom um und sah mich an. Es war umwerfend zu erkennen, dass in den vergangenen paar Tagen unser Leben sich für immer verändert hatte. Ich würde diese Momente nie vergessen. Es gab keinen Menschen auf der Welt um den ich mich mehr kümmerte. Und nun sah ich, dass es ihm irgendwie auch so erging. Trotzdem war ich überrascht, als ich eine Stimme in meinem Kopf hörte, die mich fragte: "Bist du sicher?"

HeirsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt