Kapitel 32

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Kiana Ledé - Hotline Bling

Montag, 20. Januar

Ich werde durch das Klingeln meines Handys aus dem Schlaf gerissen. Es ist nicht das Klingeln des Weckers, mich ruft jemand an. Ohne auf das Handy zu gucken, nehme ich ab und halte es mir an mein Ohr.

"Ja?", murmele ich verschlafen und strecke mich einmal.

"Shana?", flüstert Can zittrig. Ich versuche wacher zu werden, aber ich war bis gerade noch im Tiefschlaf.

"Was ist passiert?" Er hatte einen Albtraum. Ich höre sein Hecheln.

"Albtraum, es war schlimm." Ich verziehe das Gesicht. Ich hatte bis jetzt keinen so panischen Albtraum, wie Can sie immer erlebt.

"Was hat sich abgespielt?" Ich drehe mich auf die Seite und beschließe mich danach, mich aufzusetzen.

"Autounfall, du warst dabei. Du hast so viel Blut verloren, Shana", flüstert er am Ende und atmet scharf ein. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, um ihn zu beruhigen.

"Das... ouh." Sehr einfallsreich!

"Dir geht es doch gut, oder?" Ich schließe kurz meine Augen. Armer Can. Wie besorgt er ist. Ich seufze.

"Ja, wie geht es dir?"

"Gut, na ja, schlecht und gut, weil ich mit dir reden kann und mich dadurch beruhige, weil ich nicht mehr alleine bin und ich weiß, dass es dir gut geht." Can atmet tief ein, weil er den Satz immer noch etwas hechelnd heruntergerattert hat und seufzt danach.

"Das freut mich, Can", flüstere ich und kuschele mich an meine Decke.

"Bist du müde?", murmelt er.

"Ein bisschen. Erzähl mir etwas und ich werde wach."

"Ich trage die Superman Figur, die du mir geschenkt hast immer in meinem Rucksack mit mir." Die Figur habe ich ja vollkommen vergessen. Trotzdem fange ich an zu strahlen und strampele herum.

"Das freut mich wirklich sehr, Can. Ich würde Shelly auch am liebsten mit mir herumtragen, aber sie ist etwas zu schwer für meine Ärmchen." Ich höre ihn lachen. Er hat eine so wunderschöne Lache.

"Wann ist unsere nächste Sitzung?", fragt er plötzlich und hört sich zurückhaltend an. Er sehnt sich wirklich sehr nach diesen Berührungen, was mir Hoffnungen macht.

"So schnell wie du es möchtest."

"Also in ein paar Stunden? Kommst du dann mit zu mir?" Die Freude in seiner Stimme ist so herzzerreißend. Diese Verzweiflung gepaart mit Mühe alles wieder gutzumachen erinnert mich daran, wie verzweifelt wir doch jetzt noch sind. Wenn ich jetzt absagen würde, würde ich mir selber eine scheuern wollen.

"Natürlich, gerne."

"Wenn wir die Dermatologie Klausur hinter uns haben, können wir uns vorerst etwas entspannen. Dann kommst du auch mal von deinem Lerntrip wieder runter." Am Ende wird seine Stimme hart und stumpf. Wow, von weich auf so hart.

"Ich doch nicht", murmele ich.

"Isst du wieder Butterkekse?" Och nö, muss das schon wieder beginnen?

"Ja?", zischt er. Wow, was für Stimmungsschwankungen unser Freund doch hat.

"Sei nicht so herrisch", murre ich.

"Shana, ich bringe dich gleich um. Du sollst dich vernünftig ernähren. Diese verfickten Butterkekse stecke ich in den Arsch des Erfinders!"

"Beleidigen gehört sich nicht."

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