Jason Deluro - What If
Seit langem bin ich mal wieder vor Can wach und mache das Frühstück. Ich weiß gar nicht, wie ich es geschafft habe einzuschlafen. Dieser Ring überwältigt mich immer noch. Gott, ich hoffe, er war nicht teuer, aber er sieht so teuer aus. Und Can will mir noch einen kaufen, aber das ist doch gar nicht nötig. Während ich die Eier zubereite, muss ich an gestern denken. Gott, es war so schön. Wir sind spät schlafen gegangen, weil wir einfach so fröhlich waren und es immer noch sind. Wenn ich wieder an das Ja-Wort denke und auf den Ring schaue, muss ich freudig ächzten und hüpfen. Gott, es ist ein so wunderbares Gefühl! Ich bereite alles vor und laufe in mein Zimmer. Can liegt auf dem Bauch und hat die Decke umschlungen. Sein Rücken sieht zum Anbeißen aus. "Can?" Vorsichtig tippe ich ihn an. Sofort brummt er. "Aufstehen, du alter Brummer." Er dreht sich seufzend zu mir und lächelt müde. "Seit wann bist du früher als ich wach?" Ich erschaudere, weil seine Morgenstimme noch tiefer und noch rauer ist, als sie es schon ohnehin ist. "Das habe ich mich auch gefragt, und jetzt komm." Ich nehme seine Hände und ziehe ihn hoch. Er lehnt sich an mich, weswegen ich ihn an seiner Brust festhalte. "Wow, du bist echt warm, Can." Er lässt ein belustigtes Brummen raus. "Ich bin immer heiß." War das nicht klar? Ich verdrehe meine Augen und laufe mit ihm in die Küche. "Ehefrau-Potenzial würde ich mal sagen", witzelt Can. Er setzt sich gegenüber von mir auf den Barhocker und sieht mich schmunzelnd an. Er muss wohl sehr gut gelaunt sein. "Tee?", frage ich und grinse perfide. Can verzieht sofort das Gesicht. "Nein, danke. Am Ende ist da Chili drin."
Sein Blick landet auf meinen Ringfinger, er muss lächeln. "Steht dir." Stolz hebe ich die Hand an. "Gut, dass ich nichts Schlichtes gewählt habe. Auch wenn du klein und zierlich bist, steht dir viel Schmuck." Ich nicke. "Schmuck ist mein Markenzeichen. Ich liebe es, wenn viele Steinchen vorhanden sind." "Das habe ich anhand deiner ganzen Ohrringen bemerkt. Vielleicht kaufe ich dir irgendwann mal einen BH, der ganz viele Steinchen besitzt. Den wasche ich dann mit der Hand, damit ihm nichts passiert." Can grinst schief und leckt sich über seine Lippen. Ich verdrehe meine Augen und nehme eine Olive in den Mund. "Sollten wir uns jetzt schon Gedanken wegen der Hochzeit, der Verlobung und der Hennafeier machen? Ich habe das Gefühl, dass es besser wäre, wenn wir es jetzt tun. Am Ende wird dann alles hektisch und dann vergessen wir noch etwas", schlage ich vor. "Also wird es heute ein schnulziger Sonntag?" Can bewerfe ich mit dem Olivenkern, den er aber fängt. Ich habe vergessen, dass Can eine Sportskanone ist und alles in diesem Bereich gut beherrscht und ich nicht einmal gescheit fangen kann. "Hast du jetzt schon Ideen?", fragt er mich. Gut, dass er mich wegen meines Wurfes nicht ärgert. "Ich will auf jeden Fall ein Kamerateam, das ein schönes Video von der Hochzeit, Verlobung und Henna machen kann und nicht wie diese 0815-Hochzeitsvideos von Kurden, wo jeder zu sehen ist, der tanzt. Ich habe schöne Videos gesehen, die sehr gut geschnitten wurden. Das Wichtigste war drauf. Ich habe schon eine Idee, wer mich schminken könnte." Can schaut mich fragend an, während ich schmunzele. "Saliha?" Kopfschüttelnd sehe ich ihn an. "Tom." Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen und seine Pupillen werden kleiner. "Wer ist Tom? Woher kennst du ihn? Seit wann kennst du einen Tom?" Sein Kiefer spannt sich an, was mein Schmunzeln vergrößert. Hach, Can und seine Eifersucht. "Tom ist ein süßer, netter Make-Up Artist, der allein an meinem Highlighter erkannt hat, um welche Marke es sich handelt." Seine Mimik verbessert sich nicht. "Can, er ist schwul. Ich habe ihn im Hotel kennengelernt... dort, wo das Missverständnis entstanden ist", flüstere ich am Ende. Das elektrisierende Gefühl nahe des Solar Plexus breitet sich wieder aus, weswegen ich sofort an etwas anderes denken will, aber es geht nicht.
"Dachtest du wirklich, dass ich mich von zwei wildfremden Männern entjungfern lasse?" Mein Blick und meine Stimme zeigen, wie gekränkt ich immer noch bin. Can fühlt sich sichtlich unwohl. "Ich hatte mich nicht unter Kontrolle. Ich habe nur gesehen, wie du aus diesem Zimmer gegangen bist. Deine Haare waren zerzaust, dein Träger war nach unten gerutscht und du hast ein Lächeln auf den Lippen getragen. Ich-," Er bricht ab und schaut auf die Pfanne. "Sie haben mich nur aufgemuntert. Tom und Marcel haben mich ein bisschen herumgeschubst, damit ich auf andere Gedanken komme, weil du mit zwei Frauen vor meinen Augen herumgemacht hast", gebe ich am Ende scharf und lauter von mir. "Das war wie ein Betrug, Can." "Es war aber keiner", gibt Can gedämpft von sich. "Wir waren da nicht mehr zusammen. Öffne dieses Fass nicht immer wieder." Entgeistert sehe ich ihn an, woraufhin er mich fragend ansieht. "Was?", fragt er. "Denkst du ernsthaft, dass das Thema gegessen ist oder was?" "Was gibt es denn dort noch zu bereden? Es war eine beschissene Aktion von mir, das habe ich eingesehen und kann es akzeptieren, dass du Zeit brauchst, um mir zu verzeihen, aber auf mir herumzuhaken macht das Ganze nicht besser, Shana." Seine weiche Stimme besänftigt mich. Er hat recht. Mit gespitzten Lippen senke ich den Blick. Ich habe die Dinge immer noch nicht ganz verdaut und werde mich noch mehrere Male darüber aufregen. "Will da jemand nicht einsehen, dass ich recht habe?", neckt er mich. Ich lächele verstohlen. "Gar nicht", murre ich schmunzelnd. "Doch, ich sehe das lügende Grübchen." Ich muss lachen, danach kehrt Stille ein.
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Akzeptanz
RomanceFortsetzung von Ignoranz. Zuerst Arroganz lesen, gefolgt von Ignoranz, bevor mit diesem Buch begonnen wird. Nach der Trennung weiß Shana nicht mehr weiter. Die ganzen Momente voller Liebe, Leidenschaft, Hass und Zweifel sind vorbei. Can will auf Abs...