Kapitel 42

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Clean Bandit ft. Zara Larsson - Symphony

Samstag, 22. Februar

Ich bin gerade dabei, mich für die Hochzeit zurechtzumachen. Ich wusste erst einmal nicht, was ich anziehen könnte, habe mich aber dann einfach für das Kleid entschieden, was ich auf Shevins Hochzeit angezogen habe. Da Can mir sowieso zu Weihnachten Unterwäsche geschenkt hat, habe ich den Tanga aus Spitze an. Fühlt sich gar nicht so schlimm an. Es erinnert mich an die Situationen, in denen meine Unterhose einfach zwischen den Backen eingeklemmt wird. Im Spiegel kontrolliere ich, ob man nichts durchsieht und will weiße High-Heels anziehen. Ich hätte die anziehen können, die Can mir geschenkt hat, aber irgendwie will ich etwas Schlichteres. Deshalb hole ich meine weißen Wedges mit feinem Schlangenmuster hervor. Nachdem ich alles gemacht habe, nehme ich mir mein Handy und rufe meine Mutter an, damit sie und mein Vater mich abholen kommen. Sie waren auch auf der Verlobung, ich nicht, aber das macht mir nichts. Can arbeitet seit fast einer Woche durch. Ich habe ihn nicht wirklich sehen können, was mich wirklich verdutzt hat und stört. Ich bin es echt nicht gewohnt, dass er urplötzlich weg ist und arbeitet. Wir haben zwar zwei Mal telefoniert, aber das ist mir zu wenig, wenn man bedenkt, dass wir davor echt immer bei einander waren. Aber ich habe auch Monate ohne Can durchgehalten. Wenn man vom Teufel spricht.

'Wann willst du abgeholt werden?', fragt er mich.

'Wann hast du Feierabend?'

'Ich habe heute früher Schluss. Ich kann um 20:00 Uhr vor der Halle sein.'

'Ich schreibe dir, wann du kommen kannst.' Als meine Mutter mich anruft, ziehe ich mir meinen Mantel über und laufe vorsichtig hinunter.

Als ich das Auto meines Vaters sehe, steige ich schmunzelnd ein und begrüße beide. "Ich hätte dir ein kurdisches Kleid mitbringen können", sagt meine Mutter. "Jetzt ist es zu spät. Wann kommt das Brautpaar?", frage ich. Bis jetzt habe ich im Treppenhaus nichts Auffälliges gehört. "In einer halben Stunde soll es soweit sein", antwortet sie. Wer wird alles aus Elifs Familie dabei sein? Hoffentlich wird sie trotz der Abwesenheit ihrer Eltern glücklich sein. Ich kann es nicht nachvollziehen, wieso man seine Tochter verstößt, nur weil der Freund einer anderen Nationalität angehört. Es gibt genügend Kurden und Türken, die verheiratet und befreundet sind. Zu viel Politik tut dem Gehirn nicht gut - vor allem subjektive und halbwissende Politik. "Hat Cihans Mutter erzählt, wer alles von Elifs Familie kommt?", frage ich. "Ja, die Brüder und Schwestern. Auch Tanten und Onkel, aber die Eltern nicht." Ich seufze gleichzeitig mit meiner Mutter. Es ist gut, dass die Geschwister und die anderen Familienmitglieder zu ihr stehen. Wir kommen vor der Halle an, die kleiner ist, als ich erwartet habe. Es wird also eine kleine und viel privatere Hochzeit - auch gut. Wir setzen uns hin, woraufhin ich mich gleich an den kleinen Snacks vergehe. "Wie geht es Can?", fragt mich mein Vater. "Ganz gut. Er arbeitet", merke ich an. Kurz danach klingelt sein Handy und ich hoffe, dass dieser Anruf sehr lange dauert. Ich schäme mich, über Can mit meinen Eltern zu reden. "War er schon bei dir?", flüstert meine Mutter. Ich werde rot und verspanne mich leicht. "Nach der Arbeit ist er sehr müde, Mama. Tagsüber unternehmen wir etwas, wenn er die Zeit dazu hat." Heute werden wir vielleicht Zeit haben, etwas zu tun. Ich nehme mir mein Handy zur Hand und sehe zwei verpasste Anrufe von Can. Wann hat er mich bitte angerufen? Sofort rufe ich zurück.

"Wieso hast du den Anruf nicht entgegengenommen?", fragt er leicht erzürnt. Meine Augenbrauen ziehen sich zusammen.

"Beruhig dich mal, ich habe es nicht gehört. Es freut mich auch, deine Stimme zu hören", gebe ich schroff von mir. Can seufzt.

"Entschuldige, bitte. Mir ist gerade etwas nicht gelungen." Cans Ungeduld macht ihn aggressiv.

"Und was?" Kurz gerät er ins Stocken beim Reden.

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