Kapitel 89

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Ariana Grande - One Last Time

Montag, 27. Oktober

"Sicher, dass ich nicht mitkommen soll?", fragt Can mich. Ich nicke. "Ranja reicht da schon, geh zu Ramazan oder Malik, sie bringt mich dann nach Hause. Da ist sie schon." Ich gebe Can einen flüchtigen Kuss und laufe schmunzelnd zu Ranjas kleinem Auto. "Süßes Ding", kommentiere ich. "Das Ding ist nicht mehr so süß, wenn ich zwischen den fetten Karren dort parken muss", lacht sie. "Bald kannst du dir sicherlich auch ein schöneres Auto zulegen, aber ich mag den Furz hier." Ich schnalle mich an und gebe Ranja die Adresse. Gestern waren die Schmerzen erträglicher. Das Wochenende hat sich recht harmonisch ergeben, Can war komplett auf mich fokussiert, er hatte keine negativen Gedanken, was mich echt glücklich gemacht hat. "Wohin sollen wir danach? Burger King? Ich hoffe, es dauert nicht zu lange, ich will essen." Ich verdrehe schmunzelnd die Augen. "Darf ich erst einmal schauen, was ich habe, bevor wir darüber reden können?", meckere ich belustigt. "Nein, das Essen geht vor." Ich haue ihr gegen den Arm. "Wie läuft es mit dir und Nadim?" Sie macht piepsige Geräusche. "Wir waren immer noch nicht beim Imam", summt sie peinlich berührt. Wissend hebe ich meine Augenbrauen. "Aha." Ich verschränke die Arme vor der Brust. "Kommt noch, wirklich", murmelt sie. Ungläubig verdrehe ich die Augen. Meine leichten Kopfschmerzen stören mich, aber wenigstens ist mein Fieber weggegangen. Wir kommen bei der Praxis an, wo ich mir auch mein Hormonstäbchen hab implantieren lassen. Vorne gebe ich Bescheid und lasse mich dann neben Ranja nieder. Heute sind wenige Fraue hier, also komme ich schnell dran und kann dann essen. Als mein Name aufgerufen wird, muss ich schmunzeln. Frau Jamil, das hört sich immer noch so frisch, so exotisch an. "Bleib hier, du wirst eh nichts verstehen", witzele ich. Ranja schaut empört und guckt schnaubend zur Seite. Ihr riesiges Grinsen kann sie auch nicht durch ihre Kringellocken verdecken.

"Hallo, Shana." Ich schüttele meiner Ärztin die Hand, als ich sie ebenfalls begrüße. "Was kann ich für Sie tun?" "Na ja, am Freitag hatte ich starke Unterleibsschmerzen, was ich echt nicht gewohnt war, zudem kam auch Fieber dazu, der sich bis zum nächsten Tag gezogen hat." Schulterzuckend sehe ich sie an. "Okay, die letzte Kontrolle des Stäbchens hat auch nichts gezeigt. Hat sich Ihre Periode verändert und wann war die letzte Blutung?" "Ich hatte eigentlich immer kurze Schmierblutungen, wegen des Stäbchens - falls es überhaupt zur Periode kam - und da meine Periode immer unregelmäßig ist, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, wann die letzte Blutung war. Diesmal war sie aber wie vor dem Implantat, nur schmerzhafter." Sie summt. "Wann hatten Sie das letzte Mal Geschlechtsverkehr." Oh Gott, ich muss wieder an die Nachbarn denken. "Das war am letzten Mittwoch." Ich fahre mir über meine erhitzte Stirn. Oh Mann, das war unvergesslich. "Benutzt Ihr Mann auch ein Kondom?" Ich verneine es. Mir ist jetzt ganz warm. Es kann keine Schwangerschaft sein. Ich werde langsam nervös. "Dann einmal bitte hinlegen, Hose öffnen und das Oberteil bitte anheben." Schluckend tue ich es. Es ist sicherlich eine Zyste oder ähnliches. Sie verteilt das Gel auf meinem Bauch, gebannt schaue ich auf das Gel und dann auf das Ultraschallgerät. Verdammt, ich bin total aufgeregt! Was soll ich Can dann sagen? Moment, ich weiß doch nicht einmal, ob ich wirklich schwanger bin. "Oh, was haben wir denn hier?" Ich drehe mich sofort zum Monitor. Oh mein Gott, mein Herz rattert, mir ist heiß und kalt. Embryo! Das ist ein Embryo! Mir rutscht das Herz in die Hose. Das ist ein kleines Embryo! "Schwanger?", hauche ich. "Einen Moment." Ich schaue wieder auf meinen Bauch. Wie? Aber wie? Ich schaue zur Ärztin, ihre Augenbrauen sind gehoben. Es herrscht eine Stile im Raum, die mich verrückt werden lässt. Ich kann gerade nicht richtig denken. Ich bin schwanger?! "Okay, Sie können wieder aufstehen." Sie gibt mir Tücher, damit ich mir das Gel wegwischen kann. Da war ein Embryo, ich bin schwanger?! Etwas benebelt stehe ich auf, richte meine Kleidung und will einfach mehr Informationen bekommen. Sie richtet ihre schwarze Brille.

"Es tut mir leid, aber Sie haben eine Totgeburt erlitten."

Mein Mund öffnet sich, meine Augen weiten sich. Ein kalter und gleichzeitig heißer Schauer läuft meinen Rücken hinab. Wie? Das-, Totgeburt. Ich... ich habe eine Totgeburt. Ich habe eine Totgeburt. Ich... ich weiß nicht, was ich sagen soll. In meinem Bauch liegt ein totes Baby. Eine Totgeburt! "Ich-, das..." Ich kann einfach nichts sagen, was soll ich denn auch sagen? Komplett sprachlos fahre ich mir durch mein Haar. Ich bin überfordert. "Also war das keine normale Periodenblutung, sondern es kam durch das Embryo?", flüstere ich. Ich schaue mich im Raum um. Ich kann das nicht richtig realisieren. Ich kann mir den Grund schon erdenken. "In der wie vielten Woche war ich? Wissen Sie das?" Fassungslos fahre ich mir über mein Gesicht. Ein Glück ist Can nicht mitgekommen. "Ganz genau kann ich das nicht sagen, aber durch die Ultraschallaufnahme konnte man sehen, dass es ungefähr in der dreizehnten Woche war. Durch die fehlende Information kann ich es aber nicht genau ermitteln." Ich nicke. Mein Handy hole ich raus und schaue im Kalender wann ich wohl ungefähr schwanger wurde. "Ich hatte keine Probleme", murmele ich verwirrt. Das kann doch nicht wahr sein. Ich das alles ein Traum? "Ich wäre dann am 28. Juli befruchtet worden. Hat das Implantat dann nichts gebracht?" Ich verstehe die Welt gerade echt nicht mehr. Ich habe ein kleines Baby im Bauch, dessen Herz nicht mehr schlägt. Ich wäre Mutter geworden. "Ich werde Ihre Werte kontrollieren und auch das Stäbchen durch ein neues ersetzen. Die Umstände tun mir leid." Ich nicke kaum vernehmbar. Ich weiß gerade nichts. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, ich weiß nicht, was ich fühlen soll, ich weiß nicht, was ich denken soll und ich weiß auch nicht, wie ich denken und handeln soll. "Ich würde Ihnen die Ausschabung empfehlen, sonst könnte es zu gesundheitlichen Problemen kommen." Ich nicke.

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