Kapitel 103

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Lewis Capaldi - Lost On You

Donnerstag, 7. Mai

Can

Shana ist im Arbeitszimmer. Shana will die Scheidung... das ist nicht gut. Aber ich habe doch gar nichts getan. Ich habe sie nur beschützt. Ich mache doch gar keine leeren Versprechen. Ich tue die Dinge einmal und wenn Shana etwas dagegen hat, tue ich sie nie wieder. Oder sind die neuen Sachen für sie genauso schlimm? Es war schlimm, dass ich ihr wehgetan habe, als diese Nacktbilder aufkamen. Das tut mir auch wirklich leid. Aber ich will keine Scheidung. Shana spricht es zum Glück gar nicht mehr an. Vielleicht macht sie es doch nicht. Ich wäre dann wieder der glücklichste Mann dieser Welt. Ich lasse mir den Tumor entfernen. Für Shana tue ich das. Shana hat Angst und sie isst wenig und ich hasse es, wenn sie wenig isst. Sie hängt nur noch am Lernen und isst ihre beschissenen Butterkekse, die ich ihr nicht wegnehme, weil ich sie nicht noch wütender oder trauriger machen möchte. Ich kaufe ihr Geschenke, die sie lächeln lassen, aber sie sieht trotzdem so müde aus. Es ist doch alles vorbei. Die Waffe ist weg, die MoKo hat bis jetzt immer noch nichts und meine Onkel sind bereit, um zu zahlen. Das wird schon wieder und wenn nicht, dann gehe ich halt in die Anstalt und lasse es durch Korruption verkürzen. Ich darf das Hammerexamen nicht verpassen. Hat Shana wieder Hunger? Sie hat sich gestern wieder so wenig in ihren Teller gemacht. Ich lasse mir doch den Tumor entfernen. Wieso ist sie dann nicht wieder glücklich? Das verstehe ich nicht. Ich tue doch, was sie möchte. Ich würde alles tun, um mich nicht von ihr scheiden zu lassen. Als ich diesen Zettel gesehen habe... nein, das war nicht gut. Es hat wehgetan... überall. Das darf sie nicht tun. Ich werde das nicht zulassen. Shana darf mich doch nicht verlassen, sie hilft mir doch.

Unsicher lege ich meine Schreibsachen zur Seite und laufe ins Arbeitszimmer. Ich habe über mehrere Stunden nicht gehört, dass sie rausgegangen ist. Sie hat bis jetzt keinen Tag freigenommen. Soll sie sich doch heute den Tag freinehmen. Ich stehe unsicher vor der Tür. Die Scheidung hat mich ruhiggestellt. Ich frage sie immer, bevor ich etwas tue. Unsicher fahre ich über meine Knöchel, klopfe dann an der Tür. Ich höre ihre Stimme. Sie sagt, dass ich reinkommen soll. Ihre braunen Augen schauen mich an. Sie sieht so müde aus. Ich will sie glücklich machen. "Sollen wir Pause machen und raus?" Sie schaut auf den Boden. Shana soll bitte zustimmen. Ich will sie wieder ausführen. "Bitte, frische Luft tut doch gut. Das Wetter ist doch so schön", murmele ich. In diesem Winkel sieht man ihre Augenringe stark. "Was ist, wenn dich jemand erwischt?", flüstert sie. Ich schüttele den Kopf. Das passiert nicht. "Nein, dazu wird es nicht kommen." Ich gehe langsam zu Shana, fahre über ihre Schultern. Ich sehe eine gelbe Packung, weswegen sich mein Kiefer anspannt. "Butterkekse." Ich ziehe die Luft ein, damit ich nicht meckere. "Ein Dönerteller wird dir guttun." Ich hebe mit zwei Fingern ihr Kinn an. Nachdenklich schaut sie zu mir hoch. Heute soll sie einfach nur frei sein. Vielleicht kauft sie sich eine neue Hose, da ihre alte zwischen den Beinen schon etwas gerissen ist. Ich war lange nicht mehr mit Shana in der Stadt. Die Wärme macht sie doch immer so glücklich. Und sie macht mich glücklich. "Ich lese nur schnell das Kapitel zu Ende, okay?" Ja! Ich nicke lächelnd, drücke ihre Wangen zusammen. Heute wird sie wieder Kalorien zu sich nehmen. Völlig zufrieden gehe ich aus dem Arbeitszimmer raus, in das Schlafzimmer und hole für Shana T-Shirt und Jeans raus. Das T-Shirt ist weiß und die Jeans dunkelblau, die unbedingt ersetzt werden muss. Dann hole ich noch die Kette, die ich ihr zum Jahrestag geschenkt habe. Shana sieht so gut aus, wenn sie Schmuck trägt. Ihr steht einfach alles. Ich nehme mir dasselbe Outfit raus. Wir haben sofort die Kleidung gewechselt, als wir von der Uni kamen. Hätten wir sie doch lieber anbehalten. Ich ziehe mich schon an und warte, bis Shana kommt. Sie sieht so müde aus. Langsam zieht sie sich an. Ihr Bauch ist eigentlich immer aufgebläht, weil sie so viel isst, aber jetzt nicht mehr. Das stört mich verdammt stark. Das bereitet mir ja regelrechte Komplexe. Gleich wird es so sein. "Warte", murmele ich.

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