JP Cooper - Perfect Strangers
Als ich aufstehe, ist es 15:10 Uhr. Ich wälze mich in Cans Bett hin und her und umklammere seine Decke. Ich werde-, nein, ich muss heute Can besuchen. Als ich nachts bei ihm war, war Can noch sehr erschöpft und müde, sodass er kurz nach der Umarmung wieder eingeschlafen ist. Ich hoffe, dass er heute wacher ist. Ich will die Decke nur ungern von mir entfernen, weil ich immer an Can denken muss, wenn ich sie bei mir habe. Jedoch reiße ich mich zusammen und mache etwas zu essen. Durfte er frühstücken? War es ihm erlaubt zu Mittag zu essen? Hatte er viel Durst? Ich hoffe, Can muss nicht hungern. Wann wird sein MRT sein? Und das Gespräch? Wann beginnt die Strahlentherapie? Ich würde am liebsten im Bett neben Can schlafen, damit ich ihn bei mir habe. "Sie ist wach. Wann bist du gekommen?", fragt Ramazan, der sich zu mir stellt. "Ich war um 07:00 Uhr hier. Zum Glück hatte ich die Schlüssel. Ich wollte unbedingt in seinem Bett schlafen", flüstere ich am Ende. "Wie war die OP?", fragt er. Ich sehe, dass auch Malik aus dem Zimmer tritt. Wenn ich an die OP denke, kommen mir einige Tränchen hoch. "Sie hätte eigentlich sechs Stunden gedauert, dauerte aber dann acht Stunden, wegen Komplikationen. Der bösartige Tumor ist urplötzlich gewachsen und das auf die doppelte Größe", erzähle ich gedämpft. "Wie? Geht es ihm gut? Konnte alles entfernt werden?", fragt Malik leicht aufgebracht. "Fünf Prozent sind noch vorhanden, die des semimalignen Tumors. Wenn sie entfernt worden wären, dann hätte Can höchstwahrscheinlich keine Gefühle mehr zeigen können. Er wird ja bald bestrahlt." Ich zucke mit meinen Schultern und seufze. "Die Tumore habe ich im Zimmer", informiere ich beide. "Wie? Du durftest sie mitnehmen?", fragt Ramazan leicht lachend. Ich spitze die Lippen. "Ich musste Dr. Merzinger schon ein wenig überreden. Can war ja einverstanden und irgendwie hat sich das gelegt. Im Marmeladenglas." Ramazan rennt ins Zimmer, woraufhin ich ihn erstaunt stöhnen höre. "Der ist voll fett. Ist das diese Missgestalt von böser Tumor?", ruft er. Malik rennt ebenfalls ins Zimmer. "Ja, ist es", bestätige ich es ihm, während ich die Champignons in die Pfanne gebe. "Kochen konntet ihr nicht?", rufe ich leicht erzürnt. "Entschuldigung, Mama", rufen beide synchron, was mich schmunzeln lässt.
Nachdem wir gegessen haben und ich für Can so einiges eingepackt habe, fahren wir ins Krankenhaus. Ich habe für ihn Rosen geholt. Ich hoffe, er freut sich. Ob er schon wach ist? Natürlich, er braucht nicht viel Schlaf. Aber er war nach der OP doch so erschöpft. Wir laufen ins Krankenhaus hinein, die elektronischen Schiebetüren öffnen sich, woraufhin wir von der Wärme und von dem Krankenhausgeruch empfangen werden, der für mich zu übertrieben dargestellt wird. Ich finde den Geruch angenehm. Kurz fragt Malik nach, auf welchem Zimmer Can sich befindet, ehe wir in das Zimmer 13B treten. Ich blicke direkt in das Gelb seiner wunderschönen Augen. Müde lächelt Can uns zu und öffnet leicht seine Arme. Ramazan und Malik rennen an mir vorbei und legen sich halb auf Can, süß. Ich muss ein Foto machen. "Und? Alles gut bei euch?", fragt Can, der immer noch unter Malik und Ramazan liegt. Cans Nachbar scheint von Malik und Ramazan amüsiert zu sein. Als sich beide von Can lösen schaut er mich sehnsüchtig an. Tasche und Rosen gebe ich Ramazan und umarme Can ganz feste. "Du riechst nach meinem Parfüm", raunt er, was ich bestätige. "So konnte ich besser schlafen." Ich lege den Kopf in seine Halsbeuge und muss aufpassen, dass ich nicht gleich wieder sentimental werde. "Wie geht es dir?", flüstere ich. Ich löse mich von ihm und fahre über seine Schläfe, die vom Verband bedeckt ist. "Ganz gut und dir?" Er drückt meine Hand. "Auch", flüstere ich. Ich darf nicht sentimental werden. Verlegen schaue ich zur Seite, weil ich wieder bemerke, dass Ramazan und Malik hier sind. Ich höre Ramazan seufzen. "Madame Aggressiv ist schüchtern. Lass uns mal kurz raus." Ramazan zieht Malik hinter sich her und schließt die Zimmertür. Der Patient neben Can schaut zum Glück fern und hat Kopfhörer auf. "Ich habe Rosen für dich." Den Strauß mit gelben Rosen überreiche ich ihm, was ihn lächeln lässt. Er hat ein so wunderschönes Lächeln. "Dankeschön. Gibt es einen bestimmten Grund für die Farbe?", fragt er schmunzelnd. Schmunzelnd verdrehe ich meine Augen. "Das ist doch offensichtlich. Aber sie sind nicht einmal halb so schön, wie es deine Augen sind." Er schaut mich mit Freude in den Augen an und zeigt mit den Fingern, dass ich mich ihm nähern soll. Ich komme ihm entgegen, woraufhin er mich küsst. Das brauche ich jetzt unbedingt. Es kribbelt in meinen Lymphknoten, und wenn Can und ich alleine hier wären, säße ich schon längst auf ihm. Wir lösen uns voneinander. Seine Hand streichelt meine Wange. "Hast du Durst?", frage ich, ehe ich ihm Wasser einschenke, ohne dass er geantwortet hat. "Dankeschön." Er trinkt es nicht ganz aus, weswegen ich es tue. "Hast du Hunger? Durftest du frühstücken oder zu Mittag essen? Ich habe Essen für dich dabei und Kleidung. Auch Handtücher, Shampoo, Zahnbürste und Zahnpasta, dein Ladekabel." Ich öffne die Tasche und zähle noch mehrere Sachen auf. "Und Fifty Shades of Grey aus Christians Sicht. Du wolltest es dir doch einmal ausleihen." Er schmunzelt. "Dankeschön, Shana. Was wäre ich nur ohne dich?" Ich grinse und packe das Buch in die Tasche. Wenn Ramazan das sieht, wird er noch ganz wild. "War Dr. Merzinger schon bei dir?" Can nickt. Ich fahre ihm seufzend über den Kopf und stelle einen Stuhl neben sein Bett. "Du bekommst Cortison?", frage ich. "Ja. Es war Glück im Unglück würde ich sagen. Hättest du die Tumore mitgenommen. Ich hätte sie gerne gesehen." Er verzieht sein Gesicht. "Ich kann es ja morgen mitbringen. Brauchst du etwas? Geld? Hast du Internetflat? Ich habe kein Parfüm oder einer deiner Ketten für dich mitgenommen. Sag mir, was du alles brauchst." Ich will mein Handy rausholen, um mir alles aufzuschreiben, doch Can hält meinen Arm fest. "Ich habe alles, auch meine Glückskette, Shana, danke." Seine Stimme ist so rau, so tief und dennoch so beruhigend und samtweich. An seinem linken Handgelenk sehe ich das Haargummi und das silberne Königsarmband. Beide Hände nehme ich zu mir und lege sie auf meine Wangen. "Ich will dich bei mir haben. Bist du noch sehr erschöpft? Warst du schon spazieren?" Er verneint es. "Es geht mir auf jeden Fall besser. Gestern war ich, nachdem die Narkose nachgelassen hat und auch Stunden danach, noch sehr müde." Hoffentlich ist er so schnell wie möglich ganz fit und wieder verspielt. Ich weiß nicht, wie Can jetzt reagieren würde, wenn er sauer wird. Bestimmt wie in der Oberstufe. "Was meinte der Doktor zu dir?", frage ich. Die Jungs kommen wieder rein und nehmen sich ebenfalls Stühle. "Die Strahlentherapie beginnt in gut drei Wochen, wenn alles verheilt ist. Adjuvant und mit einer Strahlendosis von sechzig Gray. Einmal täglich, außer samstags und sonntags. Da darf ich zu Hause bleiben." Ich nicke.
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Akzeptanz
RomanceFortsetzung von Ignoranz. Zuerst Arroganz lesen, gefolgt von Ignoranz, bevor mit diesem Buch begonnen wird. Nach der Trennung weiß Shana nicht mehr weiter. Die ganzen Momente voller Liebe, Leidenschaft, Hass und Zweifel sind vorbei. Can will auf Abs...