Kapitel 52

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Sia - The Greatest

Dienstag, 3. April

Als ich mich strecke und mein Bein auf Can legen will, spüre ich, dass er gar nicht da ist. Langsam öffne ich meine Augen und setze mich auf. Ich rieche kein Frühstück. Im Bad ist er nicht und auch nicht in Ramazans Zimmer. Wo ist er? Heute ist der Besichtigungstermin für die Säle. Can will alles so schnell wie möglich abgeklärt haben. Das nächste Praktikum ist erst in den nächsten Semesterferien, also kann ich diese Tage noch entspannen. Can hat seinen Eltern von den Tumoren erzählt. Ich habe nicht viel mitbekommen, aber durch seine Haltung habe ich bemerkt, dass die Mutter besorgt war. Wo aber steckt Can? Verdutzt bereite ich das Frühstück vor und grübele stutzig, wo er bloß sein kann. Bei Celal? Malik muss arbeiten, Ramazan auch. Wir haben 11:57 Uhr. Wie lange er wohl weg ist? Gerade will ich weiter grübeln, als die Tür aufgeschlossen wird und Can seufzend hineintritt. "Wo warst du?", frage ich direkt. Er wirkt leicht verdutzt. "Joggen." Ich nicke leicht argwöhnisch. "Und seit wann tust du Joggen?", hake ich nach. "Manchmal bin ich noch sportlicher, als sonst. Das kennst du nicht." Er kommt zu mir und küsst meine Schläfe. Mir ist nicht ganz wohl bei der Sache. "Du riechst ziemlich frisch." Er geht an den Herd und übernimmt die gebratenen Tomaten. "Wann stinke ich denn bitte?", fragt er schmunzelnd. Ich antworte nicht darauf und mache mit dem Frühstück weiter. Ich kann das irgendwie nicht ganz glauben.

Ich spüre, wie sich Can hinter mich stellt und die Arme um mich schlingt. "Was ist los?", fragt er mich. Er zieht meinen Duft ein und legt seine Lippen auf meinen Hals. Ich erschaudere. Antworten tue ich nicht und bereite alles zu Ende vor. Was, wenn er wirklich joggen war? Aber wieso wirkt er nicht leicht verschwitzt? Er hat eine gute Ausdauer, schön und gut, aber seine Haare wären zumindest ein bisschen zerzaust. "Hey, Shana", holt mich Can zurück in das Hier und Jetzt. "Was ist los?", fragt er mit samtweicher Stimme. Ich schüttele einfach nur den Kopf. Wenn ich wieder mit dem zweifelnden Glauben ankomme, dann wird er sauer. Ich belasse es einfach dabei und mache mir einen inneren Monolog. "Doch, sag es mir." Ich werde in seine Arme gezogen. Seine Hände sind wärmer als sonst. "Warst du wirklich joggen?" Er hält inne. Ich spüre, wie seine Brust beim Atmen stehen bleibt. Auf meinem Rücken prickelt es. Wieso verhält er sich so? "Ja, Shana." Wieso lügt er? Ich drücke mich weg und setze mich gegenüber von ihm hin. Schweigend beginne ich zu frühstücken und ignoriere seine Blicke. "Shana." Ich reagiere nicht. Ich habe gerade keinen Nerv für Can. Ich weiß, dass er nicht joggen war. Wenn Can Sport macht, dann macht er ein richtiges Workout und ist dann immer müde. "Shana", kommt es mit Druck von Can. Er wirkt gereizt. In meinen Augen sieht er ebenfalls Reizbarkeit, als ich ihn ansehe. "Was?", blaffe ich. Sein Kiefer beginnt zu zucken.

"Was ist dein Problem?" Ich lege meine Arme auf den Tisch. "Wo warst du?", frage ich ernst. Sein linkes Auge zuckt kurz. "Joggen, immer noch", blafft er. "Du gehst sonst immer ins Fitnessstudio", herrsche ich ihn an. "Kann ich meinen Trainingsplan nicht etwas umgestalten?" "Seit wann machst du das? Was hast du wirklich getan, Can?" Ich atme tief durch. Er verdreht seine Augen. "Verdreh deine Augen nicht", zische ich. Ich stehe vom Tisch auf, gehe kurz ins Bad und knalle dann die Tür seines Zimmers zu. Ich will doch gar nicht misstrauisch sein, aber ich kann nicht anders! Es kommt mir immer wieder in den Sinn, dass Can Sex haben will und ich es noch nicht will. Dieser Gedanke schwirrt in meinen Gedanken herum und das die ganze Zeit. Can tritt in das Zimmer und sieht mich neutral an. Mein Blick ist eher zornig. Es ist still. Wir schauen uns an und übermitteln Sätze mit unseren Augen. Er wirkt verständnislos und gereizt. Ich wirke ebenfalls so. Seufzend wendet er den Blick ab und fährt sich über sein Gesicht. "Komm her." Ich verharre in meiner Position. "Du bist so stur." Can läuft auf mich zu und setzt sich mit mir aufs Bett. "Hör auf, dir so viele Sorgen zu machen, Shana. Seit wann vertraust du mir denn nicht?", fragt er sanft. Frustriert fahre ich mir über mein Gesicht und bleibe in dieser Position. "Es ist doch so viel Schlechtes passiert. Ich will nicht, dass da noch etwas dazukommt", gestehe ich. Can legt seinen Arm um mich. "Aber wenn du so misstrauisch bist, dann wird es zum Streit kommen und das ist doch etwas Schlechtes." "Das ist besser, als wenn du mich betrügst", flüstere ich. "Shana!", ruft er empört aus.

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