Kapitel 46

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Ariana Grande - Thinking Bout You

Freitag, 7. März

Heute kriegen wir das Ergebnis! Oh Gott, ich bin so aufgeregt! Alles wird gut, tief einatmen. Can verlässt gerade das Bad und setzt sich zu mir und Ranja in die Küche. Er ist die Ruhe selbst, während ich am liebsten durch die Gegend springen würde. Hibbelig schaue ich ihn an, was er bemerkt und meinen Kopf zum Frühstück dreht, ich aber wieder zu ihm schaue. "Was ist los?", fragt Ranja. Oh Mann, was soll ich jetzt sagen? Can will nicht, dass man es erfährt. "Shana freut sich so sehr darauf, mir ihre neue Unterwäsche zu zeigen." Ich schnappe empört nach Luft. "Babyblau, rot und schwarz", schnurrt er. Ranja schaut mich mit einem perversen Grinsen an und wackelt vielsagend mit ihren Augenbrauen. Ich erröte. "Das... oh Gott." Ich schaue auf mein Brötchen und mache mich dann fertig. Dieser Idiot muss mich auch immer kompromittieren. Ich gehe Shelly gießen und schaue auf meine Vase, wo die älteren und schon verwelkten Rosen drinnen stehen. Es kam seit längerem - für unsere Verhältnisse - keine Rose mehr. Schade, aber wenn Can es nicht mehr tut, ist es auch okay. "Kommst du?" Ich nicke und laufe mit ihm zum Auto. Er startet den Wagen aber nicht. "Der Befund... na ja, es wird länger dauern." Sofort drehe ich mich zu ihm. "Wie?", frage ich entgeistert. Leicht gedämpft beginnt Can zu sprechen. "Ich werde heute nicht wirklich auf der Neuro tätig sein, weil eine stereotaktische Biopsie bei mir durchgeführt wird. Und Dr. Merzinger meinte auch, dass bei den Bildern zwei Tumore nebeneinander sind." Mir läuft ein Schauer kalt den Rücken runter. Das kann doch nicht wahr sein. Zwei Tumore. Es fühlt sich wie ein Schlag in die Magengrube an. "Zwei?", flüstere ich geschockt. "Zwei nebeneinander?" Ich halte zwei Finger hoch. "Ja", seufzt er. Okay, tief durchatmen, Shana!

"Okay, Biopsie also. Es wird also an deinem Kopf gebohrt." Can hat einfach zwei Tumore! Als ob einer nicht genug war. "Es wird, wenn überhaupt, einen Durchmesser von einen Zentimeter haben", versucht er mich zu beruhigen. Langsam verstehe ich, wieso man niemanden Operieren darf, dem man sehr nahe steht. "Wie lange dauert das?", frage ich. "Weiß ich nicht, ich werde gleich auf jeden Fall vorbereitet." Okay, gleich wird ihm also Hirngewebe entnommen. Ich muss also noch länger warten, bis ich weiß, was genau in Cans Gehirn wächst. Es sind einfach zwei Tumore! Vielleicht kommt noch ein dritter, weil alle guten Dinge drei sind - Gott bewahre. "Warte mal, das erzählst du mir erst jetzt?", rufe ich erzürnt. Can hebt abwehrend den Arm. "Töte mich nicht, ich habe es gestern erfahren." "Wann gestern?", gifte ich und verenge meine Augen. "Als du duschen gegangen bist", antwortet er. "Und das konntest du mir nicht sagen, als ich fertig geduscht habe?" "Du hast so schön gerochen", beteuert er schmunzelnd und hebt den Arm vorsichtig wieder an. Ich schlage auf seinen Arm ein. "Habe ich davor und danach etwa gestunken oder was?", presse ich hervor. "Ganz ruhig, Shana. Ich war gestern zu sehr von dir abgelenkt. Jetzt ist es mir wieder eingefallen. Wollen wir vor meinem Eingriff etwa streiten?" Schnaubend schaue ich aus dem Fenster. Can und seine blöden Ausreden. Als ob er diese Information gestern vergessen hat! "Gibt es jemanden, der dich abholen kann?", fragt er, als er sichergegangen ist, ob ich angeschnallt und beruhigter bin. "Ich weiß nicht. Ich frage mal Viyan." Finster sehe ich ihn an. Alle sind ja schon berufstätig, außer wir. Ich schreibe sie an, um zu wissen, wann sie Schluss hat. Viyan hat erstaunlich früh Schluss. "Okay, Viyan holt mich ab." Ich nehme Cans Hand und drücke sie ganz fest. "Es wird schon alles gut ausgehen." Ich seufze und küsse seinen Handrücken. "Alles wird gut, alles wird gut", murmele ich mir selber zu. "Shana, mach dir bitte nicht zu viele Gedanken darum. Wir machen uns heute einen schönen Tag mit einem Film oder sonstigem und entspannen. Du gibst mir eine Rückenmassage, lässt deine Wut an meinem Rücken aus, weil ich deine kleinen Hände sowieso nicht spüre und alles ist in Ordnung", sagt Can ruhig und entspannt. Wie kann er kurz vor einer Schädel-Bohrerei so entspannt sein?! "Wie soll ich eine weitere Woche, ohne Befund auskommen? Da steckt etwas Großes dahinter", merke ich forschend und leicht besorgt an. Als wir am Krankenhaus ankommen, werde ich ganz anhänglich. Ich klammere mich an Cans Arm und jaule leise, wie ein verwundeter Welpe. "Möchtest du vielleicht mit mir in den OP-Saal kommen und auf mir liegen, damit mir nicht kalt wird?", fragt er mich lächelnd und küsst meinen Scheitel. "Ja", murre ich. "Auch wenn du sowieso betäubt bist und nichts mitbekommst. Wann musst du dort sein?", frage ich. "Spätestens um zehn nach acht." Da wir erst 07:50 Uhr haben, umarme ich Can innig und verharre in dieser Position. Ich wünsche mir gerade, dass die Zeit stehen bleibt. "Mach dir keine Sorgen, Shana." Can fährt mir über meinen Rücken und küsst mich lange und intensiv, ehe wir ins Krankenhaus eintreten und in den Aufzug steigen. Ich wünsche mir, dass der Aufzug stecken bleibt, aber leider Gottes hält er auf der OP-Station an. Can gibt mir noch einen letzten Kuss und steigt dann aus. Sofort zieht sich meine Brust zusammen.

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