Kapitel 115

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Ed Sheeran - The A Team

Ich liege nicht mehr in der Klinik, sondern in unserem Bett mit Amir. Ich habe die Nacht über total wenig geschlafen, weil ich es einfach nicht fassen konnte. Ich bin Mutter! Ich habe ein so wunderschönes Baby auf die Welt gebracht. Ich dachte, dass ich direkt einschlafen würde, aber ich war sogar fast aufgedreht. Das ist ein so unfassbares Gefühl und wenn ich immer wieder daran denke, als ich Amir das erste Mal auf dem Arm hatte, dann steigen mir wieder die Tränen auf. Das ist so wunderschön. Ich habe ein Kind auf die Welt gebracht. Ich! Ich wollte doch nie wirklich Kinder, aber wer konnte mir denn bitte beweisen, wie schön es ist, wenn ich mein eigenes Baby auf die Welt bringe? Die einfachen Worte bringen oftmals nicht die Bedeutung zum Vorschein. Ich wollte nicht schlafen. Ich wollte Amir nicht aus den Augen lassen und wollte nicht einmal, dass er schläft, weil ich ihn einfach zusehen wollte, wie er blinzelt. Ich wollte ihn nicht in sein Bettchen legen, sondern auf meiner Brust lassen und das habe ich auch lange gemacht. Ich wollte ihn nicht loslassen. Er ist mein kleiner Prinz. Er hat jetzt schon einen tollen Haarschopf, der so dunkel ist. Er ist wunderschön. Gerade schläft er in seinem Bettchen und ich beobachte ihn. Wenn er schon so wunderschön ist, wie sieht dann Asman aus? Meine Söhne sind wunderschön und alle werden auf sie fliegen - Engel oder Mädchen. Die Schmerzen haben sich gelohnt. Vergessen werde ich die Schmerzen niemals, aber ich erinnere mich gleichzeitig auch nicht mehr, wie stark die Schmerzen waren. Klar, sie waren stark, aber wieder in den Sinn rufen kann ich sie zum Glück nicht. Ich hatte sofort ganz viele Glückshormone in mir, auch, wenn ich die ganze Geburt über totale Angst hatte. Ich hatte Angst, dass Amir dasselbe Schicksal wie Asman erleidet. Als er nicht geatmet hatte, dachte ich, dass es geschehen ist, aber mein kleiner Prinz hat es geschafft. Ich wische mir schnell die Tränen weg, weil der Gedanke einfach so schlimm ist.

Ich bin Mutter, wow. Wenn ich wieder daran denke, vergesse ich sofort meinen beanspruchten Beckenboden und den Wochenfluss. Es ist einfach unfassbar und auch, wenn ich jeden Vorgang der Geburt und der Entwicklung im Bauch erklären kann, bin ich sprachlos und sehe es als Wunder. Das ist einfach faszinierend. Gestern lag dieser kleiner Junge noch in meinem Bauch und jetzt liegt er neben mir, schläft friedlich und wird wieder an meiner Brust nuckeln. Zum Glück habe ich keine Probleme mit der Milch, auch, wenn es erst nur Vormilch ist. Amir hat anscheinend auch keine Probleme mit dem Nuckeln - hat er bestimmt von Can. Ich schmunzele bei diesem Gedanken und drehe mich zu Can, der sich wieder schlafen gelegt hat, als wir um 07:00 Uhr aufgebrochen sind. Er war fast genauso erschöpft wie ich nach der Geburt. Ich weiß, dass er eine gewisse Angst hatte und in sich ein Chaos hegte. Sein Vater ist gestorben und dann hat er erfahren, dass er eine neue Chance hat, Vater zu werden. Dieser kleine Junge hat Wunder bewältigt und ich bin so stolz auf ihn. Ich glaube nicht, dass ich doch schnell wieder im Krankenhaus arbeiten kann, aber ich schaue, was sich machen lässt. Noch sollte ich mir nicht allzu viele Gedanken über die Arbeit machen, wenn ich noch zu Hause bleiben darf. Can liegt seitlich, ein Arm liegt unter seiner Schläfe und die andere locker auf seinen Rippen. Ich habe ihn echt fertiggemacht und er hat es still hingenommen. Armer Can, ich habe gesagt, dass ich die Scheidung will. Hoffentlich hat er sich das nicht zu sehr zu Herzen genommen. Ich schaue noch einmal zu Amir und muss lächelnd feststellen, dass beide dieselbe Schlafposition eingenommen haben. Beide fotografiere ich und mache eine Collage daraus. Das lässt mich so glücklich werden.

Wenn ich mir Amir wieder anschaue, lächele ich ganz stolz. Ich bin Mama. Mama Shana. Oh Gott, hört sich das verrückt an! Ich fühle mich so unbeschreiblich gut, so stark und unabhängig, weil ich dieses Geschöpf ausgetragen habe. Ich fühle mich so, als ob ich magische Kräfte habe. Es ist einfach ein atemberaubendes Gefühl, wenn man es endlich geschafft hat. Es ist endlich vorbei. Oh Mann, ich will Amir wieder knuddeln, aber er schläft so friedlich. Kaum zu glauben, dass ein Blick reicht, um mich wieder dynamisch zu machen. Ich habe zwar noch Schmerzen, aber ich bin so glücklich, dass Amir bei mir ist - zudem habe ich Medikamente. Das ist einfach unbeschreiblich. Mir steigen schon die Tränen der Freude auf. Ich fahre zart über seine kleine Hand, bei der ich mich freue, wenn sie sich wieder um meinen Zeigefinger wickelt. Heute werden alle kommen. Unsere Eltern, Geschwister und Freunde. Wir werden die Woche viel Besuch kommen. Unsere Tanten und Onkel wollen ihn alle sehen und mit Geschenken vollladen. Wenn ich ein wenig kurierter bin, würde ich gerne mit Amir und Can zu Asman. Es würde mir einfach das Gefühl der Verbundenheit geben. Auch, wenn Amir nicht realisieren wird, dass wir zu seinem großen Bruder gehen werden, Asman weiß es sicherlich. Was soll ich solange machen, bis beide Männer wach sind? Das Gefühl nach der Geburt ist recht unangenehm, weil untenrum noch alles recht frisch beansprucht ist. Ich hatte zum Glück weder Labia- noch Dammriss, nur ist es geschwollen und ich habe noch Druckbeschwerden, die aber durch meine Medikamente geschwächt werden.

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