Kapitel 99

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Ariana Grande ft. Nathan Sykes - Almost Is Never Enough

Dienstag, 21. April

Ich bin wieder so aufgeregt! Ich bin super aufgeregt! Ich habe die Geschenke für Can gut versteckt. Can tüftelt an seiner Doktorarbeit, während ich gerade von JD kam. Es ist echt praktisch in einem Laden zu arbeiten, wo es nur von gut aussehenden Kleidungsstücken und Jordans wimmelt und ich fünfzig Prozent Rabatt kriege. Und... na ja, Can hat mich irgendwie mit dem Schwarzarbeiten angesteckt. Aber es merkt wirklich niemand! Er arbeitet auch schwarz und hat alles für mich im Griff. Wir kriegen so echt viel Geld, nur kommt unser Geld erst auf Umwegen zu uns an. Mist, soll ich jetzt schon kochen oder sollte ich doch warten und dann bestellen? Den ganzen Tag habe ich nicht vom Jahrestag gesprochen und er auch nicht. Ich bin echt aufgeregt. Ich habe Can eine Sonnenblume gekauft. Mich erinnern Sonnenblumen an Can. Wann kommt er? Er müsste auf dem Weg sein. Das zehnte Semester läuft echt gut. Ich mag den Unterricht am Krankenbett echt. Des Öfteren helfe ich den Medizinstudenten aus dem vierten Semester und fühle mich dann schon wie eine richtige Profiärztin. Und meine heißgeliebte Gerichtsmedizin lässt mich jedem Freitag motiviert um 08:15 Uhr zur Uni latschen. So macht das Studieren auch wirklich Spaß - mit Motivation und Freude am Fach. Ich überlege mir seit neustem, eine Weiterbildung zur Herz-Thoraxchirurgin zu machen, wenn ich dann in der Allgemeinmedizin arbeite. Aber so weit ist es ja noch nicht. Tom und Marcel glauben da ganz fest an mich. Mit ihnen war ich die Tage wieder etwas essen. Sie lassen sich mit der Heirat doch etwas sehr viel Zeit. Die beiden haben viel zu tun und drängen soll sie da niemand. Bei Ramazan und Meryem war natürliches auch so einiges los. Nachdem Meryem Ramazan versprochen wurde, haben wir uns mit ihren anderen Freundinnen getroffen und den Tag genossen. Ich hatte zwar nicht viel mit ihren Freundinnen am Hut, aber ich hatte ja meine dabei. Auch bei den beiden wird es eine Weile dauern, weil Ramazan Geld sparen will und einiges in Planung hat. Aber wo bleibt Can denn? Ich beschäftige mich solange mit dem Schilddrüsenkarzinom, dusche und rasiere mich und flechte mir ganz stramm zwei Bauernzöpfe.

Als Can durch die Tür tritt, bin ich ganz nervös. Verdammt, die Geschenke sind immer noch versteckt! Egal, das Problem kann ich auch später lösen. Etwas nervös spiele ich an meinem Ring herum. Can lächelt mich seufzend an und küsst meine Schläfe. "Wo ist meine Sporttasche?" Wie? Verwirrt sehe ich ihm hinterher. Er geht ins Schlafzimmer, ich bleibe verdutzt auf dem Sofa sitzen. Wie? Aber wie? Er geht trainieren... ouh. Oder sucht er sie einfach nur so? Kurze Zeit später kommt Can mit seiner Sporttasche aus dem Schlafzimmer und läuft in die Küche, wo er sich sicherlich seine Auffüllflasche nimmt. Wie? Ich bin gerade echt... ich weiß nicht. Aber... nein. Can hat sich nicht einmal die Schuhe ausgezogen. Langsam stehe ich auf und folge ihm in den Flur. Meine Augenbrauen sind leicht zusammengezogen, meine Lippen leicht geöffnet. "Gehst du trainieren?", nuschele ich. Can verdreht schmunzelnd seine Augen. "Nein, ich gehe mich für einen Mord vorbereiten. Kochst du heute?" Mein Inneres zieht sich unangenehm zusammen. Ich spüre diese unangenehme Vibration. "Ja... möchtest du etwas Bestimmtes?", murmele ich verletzt. Ich könnte ihm zwar sagen, dass heute unser Jahrestag ist, aber meine Laune ist sowieso am Ende. Es kann ja mal vorkommen, dass man es vergisst... aber ich habe mich so gefreut. Schnell blinzele ich mir die Tränen weg. "Ich sage dir Bescheid, wann du anfangen sollst, okay?" Ich nicke traurig. Can bemerkt nichts und schließt die Tür hinter sich. "Aber... aber unser Jahrestag", flüstere ich. Sofort überkommen mich meine Gefühle. Meine Augen füllen sich mit Tränen. Ich habe mich doch so gefreut! Schniefend und zitternd stehe ich mit verschränkten Armen im Flur, lasse schmollend meinen Tränen freien Lauf. Ich wollte einen schönen Tag machen, aber er vergisst es und geht trainieren.

Total verletzt und traurig laufe ich ins Schlafzimmer, hole meine Geschenke für ihn raus und lege mich weinend aufs Bett. Ich bin nicht sauer auf ihn, aber ich habe es mir so schön und so toll vorgestellt. Warum muss ich auch so sensibel sein? "Can", murmele ich meckernd. "Warum bist du heute ein Arschloch?" Ich habe mir doch voll viel Mühe gegeben. Meine Finger fahren über das hübsch verpackte Päckchen - extra in Silber. Ich wimmere wieder. Das ist genauso schlimm, wie, wenn jemand mein Geschenk nicht mag. Meine Hoffnungen wurden einfach zerstört. Bockig schüttele ich den Kopf. Er kann sich sein Essen alleine machen, dieses riesige Arschloch. Ich habe doch Geschenke für ihn! Er wird es bereuen, mich so traurig gemacht zu haben... ich weiß nur nicht wie. Ich ärgere mich immer wieder, weil es ein so schöner Tag hätte werden können. So toll und harmonisch. Soll er sich doch dieses Datum tätowieren lassen und nicht irgendwelche Organe. Doch, ich bin sauer auf Can! Wenn er zurückkommt, dann verprügele ich ihn! "Nö, du kriegst die nicht", schniefe ich schmollend und grimmig, als ich die Geschenke an mich ziehe. Die Sonnenblume lege ich auf meinen Nachttisch. Sonst denkt er auch an alles. Ich bin echt wütend und traurig, wegen diesem Idioten. Ich will einen Kakao, aber ich will nicht aufstehen, weil ich zu faul bin. Ich bin etwas müde, weil ich geweint habe. Er kann sich ja mit dem ganzen Geld, was er hat, irgendetwas zu Essen holen. Da braucht er meine Kochkünste ganz sicherlich nicht. Er hat nicht einmal etwas zu meinen Zöpfen gesagt! Er ist ein Arschloch! Ich will meine Wut abwerfen. Ich schreibe jetzt Can an!

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