Kapitel 37

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Shawn Mendes - Kid In Love

Sonntag, 2. Februar

Als ich wach werde, spüre ich, dass sich Can wieder zu mir ins Bett legt und sich an meine Brust kuschelt. "Mach es dir ruhig gemütlich, kein Problem. Fühl dich wie Zuhause", murmele ich. Er lacht und küsst meinen Daumen. "Frühstück steht bereit, komm." "Zieh dir eine Hose an. Ist ja ekelig", murmele ich wieder. "Du stehst darauf und jetzt meckere nicht so früh am Morgen." Ich sehe Ramazan am Tisch sitzen, der mich mit vollem Mund anlächelt. "Bei diesem Anblick strahle ich ja", trällert er. Aus seinem Mund fliegt ein Stück Essen. Ich lache und setze mich hin. "Das war beabsichtigt", beteuert Ramazan eingebildet. "Habib, iss das mal." Er legt den Kater zu dem ausgespuckten Stück, doch dieser flieht sofort. "Tja, das musst du wohl essen." Ramazan verzieht angewidert das Gesicht und schaut zu Can - auf seinen Schritt. "Ich esse lieber etwas anderes", schnurrt er hypnotisiert. Ich schaue ebenfalls auf Cans Schritt und schnell wieder zurück. Das kann ich machen, wenn wir alleine sind. "Ramazan, Augen auf dein Essen", befiehlt Can belustigt. Er tätschelt meinen Kopf und irgendwie habe ich das Gefühl, dass das Tätscheln mir signalisieren soll, dass er mich beim Schauen erwischt hat. Oje, ich werde später geneckt. Can setzt sich extra nah an mich und legt seine linke Hand auf meinen Schenkel. Ramazan grinst uns die ganze Zeit an, was mich erröten lässt. "So lässt sich der Sonntag doch genießen." Laut und mit einer hohen Stimme stöhnt er. "Schwärm bei Meryem weiter", murre ich mit einem versteckten Lächeln. "Ja, aber ich muss aufpassen, dass sie nicht eifersüchtig wird. Ah, da schreibt sie mir schon." Grinsend tippt er auf seinem Handy herum.

Nachdem ich mir die Zähne geputzt habe, schmeiße ich mich wieder aufs Bett. "Bist du etwa immer noch müde?" Ich brumme ein Ja. Can legt sich zu mir ins Bett. "Wir müssen versuchen länger wach zu bleiben." Stimmt. Als wir die Nacht durchmachen wollten, haben wir es nur bis nach 03:00 Uhr geschafft, aber das ist wenigstens etwas. "Shana müde", murmele ich. "Shana guckt auf Cans Schwanz." Ich wusste, dass das kommen wird! "Shana hat einen Penis in klein gesehen." "Ouh, aber Can war in Boxershort. Shana muss wohl davon geträumt haben." Er lacht und schlingt seine Arme um mich. Diese Unbeschwertheit gefällt mir, ich habe sie vermisst. Der Kuss hat uns lockerer gemacht. "Ich träume lieber von anderen Dingen." "Wovon? Wie ich über dir bin? Wie ich unter dir bin?" Zungenschnalzend schlage ich ihn. "Ich meine es ernst." Can spitzt seine Lippen. "Erinnere dich an meine Vorstellung der Zukunft. Davon träume ich", gebe ich am Ende flüsternd von mir. Can küsst meine Wange. "Wir kriegen das hin. Als du es erzählt hast, musste ich auch die ganze Zeit daran denken. Es wäre wunderbar, wenn wir das schaffen würden." Ja, das wäre es. "Möchtest du heute etwas machen?", fragt er mich. "An einem Sonntag kann man nichts machen, außer zu Hause zu bleiben." "Im eigenen Zuhause kann man ja genügend Dinge machen." Ich muss ihn nicht ansehen, um den Schalk zu sehen. "Du hast immer dasselbe im Kopf", seufze ich. "Ich habe ein Fotoalbum von uns." Sofort werde ich hellhörig. "Wir können uns die Bilder ansehen." "Ja, bitte!", rufe ich schon und warte ungeduldig, bis Can das Album aus seinem Schrank holt. Mit einem zufriedenen Lächeln legt er es auf das Bett und streicht mir meine Haare zurück. "Das ist ein großes Album. Wann hast du damit angefangen?" Meine Finger fahren über das schwarze Cover. "In unserer... Phase. Irgendwie hat mir das Trost gegeben, obwohl ich dich vergessen wollte, aber vergessen wir das." Can setzt sich hinter mich und zieht mich zwischen seine Beine. "Schau rein. Da sind sehr viele Bilder drin."

Ich öffne die erste Seite, wo mir sehr alte Bilder entgegenkommen. "Das war doch in Berlin. Gott, da haben wir uns noch gehasst", lache ich. "Ich habe dich nie gehasst, Shana." Er küsst meine Schläfe. Etwas überrascht schaue ich zu ihm. "Wirklich. Du warst zwar nervig, hast mir in die Eier getreten und vieles mehr, aber ich habe nie behauptet oder gedacht, dass ich dich hasse. Du hingegen schon." Am Ende verzieht sich sein Gesicht. "Schau weiter", murrt er dann und dreht meinen Kopf zum Album. Ich schmunzele. "Ach, Ramazan. Du und deine Grimassen. Berlin war eine relativ schöne Zeit." "Wieso relativ?", fragt Can. "Weil du einmal aufdrängend wurdest, du hast Aleyna geküsst und mit ihr gefickt." Er seufzt. "Danach kamen doch auch schöne Zeiten", murrt er. "Kritisier mich nicht, du kleine Hexe." Ich verdrehe belustigt meine Augen und blättere weiter. "Warte, wann war das denn?" Ich zeige auf das Bild, wo ich am Laptop in seinem Zimmer sitze. "Das war da, wo du die Arbeit durchkorrigiert hast. Hab das Bild den Jungs geschickt." Entgeistert sehe ich ihn an. "Man sieht den Unterschied deiner Brüste. Jetzt sind sie noch schöner." "Fick dich!", zische ich und schaue in das Album, drehe mich aber dann zu Can. "Willst du damit etwa sagen, dass ich früher hässliche Brüste hatte oder was?" Can lächelt mich an und küsst mich kurz, bevor er meinen Kopf wieder zum Album dreht. "Ich fand deinen Körper schon damals sehr erregend und musste an unsere nackte Biolehrerin denken, um keine Latte zu bekommen." Na super! Lippenschürzend blättere ich weiter. "Du hast im Unterricht Bilder von mir gemacht?" "Sei doch froh, dass dir jemand Aufmerksamkeit gegeben hat. Du warst unausstehlich." Empört ziehe ich die Luft ein. "Gar nicht, ich war immer freundlich und super sozial!" Can hält mir den Mund zu. "Weiterschauen." Ich drücke kurz meine Zunge gegen seine Handfläche und schmunzele, als ich die Bilder von mir in Sport und Deutsch sehe. Wenn ich geredet habe, dann mit großer Leidenschaft und vielen Fachbegriffen. Wow, Can hat echt viele Bilder von mir gemacht und auf vielen sehe ich komisch aus. Das lässt mich schmunzeln. "Da waren wir doch bei dir auf dem Balkon und haben Pizza gegessen. Wieso habe ich so vieles nicht bemerkt? Und wieso hast du heimlich Bilder gemacht?", murre ich, als ich seine große Hand entfernt habe. "Du warst damals schon mein Fan, ich wusste es!", rufe ich stolz. Can drückt meine Wangen zusammen und küsst mich rasch, was mich lachen lässt. "Das hindert mich trotzdem nicht am Reden." Er stöhnt genervt auf. Meine Augen weiten sich vor Freude, als ich die nächsten Bilder sehe. "War ich so sehr vom Himmel fasziniert, dass ich nicht bemerkt habe, dass du ein Foto geschossen hast?" "Ja, das warst du. Man kann dich mit den einfachsten Dingen so glücklich machen."

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