Kapitel 50

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Charlie Puth ft. Selena Gomez - We Don't Talk Anymore

Dienstag, 18. März

Gestern konnte ich Can nur wenig bis gar nicht sehen. Gestern war total viel los auf der Neuro und ich musste sogar länger bleiben. Ich habe ihn danach etwas bespaßen können, ehe ich nach Hause gegangen bin und endlich mal mit den Mädchen etwas gemacht habe. Es tut echt gut, mal den Kopf abzuschalten, auch wenn ich gerne an Can denke. Gerade lege ich die Branüle und schraube das Mandrin dran und verabschiede mich von meiner Patientin. Gleich muss ich mit dem Brief beginnen, aber davor muss ich erst einmal einen neuen Patienten untersuchen. Ich fühle mich dabei immer so cool und wie in Grey's Anatomy. Ich begrüße den jüngeren Mann und kriege den Bogen. "Gut, Anamnese wurde geschrieben", murmele ich und lese mir alles durch. Beim Jungen führe ich Reflextests durch, befrage ihn und schaue mir seinen Kopf an. Er soll nämlich beim Fahrradfahren, ohne Helm, auf den Kopf geflogen sein. Dr. Merzinger hat anscheinend Zeit und sieht mir zu. "Und Sie können sich an alles genau erinnern?", hake ich nach, was er bestätigt. "Der Freund kann es bestätigen?" Kurz schaue ich zum Freund, der etwas schüchtern weiter weg steht und nickt. "Okay, Schwellungen an der Schläfe", murmele ich und schaue auf seine blutende Nase. "Deine Nase macht mir mehr sorgen. Keine Schmerzen?" Er verneint es. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und lege vorsichtig meinen Zeigefinger auf den Nasenknochen, über sehr leichten Druck aus und schon zischt er auf. "Nasenbeinfraktur mit Sicherheit. Atmest du schlechter als sonst?", frage ich. "Ich weiß es nicht, ich habe eine Pollenallergie und gerade ist die Erle stark verbreitet." Ich nicke, armer Bursche. Erst jetzt spürt er seine Schmerzen. "Wir machen ein CT und dann sehen wir weiter. Gibt ihm 4,5 ml Midazolam wegen der Nase, wenn er es nicht mehr aushält."

Nachdem mein Patient seinen verifizierten Nasenbeinbruch hat, ich den Brief geschrieben habe und noch kurz Blut abgenommen habe, hole ich mir etwas zu Essen und laufe hoch zu Can. "Was geht ab, Schatz?", gebe ich leicht keck von mir. Überrascht hebt er seine Augenbrauen an. "Ich habe mir schon gefühlt tausendmal das Dile min auf WhatsApp gelesen und jetzt Schatz? Womit habe ich so viel Schönes verdient?", fragt er schmunzelnd. Belustigt verdrehe ich meine Augen. Ich biete ihm mein Baguette an, doch er lehnt ab. "Hab schon gegessen." Ach ja, die kleinen Neuntklässler haben ja schön das Essen verteilt und wieder eingesammelt. Hach, da kommen langweilige Erinnerungen hoch. "Ich habe vorhin einen Jungen behandelt." Can zwinkere ich zu. Seine rechte Augenbraue hebt sich prüfend. "Deine Stimme sagt mir, dass er dich angemacht hat und dass ich ihm die Nase brechen sollte." Ich lache und schaue ihn kopfschüttelnd an. "Lass ihn, er hat schon einen Nasenbeinbruch, weil er vom Fahrrad gefallen ist und eine Gehirnerschütterung. Die gebrochene Nase hat er erst spüren können, als ich sie angefasst habe. Ich liebe die Famulatur, ich fühle mich so cool", quietsche ich. Can fährt mir lächelnd über den Kopf. "Ich würde auch gerne mitmachen, aber ich bin leider Patient. Wie wäre es, wenn du mich fütterst?" Ich halte ihm sofort mein Baguette vor die schöne Nase und den schönen Mund. Sein Bart sieht so gut aus. Er muss leise lachen und schiebt mein Baguette zur mir. "Das war ein Witz, iss." "Ich würde ich dich auch waschen, wenn du zu schwach dafür wärst." Und sofort presse ich - leider zu spät - meine Lippen aufeinander. Cans Lippen hingegen ziehen sich zu einem schiefen Lächeln. Er hebt die Arme an und riecht unter seinen Achseln. "Ich rieche wie eine frische Zwiebel. Ich glaube, ich müsste gewaschen werden", grinst er. Ich verziehe das Gesicht, als ich auf seine Achseln blicke. "Rasier' dich unter deinen Armen, du ekelhafte Sau." Seine Arme schlage ich hinunter. Er schaut verdutzt. "Wow, Doktor. Ich kann nichts dafür, dass mir kein Rasierer eingepackt wurde. So viele Haare sind da gar nicht." Can schaut unter seinem linken Arm nach. "Das ist gar nicht viel", murrt er. "Doch, das ist zu viel", widerspreche ich. Schmunzelnd zieht Can sein T-Shirt tiefer. "Nö! Brusthaare!", gebe ich schrill von mir und bin froh, dass sein Nachbar bei einer Untersuchung ist. "Du ekelhafter Gorilla. Du wirst mich erst im Bett neben dir schlafen sehen, wenn du rasiert bist", warne ich. Can grinst und fährt über seine Brust, was mich auf knurren lässt. "Rasier' dich!", zische ich. Ich hasse Brusthaare und Achselhaare. Ein Oberkörper mit Haaren ist. Nicht. Schön! "Vielleicht bleibe ich jetzt so. Ich muss ja ein Mann sein." Schmunzelnd legt er seine Arme hinter seinen Kopf. Ich ziehe an den kleinen Haaren auf seiner Brust, was ihn auf zischen lässt. "Aua", murrt er, schmollt dann und fährt sich über seine Brust.

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