Jason Derulo - Marry Me
Samstag, 8. Februar
Oh Gott, oh Gott, heute ist es soweit. Ich werde mit Can islamisch vermählt. Ich habe mir Ramazan geschnappt, weil meine Mutter meinte, dass ein männlicher muslimischer Zeuge dabei sein muss. Can nimmt Malik. Wieso verstehe ich nicht, aber wenn es der Brauch so möchte, dann ist es mir recht. Ich bin aber kurz ausgerastet, weil meine Mutter meinte, dass bei uns eigentlich nur Männer dabei wären und die Frauen in einem anderen Zimmer warten. Wieso zum Teufel sollten meine und Cans Mutter in einem anderen Zimmer sitzen und das Ganze verpassen? Es sollen alle dabei sein! Oh Gott, Cans ganze Familie wird da sein und meine. Alle Mädels kommen. Von den Jungs kommen Miran und Nadim nicht, aber das macht nichts. Die kenne ich ja nicht wirklich. Eigentlich hätten wir weniger Autos nehmen können, aber da uns alle alleine fahren lassen wollen, werden Can und ich von den anderen getrennt fahren. Ich habe eines meiner vielen kurdischen Kleider für die Vermählung genommen in Gold. Gold wie Cans Augen. Es ist wunderschön und tatsächlich das erste Mal, das ich es trage. Auf den roten Lippenstift konnte ich einfach nicht verzichten. "Oh mein Gott, ihr werdet ficken!", quietscht Saliha, die mir den Eyeliner zieht. "Die Hochzeit folgt erst", murre ich. "Wer islamisch verheiratet ist, der darf mit seinem Partner schlafen", merkt Saliha an. Ranja spitzt ihre Lippen. Ich weiß, was in ihrem Kopf vor sich geht. Die wird sich einen Imam aufsuchen. "Du bist fertig! Du siehst gut aus, riechst gut und wirst heute auf dem Rückweg von Can im Auto entjungfert!" Saliha schnappt sich mein Handy und nimmt auf. "Shana wird gleich mit Can auf Helal-Basis heiraten." Es klingelt an der Tür, weswegen alle freudig aufschreien. Ich werde zur Tür geschubst, wo Can und die Jungs stehen. Er sieht verdammt gut aus in seinem weißen Hemd.
"Hi", murmele ich. "Hey." Ich werde rot, weil uns alle zusehen und weil Ramazan im Hintergrund Hochzeitsmusik auf seinem Handy abspielt. "Ich wusste nicht so wirklich, was ich anziehen kann", gestehe ich geniert. Can grinst schief. "Ich auch nicht." Er gibt mir eine weiße Rose, was alle freudig aufschreien lässt. "Oh Gott, ist das süß! Mein Herz", schluchzt Ramazan. "Wir sollten aufbrechen. Findet ihr nicht?" Man stimmt mir grinsend zu. "Zieh dir eine Jacke an", will Can. Gerade will ich ins Zimmer, als Saliha für mich eine Jacke holt und sie mir grinsend um die Schultern legt. "Kriege ich mein Handy wieder?", frage ich belustigt. "Stell dich zu Can. Ich muss das auf Video haben und die Rose muss man gut sehen können." Seufzend stelle ich mich zu Can und bemerke, dass Ramazan und Malik ihre Blitzlichter einschalten. Schmunzelnd sehe ich zu Can hoch, der zu mir hinunterschaut und meinen Scheitel küsst. "Perfekt! Das muss gescreenshotet und dann ausgedruckt werden. Los, lasst uns fahren!", ruft Viyan motiviert und schmeißt mir mein Handy zu. Während wir runterlaufen, singen die Mädchen irgendwelche kurdischen Lieder. Seufzend lasse ich mich auf dem Beifahrersitz nieder. Ich höre Gehupe und muss deswegen lachen. "Wie es dann sein wird, wenn wir die Hochzeit feiern?", fragt Can, der losfährt. "Wir müssten dann drei Stunden zurückfahren, damit wir in unserer Wohnung wären. Also nach der Hochzeit, versteht sich." Can spitzt seine Lippen. "Wir könnten in einem Hotel-," "Ich will nach der Hochzeit nach Hause", murre ich. Er seufzt. "Wie du willst." Sofort fange ich an zu grinsen und nehme seine Hand in meine. Ich fahre über seinen Handrücken und muss wieder an sein Geständnis denken. Er hat sich wirklich geritzt.
"Weiß deine Mutter davon Bescheid?", frage ich vorsichtig. "Wovon?" Can brummt zufrieden, als ich mit meinen Nägeln über seinen Handrücken fahre. "Dass du dich geritzt hast... und den Gedanken mit dem Abhaken." Sein Blick verfinstert sich. "Keiner weiß davon auch nur ein Sterbenswörtchen. Nicht einmal Ramazan und Malik wissen davon Bescheid und das bleibt für immer so. Diese Zeit war grausiger, als es aussah." Er seufzt tief und hält meine Hand fest. "Du bist die Einzige, die davon Bescheid weiß. Manchmal habe ich das Gefühl, dass du mich besser kennst, als ich es tue. Vergessen wir das. Ich will nicht aufgeregt und deprimiert zu gleich sein." Das akzeptiere ich. "Bist du sehr aufgeregt?", frage ich lächelnd. Can nickt. "Natürlich, ich bin gleich dein Ehemann, auch wenn das ganze Tamtam danach folgt und wir dann so richtig, wirklich verheiratet sind. Meine Mutter meinte, dass wir dann heute auch über die Wohnung und alles Mögliche reden werden." Er drückt meine Hand fest und fängt an zu strahlen. Gott, sieht er süß aus dabei. "Wir werden in einer Wohnung leben und dann werde ich dich auf jeder Fläche ficken." Natürlich muss Can die schöne Stimmung mit seiner Sexsucht zerstören. "Du würdest die ganze Zeit in mir drinnen sein, du Nymphoman." Can grinst dümmlich. "Wieso denn nicht? Das hört sich nicht schlecht an." Ich verdrehe meine Augen und schaue aus dem Fenster. "Mach Musik an", fordere ich. "Alles, was sich die Prinzessin wünscht." Ich muss jetzt irgendwie wieder an Cans Schuldgefühle denken. Werde ich ihm jemals all das vergeben, was er mir angetan hat? Ich weiß es nicht, aber habe ich ihm irgendwie nicht schon etwas verziehen, weil ich wieder mit ihm zusammen bin? Ich akzeptiere Can, aber akzeptiere ich auch all seine Taten?
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Akzeptanz
RomanceFortsetzung von Ignoranz. Zuerst Arroganz lesen, gefolgt von Ignoranz, bevor mit diesem Buch begonnen wird. Nach der Trennung weiß Shana nicht mehr weiter. Die ganzen Momente voller Liebe, Leidenschaft, Hass und Zweifel sind vorbei. Can will auf Abs...