Kapitel 87

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TOPIC & ALLY BROOKE - PERFECT

"Aufstehen, Zeit für die Uni." Ich strecke mich munter und sehe zu Can, der in T-Shirt und Jogginghose auf dem Bett sitzt. Ich habe Dank Can wie ein Stein geschlummert und bin echt ausgeschlafen. Das war sehr guter Sex. "Morgen ist deine Sitzung, spricht bitte den Alkohol an, den du manchmal aus negativen Einflüssen zu dir nimmst." Ich krabbele zu ihm und schlinge meine Arme um Can, die er weiter hochzieht. Fragend sehe ich zu ihm hoch. "Frühstück? Du hast am Samstag deinen Desensibilisierungs-Termin", erinnert Can mich, ehe er schnell aus dem Bett steigt und auf mich wartet. Langsam krabbele ich aus dem Bett und zucke quietschend zusammen. Aua, das tut weh! Murmelnd fasse ich mir zwischen die Beine, verdammt, das tut echt weh! "Es brennt", schmolle ich. Can kommt grinsend auf mich zu und trägt mich in die Küche. "Habe ich dich wund gemacht?", fragt er, was ich bestätige. Das stört total. "Ich muss dann heute Penaten Wundschutzcreme holen, danke. Wie soll ich das die ganze Zeit im Krankenhaus aushalten?" Die Beine spreize ich, damit auch ja keine Reibung entsteht, als Can mich auf den Stuhl absetzt. "Can, das brennt!", quengele ich. Stolz grinst er, ehe er Taschentücher nass macht und sie mir gibt. Bockig nehme ich sie an mich und stecke sie mir in die Jogginghose. "Oh Mann, tut das gut", murmele ich. "Hat es sich gelohnt, wund zu werden?", fragt Can schmunzelnd. Oh und wie es sich gelohnt hat. Wenn ich an gestern denke und mir die Nachbarn in den Sinn kommen, wird mir warm. "Ein bisschen", nuschele ich.

Can kommt mit einem Teller zu mir, wo sich zwei Sandwiches draufbefinden. "Ich habe schon gefrühstückt." Meine Augen weiten sich. "Wow, seit wann bist du wach?" Wir haben 07:10 Uhr, wie kann er mit so wenig Schlaf auskommen? "Der Sex hat nicht nur dich gut schlafen lassen", meint er. Seine Hand fährt durch mein Haar und krault meine Kopfhaut, was mich schnurren lässt. "Nun iss, extra mit Mayo." Aus dem Kühlschrank holt er mit Multivitaminsaft raus, welches er mir in ein Glas schenkt. Wie nett und zuvorkommend Can doch ist. "Dankeschön", summe ich freudig, hebe sein T-Shirt an und schlinge meine Arme um ihn. Meinen Kopf drücke ich gegen seinen Bauch und küsse seinen Bauchnabel. Sein Bauch ist so schön warm, ich will nicht raus. Meine Arme drückt er weiter hoch, wieso macht er das schon wieder? "Haben wir ein Problem?", will ich wissen. Seine Augenbrauen heben sich. "Nein, keines Wegs. Wir sollten uns für das Praktikum der Arbeitsmedizin eintragen", wechselt er das Thema. Skeptisch ziehe ich die Augenbrauen zusammen. "Sicher, dass wir kein Problem haben?" Er nickt. Ich lasse meine Arme nach unten gleiten, sofort zieht Can sich weg. "Wir haben ein Problem, sonst weicht du mir nie aus." Can setzt sich gegenüber von mir hin. "Nein, tue ich nicht." "Hat es etwas mit meiner Forderung zu tun?" Leicht niedergeschlagen schaut er auf die Theke, ich seufze. "Can, irgendwann muss es gemacht werden." "Wieso muss es gemacht werden?", blafft er. Ich ziehe leicht verdutzt die Augenbrauen zusammen, da sich sein Tonfall so arg abrupt geändert hat. "Weil du endlich ganz aus dir herauskommen sollst", schnauze ich fast. "Und da gibt es keine anderen Wege?" Wieso ist er plötzlich so wütend? Ich darf nicht zu harsch werden. "Dann nenn mir schnell einen Weg, los", haue ich provokativ raus. Can möchte etwas ansetzen, tut es aber nicht. Der Grund ist klar.

Ich verdrehe meine Augen und beginne zu essen. Es wäre ja auch zu schön um wahr zu sein. "Sprich mit dem Doktor über die Narbe und seine Auswirkungen." Er soll ruhig bemerken, dass ich leicht angepisst bin, weil er mich rabiat abstößt. "Wieso musst du auch ausgerechnet das fordern? Wieso willst du mich so sehr leiden-," "Ich will dich nicht leiden sehen, Can!", rufe ich. Ich werde noch verrückt bei seinen Problemen. "Ich weiß nicht, wie oft ich noch sagen soll, dass ich dir nichts Böses will, dass ich dich liebe und akzeptiere und dir gerne zur Seite stehe, wenn du Probleme hast, aber ich kann langsam echt nicht mehr geduldig sein, wenn du zum wiederholten Male denkst, dass ich dir etwas Schlechtes will und dich gerne leiden sehe, nur weil ich einen weiteren Schritt in deine Psyche machen möchte. Ich bin deine gottverdammte Ehefrau und will, dass du sorgenlos bist und deswegen tue ich es. Du kannst nicht ständig in Angst leben, dass ich dich an dieser Grenze anfasse, sondern musst lernen, die Vergangenheit auch wirklich Vergangenheit zu lassen, Can. Wach endlich auf!" Frustriert seufze ich, nachdem ich alles rausgelassen habe. Leider konnte ich dabei nicht wirklich leise bleiben, es saß mir einfach zu sehr in der Kehle. Im Augenwinkel sehe ich, wie er an seinem Ehering spielt. Er muss endlich weitergehen, er muss endlich mit den Dingen abschließen. "Führ von mir aus ein Tagebuch oder ähnliches, wo du dir deine Gedanken notieren kannst oder Fragen, die du dann deinem Therapeuten erzählen kannst, ich will einfach nur, dass du geheilt bist und mache es deswegen und nicht, damit ich dich leiden sehe." Anscheinend sieht er es ein, denn er nickt langsam.

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