-11- Raues Flüstern

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Gandalf sprang leichtfüßiger vom Felsen als ich dachte und stapfte auf mich zu.
,,Mein lieber Bilbo Beutlin, bin ich froh, dass du unversehrt und in einem Stück bist", sagte er frohgestimmt und löste den strammen Knoten des Kartoffelsacks an meinem Kragen. Ich schüttelte den Stoff von meinen Schultern ab und trat einen Schritt zur Seite.
,,Schön, dass du auch mal wieder zu uns stößt, so ganz gelassen", sagte ich barsch und strich mir die Jacke glatt. Gandalf sah mich kopfschüttelnd an und ging auf die Zwerge zu, um auch sie zu befreien.
,,Bilbo, mach mich los!", rief Kili und zappelte ungeduldig auf dem Boden umher. Ich sah zu ihm und auf meinen Lippen legte sich ein neckisches Grinsen.
,,Hm. Erst will ich eine Entschuldigung von dir hören", meinte ich und sah herausfordernd auf ihn herab. Er zog die Augenbrauen zusammen und setzte sich auf.
,,Wofür denn das?", fragte er verwirrt. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Gandalf Balin befreite und dieser auf den Zwergenkönig zuging.
,,Dafür, dass du mir alles in die Schuhe schieben wolltest", erinnerte ich ihn ungeduldig daran und bemühte mich, meinen Blick nur auf ihn zu richten. Kili sah an mir herunter auf meine Füße und runzelte die Stirn.
,,Du hast doch gar keine Schuhe", merkte er mit irritiertem Blick an und ich rollte die Augen. Dieser Zwerg ist wirklich schwer von Begriff.
,,Das ist doch nur eine Redewendung!", sagte ich entrüstet und fuhr mir durch die mit Laub und Erde bedeckten Locken. Kili drückte mit seinen Händen gegen den Kartoffelsack, doch er entkam ihm nicht ohne andere Hilfe.
,,Ist ja gut... Tut mir ja leid...", entschuldigte er sich und sah mich aus seinen rehbraunen Augen bittend an. Ich gab ein zufriedenes ,,Mh" von mir und hockte mich dann neben ihn, um den robusten Knoten von seiner Brust zu lösen.
,,Dankeschön", sagte er in einem feixenden Ton, stand auf und befreite sich aus dem Stoff. Ich sah, wie Fili auf uns zuging und uns beide unter strengem Blick musterte.
,,Hab ich was verpasst?", fragte er und seine Augen huschten skeptisch zwischen uns hin und her. Kili setzte ein freches Lächeln auf und schlug seinem Bruder spielerisch gegen die Schulter.
,,Nö, weißt du doch. Ich bin da der Falsche", erwähnte er mit geheimnisvoll gesenkter Stimme. Die beiden Brüder grinsten sich unterhalten an und ich sah den beiden nur entgeistert entgegen. Als Fili meinen Blick auffing, lachte er hämisch und ich drehte mich schnaubend von ihm weg. Die Zwerge sammelten sich und befreiten Dori, Ori, Bifur, Bofur und Dwalin von dem drehenden Baumstamm. Ich ging auf die versteinerten Trolle zu und stupste einem von ihnen in den steinharten Bauch, nur um zu prüfen, ob sie sich auch wirklich nicht mehr bewegen konnten. Da bemerkte ich Thorin, der an mir vorbei und auf den Zauberer zuging.
,,Wo hast du dich denn die ganze Zeit rumgetrieben, wenn ich fragen darf?", sagte er in seiner einschüchternden Stimme. Gandalf drehte sich zu ihm und sein Blick schweifte kurz zu mir, dann zu dem Zwergenkönig.
,,Tatsächlich hatte ich andere Aufgaben zu erledigen und diese waren keineswegs von geringerer Bedeutung als eure Reise. Ich habe einen kleinen Blick voraus geworfen. Zum Glück war ich dann doch noch zur rechten Zeit am rechten Ort und konnte euch unter die Arme greifen", fand Gandalf und lächelte wichtigtuerisch. Thorins Blick verdunkelte sich.
,,Aha. Und was hat dich dann doch zurückgebracht?", fragte er und verschränkte bedrohlich die Arme vor der Brust.
,,Der Blick nach hinten", behauptete Gandalf süffisant. Thorin nickte nur gleichgültig und erwiderte darauf nichts. Gandalf sah wieder zu mir und ich blickte fragend zurück. Hält er mir jetzt für meine Unhöflichkeit eine Standpauke oder sieht er mich nur an, weil ich eine unschuldige Schönheit bin? Ich grinste leicht bei dem absurden Gedanken.
,,Das, was auch zugestoßen ist, erscheint mir höchst unerfreulich. Doch immerhin sind alle heil geblieben, dank dir, Bilbo. Ihr Zwerge könnt wirklich dankbar dafür sein, dass ihr so einen gerissenen Hobbit unter euresgleichen habt. Mich hätte es nicht gewundert, wenn er bei eurer Laune schon längst den Rückweg angetreten wäre", fand Gandalf plötzlich und nickte mir zu. Thorins Blick war auf den Zauberer gerichtet und er schüttelte verstimmt den Kopf.
,,Deinem Halbling gebührt kein Dank. Nur wegen ihm sind wir erst in diese verhängnisvolle Lage geraten. Wäre er nicht so unachtsam vorgegangen, wäre es keineswegs so weit gekommen." Seine Tonlage war finster und die Worte verächtlich. Ich schluckte und sah auf den Boden hinab. Tut mir ja leid. Ich spürte Gandalfs ruhige Augen auf mir.
,,Mein Halbling hat einen Namen und der lautet Bilbo! Er war auch ganz beiläufig der, der in dieser Situation einen kühlen Kopf bewahrt hatte und auf Zeit gespielt hat. Von euch Zwergen ist das keinem eingefallen, wohlgemerkt", merkte Gandalf an und Thorin löste verärgert seine Arme aus der Verschränkung. Er bemerkte, dass Gandalfs Blick an ihm vorbeiging und er drehte sich um. Als er mich erblickte, wurden seine harten Gesichtszüge etwas weicher. Ich sah ihn mit einem lauen Gefühl an, da sprach wieder Gandalf und Thorin senkte seinen Blick.
,,Beurteilt Bilbo nicht nach seiner Wortwahl oder seiner Unhöflichkeit-" Ah, da kommt es ja. Hatte es schon vermisst.
,,...wenn es hart auf hart kommt, wird er immer versuchen, euch allen das Leben zu retten." Ich sah überrascht zu Gandalf und er lächelte mich aufrichtig an. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte und das musste ich auch nicht, denn Thorin schritt mitten durch unseren Blickkontakt.
,,Schön und gut, doch woher stammen diese Trolle?", warf er aufgelöst ein. Gandalf sah von mir zu Thorin und dann zu den versteinerten Trollen.
,,Ich nehme an, sie müssten von den Ettenöden gekommen sein", überlegte er und blickte nachdenklich über die Landschaft.
,,Wirklich? Seit wann wagen sich Bergtrolle so weit in den Süden?", fragte Thorin argwöhnisch und folgte Gandalfs Blicken.
,,Deine Sorge ist berechtigt, das haben sie lange nicht mehr getan. Eine dunklere Macht herrschte damals über dieses Land... Sie sind nicht ohne Grund in unser Land vorgedrungen." Gandalf sah auf Thorin hinab und der sah den Zauberer aufgeweckt an. Da blickte er über seine Schulter hinweg und ich sah resigniert zu ihm.
,,Es ist für sie überaus riskant im Süden zu agieren. Bei Tageslicht dürfen sie sich um keinen Preis draußen aufhalten. Das heißt...", murmelte Gandalf und kniff die grauen Augen zusammen. Thorin drehte sich herum und blickte aufmerksam über die Steintrolle hinweg, mich beachtete er gar nicht.
,,Das heißt, in der Nähe muss eine Höhle sein", sagte er andächtig und befahl den Zwergen, nach dem Eingang zu suchen.
Als ich langsam noch einmal das eben Geschehene realisierte, kroch auch wieder die Müdigkeit in meinen Körper. Bis jetzt hatte ich noch keine Gelegenheit dazu, ein Auge zu schließen und fühlte mich ausgelaugt und erschöpft. Ich wollte mich hinsetzen, da ich befürchtete, dass meine wackeligen Beine gleich zusammenbrachen. Langsam ließ ich mich nieder, wurde aber von einer starken großen Hand an meinem Arm aufgehalten. Ich atmete erschrocken ein.
,,Beutlin, du kannst dich ausruhen, wenn wir die Trollhöhle gefunden haben", befahl eine dunkle Stimme ganz in der Nähe meines Ohrs. Meine Nackenhärchen stellten sich auf und ich hielt die Luft an. Das Gesicht entfernte sich von meinem und Thorin blickte auf mich herab. Seine Augen glühten.
,,I-ich wollte mich gar nicht setzen", flüsterte ich und versuchte, mich wieder aufzurappeln. Der Griff um meinen Arm verstärkte sich und ich wurde leichtfertig wieder auf die Beine gezogen.
,,Danke", murmelte ich hastig.
Thorin musterte meine Gesichtszüge und löste seine Hand von meinem Arm. Ich biss mir nervös auf die Lippe und ließ es schnell bleiben, als ich bemerkte, dass man das auch ganz anders auffassen konnte.
,,I-ich...", stammelte ich und spürte meine Wangen hitzig anlaufen. Ich konnte nicht die Augen von ihm lassen, sein Gesicht war zu faszinierend. Das dunkle Blau seiner Augen leuchtete mich an, während mir das Herz gegen den Brustkorb bollerte. Gut, ich höre ja schon auf.
,,Ja?", fragte er in gesenktem Ton, sodass seine Stimme noch tiefer als sonst klang. Unter seinem innigen Blick ging ich ein und wollte einfach nur weg von dieser ... Beherrschung, die er überall mit sich brachte. Ich dachte an einen Fluchtplan, doch keiner von ihnen wirkte vielversprechend. Meine Wangen wurden unerträglich heiß und lange konnte ich der immer stärker werdenden Nervosität nicht mehr Einhalt gebieten. Da ertönte plötzlich ein donnernder Ruf.
,,Thorin! Hier ist sie! Komm!"
Thorin drehte sich kurz um, sah mich dann wieder mit einem ernsten Blick an und ging in die Richtung, aus der Dwalins Ruf gekommen war. Ich sah ihm lange hinterher, betrachtete den blauen Pelzmantel wie er im Wind wehte und folgte Thorin nach einigem Zögern. Gleich kann ich schlafen, gleich kann ich schlafen, gleich kann ich endlich schlafen, sprach ich mir zu. Die Zwerge und Gandalf standen vor dem Eingang einer unheimlichen Höhle, die niemals mit meiner kuscheligen Hobbithöhle verglichen werden konnte. Seufz. Wie gern ich jetzt dort wäre. In Beutelsend. Wobei die Gesellschaft hier gar nicht allzu schlecht ist. Als wir nacheinander hineingingen, krächzten die Zwerge beim Geruch auf und ich atmete gedämpft durch meine Armbeuge.
,,Uah, was ein Gestank!", stieß Nori aus und schüttelte sich. Fliegen summten uns entgegen und flogen mir ins Gesicht.
,,Es ist der Hort der Trolle. Passt auf, was ihr anfasst, wer weiß, wer oder was hier unten sein Schicksal erlitten hat", warf Gandalf zurück und nahm seinen Stab vom Boden. Die Luft mischte sich aus verwesendem Fleisch, dreckiger Luft und schmutzigen Stofffetzen zusammen. Die Stoffe lagen auf dem Boden verteilt und ich folgte ihnen mit meinen Augen. Mir blickte ein ganzes Skelett entgegen und ich schreckte zurück.
,,Oh, Hilfe...", murmelte ich und genau in dem Moment fiel dem armen Mensch, Halbling, was auch immer es einmal war, der Armknochen ab. Ich gab ein Japsen von mir und drehte mich schnell von dem abscheulichen Anblick weg.
Meine Augen erblickten zwischen all dem Geröll glänzende Goldmünzen und schimmernde Edelsteine. Sie blitzten den Fackeln entgegen, die Gandalf und Thorin über den Boden hielten. Natürlich waren den Zwergen diese Kostbarkeiten ebenfalls nicht entgangen.
,,He, schaut mal. Wie sie glänzen. Wäre doch schade, das alles hier so rumliegen zu lassen, findet ihr nicht?", meinte Bofur und fuhr mit seinem Stiefel über die Goldmünzen am Boden.
,,Dann könnte es ja so gut wie jeder mitnehmen...", fügte er hinzu und fing an, sie aufzusammeln.
,,Das stimmt. ... Nori", sagte Gloin, sah über seine Schulter hinweg und hüstelte, ,,hol eine Schaufel." Und so vergruben Bofur, Gloin und Dori einiges davon am Eingang. Dwalin beobachtete sie dabei und konnte nur stumm den Kopf schütteln. Ich sah, wie Thorin angetan auf etwas Metalliges zuging, das hinter einem Stein hervorstach. Er stellte vorsichtig die Fackel in einen Felsspalt und nahm das Metallstück hervor. Es handelte sich um ein gebogenes Langschwert mit einem hübschen, verschnörkelten Griff aus Eisen. Thorin blickte auf die verstaubte Schwertscheide und den Griff hinab, in dem unbekannte Schriftzeichen eingemeißelt waren. Dann nahm er gebannt ein weiteres hervor und ließ fasziniert seine dunklen Augen darüber huschen.
,,Diese Schwerter hat in keiner Welt ein Troll anfertigen können. Diese Klingen sind zu fein...", wisperte er und begutachtete das scharfe Silber genau. Gandalf ging auf ihn zu und er drückte ihm das längere Schwert in die Hand. Gandalf nahm es entgegen und zog die glänzende Klinge hervor.
,,Du hast Recht. Ebenso wenig ein Schmied der Menschen. Dieses Silber ist ohne Zweifel von einem mächtigen Zauber umgeben. Geschmiedet im heißesten Feuer, geschlagen auf glattestem Stein. Sie wurden in Gondolin gefertigt." Thorin, der das Schwert noch eben mit leuchtenden Augen angesehen hatte, nahm unerfreut die Hand davon.
,,Geschaffen von den Hochelben des Ersten Zeitalters." Er blickte finster zu Gandalf und wollte das Schwert angewidert wieder zurückstellen, da hielt ihn der Zauberer bedacht davon ab:
,,Thorin, eine vortrefflichere Klinge kannst du dir nicht wünschen! Zwar mögen sie nicht mit deinen Äxten mithalten können, doch als Schwert sind sie nicht zu überbieten!" Thorin sah zu ihm auf und nahm dann das Schwert in beide seiner Hände. In einem Ruck zog er die Klinge aus der Schwertscheide. Das schimmernde Eisen glitzerte in seinen Augen wider und sein verhärteter Gesichtszug nahm ab. Ich beobachtete ihn dabei, wie er seine Finger über die Klinge streichen ließ und schluckte. Wenn mir das jemand an den Hals legen würde, wäre ich schon an einem Herzinfarkt gestorben, bevor dieser mich bewusst damit verletzen konnte. Allein der Anblick genügt mir und die Vorstellung dazu wirkt schmerzhaft. Autsch. Das Schwert leuchtete mich scharf und blutrünstig an. Ich hielt die drückende Luft und den beißenden Gestank nicht mehr aus und verließ schleunigst die düstere Höhle. Draußen atmete ich tief durch und setzte mich ausgelaugt einige Schritte neben des Eingangs hin. Der Himmel war noch immer dunkel, nur die wenigen Strahlen der Sonne erhellten ihn ein Stück. Ich lehnte mich an einen moosbewachsenen Felsen und schloss die Augen. Einen kurzen Moment später kamen die Zwerge und Gandalf wieder aus der Höhle und trugen die schimmernden Schwerter auf ihren Rücken. Gandalf kam auf mich zu und setzte sich schwerfällig neben mich. Solange ich ihm nicht noch später aufhelfen muss..., dachte ich und musste beinahe auflachen. Doch das wäre unangebracht gewesen. Er sah mich mit einem anmutigen Lächeln an und holte etwas Kleines hinter seinem Rücken hervor.
,,Ich hab etwas für dich, Bilbo. Hier. Es passt zu deiner Größe." Ich starrte ihn unverständlich an, da sah ich auf die schwungvoll verzierte Schwertscheide in seinen Händen herab. Er legte es mir in die Hände und ich sah unsicher darauf.
,,Das... das geht nicht... Das kann ich nicht annehmen", sagte ich und fühlte mich schlecht, denn die Gefahren hier draußen schienen wohl schlimmer zu sein, als ich gedacht hatte.
,,Du kannst, Bilbo, denn es wird dich schützen. Die Klinge ist von Elben und unter ihrem Einfluss von Zauberei geschmiedet, was bedeutet, dass sie blau aufleuchtet, sobald sich Orks oder Bilwisse in der Nähe befinden. Sie wird dir den Weg weisen, wenn du dich in Gefahr wiegen solltest", erklärte Gandalf mit sanfter Stimme und lächelte mir aufmunternd zu. Ich zögerte und blickte um mich, in der Hoffnung, dass niemand meine nächsten Worte hören konnte.
,,Du weißt doch, ich ... ich habe noch nie ein Schwert geführt, in meinem ganzen Leben", flüsterte ich und schluckte unbehagen.
,,Ich weiß, mein lieber Bilbo. Und ich hoffe, du musst es auch nie", sprach Gandalf und mein Ausdruck wurde noch zerstreuter. Er legte mir seine Hand auf die Schulter und drückte sie ermutigend.
,,Falls es doch einmal soweit kommen sollte, verliere nicht den Mut. Sei der tapfere Bilbo Beutlin, wie ich ihn kenne und denke an eines: Wahrer Mut bedeutet nicht, ein Leben nehmen zu können, sondern eines zu bewahren." Er sah mich eingehend aus seinen graublauen Augen an und ich nickte verstehend. Ich umfasste den Griff und zog das Schwert andächtig aus der Schwertscheide. Die Klinge glänzte mich silbern und tödlich an und ich schluckte unsicher. Ob ich das jemals benutzen muss?
Mit einem trockenen Hals schob ich das Schwert wieder in seinen Halter und befestigte ihn an meinem Gürtel. Der Zauberer und ich saßen schweigend und in unsere eigenen Gedanken vertieft nebeneinander. Ich wollte schon die Augen schließen, da durchbrach Thorins herrische Stimme die Stille:
,,Wir werden hier unser Lager für die nächsten Stunden aufschlagen und uns von der ereignisreichen Nacht erholen. Seid vorsichtig und zieht keine Aufmerksamkeit auf euch. Ich übernehme die erste Wache, dann Dwalin. Ruht euch aus, damit wir unsere Reise bald fortsetzen können." Die Zwerge nickten und ließen sich auf dem Boden nieder. Dwalin schien die Einteilung der Wachen nicht zu gefallen, denn er ging auf Thorin zu. Mir fiel auf, dass dessen Gesicht ganz blass wirkte, doch er wollte sich keine Ruhe gönnen. Dwalin setzte ein besorgtes Gesicht auf.
,,Thorin, ich kann auch die ganze Wache übernehmen, du solltest dir Schlaf einholen", fand er und verschränkte die Arme. Thorin schüttelte entschlossen den Kopf und wandte sich ab, dabei waren seine Schritte schwerer als sonst. Er wirkt angeschlagen. Ich finde, der Zwergenkönig sollte sich ausruhen, er hat jedes Recht dazu. Wenn nicht sogar das einzige Recht nach dieser Nacht. Auch biete ich ihm gerne den Platz neben mir an. Bei dem letzten Gedanken runzelte ich die Stirn und beobachtete weiter den König. Mir wurde mein offensichtliches Starren erst bewusst, als mich die Zwerge fragend ansahen, einschließlich Thorin, der ein ernstes Gesicht aufgesetzt hat. Was für eine Augenweide... Trotz seiner ablehnenden Haltung mir gegenüber. Ich schloss schnell den Mund, von dem ich nicht wusste, dass er geöffnet war.
,,E-ehm, kann ich jetzt auch schlafen?", fragte ich hektisch und spürte schon wieder, wie mir die pochende Hitze in die Wangen stieg. Endlich nahm ich den Blick von Thorin und sah zu Boden. Irgendwo kicherten Fili und Kili und ich wurde sauer. Am liebsten hätte ich sie mit meiner Faust zum Schweigen gebracht.
,,Ja", sagte Dwalin trocken. Ich nickte nervös und drehte mich von ihnen weg, in der Hoffnung, sie würden ihre Blicke von mir nehmen. Ich legte mich auf den harten Erdboden und rollte mich auf die Seite. Doch konnte ich kein Auge zutun, denn dafür war mir viel zu unwohl. Nach einiger Zeit erhob sich Gandalf ächzend und flüsterte:
,,Ruh dich gut aus, Bilbo." Er ging zu den anderen Zwergen, die sich abseits von mir niedergelassen haben. Jetzt fühlte ich mich wirklich allein, obwohl ich doch sonst immer so viel Wert auf meine Einsamkeit gelegt hatte. Fili und Kili kamen in meine Richtung und setzten sich zu mir. Ich war froh darüber und schloss nun weniger unruhig die Augen. Leise und unverständlich tuschelten sie und meine Ohren vernahmen unbekannte Worte. Sie sprachen Zwergisch und ich lauschte ihnen. Mit der Zeit kroch mir wieder die Müdigkeit in Arme und Beine und ich atmete entspannt aus. Während ich in meine Traumwelt hinabstieg, folgte mir eine Stimme, bei der sich mir die Ohren spitzten. Ich erschauderte. Es war wohl unbestreitbar, wem diese Stimme gehörte.
Doch warum klang sie so nah?

King Under The Moantain | bagginshieldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt