-28- Zwergenprobleme

609 42 3
                                    

Schweigend wanderte ich durch den großen Raum, denn anders als die Zwerge konnte ich noch nicht schlafen und half auch nicht dabei, die am großen Zimmer anliegende Scheune herzurichten. Viel lieber hatte ich vor, das Haus unseres Gastgebers auszukundschaften. Und über einen gewissen Zwerg nachzudenken, dachte ich und versuchte diesen schnellen Gedanken mit Belegen zu leugnen. Meine Augen fuhren über den erkalteten Kamin am Ende des Raumes, über die zwei Fenster neben der riesigen Holztür, über die bunten Blumen auf den Fensterbänken, die Tische, Stühle, das unpolierte Besteck aus Silber, doch nichts konnte mir Näheres über den Bärenmenschen verraten. Als ich gerade beschlossen hatte, zu den Zwergen zurückzukehren und mit Kili oder Fili das Gespräch zu suchen, legte sich plötzlich eine knorrige Hand auf meine Schulter und ich sah auf. Es war Gandalf. Was könnte er von mir wollen?
,,Bilbo, ich sehe, du scheinst mehr über unseren Gastgeber in Erfahrung bringen zu wollen. Bist du schon fündig geworden?", fragte er mit einem Lächeln im Gesicht. Ich schüttelte den Kopf und blickte mich weiter um. Eigentlich wäre ich lieber alleine, so leid es mir auch tut, Gandalf, dachte ich.
,,Nun, ich denke, da wirst du sehr gründlich sein müssen. Beorninger sind äußerst vorsichtig und lassen sich nicht allzu schnell erkennen", erwiderte er und ich runzelte die Stirn. Mein Blick schweifte zu dem Zauberer.
,,Beorninger?", fragte ich nach und Gandalf sah mir aufgeschlossen in die Augen.
,,Ja, Menschen, die sich in die Gestalt eines Bären verwandeln können", erklärte er und nickte ganz von sich überzeugt. Doch ich fragte mich nur, wie er immer an diese außergewöhnlichen Freunde von ihm kam.
,,Gandalf, woher genau kennst du ihn überhaupt?", fragte ich daher. Gandalf lächelte freundlich, winkte aber entschlossen ab.
,,Nun, das wäre eine lange Geschichte, die zu einer anderen Zeit erzählt werden kann. Ruh dich aus, Bilbo, es war ein langer und nervenaufreibender Tag", antwortete er stattdessen. Ich versteckte mein Grinsen nicht, denn ich wusste, er sprach von den Geschehnissen am Fluss diesen Morgen. Ihn aufbrausend und mit feuerrotem Gesicht zu sehen, war eines der schönsten Geschehnisse dieses Tages. Ich sollte aber wirklich wieder zurückgehen und... eventuell das eine oder andere klären, fand ich. Gandalf lächelte mich fröhlich an und nahm plötzlich die Pfeife unter seinem Gürtel hervor.
,,Was hältst du davon, Bilbo?", fragte er und ich sah wie gebannt auf die Pfeife. Gut, so konnte man mich auch überreden. Und etwas Pfeifenkraut schadet später bestimmt nicht. Verdammt, ich klinge ganz schön verzweifelt. Wirklich fies von dir, Gandalf, mich hiermit zu locken. Ich nickte und starrte freudig auf die Pfeife, forderte dann aber schnell:
,,Unter der Bedingung, dass mir der erste Zug genehmigt wird." Gandalf lachte verstehend, hielt seinen Zeigefinger an die Pfeife und entzündete eine kleine Flamme.
,,Zum Wohle", sagte er und hielt sie mir entgegen. Ich nahm die Pfeife an und nahm einen tiefen Zug. Das Kraut benebelte meine Sinne und ich schloss für einen Moment genüsslich die Augen. Lange ist es her..
,,Mmh... Sollten wir nicht besser nach draußen gehen?", murmelte ich mit dröhnendem Kopf und öffnete ein Auge. Gandalf sog scharf die Luft ein, als hätte er völlig vergessen, dass wir im Haus unseres Gastgebers ohne seine Zustimmung Pfeifenkraut rauchten. Dabei warnte er uns noch davor, Beorn sei nicht gut mit uns als Besuchern Kirschen essen. Hmm Kirschen... so rot und saftigsüß. Da fällt mir ein, was meinte Ori vorhin beim Beerensammeln? Kam mir äußerst fragwürdig vor. Ob ich ihn darauf ansprechen sollte?, überlegte ich und nahm einen weiteren Zug von der Pfeife.
,,Du hast recht, ich denke nicht, dass Beorn das in seinen vier Wänden gutheißen würde", stimmte Gandalf mir mit einer leichten Verlegenheit in seinen Gesichtszügen zu. Wir gingen hinaus in den Hof des Hautwandlers und dort befanden sich bunte Pflanzen, Obstbäume und eine Bank vor dem Haus. Als wir an einer Eiche vorbeigingen, stibitzte ich mir eine der heruntergefallenen Eicheln und ließ sie in meine Jackentasche fallen. Was ich damit vorhatte, wird sich noch an anderer Stelle zeigen.
Wir setzten uns auf die Holzbank, ich sog an der Pfeife und ließ meinen Blick über die Blumen schweifen. Ich sah in den fast kohleschwarzen Himmel und entdeckte dutzende glitzernde Sterne. Ich übergab Gandalf die Pfeife, da entdeckte ich ein Augenpaar hinter mir am Fenster. Zuerst dachte ich an zwei bestimmte royalblaue Augen, doch dann bemerkte ich eine rasche Handbewegung, die mich zu sich rief. Es konnte nur Kili sein, niemand anderes würde dies machen. Ich hüstelte den Rauch aus meinen Lungen und fühlte mich etwas ertappt. Jetzt hat mich doch tatsächlich Kili beim Rauchen erwischt. Naja, schieben wir die Schuld auf Gandalf. Überhaupt, wieso sitze ich denn noch bei ihm? Ich hatte doch ganz andere Dinge vor, bemerkte ich.
,,Nun, ich danke dir herzlichst für die Pfeife", meinte ich zu Gandalf und meine Stimme klang rauer als sonst, ,,doch so langsam überwiegt doch die Müdigkeit in mir. Bis morgen." Er merkte meine Berauschtheit und schüttelte als Antwort darauf nur amüsiert den Kopf. Ich grinste vor mich hin, erhob mich beschwingt von der Bank und stolzierte in Richtung Tür. Was hat er mich denn für eine Mischung rauchen lassen? Ich hoffe ich bereue einige meiner Aktionen später nicht, schoss mir durch den Kopf und ich trat durch die Tür.
,,Kili? Kili, wo steckst du?", rief ich in den Raum, doch erhielt nur Schweigen als Antwort. Ich sah mich um und starrte zum Fenster, bei dem ich von außen Kilis Silhouette gesehen hatte, doch dort war niemand. Spielen wir nun verstecken oder was? Schnarch.
,,Komm raus, ich will nicht nach dir suchen", rief ich etwas lauter. Schwungvoll drehte ich mich einmal im Kreis, um sicherzustellen, dass sich hinter mir kein nervenzermürbender Zwerg namens Kili versteckte. Bestimmt lacht er sich gerade ins Fäustchen, weil ich ihn nicht finde. Das bereut er noch, dachte ich.
,,Kili! Wenn du jetzt nicht auftauchst, ich sag dir, ich werde dir deine langen Haare ganz kurz schneiden. Ich meine es ernst, ich bin schon auf der Suche nach einer Schere!", erwiderte ich noch lauter und spazierte in Beorns riesige Küche. Ich zog Schubläden auf und knallte sie noch lauter zu. Nach einer Ewigkeit wurde ich fündig und nahm eine verrostete alte Schere hervor. Ich will nicht wissen, für was unser Gastgeber die braucht. Doch für's Erste sollte dies genügen, die Feinarbeit kann noch nachträglich vorgenommen werden. Jetzt muss ich nur noch den Betroffenen finden. Wo könnte er sein?, überlegte ich. Mit der Schere bewaffnet und einem fiesen Grinsen auf den Lippen öffnete ich elanvoll die nächste Tür neben der Küche und traf zu meiner benebelten Enttäuschung auf Fili. Er war ganz alleine und saß auf einem Stuhl mit dem Blick auf die kahle Wand gerichtet. Ich merkte auch ohne meine übergenauen Sinne durch das Pfeifenkraut, dass etwas nicht stimmte. Ich schloss die Tür hinter mir und legte die Schere auf einen riesigen Tisch in dem Raum ab. In meinem Körper schwand das berauschende Gefühl und ich setzte mich auf den Stuhl neben Fili. Wir saßen schweigend nebeneinander, während ich überlegte, was Fili passiert sein könnte, dass er sich so weit von den anderen entfernt hatte. Nach einiger Zeit hob ich meinen Kopf und sah ihn an. Er bemerkte meinen Blick, denn er schüttelte leicht den Kopf.
,,Bilbo, ich... wollte nur mal kurz alleine sein", sprach er leise und sah weiterhin geradeaus auf die Wand. Ich stand vom Stuhl auf, um wieder aus dem Zimmer zu gehen und Fili seine Ruhe zu lassen.
,,Nein, nein, bleib ruhig", sagte er schnell und ich stoppte. Ich drehte mich um und sah ihn an, er blickte mir ebenfalls in die Augen. Mit einem kleinen Schritt in seine Richtung fragte ich vorsichtig:
,,Willst du mir sagen, was dich bedrückt?" Fili zuckte mit den Schultern und sein Blick senkte sich auf den Boden.
,,Es geht um Kili...", flüsterte er. Wie durch ein Hieb des Schicksals wurde die Tür aufgerissen und Kili platzte herein. Ich hatte erwartet, dass sein Gesicht eine wütende Miene zierte, doch er wirkte furchtbar besorgt.
,,Da bist du ja! Lauf doch nicht weg, ich will dir nichts Böses! Und überhaupt... geh mir nicht die ganze Zeit aus dem Weg!", fand er mit lauter Stimme und schloss dafür leise die Tür. Er ging auf seinen Bruder zu, stellte sich provokant genau vor ihn und stützte die Hände in die Hüften.
,,Jetzt sag mir, wieso meidest du mich?" Seine Augen schweiften kurz durch den Raum und er entdeckte nun auch mich. Mit einem verärgerten Gesichtsausdruck zog er die Augenbrauen zusammen.
,,Wenn du es Bilbo erzählen kannst, kannst du es auch deinem Bruder sagen!", rief er dann und ich fühlte mich beleidigt, zeigte es aber nicht. Vielleicht sollte ich sie lieber alleine lassen, überlegte ich, doch Filis Blick auf mir wies mich an, hier zu bleiben.
,,Fili! Sag doch was! Ist es, wegen... nun ja, du weißt schon... Ich wollte doch keine Ausschmückungen hören, es hat mich nur überrascht. Ich hätte nicht erwartet, dass du das... ehm... wirklich machst...", murmelte Kili unbeholfen, während ich verwirrt dreinschaute. Moment. Worum geht es jetzt hier genau?
,,So etwas erzählt man doch einem Bruder oder nicht? ... Aber... sag mir wenigstens, wer es war", fand Kili und sah auffordernd zu seinem Bruder. Fili zuckte erneut unentschlossen mit den Schultern und schwieg. Wer es war? Ich verstand nicht.
,,War es Dìra? Oder Iries?...", fragte Kili und fuhr sich nachdenklich mit den Fingern über seine Bartstoppeln. Fili schüttelte stark den Kopf, sagte jedoch weiterhin nichts.
,,Doch nicht etwa-", fing Kili wieder an, doch wurde von Fili unterbrochen, der energisch aufsprang und den Stuhl hinter sich laut polternd umschmiss.
,,Nein! Wie kommst du überhaupt darauf, dass es eine Zwergin war?", rief er aufgebracht. Nun verstand ich gar nichts mehr und Kili wohl auch nicht, denn er blickte Fili irritiert an.
,,Also... ist das in Bruchtal passiert?...", fragte er vorsichtig, damit er seinen Bruder nicht noch weiter erzürnte. Fili widerum lockerte seine zu Fäusten geballten Hände und hob den Stuhl auf, um sich zu setzten. Er atmete tief durch und schüttelte immer wieder den Kopf, dann sprach er mit gesenktem Blick:
,,Es... es war keine Maid." Kili starrte ihn perplex an, er schloss den vor Schock geöffneten Mund und blieb still in seiner Starre. Fili blickte von uns weg auf den Boden, doch ich war mir noch immer nicht sicher, was hier vor sich ging. Was soll das heißen, es war keine Maid? Wieso scheine ich der einzige in diesem Raum zu sein, der nicht mitbekommt, was hier geschieht?, dachte ich und wurde ein wenig sauer.
,,Oh...", murmelte Kili mit nachdenklicher Miene. Dann hob er seinen Kopf und sah Fili geradewegs in die Augen, der seinen Blick ausweichend erwiderte.
,,Heißt das, du magst nur...?", fragte er und stoppte mitten im Satz, seine Worte blieben in der Luft hängen. Kurz huschte sein Blick zu mir und auch Filis Augen wanderten über meine Erschneinung, dann sah er von mir weg.
,,Nein. Nein, ich weiß nicht, es ist eher, dass ich nicht nur eine Seite interessant finde...", meinte er und zupfte an seinem Bärtchen herum. Völlig abwegig fing Kili plötzlich breit zu grinsen an und ging auf seinen Bruder zu. Er legte seine Arme um dessen Nacken und nahm seinen Bruder in den Schwitzkasten. Fili war überrumpelt und konnte sich nicht wehren, da lachte Kili lauthals.
,,Ha! Ehrlich, Fili, ich dachte schon du willst mir beichten, du hättest mit einer Ziege oder sowas am Laufen... und dann erzählst du mir das! Also ehrlich, du stellst dich auch an! Dabei bist du der Ältere hier! Ich fasse es nicht!", rief er belustigt aus. Er lachte angeheitert weiter und auch Fili gab ein kleines Glucksen von sich. Ich starrte die beiden entgeistert und mit hochgezogener Augenbraue an. Mit einer... Ziege... etwas... am Laufen haben... am Laufen haben... Heißt das nicht... Ist das nicht... Also... Oh... Ups. Ich bin hier ganz falsch. Über so etwas reden die? Und ich war auch noch dabei... Wieso war ich dabei? Hilfe! Weg hier!
Als ich endlich begriffen hatte, wovon dieses kleine Gespräch hier handelte, hatte ich schon unbewusst meine Augen geweitet und spürte das Blut in meine Wangen laufen. Darum geht es also... ich dachte, das wäre schon längst vom Tisch. Und das beschäftigte die beiden so sehr? Deren Probleme möchte ich mal haben... Moment, lieber nicht. Mein Gesprächsthema ist das hier ganz und gar nicht, fand ich. Ich merkte, dass sie mich ansahen, Fili hatte sich erfolgreich aus der Klammerung befreit und beide warfen mir ihr herausforderndes Grinsen entgegen.
,,Schön, dass wir dir auf die Sprünge helfen konnten", sagte Kili feixend und ich rollte die Augen. Fili fügte noch unverschämter hinzu:
,,Jah, schau mal wie unangenehm ihm das ist, er wird schon wieder ganz rot im Gesicht." Jetzt reichte es mir und ich ging verärgert auf die Tür zu, stieß sie auf und knallte sie hinter mir ins Schloss. Während sich die beiden wahrscheinlich oder hoffentlich lange genug noch Weiteres zu erzählen hatten, bei dem ich ganz bestimmt nicht anwesend sein wollte, beschloss ich, zur Scheune zu gehen und den Zwergen unter die Arme zu greifen. Ha! Der war gut. Niemals helfe ich denen beim Herrichten unseres Schlafplatzes... Es sei denn, jemand Bestimmtes bittet mich höflich darum. Ein bestimmter Zwerg..., dachte ich und schüttelte abermals den Kopf. Ich ging durch das Haus bis zur Holztür im hinteren Bereich, dort vermutete ich die Scheune. Als ich Geräusche dahinter vernahm, fühlte ich mich in meiner Annahme bestätigt. Noch bevor ich mit meiner Hand nach dem Türknauf greifen konnte, hörte ich lautes Gelächter und Gekicher hinter mir. Natürlich waren es Fili und Kili, die ausgerechnet jetzt schon wieder auftauchten. Und dabei viel zu fröhlich aussehen, fiel mir auch. Fili bemerkte mich und zwinkerte schelmisch, als wäre die stille und nachdenkliche Person von vorhin gänzlich ausgetauscht worden.
,,Schau mal wen wir da haben, ist das nicht unser Lieblingshobbit, der immer vor uns wegrennt?", gluckste er und Kili nickte zustimmend. Haben die etwas von Gandalfs Pfeifenkraut geschnüffelt?, fragte ich mich, doch dann fiel mir ein, dass die beiden Witzbolde das gar nicht nötig hatten.
,,Wohin gedenkst du denn zu gehen, kleiner Bilbo?", witzelte Fili und ich zog vor Empörung die Augenbrauen zusammen. Langsam ist es genug. Der erlaubt sich ganz schön vieles. Wie oft will er denn noch erwähnen, dass ich der Kleinste von ihnen bin? Kili sah mich genau an, lehnte sich gegen die Schulter seines Bruders und ließ seine Hand nachdenklich zu seinem Kinn wandern.
,,Ich glaube, Fili, er könnte auf der Suche nach etwas sein. Oder jemanden, das scheint dem eher zu entsprechen", fachsimpelte er. Fili grinste und setzte ebenfalls einen nachdenklichen Gesichtsausdruck auf.
,,Hm, da könntest du recht haben, Kili. Ich frage mich nur, wen genau er finden möchte. Balin sicher nicht...", meinte er und ließ seinen Blick über die Holzschnitzen an den Wänden schweifen.
,,Vom Alter her wäre das aber gar nicht so abwegig", feixte er weiter und ich kochte vor Wut. Als ich auf ihre Beschuldigungen nichts erwiderte, brachen sie in heiteres Gelächter aus und Kili stellte sich wieder aufrecht.
,,Ach, Bilbo, du weißt, wir ärgern dich doch nur", sagte Kili entschuldigend. Ich biss mir auf die Zunge, bevor ich ihm noch eine Beleidigung an den Kopf werfen konnte.
,,Wir finden dich einfach zu putzig", fügte Fili hinzu und ich war noch verärgerter. Er kicherte, näherte sich mir einen Schritt und wuschelte mir spielerisch mit seinen Händen durch die Locken. Ich wich zurück, knallte dabei gegen die Holztür und stieß sie ungewollt auf. Japsend fiel ich auf den Rücken, doch zu meinem Glück landete ich auf einem Berg voller Stroh. Meine Augen fuhren durch den Raum und über die vielen Augenpaare, die mich anstarrten. Nur konnte ich kein bestimmtes blaues erkennen. Als ich mich vom Schreck erholt hatte, was schon seine Zeit dauerte, rappelte ich mich wieder hoch und kam wankend zum Stehen.
,,Ups, das tut mir leid, Bilbo, so hektisch wollte ich das gar nicht machen", entschuldigte sich Fili mit einem belustigten Ton in der Stimme. Ich winkte entnervt ab und klopfte mir das Stroh von der Hose. Bevor ich ihnen noch vor Scham und Wut wirklich Beleidigungen an den Kopf werfen konnte, fragte ich müde:
,,Was habe ich denn eben genau verpasst?" Einen Moment später wusste ich, dass ich dies lieber nicht hätte fragen sollen. Die beiden warfen sich grinsende Blicke zu und Fili beantwortete vergnügt meine Frage:
,,Nun, nachdem du so rasch nach unserer kleineren Neckerei verschwunden warst, sind wir noch ein bisschen an dem Thema hängengeblieben. Ich sage dir, das war nicht für die Ohren eines kleinen Hobbits bestimmt. Vor allem nicht für unseren unerfahrenen Bilbo Beutlin." Auch wenn ich dachte, meine Wangen hätten sich bis dahin wieder abgekühlt, pochten sie stark wie frischer Sonnenbrand auf der Haut.
,,Gut, dass ich vorher gegangen bin", sagte ich versucht ungerührt und räusperte mich. Kili streckte seine Hand aus und tätschelte meine Schulter.
,,Hab dich nicht so, es war alles ganz harmlos. Fili nimmt dich nur auf den Arm. Wir haben uns noch einmal kurz ausgesprochen. Und Einiges geklärt. Jetzt sind wir aber unseren Freunden schon lange genug aus dem Weg gegangen", fand er und nahm wieder die Hand von mir. Fili trat einen Schritt auf mich zu.
,,Du wirst doch heute sicher bei uns schlafen, oder?", fragte er hoffnungsvoll. Ich befürchtete, er würde mir doch gerne die eine oder andere Sache mitteilen, die er unter vier Augen mit Kili besprochen hatte. Bitte nicht, hoffte ich und beantwortete seine Frage mit Schweigen.
,,Wir halten dir auf jeden Fall einen Platz frei", fügte Kili hinzu und ich nickte zögerlich.
,,Ich denke schon, kommt nur darauf an, was ihr mit mir besprechen wollt. Sonst bin ich ganz schnell wieder weg", erwiderte ich und Filis Mundwinkel schossen in die Höhe.
,,Wo denn?", fragte er verschmitzt und in einem herausfordernden Unterton. Am liebsten hätte ich ihm die Zunge ausgestreckt, und wusste, dass dies dem Pfeifenkraut zuzuschreiben war.
,,Woanders", wisperte ich geheimnisvoll und schenkte ihm ein Zwinkern. Die Reaktion hatte Fili wohl nicht erwartet, denn er sah mich überrascht an. Mit einem Lächeln auf den Lippen schob ich mich an den beiden verdutzten Brüdern vorbei und trat in den Raum nebenan. Glücklicherweise folgten sie mir nicht.
Und die Suche kann beginnen.

King Under The Moantain | bagginshieldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt