-45- Glitschige Überraschung

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Nach einiger Zeit, in der ich dem Gemunkel der Zwerge und meinen eigenen Gedanken gelauscht hatte, drehte ich mich zu dem Mann aus der Seestadt um. Da ich mich weit weg von den Zwergen gesetzt hatte, saß ich nahe beim Ruder, das der Mensch fest umpackte. Er bemerkte den Blick auf sich und sah in meine Richtung. Ich setzte mich unruhig ein Stück auf und sah starr auf den Mantel des Mannes, statt in sein Gesicht.
,,Was Ihr da vorhin gesehen habt...", fing ich unüberlegt an zu murmeln und stoppte dann abrupt, als ich es bemerkte. Ich hob vorsichtig meinen Blick, doch der Mann sah mich beschwichtigend an.
,,Lass gut sein, ich hab überreagiert." Erleichtert atmete ich aus und die stechende Anspannung in meiner Brust löste sich ein wenig. Der Mann lächelte mir leicht zu, als er bemerkte, dass sich mein Körper entspannt hatte und ich biss mir unruhig auf die Wange. Um die unangenehme Stille zu überbrücken, die kurz davor war, auszubrechen, fragte ich schnell:
,,Wie ... heißt Ihr eigentlich?" Er drückte das Ruder nach rechts und sein Kahn wich einem treibenden Fass aus, das der Mann nachdenklich anstarrte.
,,Bard. Und du?" Seine Augen huschten kurz zu mir, dann sah er wieder auf das Wasser.
,,Bilbo", antwortete ich und folgte seinem Blick. Das Wasser sprudelte ruhig vor sich hin und wirkte gefahrlos. Doch der Nebelschleier weit vor uns wirkte alles andere als ungefährlich. Hoffentlich fährt er nicht mitten rein... Natürlich tat er das.
,,Du bist ein Halbling, nicht?" Als die neugierige Stimme ertönte, nahm ich meinen bestürzten Blick vom Wasser und sah zu Bard.
,,Ja, ich komme aus dem Auenland." Er machte ein grübelndes ,,Hm" und sah auf die Zwerge. Ori war dabei, sein halb getrocknetes Hemd an den nassen Stellen auszuwringen und wurde schweigend von seinen Brüdern beobachtet. Fili und Kili saßen sich gegenüber und unterhielten sich flüsternd über etwas, Dwalin lauschte den beiden und schüttelte dann und wann entsetzt den Kopf. Mein Blick wollte weiterwandern und wurde von Bards Stimme aufgehalten.
,,Wie kommt, es, dass jemand wie du mit dreizehn Zwergen aus den Blauen Bergen fast bis ans Ende der Welt reist?" In seiner Frage schwang eine Amüsiertheit mit, die mich stutzig machte. Ich wusste nicht, wie ich ihm antworten sollte, ohne alles preiszugeben.
,,Äh...", stammelte ich und schaute mich nervös um. Meine Augen blieben bei Thorin hängen, der mit dem Rücken an der Bordwand lehnte und gedankenversunken auf das rauschende Wasser blickte. Der Wind wehte harmonisch durch sein geflochtenes Haar und wirbelte eine seiner walnussbraunen Strähnen auf. Er sah majestätisch und gleichzeitig so niedlich aus, dass ich am liebsten zu ihm hingegangen wäre. Und... eh... mehr weiß ich nicht...
Ich blickte an ihm herunter und sah, dass er seine Hände auf der Holzkante abstützte. Sein schwarzer Ring leuchtete im schwindenden Sonnenlicht und glänzte mir prachtvoll entgegen. Ich sah auf in Thorins meeresblaue Augen, in denen sich das glitzernde Wasser spiegelte.
Plötzlich ertönte ein leises Lachen neben mir und ich fuhr aufgeschreckt herum.
,,Hah. Verstehe", meinte Bard mit schalkhafter Stimme und warf mir einen wissenden Blick zu. Ich starrte ihn mit großen Augen an und wollte ihm widersprechen, doch kein Wort kam mir über die Lippen.
Um Bards grinsendem Gesicht zu entkommen, stand ich schnell auf und setzte mich unauffällig zu Nori. Ich sah angestrengt auf den riesigen See und versuchte die Blicke auszublenden, die auf mich geworfen wurden. Ist es so abwegig, dass ich mich zu euch setzen will oder warum werde ich manchmal noch immer wie ein Fremder angestarrt?, ging mir beleidigt durch den Kopf.
Ohne Vorwarnung schrie Bofur ,,Pass auf!" und ich erschreckte mich so heftig, dass ich nach hinten über die Bordwand kippte und Nori mich gerade noch so am Kragen packen konnte.
Er zog mich wieder hoch und ich setzte mich zitternd auf den Boden. Der Kahnführer wich mühelos den scharfkantigen Felsen aus, die sich vor uns auftürmten.
,,Was habt Ihr vor? Wollt Ihr uns ertränken?!", hörte ich Thorins zornige Stimme und ich umfasste meine Schultern, um das Zittern zu dämmen. Nori klopfte mir beruhigend auf den Rücken.
,,Ich bin an diesen Wassern geboren und hier aufgewachsen, Meister Zwerg. Wenn ich euch ertränken wollte, würde ich es nicht hier tun." Seine kecke Tonlage und die unbekümmerte Art, die er an den Tag legte, schien Dwalin mächtig auf die Nerven zu gehen. Er grummelte laut und sah grimmig durch die Gegend. Ich setzte mich wieder vorsichtig auf die Bootskante, meine Hände hielt ich mir wärmend am Körper. Der eisige Wind machte das Zittern nicht besser.
,,Oah, ich hab genug von diesem vorlauten Seestadt-Mann. Ich sag euch, wie werfen ihn über Bord und sind dann sein freches Mundwerk los." Ich konnte mir das genervte Seufzen nicht verkneifen und bemerkte Dwalins bissigen Blick, den er mir zuwarf. Ich erwiderte ihn.
,,Bard. Sein Name ist Bard", warf ich ihm gereizt entgegen und seine Augen verdunkelten sich.
,,Und woher weißt du das jetzt schon wieder?" Er ging einen großen Schritt auf mich zu.
,,Uh... ich habe ihn gefragt?", gab ich patzig zurück. Dwalin schnaubte und wollte grantig etwas darauf erwidern, doch er wurde von der Hand auf seiner Schulter aufgehalten.
,,Lass gut sein", warnte Thorin mit einem bedrohlichen Unterton und Dwalin stoppte verärgert in seinem Gehen.
,,Pf. Dein Halbling ist genauso verzogen", brummte er und drehte sich von mir weg. Ich sah ihm stirnrunzelnd hinterher und fing dann Thorins Blick auf. Er sah mir achtsam in die Augen und blickte dann zu Boden, als Dwalin sich aufgebracht neben ihn stellte.
,,Ist mir eh schnuppe, wie der Seemensch heißt. Ich kann ihn nicht leiden." Das Klimpern von Münzen ertönte und ich sah zu Balin, der damit beschäftigt war, die sechzig Silbergroschen aufzutreiben. Auf einer kleinen Holzkiste stapelte er die Münzen, die Ori aus den Geldbeuteln der anderen Zwerge herauskullern ließ. Er legte eine Silbermünze auf einen Stapel mit vier anderen.
,,Wir müssen ihn nicht leiden können. Wir müssen ihn nur bezahlen. Na los, Jungs. Krempelt eure Taschen um", sagte er und stieß Bifur neben sich an, der herausfordernd zurückblickte und dann auf Zwergisch murmelnd seinen Beutel überreichte. Ich knöpfte meine Jackentasche auf, doch statt auf Münzen, stieß ich nur auf Staub und dem goldenen Ring. Der wäre zwar bestimmt die sechzig Silbergroschen wert gewesen, doch einfach so hergeben wollte ich ihn nicht. Was soll auch Bard damit? Mein Geldbeutel mit den paar Groschen, den ich am ersten Tag unserer Reise in meinen Wanderrucksack geschmissen hatte, war natürlich für immer in der Orkstadt verloren. Ich sah, wie Oin widerwillig seine Münzen weitergab und sein Bruder stur die Arme vor der Brust verschränkte.
,,Woher wissen wir, dass er uns nicht hintergeht?", flüsterte Dwalin skeptisch in Thorins Richtung, welcher einen Blick auf Bard warf.
,,Gar nicht." Balin zählte die Stapel an Münzen durch und seufzte dann.
,,Was ist?", fragte ich befürchtend und er sah niedergeschlagen zu mir.
,,Es gibt ... eh, eine kleine Schwierigkeit", meinte er und sah zu Thorin auf, ,,uns fehlen zehn Groschen." Die anderen Zwerge sahen überfragt zu ihrem Anführer, der seinen Blick bewusst von den Münzen zu Gloin wandern ließ und amüsiert die Arme vor der Brust verschränkte.
,,Gloin", sagte er appellierend und Gloin wich seinem Blick konsequent aus.
,,Komm. Gib uns, was du hast." Auch die anderen Zwerge sahen auffordernd zu Gloin und der starrte unnachgiebig zurück.
,,Seht mich nicht so an!" Balin nickte ihm drängend zu. Gloin ignorierte seine Aufforderung und sah auf seine Schuhe hinab, dabei hob er seinen Standpunkt verteidigend den Zeigefinger.
,,Diese Reise hat mich vollkommen ausbluten lassen! Und was hab ich für meine Aufwendung bekommen? Nichts als Kummer ... und Elend ... und ...", er stoppte in seiner Verteidigung und sah zu den Zwergen auf, die sich alle erhoben haben und auf einen entfernten Punkt am Horizont starrten. Auch ich bemerkte es und sogar Kili ächzte sich auf die Beine und folgte gespannt ihren Blicken. Der kalte Nebelschleier vor uns teilte sich in der Mitte und dahinter thronte die Silhouette des Einsamen Berges auf, der von der Sonne angestrahlt wurde. Er war uns so nahe und sah so atemberaubend und gewaltig aus, dass mir unwissend der Mund aufklappte. Ich konnte nicht glauben, dass unser Ziel schon so greifbar war und ich, ein Halbling, bald davor war, in die größten Hallen der Zwerge zu spazieren. Kili neben mir kicherte, als er meinen Blick bemerkte und beugte sich flüsternd zu Fili:
,,Guck mal, unser Onkel bekommt Konkurrenz..." Fili folgte Kilis Augen und lachte lautstark. Ich schloss schnell meinen Mund und sah verärgert zu den beiden.
,,Würdet ihr das lassen?", zischte ich und sah mich um, in der Hoffnung, dass kein anderer es mitgehört hatte. Die beiden Brüder glucksten vor sich hin und klatschten sich auch noch gegenseitig ab. Ernsthaft?!
,,Bei meinem Barte..." Gloin hinter mir sah fasziniert und mit geweiteten Augen auf das Spektakel, das sich vor uns bot. Er fummelte unter seinem Gürtel seinen Geldbeutel hervor und drückte ihn Balin in die Hand.
,,Nehmt es. Nehmt alles." Balin lächelte ihm dankend zu und ließ die fehlenden zehn Groschen in die Hand fallen. Er warf Gloin den Geldbeutel wieder zurück und schob die Münzstapel in einen leeren Beutel. Ich sah, dass Bard auf uns zustapfte und ich räusperte mich, um die Zwerge darauf aufmerksam zu machen. Sie drehten sich sehr unauffällig zu mir um und Balin verschnürte sorgfältig den Beutel.
,,Das Geld, schnell. Her damit", forderte Bard und streckte seine Hand aus. Balin umfasste den prallgefüllten Geldbeutel mit beiden Händen und sah verwirrt zu Thorin. Dieser blickte ein wenig verwundert zu Bard.
,,Wir werden Euch erst bezahlen, wenn wir unsere Vorräte haben. Nicht vorher", sagte er deutlich. Bard streckte noch immer seine Hand aus und sah hektisch zu ihm.
,,Wenn Euch Eure Freiheit lieb ist, tut Ihr besser, was ich sage", sprach er aufgewühlt und zeigte mit seinem Finger auf den Horizont, ,,dort vorne stehen Wachen." Die Zwerge traten näher an den Bug des Kahns und folgten mit ihren Augen der Richtung, in die Bards Finger zeigte. Vor uns tauchten Holzstege und kleine, schwach leuchtende Lichter auf. Ich entdeckte andere einmastige Boote und Schiffchen, die reihum aneinandergebunden waren.
,,Nun gut", akzeptierte Thorin Bards Forderung und nickte Balin zu, der dem Kahnführer den Geldbeutel überließ. Bard steckte das Geld ein, ohne es gezählt zu haben und holte das Segel des Schiffes ein.
,,Versteckt euch jetzt in den Fässern", befahl er und ging zurück an das Ruder. Wir starrten ihm irritiert hinterher und keiner von uns ging seinem Befehl nach.
,,Nun macht schon, ich habe einen Plan!", sagte er ausdrücklich. Als die Zwerge ihn weiterhin perplex anstarrten, seufzte ich mildtätig und machte mich daran, mich in eines der Fässer zu zwängen. Irgendwer muss sich ja aufopfern. Statt weiter Bard anzuschauen, starrten sie zu mir und jeder hatte diesen Blick in seinen Augen, der mich als komplett lebensmüde einstufte.
,,Los doch!", murrte ich laut und plötzlich setzten sich alle Zwerge in Bewegung. Ich grinste in mich hinein und schaffte es sogar ganz ohne fremde Hilfe, in das Fass zu kommen. Bilbo, du bist wahrlich ein Meister. Ich sah aus dem Augenwinkel, dass sich Ori und Dori in nur eines der Fässer zwängten und dafür hatten sie meinen vollsten Respekt.
,,Gut, jetzt bleibt still und haltet den Kopf unten", befahl Bard, als sich jeder Zwerg in einem Fass versteckt hatte. Ich hörte Dwalins bedrohliches Knurren neben mir und biss mir auf die Lippe, um nicht zu lachen. Ich war nicht der einzige, der es gehört hatte, denn vor mir ertönte ein gedämpftes Kichern, das definitiv Fili zuzuschreiben war. Der Kahn schipperte auf die Stege zu, wie ich durch ein Loch in meinem Fass beobachten konnte, und Bard sprang herunter.
,,Pscht!", zischte Bofur und Filis Kichern erstickte.
,,Kann jemand sehen, was er tut?, fragte Dwalin neben mir. Ich kniff ein Auge zu, um leichter durch das Loch lugen zu können und beobachtete den Kahnführer.
,,Ja, er... er spricht mit jemandem", wisperte ich und starrte den anderen Mann an, auf den Bard zugegangen war. Er trug einen dreckigen Kapuzenmantel und sah auf die Fässer. Da hob Bard plötzlich seine Hand und zeigte geradewegs auf mich und ich wich schnell vom Loch zurück.
,,Jetzt zeigt er direkt auf uns!", raunte ich erschrocken.
,,Ernsthaft?", fragte Dwalin fassungslos neben mir.
Einen Augenblick lang wartete ich und atmete durch. Vorsichtig näherte ich mich wieder dem Ausguck und bekam mit, wie sich die beiden die Hände schüttelten und gegenseitig zunickten.
,,Und jetzt geben sie sich die Hand!", rief ich aus und konnte es nicht glauben. Ich lehnte mich aufgelöst gegen das Fass.
,,Was?!", ertönte Thorins brodelnde Stimme in meiner Nähe. Unpassenderweise erschauderte ich und strich mir meine Locken aus den Augen. Auch Dwalin wirkte erbost und er grölte:
,,Verräter! Er will uns ausliefern!" Plötzlich hörte ich ein lautes Klappern und Schritte, die eifrig näherkamen. Ich hielt mir panisch die Hand vor den Mund und auch die anderen Fässern blieben mucksmäuschenstill. Über mir erschien ein Schatten und ich sah angsterfüllt nach oben. Da klatschte mir etwas Glitschiges und Eiskaltes auf die Schulter und hätte ich mir nicht die Hand vor den Mund gehalten, hätte ich vor Schreck aufgeschrien. Mehr von diesem glibberigem Zeug fiel auf mich herab und ich war schon bis zur Brust damit übergossen, bis ich realisierte, was da auf mich herunterfiel. Oder eher gesagt war es meine Nase, die es bemerkte. Fisch! Es war pfundweise frischer Fisch, der da auf mich heruntergekippt wurde. Den Zwergen musste es ähnlich wie mir ergehen, doch ich hörte für die nächsten Minuten nichts anderes, als das Aufklatschen der Fische um meine Ohren. Es war ein widerliches Gefühl, von schleimigen, toten Fischen umgeben zu sein, deren unangenehmer Geruch mir dann auch noch großzügig in die Nase stieg.
,,Uahh", grunzte ich angeekelt in meine Hand, als keine weiteren Fische mehr auf mich herabfielen und eine Stille eintrat. Ich hörte Dwalin neben mir vor Ekel stöhnen und dann ein dumpfes Geräusch, das sich nach einem Tritt anhörte. Das Fass neben mir wackelte kurz und blieb dann starr stehen.
,,Still jetzt!", ertönte Bards dumpfe Stimme, die ich nur mit dem linken Ohr hören konnte. Oh nein, sag bloß, in meinem rechten Ohr steckt ein Fisch. Widerlich! Ich wollte, was auch immer mein Ohr davon abhielt, richtig zu hören, loswerden, doch dann hätte ich mich bewegen müssen, was unmöglich war.
,,Wir kommen ans Zolltor..." Ich hielt mir weiterhin die Hand vor den Mund, denn ich wollte weder den Fisch zu schmecken bekommen, noch etwas sagen. Eine lange Zeit hörte ich nichts als das Rauschen des Wassers und das schmatzende Geräusch der umherglitschenden Fische in meinem Fass. Schlagartig rief eine männliche Stimme ,,HALT!" und ich zuckte so extrem zusammen, dass die Fische mir noch weiter ins Gesicht rutschten. Einer von ihnen landete auch noch in meinem linken Ohr und mir lief vor Ekel ein Schauer über den Rücken. Ich wollte den Fisch herausziehen, doch als ich meinen Arm hob, fing das Fass an zu wackeln und ich senkte ihn schnell wieder. Nein! Igitt! Nehmt es raus! Ich kniff die Augen zusammen, um an etwas anderes zu denken, als dem Fisch in meinen Ohren. Was auch immer Bard mit dem Mann zu besprechen schien, es dauerte auf jeden Fall unglaublich lange und ich konnte kein einziges Wort verstehen. Langsam wurden auch meine Beine taub und die Luft im Fass schwand immer mehr. Ich schluckte und keuchte atemlos in meine Hand, meine Nase wollte ich lieber nicht zum Luftholen benutzen. Der Fisch stach mir unangenehm in alle Seiten und fühlte sich wie fünf Dutzend Pfunde auf meinen Schultern an. Lange halte ich das aber nicht mehr aus..., dachte ich und öffnete wieder meine Augen. Mir starrte ein schleimiges Glubschauge entgegen und ich konnte das Würgegeräusch, das meiner Kehle entwich, nicht aufhalten. Ich schlug mir auch die andere Hand vor den Mund und hoffte, dass es nicht allzu laut war. Reiß dich zusammen!, sprach ich mir sehr beruhigend zu. Doch nun spürte ich deutlich, dass mir die Luft wegblieb. Meine Augen schloss ich wieder, um mich darauf zu konzentrieren, eine ruhige Atmung zu behalten. Ein und aus. Ein und aus. Ganz entspannt. Nach einiger Zeit dachte ich wirklich, dass ich jetzt ersticken würde, und spürte dann ein Poltern unter meinen Füßen. Ein weiteres ließ den Boden unter mir vibrieren und ich erschrak erneut heftig, was dazu führte, dass meine beiden Ohren gleichzeitig wieder befreit wurden. Na immerhin. Diesmal konnte ich das Poltern hören und es klang wie ein Fass, das zur Seite fiel. Darauf folgte das schmatzende Geräusch von Fisch, der aufeinanderklatschte.
,,Nehmt ja die Hände weg." Als ich Dwalins bedrohliche Stimme wieder neben mir hörte, freute ich mich richtig darüber. Endlich bewegte ich meine halb abgestorbenen Beine und drückte mich hoch. Meine Hände schoben sich durch den Haufen an Fisch über meinen Kopf und umklammerten den Rand des Fasses. Ich zog mich daran hoch und brach mit dem Kopf durch die robuste Schicht an Fischen. Bevor ich Luft holen konnte, verlor ich das Gleichgewicht und kippte bollernd mit dem Fass vornüber, sodass mir noch die restliche Luft aus den Lungen gepresst wurde. Röchelnd lag ich auf dem Boden und schob mich kraftlos aus dem Fass heraus.
,,Luuuuuft", stöhnte ich laut und blieb erschöpft und mit geschlossenen Augen auf dem hölzernen Boden liegen, während ich die frische Luft in mich aufsog. Einige Augenblicke lang lag ich nur da und befüllte meine Lungen mit der kühlen Seeluft, ohne einen anderen Muskel zu betätigen. Von meiner Umgebung bekam ich nichts mit.

King Under The Moantain | bagginshieldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt