-17- Badende Zwerge

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Als ich aufwachte, war ich alleine im Raum. Ich setzte mich langsam auf und sah aus dem Fenster. Die grelle Sonne stand nicht allzu hoch, also musste es der späte Morgen sein. Ich streckte mich ausgiebig, stand auf und fühlte mich einmal wirklich ausgeschlafen. Auf dem Stuhl neben meinem Bett lag ein frisches beiges Hemd und eine hellbraune Hose. Ich nahm beides in die Hand und breitete sie in der Luft aus.
,,Genau meine Größe. Ob die das wohl aus dem Auenland geklaut haben?", fragte ich mich laut und zog die Kleider an. Mit dem Kamm aus meinem Rucksack fuhr ich mir durch die Haare, doch bei solchen Locken war es ohnehin aussichtslos. Zum Schluss warf ich mir die bordeauxrote Jacke um die Schultern, von der ich vorher den Staub abklopfte. Ich öffnete die Zimmertür und schielte in den Flur. Niemand war anwesend.
,,Hm...", murmelte ich, spazierte durch den Flur und stieß die riesige Eingangstür auf. Beinahe lief ich in Lindir hinein, der genau davor stand.
,,Huch!", rief ich aus und wich zurück. Lindir drehte sich um und ging entschuldigend einen Schritt zurück.
,,Tut mir leid, Herr Beutlin. Ich habe gewartet, um dich zum Frühstück zu begleiten", erklärte er sein Auftreten und lächelte mich herzlich an. Ich fühlte mich geschmeichelt und lächelte fröhlich zurück. Kaum sind die Zwerge weg, wird um mich gesorgt. Ich sollte wohl öfters ihre Nähe meiden, überlegte ich und räusperte mich.
,,Wo ... sind denn die anderen?", fragte ich, obwohl ich sie eigentlich gerade gar nicht vermisste, vor allem nicht nach dem, was ich gestern Abend miterleben musste. Der umgeschüttete Wein saugt sich wahrscheinlich noch immer in die Holzdielen.
,,Die Zwerge? Wer weiß, was ihnen Neues eingefallen ist, um mir das Leben zu erschweren. ... Verzeih mir. Doch du weißt sicher am besten, wie es sich mit ihnen aushalten lässt", sprach er und richtete sich noch gerader auf. Ich nickte wissend und meine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. Lindir lächelte und sah für einen kurzen Wimpernschlag an mir herunter.
,,Ich sehe, dir passen die Kleider. Sie wurden nur für dich am gestrigen Tage angefertigt", erwiderte er in einem beseligten Ton und ich sah ihn erstaunt an.
,,Wirklich? Habt Dank", sagte ich erfreut.
,,Den werde ich gerne ausrichten", meinte Lindir. Ich grinste über beide Ohren und blickte hinauf in die gelborange strahlende Sonne.
,,Haben die anderen auch neue Kleider erhalten?", fragte ich neugierig und sah wieder zu Lindir. Er setzte einen etwas unglücklichen Ausdruck auf und antwortete:
,,Mithrandir, Gandalf, hat nur deine nachdrücklich in Auftrag gegeben. Doch wir sind natürlich kein unmanierliches Volk, daher bekamen auch sie welche." Ich nickte verstehend, doch wunderte mich, weshalb genau Gandalf wollte, dass ich neue Kleider bekam.
,,Nun, folge mir doch bitte", sprach er wieder mit einem höflichen Lächeln. Er führte mich in eine andere Richtung als gestern und wir gingen schweigend nebeneinander. Ich bestaunte die prunkvollen Gebäude aus Holz, die hochgewachsenen Ahornbäume und die zahlreichen steinigen Wege, die sich mehrmals vor meinen Augen kreuzten und schlängelten.
,,Ihr habt es wirklich schön hier", gab ich ein wenig schwärmerisch zu und Lindir sah zu mir.
,,Das finde ich auch. Ich bin mir aber auch sicher, dass das Auenland genauso schön ist", fand er und lächelte mir warm zu. Ich erwiderte sein Lächeln strahlend und meine Gedanken wanderten nach Beutelsend. Zu meinen Büchern, meinem Kamin, meinem Schaukelstuhl, meiner noch gefüllten Speisekammer und ganz besonders meiner Pfeife. Oh, Heimat... Ein wenig Heimweh machte sich in meinem Körper breit und ich legte mir eine Locke hinter das Ohr, um von dem Gefühl abzulenken. Ich blickte zu Lindir und schlug ihm mit überzeugter Stimme vor:
,,Du solltest uns mal besuchen kommen. Wobei dir alles wahrscheinlich als sehr klein erscheinen wird." Lindir lächelte mich hochgestimmt an.
,,Danke, ich werde es in Erwägung ziehen", sagte er und ich konnte die Vorfreude aus seinem Tonfall heraushören. Wir betraten ein riesiges Holzhaus aus hellgrauer Farbe, in dessen Inneres eine lange Tafelrunde aus weißem Stein aufgestellt war. Am Anfang des langen Tisches stand ein thronhafter Stuhl mit goldenen Verzierungen.
,,Das sieht mir sehr nach dem Speisezimmer von Herr Elrond aus", sprach ich meine Gedanken laut aus und Lindir nickte.
,,In der Tat, nur ist Herr Elrond vorzeitig nicht anwesend. Ich hoffe trotzdem, dass du zufrieden bist, bei dem, was die Zwerge dir übriggelassen haben...", meinte Lindir und seufzte etwas trübselig.
,,Ach, das bin ich schon gewohnt", behauptete ich und musste mir ein Lachen verkneifen. Lindir sah mich prüfend an und hob seine Hand, um auf den Stuhl vor sich zu zeigen.
,,Setz dich doch." Ich setzte mich auf den Stuhl, vor dem schon ein silberner Kelch, Teller und Besteck waren. Lindir hob eine Karaffe an und wollte mir die leuchtende rote Flüssigkeit einschenken, doch ich lehnte ab.
,,Ehm, ich denke, ich will heute lieber nüchtern bleiben", sagte ich und Lindir gab ein harmonisches Lachen von sich.
,,Tut mir leid, ich vergaß, dass Halblinge nicht allzu resistent gegenüber Wein sind. Wir sind es anders einfach nicht mehr gewohnt", erläuterte er und goss mir stattdessen etwas Wasser ein. Ich bedankte mich und trank gleich einen Schluck davon.
,,Zumindest habe ich gestern nichts Unangemessenes angestellt. Hätte auch schlimmer ausgehen können", gab ich wider und sah wieder zu dem Elben. Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und hatte ein vergnügtes Lächeln auf den Lippen. Ich grinste gut gelaunt zurück und bediente mich am Frühstück, das aus frischen Beeren und Früchten, Schafsjoghurt, Mandelflocken, Gebäck und Birnenpudding bestand.
,,Sag mal... wer ist denn gegenüber Wein resistenter, Elben oder Zwerge?", fragte ich ehrlich interessiert und schob mir den Löffel mit Birnenpudding in den Mund.
,,Elben, natürlich", sagte Lindir sofort und ich löffelte nickend die Schale aus. Als ich nach einem mit Puderzucker bestreuten Kipferl griff, fügte er mit gesenkter Stimme hinzu:
,,Aber mal unter uns gesagt, euer Anführer wirkte überaus abgehärtet, wenn man bedenkt, dass er puren Retterschnaps getrunken hatte." Ich biss herzhaft in das Gebäck und verschluckte mich fast bei seinen Worten. Schnell schluckte ich den Bissen herunter und hustete unter vorgehaltener Hand den Zucker aus meinen Lungen.
,,Ist das... stark?", fragte ich mit heiserer Stimme und Lindir sah mich andachtsvoll an.
,,Das ist der stärkste Schnaps, der im ganzen Westen vorzufinden ist", sagte er ernst und meine Augen weiteten sich ein Stück.
,,Oh...", gab ich überrascht von mir und sah auf den Kipferl in meiner Hand herunter. Schön zu wissen, dass ich davon gestern Abend einen Schluck genommen hatte. Doch müsste der Schnaps nicht auch dementsprechend geschmeckt haben? Mir kam er dafür viel zu süß und vertraut vor. Etwas weniger energisch setzte ich mein Frühstück fort, während Lindirs Gesichtszüge einen schwelgenden Ausdruck offenbarten. Nach einem Weilchen war mein Bauch voll und ich schob meinen Stuhl vom Tisch zurück.
,,Mehr kann ich aber wirklich nicht mehr essen", sagte ich und hob abwehrend die Hände, als Lindir mir schon wieder etwas anbieten wollte.
,,In Ordnung", sagte er und lächelte schwungvoll.
,,Dann steht dir nun alles zur freien Verfügung. Sieh dich ruhig in Bruchtal um und wenn du Langeweile verspürst, wende dich wieder an mich. Mein Aufenthaltsort wird an dem marmorierten Platz mit den Messingstatuen sein." Ich nickte dankend und er entfernte sich mit gewandten Schritten. Ich erhob mich vom Stuhl und wanderte mit großer Neugier in dem Haus umher. Eine steinerne Treppe führte mich nach oben zu einer grauen Statue, die eine Art Platte in den Händen hielt. Ich war zu klein, um einen Blick auf den Gegenstand zu werfen, also stellte ich mich auf Zehenspitzen und hoffte, niemand sah mich dabei. Dort lag ein zerbrochenes Schwert mit scharfer silberner Klinge. Ich wandte mich mit einem unwohlen Gefühl davon ab und starrte auf ein Wandgemälde, das eine vermummte Gestalt mit einem schwarzen Schwert darstellte. Schwarzes Schwert... hat das etwas mit dem Schwert zu tun, das Radagast Gandalf gezeigt hat?, überlegte ich. An ihrer Hand glänzte etwas Goldenes und ich ging einen näheren Schritt darauf zu. Es war ein Ring. In meinem Kopf erschienen Flüsterstimmen und ich spürte ein unheilvolles Rumpeln in meinem Körper, sodass ich schnell weiterging. Draußen angekommen ging ich über lange Brücken mit tiefen Ausblicken auf die Wasserfälle unter mir und bestaunte viele der farbenfrohen Blumenwiesen. Nachdem ich mich gründlich umgesehen hatte, stibitzte ich mir sogar eine der hübschen Veilchenblüten und steckte sie mir in die Brusttasche meiner Jacke. Ich stieg Treppen hinauf und stellte mich an das Geländer eines edlen Balkons, um meinen Blick über das malerische Bruchtal schweifen zu lassen. Ich schloss meine Augen und atmete tief die bewandernde Luft ein. Eine kühle Brise fuhr mir durch die Locken und ein glückliches Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Es ist so schön hier...
,,Du bist nicht bei deinen Gefährten?" Ich öffnete die Augen und sah zu meiner Linken. Dort stand Elrond, der mich anlächelte und dann seinen Blick über die Landschaft wandern ließ.
,,Oh, uh ich werde sicherlich nicht vermisst", sagte ich mit leicht angekratzter Stimme und sah auf die Wasserfälle hinab. Ich war mir sicher, die Zwerge genossen gerade die freie Zeit ohne meine Anwesenheit. Mit einem ehrlichen Ausdruck sah ich wieder zu Elrond und fügte leise hinzu:
,,Die Wahrheit ist, viele von ihnen scheinen anzuzweifeln, ob es eine gute Idee war, mich mit auf die Reise zu nehmen." Er nahm meinen Blick lächelnd auf.
,,Tatsächlich? Mir ist zu Ohren gekommen, Hobbits seien sehr widerstandsfähig" Ich lachte leise und war mir sicher, dass er das als Scherz gemeint hat, doch er blickte mir zusprechend in die Augen. Anzweifelnd fragte ich nach:
,,Wirklich?" Elrond nickte und ich spürte ein wärmendes Gefühl in meiner Brust.
,,Ich habe auch gehört, dass sie die Bequemlichkeiten ihres Heims schätzen", sagte er sanft und ich lächelte sofort. Schon zum zweiten Mal an diesem Tage musste ich an meine Hobbithöhle denken und merkte, wie sehr ich sie vermisste. Da fiel mir etwas ein, dass man sich bei uns im Auenland erzählte und ich flüsterte zu Elrond:
,,Ich habe gehört, es sei unklug, den Rat der Elben zu suchen, denn sie antworten immer mit Ja und Nein." Elrond sah mich ernst an und mein Grinsen gefror.
,,Ha!", machte ich verlegen, da erschien ein Schmunzeln auf Elronds Lippen. Glück gehabt, sonst wäre ich bestimmt gehäutet worden, überlegte ich und schluckte.
,,Du bist herzlich willkommen hier zu bleiben, falls du das wünschst." Ich sah ihn überrascht an und er lächelte mir aufrichtig zu. Dankbar lächelte ich zurück. Er drückte mir sanft die Schulter und entfernte sich von dem Balkon mit der atemberaubenden Aussicht auf das Reich der Elben. Ich sah ihm lange hinterher und versuchte, meine Gedanken zu sortieren.
Ich verließ den Balkon und steuerte auf den Platz mit den Statuen zu, um Lindir nach Fili und Kili zu befragen, da hörte ich lautes Gelächter und Gejohle. Zwerge. Ich folgte den Geräuschen, die mich zu unserem Haus führten und bog an einem großen Ahornbaum vorbei. Ich ging weiter geradeaus und merkte dann, dass die Geräusche mir ganz nah waren. In Gedanken versunken sah ich nach rechts und erstarrte bei dem Anblick. Hilfe, nein! Dort waren die Zwerge. Doch sie standen nicht einfach da und unterhielten sich. Sie waren im Springbrunnen. Und badeten. Und das völlig unbedeckt. Völlig ausgezogen. Von Kopf bis Fuß. Sie waren nackt. Meine Augen weiteten sich vor Grauen. Den Anblick hätte ich mir lieber erspart gelassen. Jetzt erst verstand ich, was Kili gestern Abend beim Essen meinte, als er sagte, ihm seien die Elbenmaiden nicht haarig genug. Die Körper der Zwerge waren übersät mit Haaren. Fast keine Region wurde ausgelassen. Ich spürte, wie sich ein Knoten in meinem Magen bildete und mein Gesicht kreidebleich wurde. Denn das wollte ich ganz bestimmt niemals in meinem Leben zu sehen bekommen. Schleunigst wollte ich kehrt machen, um diese schrecklichen Bilder aus meinem Kopf zu bekommen. Das Problem war nur, dass ich ziemlich nahe bei ihnen stand und sie mich jeden Moment bemerkten. Endlich löste sich mein Körper aus dem Schock und ich drehte mich hektisch um.
,,He, Bilbo!" Ich erstarrte bei Filis fröhlicher Stimme. Verdammt. Komm bloß nicht näher!, hoffte ich innerlich. Das Tapsen von nackten Füßen auf dem Granitsteinboden war zu vernehmen. Es stoppte genau hinter mir und ich hörte die einzelnen Wassertropfen, die auf den Boden klatschten. Ich schluckte und fasste mir an die Stirn, so, als würde sie schmerzen und nicht, weil ich den unbedeckten Körper hinter mir unter keinen Umständen sehen wollte.
,,Willst du denn nicht mit zu uns kommen?", fragte Fili aufrichtig und ich merkte, wie er mit seinen Blicken Löcher in meinen Rücken bohrte. Hat er mich gerade wirklich gefragt ob ich mich nicht auch ausziehen und mit ihnen im Brunnen baden gehe? Sehr miserabler Versuch, Fili, überlegte ich und hielt meine Hand aufrecht.
,,Nein, danke", sagte ich ausdrücklich und betete ihm Stillen, dass Fili nicht in meine Sichtrichtung kam.
,,Hm. In Ordnung", meinte er mit geknickter Stimme. Mit tapsenden Schritten entfernte er sich wieder von mir. Ich atmete erleichtert auf und fuhr mir mit der Hand durch die Locken. Ich richtete meinen Blick angestrengt auf den Boden und ging schnellen Schrittes von dem Brunnen mit den nackten Zwergen fort. Mir war das alles schrecklich unangenehm und ich wusste, dass mir diese Bilder bis an mein Lebensende im Kopf spuken werden. Schnell weg von hier.
Plötzlich stieß ich mit jemandem zusammen und fiel hart nach hinten auf den Boden. Erschrocken hob sich mein Blick. Es war Thorin. Meine Augen fuhren sofort über seinen Körper und zu meiner Erleichterung war er bekleidet. Ich atmete die angehaltene Luft wieder aus.
,,Beutlin, lauf nicht so kopflos herum", knurrte Thorin und sah auf mich herab. Ich rappelte mich auf, um auf gleicher Höhe mit ihm zu sein, doch er war ohnehin einen ganzen Kopf größer als ich. Als ich wackelnd stand, hielt ich mir den Unterrücken, denn der Marmorstein war nicht gerade weich. Nervös ließ ich meine Augen über ihn wandern und starrte auf seine Kleidung. Er trug die hohen schweren dunkelfarbenen Stiefel, eine walnussbraune Hose mit dem breiten Gürtel und der riesigen silbernen Gürtelschnalle und ein schwarzgraues Hemd. Mir fiel auf, dass es am Kragen weit aufgeknöpft war und mir eine erwähnenswerte Sicht auf die Haut darunter bot. Ich schluckte schwer. Warum war Thorin hier? Wollte er sich etwa zu den anderen Zwergen gesellen?, schoss mir durch den Kopf. An seiner Wange lief ein Wassertropfen hinunter, der sich in den kurzen Härchen seines Bartes sammelte. Auch bemerkte ich sein leicht nasses Haar und die nassen Strähnen, die er sich elegant aus dem Gesicht strich. Oh... In meinem Kopf entstand ein Bild, das ich schnell wieder vergessen sollte. Doch es brannte sich umso mehr ein. Meine Wangen erhitzten sich und ich spürte, wie mir der Puls rapide gegen den Hals klopfte. Thorin war also schon im Brunnen.
Wie gebannt sah ich in sein Gesicht und bemerkte seinen forschenden Blick auf mir.
,,Was machst du hier überhaupt?", fragte Thorin fordernd und in seiner Stimme klang der überzeugende herrische Ton mit. Ich wich seinem Blick aus und sah stattdessen an mir herunter.
,,N-nach Fili und Kili suchen", sagte ich mit versucht ernster Tonlage, doch sie schwankte ein wenig. Scheu sah ich wieder zu Thorin. Seine Augen fuhren eindringlich über mein Gesicht und er bemerkte meinen ausweichenden Blick. Er sah kurz zu den Zwergen, dann wieder zu mir. In seinen Gesichtszügen sah ich, dass er genau wusste, was mit mir war.
,,Ist dir das etwa unangenehm, Meisterdieb?", fragte er stichelnd und sah mir genau in die Augen. Er wollte, dass ich ihn in seiner Annahme bestätigte. Selbstsicher hob ich meinen Kopf und versuchte, seinem innigen Blick standzuhalten.
,,Ja, ich habe etwas gegen Entkleidung. Besonders in meiner Gegenwart!", gab ich gereizt zurück. An seinem Blick konnte ich sehen, dass er sich sicher war, einen wunden Punkt bei mir getroffen zu haben. Er sah mir tief in die Augen und seine Hände wanderten langsam zu den Knöpfen an seinem Kragen. Gehemmt folgte ich seinen Bewegungen. Ohne den Blick von mir zu nehmen, löste er mit seinen geschickten Fingern einen der Knöpfe. Meine Lippen öffneten sich einen Spalt und ich beobachtete, wie er den nächsten durch das Loch rutschen ließ, dann noch einen. Mir wurde ganz warm im ganzen Körper, als ich auf die offenbarte Haut sah. Seine Brust war fast vollständig entblößt. An seiner Haut perlten Wassertropfen ab und kullerten langsam und schleppend seine muskulöse Brust hinunter. Sie hinterließen eine feuchte Spur. Oh verdammt...
,,Und...", sagte er einnehmend, ,,...macht dich das nervös?" Ich schloss schnell den Mund und presste meine Lippen aufeinander, bevor mir noch etwas Unangebrachtes entfliehen konnte. Thorin schmunzelte zufrieden und ließ von seinem Kragen ab. Seine Augen fuhren über meinen Körper und meine Wangen brannten vor Hitze. Mit seinen azurblau leuchtenden Augen, bei denen mir die ganze Luft zum Atmen wegblieb, starrte er mich an.
,,Wenn es dir schon besser seit gestern geht, können wir ja unser drängendes Anliegen fortsetzen", meinte er dann mit weniger triezender Stimme. Ich legte die Stirn in Falten und sah zu ihm auf. Was meint er?, fragte ich mich. Er lächelte selbstgefällig und kam mir einen Schritt näher.
,,Schon vergessen? Dir ging es doch schlecht, als wir den geheimen Durchgang dank Gandalf genommen haben", half er in einem amüsierten Unterton meinem Gedächtnis auf die Sprünge.
,,Oh", machte ich, als es mir wieder einfiel und Thorins Lippen umspielte ein noch größeres Schmunzeln.
,,J-ja, mir geht es besser...", fügte ich rasch hinzu und starrte auf den Boden. Oh, Gott, ich bin so peinlich. Thorin kam mir noch einen Schritt näher und stand nun genau vor mir. Er beugte sich zu meinem Ohr hinunter und ich war zu überrumpelt, um in irgendeiner Weise zu reagieren.
,,Schön zu sehen, dass du auch deine Farbe zurückbekommen hast", raunte er und mich durchfuhr ein kalter Schauer. Natürlich schoss mir das Blut in die Wangen und bekräftigte seine Worte. Er richtete sich mit einem amüsierten Lächeln auf und ließ mich geschockt zurück. Ich drehte mich um und sah ihm hinterher. Sein eng geschnittenes Hemd gab mir eine ansehnliche Sicht auf seine starken, mit Muskeln bepackten Arme. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen, als ich den Moment in meinem Kopf nachklingen ließ. Ich musste zugeben, er war aufregend. Reicht, Bilbo. Hör auf damit, wies ich mich selber zurecht. Zügigen Schrittes entfernte ich mich von dem Springbrunnen und machte mich auf den Weg zum Marmorplatz, um Lindir anzutreffen. Als ich dort ankam, war er erfreut, mich zu sehen und bot mir eine kleine Führung durch Bruchtal an. Da mir nichts Besseres einfiel und ich ohnehin mehr über die Geschichte der Elben erfahren wollte, willigte ich ein. Während der Führung sah ich mich aufmerksam um, doch nicht ausschließlich wegen der glanzvollen Gebäude. Wann immer ich einen Zwerg erblickte, suchte ich schnell das Weite und versteckte mich hinter einer Säule. Falls in der Nähe keine Säule vorhanden war, musste Lindir kurz herhalten.
,,Warum versteckst du dich vor deinen Gefährten?", fragte er nach einiger Zeit und musterte mich unverständlich. Ich sah mich zögerlich um.
,,Nun, da gab es einige unfreuliche Ereignisse", meinte ich nur und lugte hinter einer Hauswand hervor.
,,Aha", gab Lindir von sich und hakte gütiger Weise nicht weiter nach.

King Under The Moantain | bagginshieldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt