-33- Verlockende Wärme

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In dem Moment war mir klar, dass ich wieder zurück zu dem Rest der Gemeinschaft wollte. Obwohl ich beleidigt darüber war, dass die anderen uns nicht zu vermissen schienen, wollte ich nicht weiter alleine neben Kili herreiten. Wer weiß, was ihm noch alles Lebensnotwendige einfallen könnte.
,,Holen wir die anderen wieder ein?", fragte ich und sah mit einem bittenden Blick zu Kili. Er grinste mir entgegen und nickte.
,,Wenn du das hinbekommst, gerne", sagte er frecher Weise. Du kleiner - Wenn ich jedes Mal eine Goldmünze für Beleidungen bekäme, wäre meine Schatzkammer wahrscheinlich größer als die des Königs unter dem Berge, dachte ich. Ich warf Kili einen versucht mörderischen Blick zu, doch er schien nicht deutlich genug gewesen zu sein, denn Kili zwinkerte nur.
,,Ich mach es vor, du mir nach. Das kann ja nicht so schwer sein, oder, Bilbo?", erlaubte er sich dreist zu sagen. Ich lächelte ihm gespielt zustimmend entgegen, aber starrte ihn böse an, sobald er seinen Rücken zu mir gekehrt hatte. Kili schnalzte mit der Zunge und gab seinem Pony zwei leichte Anstupser mit seinem Stiefel. Als er schon aus meiner Reichweite galoppiert war, beugte ich mich zum Ohr meines gescheckten Ponys herunter und flüsterte:
,,Bitte nicht so schnell, ja? Geh ganz langsam in den Galopp über. Sonst erschrecken wir uns beide und blamieren uns. Das wollen wir doch nicht." Zärtlich strich ich ihm dabei über den Hals. Das Pony schnaubte zustimmend und ich setzte mich gerade auf. Um sicherzugehen, dass ich im Falle der Fälle nicht doch herunterfiel, hielt ich mich kräftig am Sattel fest.
,,Und los", murmelte ich, gab dem Pony vorsichtig zwei Stupser und machte mich auf alles gefasst. Das Pony schien meine Unsicherheit zu bemerken und trabte in einem eleganten Takt los, an Galopp schien es nicht zu denken. So dauert es ewig, war ich mir sicher. Ich lehnte mich nach vorne und da ging das Pony fließend in den Galopp über. Na geht doch! Ich bin einfach ein Pferde- äh, Ponyflüsterer. Soll Kili noch einmal sagen, dass ich nicht-
,,Woah!", rief ich aus, als das Pony schlagartig an Geschwindigkeit zunahm und ich mich gerade noch so am Sattel festhalten konnte.
,,Langsamer! Langsamer! Brrrr!", befahl ich verzweifelt und zog an den Zügeln. Bleib doch stehen! Wieso passiert das nur immer mir?! Das Pony galoppierte fröhlich weiter, während ich mich an seinem Hals festklammern musste, um nicht aus dem Sattel zu fliegen.
,,Jetzt werd doch endlich langsamer! Brrr!", versuchte ich erneut das Pony zur Vernunft zu bringen, doch es schien mich vergessen zu haben oder mich einfach nicht beachten zu wollen. Mir blieb nichts anderes übrig, als meine Arme um das Pony zu schließen, die Augen zuzudrücken und darauf zu hoffen, dass es irgendwann zum Stehen kam. Das tat es dann auch nach einer Ewigkeit, in der ich nichts außer den zischenden Wind an meinen Ohren spüren konnte. Mit einem lauten Wiehern rammte das Pony seine Hufen in den Boden und bremste schlitternd und schnaubend ab. Dabei fiel ich beinahe vornüber und verlor schon dabei fast meinen Mageninhalt. Ich klammerte mich weiter fest und starrte mit schummrigen Blick auf den kreisenden Boden. Als mein Körper endlich realisiert hatte, dass das Pony stehengeblieben war, ließen meine verkrampften Hände den Hals los.
,,Bilbo! Oh Gott!", hörte ich irgendeine Stimme rufen, doch ich konnte sie nicht einordnen. Vor meinen Augen drehte sich alles. Meine Ohren vernahmen einen Ruf, doch ich verstand ihn nicht. In meinem Kopf pochte ununterbrochen Blut und mein Körper bebte. Wie aus Trance löste ich mich vom Sattel und rutschte zitternd am Rücken des Ponys herunter, dabei hörte, noch sah ich irgendetwas. Als ich auf dem Boden aufkam, trugen mich meine stolpernden Füße weg vom Pony. Ich konnte nicht sehen, wohin sie gingen, ich sah nur dunkle und helle Schatten vor mir aufblitzen. Ich torkelte weiter geradeaus und stieß mit der Brust gegen etwas Raues und Stämmiges. Da rumorte mein Magen los und bevor ich überhaupt daran denken konnte es aufzuhalten, übergab ich mich üppig vor meinen Füßen. Mein Körper fiel kraftlos gegen das raue Etwas, während ich langsam wieder Geräusche um mich herum wahrnahm. Es waren laute Rufe und Fußgetrampel.
,,Mein Hobbit! Was ist mit meinem Hobbit!" War - war das Gandalf?, überlegte ich mühsam. Selbst in diesem Zustand war ich nicht glücklich darüber, diese Worte ausgerechnet aus Gandalfs Mund zu hören. Ich hörte die Schritte näherkommen und spürte plötzlich nur ganz leicht Hände auf meinen Schultern. Vielleicht Kili? Ori? Fili?
,,Mir geht es gut", murmelte ich oder das dachte ich, denn ich konnte meine eigene Stimme nicht hören. Benebelt spürte ich, wie ich den Boden unter meinen Füßen verlor und dann vorsichtig auf etwas gesetzt wurde. Für einen kurzen Moment nahmen meine Ohren wieder kleine Wortfetzen auf.
,,- nicht - warten?"
,,- blass... -"
,,- Beorn -"
,,- Bilbo - besser - oder -"
,,-'türlich-"
Ich spürte nur dumpf eine Bewegung auf dem Untergrund, auf dem ich saß und meine Augen vernahmen dann etwas Dunkles. Vor Taubheit fiel ich langsam nach vorne und umklammerte mit meinen Armen das Etwas vor mir. Es war warm. Dann fielen mir die Augen zu.

King Under The Moantain | bagginshieldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt